Beiträge von pano im Thema „Welchen Ruf genießt Thich Nhat Hanh unter Buddhisten?“

    Bernhard Goebel kenne ich nicht, seine hier verlinkten Texte sind mir aber offengestanden nicht zugänglich, weil seine Bezüge verklausuliert oder nicht explizit genannt sind.


    Dazu die Randbemerkung, dass ich seine kommentierte Übersetzung des Lām tế lục (oder zenniger: Rinzai Roku) nicht sonderlich interessant finde. Seine kommentierte Übersetzung des Anapanasati Sutta hingegen halte ich für eine prima Einsteigerlektüre in die Achtsamkeitsmeditation. Seine sonstigen Bücher - es sind wohl dieselben, die auch in Thailand so wohlfeil sind - kenne ich nicht. Ich habe mir sagen lassen - kennt man eins, kennt man alle

    In den letzten Monaten habe ich einiges gelesen, manches Überblättert. Die kommentierte Ānāpānasatisutta fand ich als Einteiger sehr gut dargestellt. Und danach ist mir auch aufgefallen dass sich die Meditationen in der Wortwahl stellenweise wirklich auch auf die Sutta beziehen.


    "kennt man eins, kennt man alle" ist mir wirklich etwas zu platt. Gerade die Bücher auf die sich das bezieht sind ja aus Vorträgen entstanden (sicher auch aus Transkriptionen) und oft sind es dann eben auch Bücher darüber wie sich zentrale TNH Themen wie Mindfulness, Deep listening, Interbeing im Alltag üben lassen. Also ja, revolutionäres neues wird man nicht unbedingt erwarten aber wenn man sie in dem Tempo durchliest mit dem man sie durchlesen kann, gibts genug interessantes zu entdecken.


    Von Zen ist da eigentlich auch nie die Rede, am ehesten auf Buchdeckeln, Teasern und vielleicht noch wo auf der Website.

    Überführung von Dana in Privateigentum unter dauerhaftem Bruch der Vinaya-Gelübde. Und dann, dass er sich vom Regime in Hanoi hat missbrauchen lassen - gegen den ausdrücklichen Wunsch der verfolgten buddhistischen Opposition in Vietnam. Es ist nur ein subjektiver Eindruck, aber mir drängt sich der Verdacht auf, dass man da persönliche Eitelkeit zu Manipulationszwecken ausgenutzt hat.


    Von allem genannten ist die Gründung von Kapitalgesellschaften (anstelle von Rechtsformen wie Verein / Stiftung) der valideste Kritikpunkt. Da würde ich schon mehrfach überlegen vor einer Spende. Ich bin sehr gespannt wie sustainable die Organisation ist über die nächsten Jahre.

    Ah ich finde noch einen Punkt ganz spannend an der "Wie genuin ist TNH" Debatte. Mehrmals nun schon habe ich den Eindruck gewonnen, dass TNH gerade Zen-Anhänger irritiert und ich frage mich wieso. Ich bin nicht 'tief drin' in Zen Themen aber neben den Basics (Mindfulness, 4 edle Wahrheiten, 8facher Pfad) bezieht sich TNH eher auf Taixu und Yogacara und mischt eben noch Reines-Land Buddhismus und Pali-Kanon unter. Ich kann mir vorstellen, dass das auf jemanden der mit der Untermenge des japanischem Zen der in den Westen importiert wurde, etwas seltsam wirkt und eben auch Erwartungen verletzt, die etwa eine Ayya Khema nicht verletzen konnte weil da klar war, dass sie Theravada ist.

    Die Liste an Vorwürfen ist lang, viele Punkte klingen schon recht hingedeichselt, etwa zur Causa Schmied findet sich er sei '1984-88 Präsident der Deutschen Buddhistischen Union, seit 1995 Ehrenrat', ohne dabei gewesen zu sein klingt das nun nicht nach 'klarer Fall', usw.


    Alles in allem verliert die Zusammenstellung an Vorwürfen doch stark an Glaubwürdigkeit, vielleicht hätten weniger Punkte mit ausführlicherer Beweisführung mehr Eindruck gemacht?


