Beiträge von Monika im Thema „Sind Religionen eine Erfindung der Menschheit aufgrund ihrer Todesangst?“

    wenn du mit "im Grunde" meinst, dass nirgendwo ein Grund und Boden zu finden ist, dann trifft "im Grunde" ja gar nicht auf "alles" zu. "alles" sind doch unsere Wahrnehmungen, oder nicht?

    Leerheit bedeutet zweifellos, dass alles leer ist von einer unabhängigen Existenz, aber nicht leer von abhängigen Wahrnehmungen und deren Bedeutungen.

    Wie kann man sagen, dass die "abhängige Bestehensweise" leer von Bedeutung ist? Nur weil sie "bloß" abhängig ist?

    Mein Leiden hat Bedeutung und dass es Ursachen dafür gibt und dass es einen Weg gibt, diese Ursachen zu beseitigen. Und ob Nirvana eine Bedeutung hat oder nicht: lass uns das mal abwarten.

    Da gebe ich Dir Recht, Rudolf. So habe ich das auch nicht gemeint.

    Ansonsten warte ich nicht ab, ich lass mich überraschen.:rose:

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    Betrachte ich mir das Rad des Lebens, welches Yama in seinen Eingeweiden hält, und sehe die ganzen Höllenbereiche, jetzt in einem Zeitpunkt wo ich gesund bin, erweckt das schon einen großen Respekt vor dem was da kommen könnte. Der Gedanke daran, da in die Höllenbereiche könnte ich auch rein fallen, das macht auch Angst. Und genau hier setzt die Lehre denke ich wirklich an: im Kontemplieren und meditieren, im studieren und im Austausch nach dem warum und weshalb, nach dem wie, nach der Bestehensweise der Dinge. Im Gesunden, damit es dann im Ernstfall abrufbar ist, damit wir uns bis dahin durch gute Taten möglichst weit weg von den Höllenbereichen befinden. Günstigstenfalls Samsara hinter uns lassen. Gier, Hass und Verblendung durchschaut und umgewandelt haben. Zum Wohl der Wesen, zum Wohl aller.

    Liebe Daniela, herzlich Willkommen,

    die Lehre Buddhas fing nicht mit der Angst vor der Hölle an, sondern mit dem Erkennen, was Leiden ist, woher es kommt und wie der Weg daraus ist. Alle Höllengeschichten fanden erst später statt und waren an die Nonnen und Mönche gerichtet. Und ob sie überhaupt von Buddha gehalten wurde, ist fraglich.


    Das wichtigste aber ist Buddhas Lehre über Shunyata bzw. Śūnyatā. Sie ist der Inbegriff der Leidensbefreiung schon zu Lebzeiten, und somit erst recht beim Tod. Wenn es kein Selbst gibt, dann gibt es weder die Hölle noch sonstige Grausamkeiten nach dem Tod.


    Wenn ich begriffen habe, dass alles im Grunde leer von Bedeutung ist, wenn ich alle Meinungen und Ansichten aufgegeben habe, mich aber paradoxerweise viele Jahre die Empfehlungen des achtfachen Pfades befolgt habe (denn ohne diese Praxis ist das Begreifen der Leerheit gar nicht möglich), dann fällt jegliche Angst vor einer Bestrafung im Sinne von Hölle fort. Dann ist dies unsinnig, denn da ist keine Persönlichkeit, die dieses erleidet.


    Wer sich freut, wiedergeboren zu werden, der hat die Lehre nicht begriffen, denn Geburt ist eines der Ursachen für Leiden.

    Ich jedenfalls gehe davon aus, dass ich mausetot bin, wenn es soweit ist. Und das befreit mich schon jetzt vom Leiden einer Angst davor.

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    Wenn man dagegen meint: "ich habe gar keine Schuld, das waren nur die blöden Umstände, der Buddha hat ja auch nie davon geredet, dass man an irgendetwas Schuld hat, man hat ja nur Makel, für die man nichts kann." - dann wird das intensive Bereuen wohl nicht ganz so gut funktionieren.

    Natürlich nicht, hast Du mich derart missverstanden? Den Satz finde ich eigentlich überflüssig bei dieser Diskussion.

    Zusätzlich zu dieser "zwischenmenschliche Schuld" gibt es im Christentum so etwas wie "metaphysische Schuld". Vieles was im Buddhismus "unpersönlich" ( die Überwindung von Hass, Begierde, Dukkha) wird ja in den abrahmitischen Religionen in Begriffen behandelt wird, die aus dem zwischnenmenschlichen Bereich kommen. Unser Leid (also buddhitisch Dukkha ) wird als Sünde - also als Zustand der Gottesferne - gesehen, die es zu überwinden gilt. Und es ist diese "metaphysische Schuld" die es im Buddhismus nicht gibt.

