Beiträge von Rudolf im Thema „Nirvana und Nihilismus-Vorwürfe“

    Nibbana ist eine Negation etwas das nicht ist. Das kann man feststellen aber nicht sehen.


    Ich habe bisher immer nur gelesen und gehört, dass Nibbana die Negation von Nichtwissen (1.Glied der zwölf Glieder) ist und dann auch die folgenden Glieder natürlich.

    Mehr wird nicht negiert.

    Damit werden auch nur die Wahrnehmungen negiert, die aus dem dritten und folgenden Gliedern entstehen, also die Wahrnehmungen eines Bewusstseins, das aus Nichtwissen entsteht.


    Die Wahrnehmungen, die entstehen wenn das Nichtwissen beseitigt ist, kannst du jetzt noch nicht erfahren. Da musst du warten bis du ein Arhat geworden bist.

    -»Darin, o Bruder, besteht ja gerade das Glück, daß es dort keine Gefühle mehr gibt.<

    A.IX.34


    Am Schluss des Suttas A.IX.34 lesen wir:

    »Da gewinnt der Mönch nach völliger Überwindung des Gebietes von Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung die Erlöschung von Wahrnehmung und Gefühl; und kraft der Weisheit gelangen in ihm die Triebe zur Versiegung. In diesem Sinne eben, Bruder, hat man das Nibbāna als ein Glück anzusehen.«


    Kraft der Weisheit!

    Die Weisheit is also da.

    Ich möchte - wie Vedana und Aravind - auch nicht über Nibbana spekulieren. Aber da es hier um Nihilismus-Vorwürfe geht: ist dieses Sutta nicht wunderbar geeignet, dass der Buddha Nibbana nicht als das Nichts gelehrt hat? Auch nicht als eine bloße Abwesenheit (generell). Sondern immer nur als Abwesenheit von Leiden.

    Hast eigentlich recht. Egal was man sich denken kann. Egal was man fühlen oder wahrnehmen kann. Das ist Nibbana alles nicht.


    Als ich es endlich geschafft hatte mit dem Rauchen aufzuhören und sicher war: ich brauche das nicht mehr, habe ich ein Glück empfunden, das Glück einer Befreiung. Ist schon lange her. Aber auch heute noch - wenn ich es mir bewusst mache - freue ich mich: über etwas was ich nicht mehr mache.

    Nun wird hier verschiedentlich behauptet, im Nirvana merkt man nichts mehr, weil ja der Buddha "Die Auflösung der Wahrnehmbarkeit" verkündet habe. Aber hier ist auch wieder der Kontext zu beachten. Ist damit vielleicht nur die Auflösung der Wahrnehmbarkeit unseres Samsara-Bewusstseins gemeint? D,h. die Wahrnehmungen, die aufgrund der Zwölf Glieder entstehen? Denn diese sind Samsara.


    Das was wir wissen müssten ist: was bleibt wenn das erste Glied, Nichtwissen, aufgehoben wird?

    Ich erinnere mich, dass der Buddha in einem Sutta das Nichtwissen als das Nichtwissen der Vier Wahrheiten der Heiligen erklärt hat.

    Wenn dies aufgehoben wird, ist das Wissen der Vier Wahrheiten vorhanden und damit auch: Nirvana ist Frieden.

    Gar nicht, darum glaubt man ja auch.


    Die Intensität des Glaubens ist sehr unterschiedlich.

    Auch wenn ich das nicht von mir selbst sagen kann, so fühle ich, dass es einen sicheren Glauben gibt, einen ganz sicheren, völlig überzeugten, so überzeugt wie ich weiß, dass ich sterben muss.

    Ich denke, dass in der Realität diese Art von Glauben durch die vielen Märtyrer belegt wird. Ich meine diejenigen, die, um ihr Leben zu retten, nur widerrufen mussten. Wie Giordano Bruno, wie viele christliche Märtyrer im alten Rom, ja wie Jesus selbst.


    Außerdem kommt man mit dem buddhistischen Pfad mit einem halben Glauben bestimmt nicht zur Entsagung.

    Da muss man schon volles und festes Vertrauen haben, dass Entsagung der Weg zum dauerhaften Glück ist, und in halbherziger Weise funktionniert das nicht, zur Entsagung zu kommen.

    Daraus ziehe ich den Schluss:


    DieGötterwelten (glückliche Bestimmungsorte) sind imaginäre Aufenthaltsorte der „Nicht-Wiedergeborenen“,bzw. deren nicht wiederkehrendem Geistkontinuums.

    Es stehtgeschrieben, dass sich in den Götterwelten körperlose Geistwesen aufhalten undich nehme an, dass damit eben das Geistkontinuum des Arahat gemeint ist, welchesin den Götterwelten ein zuhause gefunden hat.


    Das ist ein falscher Schluss.

    Denn es ist hier von Weisen die Rede, nicht von Arhats.

    Die sogenannten Weisen in MN 60 sind Menschen, die sich sagen: es ist auf jeden Fall gut, heilsam zu handeln. Ob es Wiedergeburt gibt oder keine (Nihilismus). Im ersten Fall ist es sogar doppelt gut.

