Beiträge von Helmut im Thema „Leerheit in Bezug auf Menschen?“

    Hallo stevie,


    Geshe Chekawas Schrift zur Geistesschulung in sieben Punkten beginnt nicht mit der Leerheitsmeditation, die du absolutes Bodhicitta nennst, sondern mit den vorbereitenden Übungen, die unbedingt geübt werden müssen bevor man sich in dem konventionellen und dem letztgültigen Bodhicitta übt.


    Gruß Helmut

    Alle buddhistischen Lehrmeinungssysteme, seien sie Nicht-Mahayana- oder Mahayana-Schulen, verneinen ein atman. Sie alle verneinen ein Selbst der Person, das unabhängig, teilelos und beständig sowie eigenständig-substantiell existieren würde. Damit verneinen sie aber nicht generell ein Selbst der Person.


    Leerheit (sunyata) ist eigentlich ein Mahayana-Begriff. In der Pali-Tradition gibt es zwar den Begriff sunnata, aber so wie dieser in Nyanatilokas Buddhistischem Wörterbuch bestimmt wird, meinen sie nicht dasselbe.


    Im Mahayana ist es so wie Aravind sagt. Leerheit ist nicht dasselbe wie Vergänglichkeit. Die Phänomene sind sicherlich vergänglich, weil sie leer von inhärentem Eigenwesen sind. Aber zumindest im Madhyamaka wird Leerheit mit abhängigem Bestehen und abhängiges Bestehen mit Leerheit in Beziehung gesetzt.


    Leerheit wird im Madhyamaka sowohl auf Personen als auch auf ändere Phänomene bezogen. Sie bedeutet, dass diese kein innewohnendes Eigenwesen besitzen, weil sie in Abhängigkeit bestehen. Dass heißt ein Phänomen wie ein Auto existiert nur, weil es abhängig ist von anderen Phänomenen, die kein Auto sind. Das gilt auch für eine Person.


    Gruß Helmut.

    "Nagarjuna meint dazu: Derjenige der Vergänglichkeit versteht, versteht Leerheit."

    Nagarjuna hat in den Mulamadhyamakakarikas gesagt, wer das abhängige Bestehen versteht, versteht die Leerheit. Die Vergänglichkeit ist ja nur ein Aspekt des abhängigen Bestehens.


    Gruß Helmut

    Leerheit von Objekten, „Körper und Geist“:


    Würde ein vom Auge erfasstes Objekt wahrhaft und inhärent existieren, dann könnte dieses Objekt im zweiten Wahrnehmungsaugenblick nicht sichtbar werden.

    Wenn ein inhärent existierendes Objekt dadurch gekennzeichnet ist, dass es im zweiten Wahrnehmungsaugenblick nicht mehr sichtbar wird, dann unterliegt es dem Wandel, der Veränderung.


    Gruß Helmut

    Buddha hat schließlich Unpersönlichkeit gelehrt.. Ein Selbst ist nirgends aufzufinden... Es macht also keinen Sinn einen Täter extra zu betonen... Kann auch keinen heilsamen Beitrag leisten.

    Das ist meiner Meinung nach nicht korrekt, weil es zu allgemein, zu pauschal formuliert. Buddha hat anatta gelehrt.


    Nach Nyanatilokas Buddhistischem Wörterbuch bedeutet anatta: "Diese Lehre von anatta oder der Unpersönlichkeit besagt, daß es weder innerhalb noch außerhalb der körperlichen und geistigen Daseinserscheinungen irgend etwas gibt, das man im höchsten Sinne als eine für sich bestehende unabhängige Ich-Wesenheit oder Persönlichkeit bezeichnen könnte." Damit wird nicht jegliches Selbst negiert.


    Die Formulierung "im höchsten Sinne" bezieht sich nicht auf die konventionelle Wahrheit, sondern auf die letztgültige Wahrheit. Andere Übersetzungen sagen, dass die Person leer davon ist, unabhängig, teilelos und beständig zu existieren. Es wird auch gesagt, die Person ist leer davon, eigenständig-substanziell zu existieren. All dies bezieht sich auf die letztgültige Wahrheit oder auf die Wahrheit im höchsten Sinne, aber nicht auf die konventionelle Wahrheit.


