Beiträge von Anandasa im Thema „Prozess der Wiedergeburt“

    [lz]Der Buddha verbot seinen Schülern, daran zu glauben, dass Bewusstsein oder ein Geist (viññana) sich durch Geburt verkörpert:"Paveritam viññanam samsaritam cavitam. Sagt nicht, dieses Bewusstsein wird geboren."
    Traurigerweise finden sich sogar im Tipitaka (Kanon buddhistischer Schriften) selbst Stellen, die sagen, "Diese Person wurde geboren", an diesem oder jenem Ort. Wenn diese Widersprüche auftreten, müsst ihr selbst herausfinden, welches Verständnis das richtige ist.
    Den Hauptprinzipien zufolge gibt es kein atta oder atman. Also kann man nicht wirklich von körperlicher Geburt als Wiedergeburt sprechen. Von der geistigen Geburt kann man nicht als Wiedergeburt sprechen, weil es die Geburt eines anderen citta ist. Auch die materielle oder funktionale Geburt der ayatana ist keine Wiedergeburt. So ist das Auge zum Beispiel, das in diesem Moment eine Form sieht, und das Auge, das im nächsten
    Moment eine Form sieht, nicht dasselbe Auge. Es gibt in keinem dieser Augen eine Essenz oder ein Selbst. Es gibt kein "neu" und kein "wiederholen"; es gibt nur die hetu-paccaya (Ursachen und Bedingungen), die zu einer gegebenen Zeit bestehen, und dann findet Geburt statt. Nur wenn die entsprechenden hetu-paccaya vorhanden sind, kommt es zu einer Geburt. Hundert Geburten, tausend, zehntausend, eine Million Geburten finden statt, aber nie von derselben Person. Nie von demselben atta, nie von demselben Ding. Das ist die Nicht-Existenz der Wiedergeburt.


    (...)
    Buddhadasa_Bhikkhu

    Über diese Lehrrede von AJahn Buddhadasa gibt es in diesem Forum einen gaaanz gaaanz langen Thread ... Aber ich verrate den Link nicht: Führt zu nichts, wenn dieser Thread dann länger wird. Ich bin schon froh wie sachlich dieser Wiedergeburtsthread immer noch ist ;-).

    So weit ich das verstehe: ist das spekulativ was nach dem Tod kommt und das Eintreten in den Mutterschoss ist nicht wie eine christliche Seelenwanderung, sondern eher wie westliche atheistische Vorstellungen, dh. wenn da ein Lebewesen zur Welt kommt und sich bewusst wird, dann hat es im Grunde genau die selben "Wiedergeburtsprozesse"/"das erneute Werden" wie sonst auch. Das heisst, dass es kein festes unveränderliches Ich gibt das da "erneut wird" (punabbhava aka. "Wiedergeburt"), aber dass es eben das Anhaften und was daraus folgt (zB. Dukkha) erneut wird.

    Das scheint mir einleuchtend. So würde ich das auch eher verstehen und bin froh, dass es jemand verständlich formulieren konnte.


    Mal angenommen, ich habe verstanden, dass alles was passiert, Prozesse sind, die ablaufen und keinen Wesenskern enthalten. Dann hänge ich nicht mehr irgendeinem aus Gier/Fieber konstruiertem Wesenskern an und bin aus dem Leiden ausgestiegen. Statt diesem Wesenskern hinterher zu rennen, mache ich jetzt einfach das, was zu tun ist? Sonst übe ich mich in Metta, weil das in Wahrheit das Leben reich macht. So ungefähr ist das in der Lehre Buddhas gemeint, oder?

    Ich kenn die Metapher vom Buddha mit der Flamme einer Kerze, die von einer zu anderen weitergegeben wird. Was ist aber, wenn die letzte Kerze erreicht ist und sie erlischt? Die Flamme nimmt ja dann eine andere Daseinsform an, oder?

    Also ich habe noch nie eine Daseinsform von einer Flamme die erloschen war gesehen.

    Es gibt einen sehr berühmten Dialog zwischen Buddha und einem Wanderer. Der Name des Wanderers will mir im Moment einfach nicht einfallen. Der Wanderer kommt dort vorbei wo Buddha sich gerade aufhält und bittet Buddha um ein Gespräch. Er fragt ihn wo der Mensch nach dessen Tod hingeht. Buddha antwortet sinngemäß: "Wenn diese Kerze zu Ende gebrannt ist, wo ist die Kerzenflamme dann hingegangen? Nach Süden, Osten, Norden oder Westen?" Der Wanderer antwortet, dass sich die Frage der Himmelsrichtungen nicht stellt, da man nicht sagen kann was nach dem Erlöschen der Flamme ist. Es geht darum, dass es sinnlos ist sich mit dieser Frage zu beschäftigen.