    Dieser Text hat nichts mit dem Errreichen von Nibbana zu tun, sondern mit dem Erreichen einer glücklichen Wiedergeburt innerhalb Samsaras.

    Alle Götterwelten (körperlich und unkörperlich) sind Bereiche in Samsara.

    Wie kann Buddha dann sicher sein,


    Buddhas Religion ist zum Teil natürlich eine Offenbarung.

    Und für uns bleibt nichts anderes übrig als dem Buddha zu glauben. Und zwar diese Aussagen, die wir weder durch eigene Erfahrung noch durch Logik nachvollzienen können.

    Der Buddha behauptet von sich selbst, dass er zur vollkommenen Erleuchtung gekommen sei. Das bedeutet für mich: er hat sicheres Wissen.

    Das muss ich natürlich glauben, dass der Buddha ein vollkommen Erleuchteter gewesen ist.


    Die Frage ist also: wie kann ich sicher sein? (in meinem Glauben)

    Sicher ist in den Lehrreden die Rede von Göttern, und die sind hier Götter weil sie göttliche Eigenschaften haben, die ihnen auch nicht abgesprochen werden, sonst wäre ja nicht die Rede von Göttern.


    Das gehört nicht zum Thema, aber zu Ehre Max Müllers nur ganz kurz:

    In den Lehrreden ist nicht von Göttern die Rede, sondern von deva. deva mit "Gott" zu übersetzten ist ja nicht der dumme Fehler Buddhas.

    Zitat

    In der buddhistischen Kosmologie werden verschiedenste Typen nichtmenschlicher Wesen als deva (देव Sanskrit and Pāli) bezeichnet.

    Devas – Spiritwiki


    Genauso versteht Max Müller das auch:

    Zitat

    Was nun den Atheismus betrifft, so läßt sich in keiner Weise leugnen, daß, wenn wir die alten Götter des Veda, INDRA und AGNI und YAMA, - Götter nennen, ein Atheist war. Er glaubt nicht an die Göttlichkeit dieser Gottheiten. ........ Der Stifter des Buddhismus behandelt die alten Götter als übermenschliche Wesen.


    Auf diesen Punkt kam es mir an.


    Und daher ist auch dein Schlusswort falsch:

    Wenn man also sagt, der Buddha wäre ein Atheist gewesen, dann müsste man so konsequent sein und weiter behaupten, dass der Buddha ebenso die Existenz anderer Wesens- und damit Daseinsformen geleugnet hätte.


    Nicht alle anderen Wesens- und Daseinsformen haben automatisch etwas mit Göttern zu tun.

    Es sind schon einige falsche Sachen in dem präsentierten Text Friedrich Max Müller - Über den buddhistischen Nihilismus


    zB


    Zitat

    Was nun den Atheismus betrifft, so läßt sich in keiner Weise leugnen, daß, wenn wir die alten Götter des Veda, INDRA und AGNI und YAMA, - Götter nennen, BUDDHA ein Atheist war.

    Dies ist mal wieder ein Beispiel wie ungerecht man sein kann, wenn man den Kontext und die Vieldeutigkeit eines Wortes nicht berücksichtigt.


    Atheismus hat auch heute noch nach dem Duden die Bedeutung:

    "Weltanschauung, die die Existenz [eines] Gottes verneint bzw. bezweifelt"

    Und so war es auch hauptsächlich in den früheren Jahrhunderten hier in Europa gemeint: die Leugnung eines Gottes, d.h. eines Schöpfer-Gottes (so wie Brahma sich das eingebildet hat.)

    An die Götter auf dem Olymp glaubte eh keiner mehr und es ging bei dem Begriff "Gott" immer nur um den christlichen Gott oder allgemein um einen Weltschöpfer.


    Natürlich gibt es im Internet auch noch andere Auffassungen von Aheismus und Atheist.

    Aber was Max Müller meint ist doch klar. Das ergibt sich aus seinen Erklärungen und seinem Bezug auf das Christentum.

    In diesem Sinne war Buddha ein Atheist. Voll und ganz.


    So, und nun kannst du wieder sagen, dass Atheist auch noch mehr bedeutet ......... ja, aber nicht für die Hörer des Vortrags von damals.

    Das Schlusswort im Link

    nibbana

    Zitat

    "Als Glück erkennen es die Heiligen: Zunichtewerden dieses Ichgebildes.

    Der ganzen Welt ist freilich dies zuwider, nicht aber denen, die verstehen.

    Was Glück ist für die Anderen, leidig nennt's der Heilige;

    Was leidig gilt den Anderen, der Heilige weiß es als Glück."

    (Sutta-Nipāta, Vers 761/762)


    hat Ähnlichkeit mit Schopenhauers Schlusswort:

    Zitat

    Wir bekennen es vielmehr frei: was nach gänzlicher Aufhebung des Willens übrig bleibt, ist für alle Die, welche noch des Willens voll sind, allerdings Nichts. Aber auch umgekehrt ist Denen, in welchen der Wille sich gewendet und verneint hat, diese unsere so sehr reale Welt mit allen ihren Sonnen und Milchstraßen – Nichts.

    (Die Welt als Wille und Vorstellung, 1.Band, 4.Buch, letzter Satz)