Beiträge von zenbar im Thema „Fehlendere Ehrgeiz“

    Liebe Antwortende,


    danke für eure vielen Tipps und Beispiele sowie Lektürehinweise. Die haben mir sehr geholfen.


    Ich denke, dass ich da in einem Prozess hineingeraten bin, der zwar richtig und gut ist, aber schwierig, wenn man ihn alleine macht. Ich werde daher vor allem versuchen andere in meinem Ort zu finden mit denen ich Meditieren kann und/oder mich mit euch weiter austauschen.


    Nachdem ich bei den Fahrten zur Arbeit nicht nur über eure Antworten nachgedacht habe, sonder auch das ein oder andere Hörbuch/youttube-Film angehört habe, hat sich für mich im Moment Folgendes herauskristalliesiert:


    a) Ich bin echt körperlich/seelisch oder wie auch immer ausgebrannt. Meine Erschöpfung, mein Tinnitus, der demnächst 10 jähriges Jubiläum feiert, mein Unfall... die Zeichen sind zu eindeutig.


    b) Ich habe durch die Meditation wenigstens schon mal gelernt, dass ich mich ansatzweise von meinen Gefühlen trennen kann und die Dinge etwas "objektiver" sehen kann. Das zwingt mich, mich in den Situatuine bewusster zu entscheiden, da ich nicht mehr immer automatisch affektiv reagiere. Dieses Entscheiden fällt mir wegen a) aber schwer.


    Und als ich dann über verschieden Texte zu "Hara, Samadhi und Metta" gekommen bin, war für mich mein Weg klar: Hara, der Körper, die körperliche Energie ist etwas, was ich in all den Jahren zu sehr vernachlässigt und ausgebeutet habe: Sport, danach ein Bier, Fast Food, wenig Schlaf, zu viele Jobs mit zu wenig Schlaf und zu viel Stress. Das alles hat mich ausgepowert. Und so lange dieses körperliche Fundament mich nicht wieder voll trägt ist auch der Rest schwierig.


    Ich achte also a) auf meine körperliche Wiederaufforstung, bleibe am Meditieren dran und hoffe, dass ich schlussendlich wieder bewusst und kraftvoll Entscheiden kann.


    _()_Ingo

    Mein damaliger Weg in den Burnout: Ich war von Geburt an ein extrem neugieriger Mensch, und habe darüber hinaus von meinen Eltern (unabssichtlich) die Botschaft mitbekommen, nicht gut genug zu sein. Das hat dazu geführt, dass ich extrem viel gelernt habe und immer wieder neue Dinge angefangen habe, immmer mit dem Ziel, das jeweilige Thema zu beherrschen, sei es nun Physik, Sport oder Gitarrespielen. Viele Jahre ist das gut gegangen. Dummerweise wird man älter, und die verfügbare Energie wird weniger. Dazu kommen schöne und fordernde Dinge wie Familie und Kinder. Wenn man immer am Limit arbeitet, holen einen irgendwann diese Begrenzungen des Älterwerdens ein. Aus den positiven Erfolgserlebnissen und den Erfolgen wird unangemessene Anstrengung und schließlich Überforderung.

    Lieber Aravind,


    wenn ich es nicht selbst gelesen hätte, hätte ich es nicht geglaubt: Du schreibst zwar über dich, aber die Beschreibung passt zu 100% auch auf mich.


    Ich selbst war, da meine Frau der Meinung war, ich würde wegen meiner "Erschöpfung" nicht gut genug "in der Ehe performen" schon mehrmals bei Psychologen uä. Es ging dann immer um Verhatltenstherapie, mehr Pausen machen etc. Ich habe dann mehr Pausen gemacht, mehr geschlafen, regelmäßiger gegessen und nur noch die Dinge, die mir Spaß machten, getan.


    Blöderweise macht mir aber vieles Spaß: Ich liebe Neues, den Sport, die sportliche Herausforderung. Aber auch die Kunst: Musik, Zeichnen, Schreiben. Immer was Neues tun, neue Aufgaben in der Arbeit, neue Hobbies, intensivere Erlebnisse. Da half dann alle Verhaltenstherapie nicht, weil ich halt all das sehr gerne tu - obwohl ich über meine Grenzen ging.


    Irgendwann habe ich dann realisiert, dass ich a) ein Problem habe und das b) mein Problem in meinem Inneren liegt: Der Wunsch nach Liebe und Anerkennung, die aber gefühlt immer nur auf der Basis von Leistung einem nur entgegengebracht wird, ist die Eisenkugel, die an meiner Seele hängt. Und nun ich versuche mich Glied für Glied von dieser Last zu befreien.