    Auf der Ebene der konventionellen Wahrheit gibt es die vielfältigen abhängigen Phänomene. Da zählt auch die Person zu, die wir in Abhängigheit von den Skandhas benennen und die vielfältige Eigenschaften besitzt. Auf der konventionellen Ebene gibt es einen Täter, eine handelnde Person. Diese kann karmisch-heilsam, karmisch-unheilsam oder karmisch-neutral handeln und wird dann auch die Wirkungen ihrer jeweiligen Handlungen erfahren und erleben. Auf der Ebene der konventionellen Wahrheit ist es sehr sinnvoll und notwendig, über einen Täter, eine handelnde Person zu sprechen. Dieses Spreche ist auch nicht unheilsam.


    Gruß Helmut

    Ich habe den Eindruck, dass nicht genau genug zwischen den zwei Wahrheiten - der konventionellen und der letztgültigen Wahrheit - unterschieden wird. Darüber hinaus muss man auch berücksichtigen, dass die beiden Wahrheiten in den philosophischen Lehrmeinungssystemen des Buddha-Dharma unterschiedlich definiert werden. Ich stütze mich hauptsächlich auf die Sichtweise der Prasangika-Madhyamikas.


    Auf der Ebene der konventionellen Wahrheit geht es um das abhängige Bestehen. Vom abhängigen Bestehen her sind Aussagen wie "Nur Täter gibt es, keine Taten findet man" und "Bloß Taten gibt es, doch kein Täter findet sich" falsch. Sie negieren den Zusammenhang zwischen beidem. Denn wenn keine Tat stattfindet, kann es auch keinen Täter geben. Genauso kann es keine Tat geben, wenn es keinen Täter gibt. Täter und Tat existieren nur in gegenseitiger Abhängigkeit.


    Das Karmakonzept gehört zur Ebene der konventionellen Wahrheit, genauso wie Tat und Täter. Wie sollte es sonst Sinn machen. Da die Aussage, es gibt nur den Täter, aber Taten finden sich nicht, eine Aussage auf der Ebene der konventionellen Ebene ist, muss man schon erklären, wie dass miteinander in Einklang gebracht werden kann aus buddhistischer Perspektive.


    Man kann nicht nach Belieben zwischen den beiden Wahrheiten hin und her wechseln.


    Gruß Helmut

    Helmut,


    danke für den Beitrag 90.

    Interpretierst du nun auch noch Buddhaghosas Aussage: "Bloß Taten gibt es, doch kein Täter findet sich" ?

    Ich werde Buddaghosas Aussage aus folgenden Gründen nicht interpretieren:


    Ich kenne die Schrift Vissudhi Magga nicht und kenne mich auch nicht in der Tradition aus in der Buddhaghosa steht. Da sind Theravadins wohl die kompetenteren Dharmafreunde.


    Gruß Helmut

    Es ist schon so wie Ellvital geschrieben hat. In den MMK setzt sich Nagarjuna mit der Auffassung zeitgenössischer buddhistischer Philosophen auseinander, die eine inhärente Existenzweise der Phänomene postulierten, indem er die gegenseitige Abhängigkeit aufzeigt an verschiedenen Beispielen. In Kapitel 8 macht er eben an dem Zusammenhang von Täter und Tat deutlich, dass sie keine inhärente Existenzweise besitzen, denn inhärente Existenz bedeutet, dass Phänomene sich nicht gegenseitig beeinflussen können.


    Auf der Ebene der letztgültigen Wahrheit sind die Phänomene leer von inhärenter Existenz, von Eigenexistenz, von einer Existenz von ihrer eigenen Seite her.


    Auf der Ebene der konventionellen Wahrheit geht es um das abhängige Bestehen der Phänomene. Am Beispiel von Tat und Täter macht Nagarjuna in MMK VIII.12-13 deutlich, dass es einen Täter nur in Abhängigkeit von einer Tat geben kann und umgekehrt. Ohne Tat kein Täter, ohne Täter keine Tat. Und dann muss es noch ein Objekt geben, auf das sich der Täter mit seiner Tat bezieht. Und alle diese drei sind leer von inhärenter Existenz, weil sie abhängig existieren.


