Nicht gerade 'Koans im Selbststudium', aber was, das meiner Meinung nach dem Nahe kommt, was man ohne Lehrer tun kann.
Vielleicht hätten wir hier - in dieser Forenkammer - vorab klären sollen, was unter Selbststudium zu verstehen ist.
Ich verstehe da zweierlei - Studium ohne Anleitung durch einen anderen - also so was wie das Projekt der Aufklärung - sich seines eigenen Verstandes ohne die Anleitung eines anderen zu bedienen - wie das Kant mal in seiner Schrift "Was ist Aufklärung?" beschrieben hatte.
Oder wie im Genjokoan
Den Buddha-Weg erforschen heisst sich selbst erforschen/ studieren. Sich selbst erforschen/ studieren heisst sich selbst vergessen. Sich selbst vergessen, bedeutet von allen Dharmas verwirklicht zu sein. Von allen Dharmas verwirklicht zu sein bedeutet, den eigenen Körper-Geist wie den Körper-Geist der anderen abfallen zu lassen.
Natürlich ist bei der Thread-Eröffnerin wohl gemeint, Studium ohne Anleitung bzw. sich seines eigenen Verstandes ohne Anleitung eines anderen zu bedienen - d.h. die Urteilskraft zu bemühen.
Das funktioniert aber mit Koan nicht, da sie eine Schranke für den Verstand bilden. Und diese Schranke kann der Verstand nicht durchdringen. Im übrigen auch nicht mit Hilfe eines anderen.
Und wie ich die Beiträge so lese, sind wir noch immer bei diesem Punkt - Studium ohne Anleitung eines anderen, also eines "Meisters" oder "Verständigen" wie das im Kalamer-Sutra auch heißt. Wo wir wieder beim Verstand wären - aber hier ist eben das Verstehen gemeint, was nicht mit dem Denken, sondern mit dem Erfahren zu tun hat.
Auch das Lesen von Büchern und Kommentaren zum Thema ist Studium mit Anleitung - und wie das so ist, das Lesen der Sutren und Shastren hilft bei Koan nicht weiter. Wenn also im Zen von Studium die Rede ist, dann ist eher das gemeint, was Dogen sagte oder was auch bei Bodhidharmas zwei Zugängen zur Praxis gemeint ist.
Es gibt viele Arten, den Pfad zu betreten, doch zusammengefaßt gibt es nur zwei. Die eine ist‘Zugang durch Erkenntnis’ und der andere ‘Zugang durch Praxis’. Mit ‘Zugang durch Erkenntnis’ meinen wir die Verwirklichung des Geistes des Buddhismus mit Hilfe der Belehrung durch die Schriften. Dadurch kommen wir zu einem tiefen Glauben an die Wahre Natur, die in allen empfindungsfähigen Wesen gleich ist. Der Grund, warum sich dies nicht offen zeigt, ist die Überdeckung durch äußere Objekte und falsche Gedanken. Wenn jemand, das Falsche aufgebend und das Wahre ergreifend, mit ungeteiltem Denken Pi-Kuan praktiziert, wird er finden, daß es weder ein ‘Selbst’ noch ein ‘Anderes’ gibt, daß Gewöhnliche und Würdige die selbe Essenz teilen, und er wird an diesem Glauben festhalten und sich niemals davon lossagen. Dann ist er kein Sklave von Worten, denn er ist in unausgesprochener Übereinstimmung mit der Erkenntnis selbst, frei von begrifflicher Unterscheidung; er ist voll heiterer Gelassenheit und frei von zwanghaftem Handeln. Dies wird ‘Zugang durch Erkenntnis’ genannt. Mit dem ‘Zugang durch Praxis’ sind die vier Handlungen gemeint, die alle anderen Handlungen einschließen. Welches sind diese Vier? Erstens, zu wissen, wie man Hass vergilt. Zweitens, dem Karma gehorchen. Drittens, nichts begehren und viertens, in Einklang mit dem Dharma sein.
Und was musste ich zu meinem Amusement feststellen?
Es freut mich, dass es dich vergnügt. So soll es ja sein.