    Das hat mich schlussendlich zum Meditieren gebracht. Und nun versuche ich meinen Weg dadurch zufinden. Zu mehr Ruhe und Gelassenheit zu finden. Vor allem mir gegenüber, vor allem beim Meditieren. Ich versuche mich wahrzunehmen ohne zu bewerten. Meine Umwelt wahrzunehemen ohne zu bewerten (da kam dann mein Problem mit dem Sport zum Tragen) . Sondern offen zu bleiben. Mich zu lieben und anderen Liebe und Offenheit entgegen zu bringen.


    Und so gehe ich nun am Ende der Heilung meines gebrochenen Fußes schon wieder ins Fitnessstudio. Dort kann ich zwar nicht so viel machen, aber das ist gut so. Ich versuche die Bewegungen zu genießen (wäre das nicht auch schon bewerten?), die ich bereits machen kann. Die Trainingserschöpfung im Rahmen zu halten und mich einfach daran zu erfreuen vom Sofa weg wieder mehr am Leben teilzunehmen.


    Das das alles ein längere Weg ist, ist mir leider klar. Aber schön zu hören, dass es geht.


    Danke für deine aufmunternden Worte,


    _()_Ingo

    Keine Angst also Dein EGO und auch DEIN ICH laufen nicht so schnell weg, verlieren auch so schnell kein Bein oder anderes Körperteil wenn sie sich ein wenig zurücknehmen...lernen einen Weg nach innen zu finden...ICH spreche da aus Erfahrung......(::moon:

    Mein EGO zb möchte sich im täglichen 2 Stunden Sport auspowern weil es sich nur durch diese körperliche Anstrengung tatsächlich fühlt.

    Im Ganzen fühlt.

    Mein Ego möchte gerne Weltrekorde aufstellen und viele andere verrückte Dinge tun, weil es den Hals nicht vollkriegt und Angst hat was zu verpassen. Das ist aber leider nicht umzusetzen. Man kann nicht alles umsetzen. Zeit, Geld, Freunde, Familie... alle wollen ihren Anteil. Und jetzt kann ich rumjammern über das was ich verpasse oder versuchen neu zu bewerten. Ich versuche letzteres irgendwie.


    _()_Danke für deine Gedanken.

    Nicht bewerten, Leerheit etc sollte nicht mit Nihilismus und Sinnlosigkeit verwechselt werden. Nicht bewerten heißt, dass ich Dinge erst einmal akzeptiere, dass ich dann bewusst eine Entscheidung treffe was ich mit diesem "Ding" tue. In deinem Beispiel wäre diese Entscheidung zum Beispiel dem Ball nicht hinterher zu rennen. Die Frage ist also wie man hier die Prioritäten setzt. Klar, wenn der Ball ins Aus geht ist das auf globaler Ebene wohl irrelevant, für den Verein aber kann das eine große Auswirkung haben (Verlust von Punkten). Wenn du also sagst, dass du deinen Ehrgeiz verlierst, dann ist das kein Aufhören der Bewertung, du bewertest jetzt einfach anders. Wenn du nicht bewertest, dann bewertest du nur dein Bewerten ;)

    Bei Zazen geht es nicht darum, dass du das Bewerten ablegst. Nicht darum, dass du dein Ego ablegst. Und auch nicht, dass du aufhörst zu denken. Sondern einfach darum, dass man sitzt. Sobald du sitzt, um dein Ego abzulegen oder zu nicht-bewerten hörst du auf zu sitzen.


    Vielleicht magst du ja mal hier rein lesen: An dich, der du noch immer unzufrieden mit deinem Zazen bist

    Lieber xiaojinlong,


    danke für deine Antwort. Auch wenn sie zeigt, dass ich wie ein ahnungsloser Blinder durch die Welt der Meditation tapse, hilft sie mir auf alle Fälle weiter. Ich habe tatsächlich eine Tendenz zum Nihilismus, hatte ich schon immer. Nur früher konnte mich mit Sport und Beruf so platt arbeiten, dass ich nicht darüber nachgedacht habe bzw. keine Zeit hatte zum Darübernachdenken. Und nicht, dass der falsche Eindruck entsteht, es hat mir viel Spaß gemacht. Aber der Spaß wurde weniger und ich versuchte zu verstehen, was falsch läuft. Und irgendwann bin ich dann zum Meditieren gekommen.


    Entscheidend hiflreich fand ich bei dir "Wenn du also sagst, dass du deinen Ehrgeiz verlierst, dann ist das kein Aufhören der Bewertung, du bewertest jetzt einfach anders." Das folgende "Wenn du nicht bewertest, dann bewertest du nur dein Bewerten." konnte ich jetzt bewusst nicht nachvollziehen, habe aber ein gefühlsmäßiges Verständnis.