    Wenn es in Schriften heißt, die Taten sind Illusionen oder sie sind wie Illusionen, dann kann man dies nicht wortwörtlich nehmen, sondern muss dies interpretieren. Was mit diesen Formulierungen zum Ausdruck gebracht wird, ist ja, dass die Taten nicht so existieren wie sie uns erscheinen. Das betrifft aber nicht nur die Taten, sondern alle Phänomene, also auch den Täter.


    Gruß Helmut

    Dies zeigt ja, dass die Textstelle aus dem Vissudhi Magga interpretiert werden muss.


    Der Vissudhi Magga ist doch schon eine Interpretation. Das sind nicht die Worte des Buddha, sondern das Verständnis eines Gelehrten.

    Und dieser Gelehrte hat einen Aspekt der Lehre des Buddha offenbar anders verstanden als z.B. Nagarjuna.

    Hier wird ja eine Textstelle aus dem Vissudhi Magga von euch fleißig und sehr unterschiedlich interpretiert. Dies zeigt ja, dass auch diese Interpretation der Lehre des Buddha wiederum interpretiert werden muss, um sie angemessen zu verstehen. Das zeigt eben auch, dass die Bedeutung der Worte nicht in den Worten selbst liegt.


    Buddhaghosa und Nagarjuna argumentieren aus verschieden Perspektiven heraus. Buddhaghosa war ja kein Madhyamika, sondern gehörte zur Theravadin-Tradition.


    Der Punkt ist meines Erachtens: Kann die Aussage "Bloß Leiden gibt es, doch kein Leidender ist da" mit den ersten beiden Edlen Wahrheiten in Einklang gebracht werden? Und wenn ja, wie?


    Gruß Helmut

    Dann ist da auch ein Leidender: bedingt durch das Anhaften der Vorstellung eines beständigen Selbsts.

    Wenn wir schon am Haarespalten sind (das finde ich hier gerade auch passend!): Müsste es nicht heißen:

    "Dann ist da auch die Vorstellung eines Leidenden: bedingt durch das Anhaften der Vorstellung eines beständigen Selbsts.".

    Einen Leidenden gab es nach meinem Verständnis der Lehre nie, egal, wie verblendet man ist.


    :? ... In der Welt gibt es Dinge und Personen - und daher gibt es auch immer Leidende in der Welt - nämlich all jene, die das, was ist, (Freude oder Leid), nicht neutral zu sehen vermögen, sich mit all dem identifizieren, und sich selbst, (das Ich) für etwas von Körper und Geist Unabhängiges, Eigenständiges, Unwandelbares halten. ...


    Auch diejenigen, die von der wahren Natur allen Seins/ dem Abhängigen Entstehen gehört und die Lehre verinnerlicht haben, sehen und erleben Freude und Leid in der Welt, aber sie identifizieren sich (im Idealfall) nicht damit, wünschen keine Ändereung dessen, was ist, herbei, haften nicht an, und lehnen nicht ab, sondern greifen zu und machen aus dem, was ist, das ihnen Bestmögliche.

    Dies zeigt ja, dass die Textstelle aus dem Vissudhi Magga interpretiert werden muss.


    Gruß Helmut

    Aber die Tibeter haben von ihren indischen Meister wie Shantarakshita und Atisha z.B. die lehre übernommen, dass es in Indien philosophische Schulen gegeben hat, die den Buddha so verstanden haben, dass sie unter "Selbst" immer "Selbst einer Person" verstanden haben.

    In Indien haben die Vertreter der Lehrmeinungssysteme des Vaibhasika und des Sautrantika, die sich jeweils noch in verschieden viele Unterschulen untergliedert haben, nur von der Selbstlosigkeit der Person (anatta) gesprochen. Sie haben die Position vertreten, dass man die Selbstlosigkeit der Person erkennen muss, um die Befreiung aus dem Samsara zu erreichen.


    Selbstlosigkeit der Person bedeutet nicht, dass es kein Selbst, kein Ich, keine Person gibt. Die Selbstlosigkeit der Person verneint eine bestimmte Ansicht über die Bestehensweise der Person, des Ichs.


