Beiträge von void im Thema „Die Kunst des Liebens - Die ganze Welt lieben?“

    Erich Fromm:

    Dann war äußerst einflussreich der Buddhismus. Er lehrte mich zu sehen: Es gibt eine religiöse Haltung, die ohne Gott auskommt. Als ich den Buddhismus kennen lernte – das war etwa 1926 – war das für mich eines der größten Erlebnisse. Mein Interesse am Buddhismus ist auch bis heute geblieben. Es wurde später noch bereichert durch das Studium des Zen-Buddhismus, vor allen Dingen mit Doktor Suzuki, aber auch durch viel Lektüre.

    Es gibt das Buch "Psychoanalysis and Zen Buddhism" in dem Erich Fromm und Suzuki versuchen beides in einen Dialog zu bringen.


    Das was Fromm "Liebe" nennt, bedeutet für mich, dem anderen einen Freiraum zu geben, wo er so sein darf wie er ist. Ohne Ansprüche und Verurteilungen.


    Das passt schon sehr gut zum Buddhismus, wo die Abwesenheit von Gier und Hass - von Abeneigung und Zuneigung wichtig ist und sich so ebenfalls ein Freiraum auftut.


    Und auch in der klassischen Psychoanalyse, ist ja das "freie Assoziieren" in der Anwesenheit des wohlmeinenden Analytiker ein geschützer Freiraum , in dem man auch mit seinen Abgründen und Unvollkommenheiten ans Licht kommen und ausgehalten werden. Vielleicht ähnlich wie der gläubige Monotheist seine "Sünden", Zweifel und Ängste vor seinen freundlichen Gott bringt.


    Aber wärhend das im Monotheismus mit einer "engen Beziehung" in Verbindung gebracht wird - für die eine Paarbeziehung oder familienbeziehung als Metapher dient, ist der Freiraum des Buddhismus keine Kuschelhöhle sondern offen, nüchtern und in gewisser Weise "unpersönlich":


    Wie weit und endlos das unbegrenzte Firmament

    des Samadhi! Wie strahlend und klar das Mondlicht der vierfachen

    Weisheit!

    Zitat

    den Gebrauch solcher Wörter streng verbieten und mit drakonischen Strafen ahnden.

    void, du meinst so was wie: das Wort "Liebe" gebraucht, drei Tage BL-Sperre. Im Wiederholungsfall: ein Tag Sperre. ;)

    Ich verstehe ja auch, warum da so unterschiedliche Sachen zusammengeworfen werden: Man kann ja auch aus Anhaftung heraus sich selber zurückstellen. Die Mutter die sich selber nichts gönnt, weil sie alles für ihr Kind opfert ist, handelt einerseits "selbstlos" aber auf der anderen Seite ist das Kind natürlich etwas, was ganz eng mit ihr verbunden ist und von daher handelt sie dem evolutionären Egoismus heraus, der auch andere Tiere zur Brutpflege treibt. Das eine wird überstiegen, das andere nicht. Und auch bei der "Liebe zur Nation" ist es so, dass da auf der einen Seite real Eigenes zurückgestellt und auf der anderen Seite dann am Höheren angehaftet wird.


    Vom "Privategoismus" tritt man hinaus in die weitere Welt des "Paaregoismus" und von dort aus in den größeren Raum von Familie und Freunden bis man dann vielleicht auch diesen Egoismus hinter sich lässt und an noch größeren sozialen Gebilden kleben bleibt.


    Im Christentum (z.B im "Hohen Lied der Liebe") erscheint das alles konsistent. Gott erschafft die Welt aus "Liebe" und ist selber der Inbegriff von Liebe. Und diese göttlcihe Liebe manifestiert sich dann - leicht befleckt- in der Liebe der Menschen zueineander, in der Ehe, in der Kindesliebe und eben auch in der Erotik. Und da muss man dann einfach nur von den verwässerten Formen menschlicher Liebe zur Quelle - zur usprünglichen göttlichen Liebe zurückkehren. Erich Fromm stammt ja aus einer Rabbinerfamilie und von viel von dem was er sagt wurzelt im Glauben.


    Aber ich finde es ist ein ganz großer Unterschied zwischen diesem abrahamitischen Denken - wo alles von der Widerherstellung Bindung an Gott - her gedacht wird, und dem buddhitischen Denken das von der Befreiung von Anhaftungen ausgeht.


    Zitat

    : besser "Wohlwollen"?

    Wohlwollen ist auch sehr gut.

    99 % dem was als Liebe bezeichnet wird, ist einfach Anhaftung - also etwas was Buddha ablehnt während es in 1 % der Fälle eher die Befreiung von der Anhaftung bedeutet.


    Etwas mit einem Wort zu belegen, dass man auch für dessen Gegenteil benutzt, führt zu groben Missverständnissen. Solche Wörter nennt man Januswörter. Hier findet man Beispiele. So bezeichnet eine "Untiefe" sowohl eine besonders tiefe als eine besonders flache Stelle im Meer. Wenn Matrosen so ein Wort benutzten, dann riskieren sie Missversändnisse die zum Sinken des Schiffes führen. von daher würde ich als Kapitän den Gebrauch solcher Wörter streng verbieten und mit drakonischen Strafen ahnden.

    "Liebe" ist ein ganz schlechtes Wort. Eben weil es von der heftigsten Begierde ( "Liebe machen" /"Verliebtheit") hin über enge Bindungen ( liebende Beziehung) hin zu ganz hehren Sachen (selbstlose Liebe, Altruismus) alles mögliche bezeichnet. Wörter die so weit sind produzieren ganz viele Missverständnisse.

    Fromm meint mit "Liebe", dem anderen wohlwollend zu begegnen und ihn dabei den Raum zu öffnen so zu sein, wie er ist. Das ist eine ziemlich ungewöhnliche Definition. Weil diese Definition ja gar keine enge oder auch nur beiderseitige Beziehung erfordert. Sondern nur dass, man gegenüber dem anderen wohlwollend ist und ihm nicht die eigenen Wünsche und Vorstellung aufzwingt. Auch wenn ich jemanden nicht im geringsten mag - die lästernde Frau die an der Wursttheke beim Rewe arbeitet und immer die Praktikanten schikaniert - kann "Liebe" im Sinn von Fromm einfach bedeuten, dass ich ihr gegenüber wohlwollend und freundlich gegenübetrete und darauf verzichte, sie zu veruteilen und zu verachten. Ich muss dazu keinerlei Beziehung zu ihr haben, ich muss ihren Namen nicht kennen und sie meinen nicht. Während bei der Vorstellung die Frau von der Wursttheke köperlich näherzukommen druchaus Stoff für einen Alptraum ist. Das muß aber nicht sein.


    Ich finde da den Begriff "Liebe" auch garnicht so recht passend- weil man da an innige Beziehungen und emotionale Nähe denkt. Ich finde da das buddhitische Wort "Metta" viel passender und im Deutschen würde ich sagen, dass man allem gegenüber eine Haltung der Freundlichkeit und des Wohlwollens entwicklen kann. Das Wort "Liebe" finde ich da eher pathetisch und kitischig.