    Die Aussage "Nicht bewerten heißt, dass ich Dinge erst einmal akzeptiere, dass ich dann bewusst eine Entscheidung treffe was ich mit diesem "Ding" tue." ist wiederum sehr hilfreich, hinterfragt sie doch genau warum ich etwas tue. Das werde ich unbedingt versuchen mehr umzusetzen in dem ich versuche bewusst mich für oder gegen etwas zu entscheiden.


    Dein Internettipp sieht im übrigen sehr interessant aus und werde ich bestimmt noch lesen. Im Moment ist mir aber etwas anderes wichtiger ;)


    _()_Ingo

    Da hast du mit Sicherheit recht. Und nicht ohne Grund hat mich mein Körper mit einem gebrochenem Fuß auf das Sofa "strafversetzt". Wer nicht auf seinen Körper hört muss fühlen.

    Danke für deine Einschätzung, Sternenkind

    Danke an alle und vor allem Monikadie4 für die Antworten.


    Ich meinte Ehrgeiz schon fast im allgemeinen. Es gibt ja viele Situationen, auch in der Arbeit, wo man sich zu etwas zwingen muss, weil man es eigentlich nicht machen muss. Jetzt könnte ich natürlich alles hinschmeißen, aber mit Familie geht das nicht so einfach. Außerdem, denke ich, tauscht man eh nur dir Rahmenbedingungen.


    Ich versuchs nochmal anders, vielleicht wirds mir auch beim Schreiben klarer: Wenn ich mir Ziele stecke, dann ist das ja das Ego, was da spricht und nicht meine wahres Ich. Richtig? Mal angenommen, ich könnte mein Ich wirklich klar von meinem Ego trennen. Wie gehe ich dann am besten mit den Wünschen und Drängen meines Egos um? Ignorieren? Mit welchem Bild arbeite ich am besten? Bislang war das Ego für mich soetwas wie ein Hund, der an der Leine seines Herrchens/Frauchens (ICH) geht. Mal zieht er dahin, mal dorthin. Das ICH immer im Schlepptau. Aber das Ego beschütz halt auch das ICH. Es erkennt Gefahren und beißt sich auch mal für das ICH durch den Alltag.


    Wenn ich den Ego-Hund jetzt von der Leine lasse, ist er weg. Ich bräuchte irgendwie den Ansatz, dass ich den Hund, das Ego so erziehe, dass ich es von der Leine lassen kann, ihn rumschnuppern lass, er aber auf Zuruf wiederkommt. Im Grunde wie so ein Diabetikerhund, der frei umherläuft, aber sich meldet, wenn Gefahr in Verzug ist.


    Und wenn ich dann Sport mache, dann kann ich den Ego-Hund vor meine "Hundeschlitten" spannen und das ICH erlebt eine wilde Fahrt.


    Wie kann ich so eine Beziehung zu meinem Ego bekommen? Die Frage triffts jetzt nicht wirklich, aber vielleicht versteht ihr, was ich meine.


    Ingo

    Liebe Leserinnen und Leser,


    ich bin neu im Themenbereich Buddhuismus bzw. praktiziere eigentlich auch nur jeden Morgen eine halbstündige Sitzmeditation, um zu lernen im Moment zu sein. Nicht nach Außen, nicht nach Innen. Meine Erschöpfungsdepression hat mich dahin geführt.


    Das Sitzen tut gut. Ich bin entspannter, gleichmütiger. Lass mich nicht so leicht ärgern. Bin verständnisvoller etc.


    Seit neuestem bemerke ich aber, dass ich über all diesem "Nichtbewerten" aber auch mein Ehrgeiz langsam verliere. Kennt ihr das? Ich finde das total verwirrend. Vor allem im Sport merke ich das. Es fehlt einfach die Lust mich zu quälen oder das letzte rauszuholen. So nach der Melodie: "Der Ball geht ins Aus... egal, es hat ja keine Auswirkung. Ich verliere zwar, aber was solls. Das ist ja nur das Äußere. Und die Tatsache, dass verlieren schlecht ist, ist ja meine Bewertung. Und Bewerten soll ich ja nicht. Wenn man aber im Team ist, ist diese "Argumentation" natürlich nichts. Die anderen sind total genervt, wenn ich mich nicht voll reinhänge.


    Kann mir jemand erklären, wie ich das gedanklich wieder richtig stelle? Wie sieht der Buddhismus den Ehrgeiz in diesem Zusammenhang.


    Und um es nochmal deutlich zu sagen: Ich bin nicht Buddhist und habe im Moment auch nicht das zu ändern. Ich praktiziere ausschließlich Zazen. Sitzen und Klappe halten. Nicht denken, nicht schauen, keine Klänge, keine Räucherstäbchen, kein Rezitieren, kein gar nichts. Nur dasitzen, atmen und bei sich sein... zumindest versuche ich das. Kann mir trotzdem jemand einen Tipp geben?


    Viele Grüße


    Ingo