    Nyanatiloka drückt es in seinem Buddhistischen Wörterbuch folgendermaßen aus: "dass es weder innerhalb noch außerhalb der körperlichen und geistigen Daseinserscheinungen irgend etwas gibt, das man im höchsten Sinne als eine für sich bestehende unabhängige Ich-Wesenheit oder Persönlichkeit bezeichnen könnte."


    Atisa hat den Tibetern nur die Position bestimmter buddhistischer philosophischer Richtungen im damaligen Indien gelehrt. Dabei geht es nicht um das Selbst, sondern um die Selbstlosigkeit und diese wurde von den genannten Lehrmeinungssystemen nur auf die Person bezogen.


    Im Mahayana wird natürlich auch über die Selbstlosigkeit der Phänomene gesprochen.


    Gruß Helmut

    Auch wenn hier jetzt mehrere Themen nebeneinander ablaufen, möchte ich doch bei Mitgefühl und Leerheit bleiben, auch wenn es verlockend ist, zu Rudolfs Beitrag 58 etwas zu sagen.


    Wenn Mitgefühl darin besteht zu wünschen, dass die Lebewesen frei sein mögen vom Leiden und dessen Ursachen: Kann das mehr sein als ein Wunsch? Ist es denn überhaupt möglich, dass sich die Lebewesen von ihren Leiden und deren Ursachen befreien können und kann ich überhaupt hierzu beitragen?


    Die Vier Edlen Wahrheiten beantworten diese Fragen, aber nur wenn man davon ausgeht, dass die Personen und die Phänomene leer sind von inhärenter Bestehensweise. Inhärente Bestehensweise bedeutet ja, die Personen und Phänomene sind beständig, unwandelbar und haben keine Beziehung zu anderen Phänomenen. Kurz gesagt: Personen und Phänomene besitzen kein Eigenwesen.


    Nur weil die Personen und Phänomene keine derartige Bestehensweise haben, macht Mitgefühl, der Wunsch, dass die Lebewesen frei sein mögen vom Leiden und dessen Ursachen und dass man dazu beitragen will, dass sie dies erreichen, einen Sinn.


    Gruß Helmut

    Es geht nicht darum was im Duden steht, sondern darum, wie ist Mitgefühl im Kontext des Buddha-Dharma definiert.


    Im Dharma ist Mitgefühl als ein Wunsch definiert. Es ist der Wunsch, mögen alle Lebewesen von allen Arten des Leidens frei sein. Im Kontext der Vier Unermesslichkeiten kommen dann noch weitere Aspekte hinzu: zum Beispiel, dass man die Absicht entwickelt, dass man selber den anderen Wesen dabei helfen will, dass sie sich aus den Leiden und ihren Ursachen befreien können usw.


    Mitgefühl im Dharma ist nicht Anteilnahme am Leid der anderen wie du aus dem Duden zitierst, sondern es geht darum, dass die Lebewesen von den Leiden und dessen Ursachen frei sein mögen, mögen sie nicht mehr Leiden und was kann ich dazu beitragen, dass sie vom Leiden und ihren Ursachen frei kommen können. Letztlich geht es um die Vier Edlen Wahrheiten.


    Gruß Helmut

    Ich rede von Mitgefühl, du dagegen von Mitleid. Das sind zwei unterschiedliche Dinge. Du liest etwas in meine Beiträge hinein, nennst es einen Unterton, den es aber nur in deiner Interpretation gibt.


    Mitgefühl ist der Wunsch, dass die anderen fühlenden Wesen frei sein mögen vom Leid und seinen Ursachen. Der nächste Punkt ist, ist dies ein realistischer Wunsch, kann er in Erfüllung gehen? Er kann in Erfüllung gehen, weil die Menschen sich verändern können, denn sie sind leer von Eigenexistenz. Der nächste Punkt ist, was kann ich tun, um die leidenden Menschen von ihren Leidensursachen zu befreien und welche Qualitäten brauche ich dafür.


    Gruß Helmut

    Hallo Sebastian,


    ich hinterfragte in meinem letzten Beitrag nicht das Mitgefühl, sondern habe nur gesagt, Mitgefühl kann man nur dann realistischerweise haben, wenn man selbst die Leerheit der leidenden Person von Eigenexistenz erkennt.