    Und dann sind da noch die immer wiederkehrenden, teils in sich wiedersprüchlichen Vorwurfsmuster:


    • Da wird man zum einen dafür kritisiert, dass die Lehre zu verwestlicht sei, und dann auch wieder, dass zu viele Vietnamesen an den Schalthebeln sitzen würden.
    • Die Lehre sei zu vereinfacht, gleichzeitig prägt sie die Regale in einem buddhistischen Land wie Thailand.
    • Zuviel Kommerz (wie stellt man sich das vor, die Mönche und Nonnen aus Plum Village gehen morgens nach Ternac (499 Einwohner) um ihre Näpfe füllen zu lassen?
    • Brief an George Bush sei "wahnhaft verzerrtes Selbstbild", mal ehrlich, gibt es schlimmere Vergehen? Die wohl überwiegende Zahl offener Briefe wird ja auch letztlich nicht für den Adressaten, sondern für den öffentlichen Diskurs formuliert. Nun ja Briefe schreiben ist sei nicht ok, um die Welt jetten sei auch nicht okay. [Flugmeilen sammeln ist unter Buddhistischer Prominenz und unter westlichen Sinnsuchern nun wirklich kein Alleinstellungsmerkmal].
    • "TNH hat dualistisch gelehrt" kann man kritisieren, gibt aber genug dualistisch argumentierende Buddhisten, UND die Vorwürfe sind genauso dualistisch Streckenweise.


    Ein paar Punkte fallen unter die Kategorie 'jeder ist fehlbar' (sofern sie überhaupt stichhaltig sind, und von der Recherchegüte bin ich nicht unbedingt überzeugt).


    Spaßeshalber habe ich mir mal den vietnamesischen Artikel zu seiner Person angeschaut. https://vi-m-wikipedia-org.translate.goog/wiki/Th%C3%ADch_Nhất_Hạnh?_x_tr_sl=auto&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=wapp und auch hier nicht viel kontroverses zu finden. Man sollte ja fast erwarten dass in Vietnam es sogar ein offizielles Interesse gibt Religiöse Würdenträger zu diskreditieren. Kann natürlich auch sein dass die PR Abteilung von Plum Village den Artikel schreibt... Spannender dann ein verlinkter Artikel https://vi-m-wikipedia-org.translate.goog/wiki/Vụ_mâu_thuẫn_ở_tu_viện_Bát_Nhã?_x_tr_sl=auto&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=wapp hier


    Fazit: Finde Asso-Blog nun nicht besonders überzeugend, das ergibt sich daraus dass man den Eindruck gewinnt Asso-Blog habe so gut wie jeden Kritikpunkt dem er habhaft werden konnte zusammengetragen, einige Stichproben sind - wenn nachrecherchiert - nicht besonders stimmig oder erscheinen mir überspitzt dargestellt. Zusammen mit dem Fakt dass diese Kritik ziemlich isoliert ist (also nicht von vielen anderen geteilt wird) UND nicht von einem direkt betroffenen kommt (würde nun jemand sagen 'in plum village sind mir schreckliche dinge geschehen' wäre ich eher geneigt offen zuzuhören) mache ich mir diese Kritik nicht zu eigen.


    Ah, und Skandale im europäischen Thien gibts jedoch durchaus https://www.spiegel.de/spiegel…tigt-haben-a-1208571.html


    PS: Konsumiere durchaus Plum Village Literatur, etc, würde mich nun aber wirklich nicht als "Anhänger" bezeichnen, da betreibe ich eher Cherry-Picking.

    Das mit dem Kreuz ist ja so wichtig, weil wir Menschen dadurch die Erlösung gefunden haben. Ist wohl das wichtigste und zentralste Ereignis im NT.

    Ja, aber während Thich Nhat Han mit der Darstellung des Auferstandene Christus - der Tod und Leid überwunden kann, empfindet er den leidenden Christus als negativ. Wobei ich verstehen kann, wie verstörend es aus Leute aus einer anderen Kultur sein kann, wenn da im Wohnzimmer die Darstellung eines gefolterten, gequälten Sterbenden präsent ist. Jeder Feng Shui Berater würde von solchen Zimmerschmuck vehement abraten. Es ist vielleicht einfach nur ein interkulturelles Problem das man nicht überbewerten sollte.

    Orthodoxe Christen zeigen den gekreuzigten Jesus nicht und halten dass für eine Unart der Lateinischen Kirche. Ich glaube nach der Orthodoxen Denkweise lenkt die Darstellung Jesu Leid von der frohen Botschaft der Wiederauferstehung ab.


    Ich kenne eine Muslima die immer - o-Ton - sehr traurig ist dass die Christen ihren Propheten Isa gekreuzigt darstellen (im Islam ist überliefert dass Jesus aka Isa direkt in Himmel gefahren ist ohne Kreuzigung).


    Ich hab in der Diskussion eigentlich keine Aktien, aber ich habe mich schon manchmal gefragt wie wir die Kreuzigungsszene als religiöses Symbol wahrnehmen würden wenn es nicht aus unserer westeuropäischen Kultur käme, sondern aus einem anderen Land. Ich glaube wir würden es als "martialisch" abtun.e