    Ich übernehme allein die Verantwortung für mein Denken und Tun, soweit ich das erkennen kann, und ändere mein Verhalten, wenn ich einsichtig bin und weiß wie. Dafür gibt es genug Handwerkszeug in der Lehre Buddhas.

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    Hallo Rudolf,

    ich unterscheide da aber doch zwischen Ordinierten und Hausleuten. Natürlich unterliegen Nonnen und Mönche anderen Gesetzen.


    In der monotheistischen Gesellschaft jedoch wird bzw. wurde jeder als Sünder bezeichnet und war deshalb auf die Gnade eines Gottes angewiesen. Ich glaube nicht, dass das in buddhistischen Ländern der Fall ist, wenngleich auch da viele "Anhänger" beten und bitten um was auch immer.


    Die Schuld hat für mich im Buddhismus eine andere Wertigkeit. Es geht nicht darum, sich für immer schuldig zu fühlen.

    Ich kann sofort beginnen, die Bedingungen für die Zukunft zu ändern - was damit gesagt ist: Verdienste anhäufen, schlechtes Karma abbauen.

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    Hinzufügen möchte ich noch, dass die jüdische, islamische und christliche Religion davon ausgeht, dass wir alle Sünder sind, angefangen bei Adam und Eva, dann über die Ermordung von Propheten bis zur Kreuzigung Jesu, der ja unsere Schuld auf sich genommen haben will


    ... und vergib uns unsere Schuld.


    Mit diesem Erbe ist es sehr schwer, sich frei zu fühlen.


    Das ist eben bei Buddha anders, da haben wir zwar ein Karma, aber wir sind nicht persönlich schuldig, sondern lediglich unwissend.

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    Ich hab ein Monster bei mir entdeckt das ich einfach so übersehen hab. Das Monster heißt "Moralische Schuld" ...


    Nicht Zweifel ist mein Problem Schuld ohne wirklichen Grund nur weil andere sich einbilden mich mit ihren Regeln und Riten erdrosseln zu können wie es ihnen gefällt. Hat nichts mir Religion zu tun? Was ist Religion den anderes als Schuld zu erzeugen wenn nicht geglaubt wird?

    Moin Helmut,

    mein damaliger Guru Ramesh Balsekar, Lehrer der Advaita-Lehre in Indien, hat die Schuld als eine Ursache des Leidens angesehen. Sich-schuldig-fühlen ist eines der Hauptprobleme in unserer Welt. Und mit dieser Last werden die Menschen persönlich, politisch und religiös ausgebeutet und unterdrückt. Allein wenn ich daran denke, wieviel Kinder sich schuldig fühlen, nur weil ihre Eltern sich nicht verstehen ...


    Es ist sehr gut, dass Du das erkannt und die rausgeschmissen hast. :rose:Das hab ich damals auch getan.

    Monika

    Im realen Leben habe ich solche "Quellen" leider nicht, ...

    Menschen, mit denen solcherlei Dinge besprochen werden können, sind in vieler Menschen Leben rar gesät. Auch ich freue mich, hier die unterschiedlichste Leute zur Erörterung diverser Themen vorzufinden. LG mkha'

    Lieber Son,

    früher, in den 70ern, hatte ich viele Freundinnen, mit denen ich derartige Themen diskutieren konnte. Leider oder auch nicht sind diese jetzt rar. Ich habe aber auch nicht mehr so viel Bedarf, denn das "Meinungen haben" wird immer weniger. Und das ist auch gut so, denn der Buddha hat alle Meinungen und Ansichten aufgegeben. Dies hab ich mal vor 30 Jahren gelesen in dem Buch "Die Erleuchtung ist gratis". Schon damals habe ich den Sinn verstanden, aber ich war halt sehr mitteilungsbedürftig. Und deshalb hat das zig Jahre gedauert, ehe ich davon befreit war.


    Es ist also nicht zwingend notwendig, im "wirklichen Leben" solche Diskussionen zu führen. Aber es ist schön, das das hier möglich ist.

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    Hallo Son,

    ich denke, es ist die Angst vor dem Leben und nicht vor dem Tod. Vor dem Tod habe ich nur Angst, wenn ich nicht richtig gelebt habe. Wenn ich meine, Vieles versäumt, noch erledigt zu haben ...

    Ich schrieb bereits an anderer Stelle, dass Elisabeth Kübler-Ross darüber geforscht hat und zu dem Ergebnis gekommen ist, dass ein Mensch, der sich schwer "verabschieden" kann, häufig ein Mensch ist, der "seine Geschäfte nicht erledigt hat".


    Religion ist m.E. daraus entstanden, dass Menschen nach Antworten suchten wie "woher kommen wir, wer hat uns gemacht, wohin gehen wir ..."

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