    Nur wenn die leidende Person sich verändern kann, kann sie, wie es in den Vier Edlen Wahrheiten erklärt wird, den Zustand der Freiheit von Leiden erlangen, die wahren Beendigungen.


    Wenn man Mitgefühl, also den Wunsch nach der Leidfreiheit der anderen Menschen entwickelt hat, dann ist nicht zwangsläufig auch Weisheit der Leerheit gegeben.


    Diese Weisheit können wir nur erlangen, wenn wir die Vollkommenheiten der Freigebigkeit, Ethik, Geduld, Tatkraft und der meditativen Konzentration verwirklicht haben. Mitgefühl ist gut und notwendig, aber Weisheit entsteht nicht einfach aus Mitgefühl.


    Die Weisheit, die wir erlangen sollten, besteht darin zu erkennen, dass die Phänomene nicht so existieren wie sie uns erscheinen. Dadurch erlangen wir die Einsicht in die Veränderlichkeit der Menschen und auf dieser Grundlage macht Mitgefühl genauso wie liebevolle Zuneigung einen Sinn.


    Gruß Helmut

    Mitgefühl ist ja nur sinnvoll, weil es die Leerheit der Person gibt, denn Leerheit bedeutet ja, dass die Menschen abhängig existieren. Was ja nichts anderes heißt, sie können sich verändern.


    Deshalb macht Mitgefühl einen Sinn. Jemanden zu wünschen er möge frei sein vom Leiden und dessen Ursachen, macht ja keinen Sinn, wenn die Menschen nicht in Abhängigkeit existieren würden. Denn Menschen Leidfreiheit zu wünschen macht nur Sinn, wenn sie sich verändern können. Und dazu sind sie in der Lage, weil sie leer von Eigenexistenz sind.


    Gruß Helmut

    Leerheit bedeutet das es keinen Kern im Wesen gibt...keine Seele..die fühlt oder stirbt...Sterben gibt es..jedoch keinen Sterbenden...

    Diese Aussage von Sebastian ist kurz und knapp und deshalb eben auch interpretationsbedürftig.


    Leerheit (sunyata) bedeutet: Die Person und die Phänomene besitzen kein ihnen innewohnendes, unabhängiges, teileloses Eigenwesen, weil alle Personen und Phänomene ausschließlich in Abhängigkeit von Faktoren bestehen, die sie selbst nicht sind.


    In dem Sinne gibt es keine Seele und keinen Sterbenden. Der Sterbene ist eine abhängig bestehende Person und ihr Sterbeprozess ist ebenfalls ein abhängiger Prozess. Da es keine aus sich heraus bestehende Seele gibt, kann sie auch nicht fühlen oder sterben. Etwas Nichtexistentes kann weder entstehen, bestehen, fühlen oder vergehen.


    Losang Lamo hat die Leerheit der Person meiner Meinung nach auf eine sehr gute und konkrete Art und Weise beschrieben.


    Gruß Helmut

    Die Leerheit (skr. sunyata) ist kein einfaches Thema. Leerheit wird in den Mahayana-Schulen auch unterschiedlich definiert. Die Schwierigkeit besteht darin, dass die Leerheit eine nicht-bestätigende Verneinung ist. Sie drückt nichts Positives aus, sondern verneint bestimmte Auffassungen über die Bestehensweise der Person und der anderen Phänomene.


    Die Frage ist: leer wovon?


    Die Svatrantika-Madhyamikas sagen: Leerheit bedeutet, dass die Person und die anderen Phänomen leer davon sind, wahrhaft aus sich selbst heraus zu existieren.

    Die Prasangika-Madhyamikas sagen: Leerheit bedeutet, dass die Person und die anderen Phänomene leer von einer inhärenten Existenzweise sind.


    Auf der Grundlage eines solchen Verständnisses von Leerheit ist es keineswegs Unsinn zu sagen, die Person XY ist leer. Die Svatrantikas sagen damit, die Person hat keine vom Bewusstsein losgelöste Bestehensweise, auch wenn sie von ihrer Seite her bestimmte Merkmale haben muss, um zu existieren. Die Prasangikas sagen darüber hinaus gehend, dass die Person keinerlei Eigenwesen besitzt.


    Gruß Helmut