Beiträge von Alephant im Thema „"Ist der Guru noch zeitgemäß?"“

    Zitat

    Der erste Lehranstoß durch den Buddha ist freilich unentbehrlich in einer Welt, wo «Einzel-Erleuchtete» (Pacceka-Buddhas; d.h. Selbst-Denker im höchsten Sinne) nur sehr, sehr selten erscheinen. Doch im Geiste dieser entschiedenen Schulung in den Grundlagen der Achtsamkeit wird das Wort des Buddha nur angenommen in derselben Weise wie die ausführlichen Beschreibungen und Ratschläge eines, der die ganze Länge des Weges gegangen ist und daher Vertrauen verdient. Doch das in dieser Weise mittelbar erworbene Wissen wird zum wirklichen geistigen Besitz des Jüngers nur im Grade der unmittelbaren Bestätigung durch die eigene Erfahrung.


    «Wohl verkündet ist vom Erhabenen die Lehre, sichtbar, mit unmittelbarer Wirksamkeit, (sprechend): <Komm und sieh!>, zum Ziele führend, dem Denkenden aus sich selber heraus verständlich!»


    Dieser Charakter der Satipathana-Methode als einer Botschaft des Selbstvertrauens und der Selbsthilfe wurde vom Erleuchteten selber ausdrücklich betont, in Worten, die er während der letzten Tage seines Lebens sprach, - ein Umstand, der ihnen besonderen Nachdruck und Weihe verleiht:


    «Daher, o Ananda, seid euch selber Insel, seid euch selber Zuflucht, nehmt keine andere Zuflucht! Die Lehre sei euch Insel, die Lehre sei euch Zuflucht, nehmt keine andere Zuflucht! Und wie, o Ananda, ist der Mönch sich selber Insel und Zuflucht, hat er keine andere Zuflucht? Wie hat er die Lehre als Insel und Zuflucht und hat keine andere Zuflucht?


    Da weilt, Ananda, ein Mönch beim Körper in Betrachtung des Körpers - bei den Gefühlen in Betrachtung der Gefühle - beim Geist in Betrachtung des Geistes - bei den Geistobjekten in Betrachtung der Geistobjekte, eifrig, achtsam und wissensklar, nach Überwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt.


    So, o Ananda, ist ein Mönch sich selber Insel und Zuflucht, hat keine andere Zuflucht; hat er die Lehre als Insel und Zuflucht, hat keine andere Zuflucht.


    Und diejenigen, o Ananda, welche jetzt oder nach meinem Dahinscheiden sich selber Insel und Zuflucht sind, keine andere Zuflucht nehmen; die die Lehre als Insel und Zuflucht und keine andere Zuflucht haben, - diese Mönche, o Ananda, werden das Höchste gewinnen, wenn sie gewillt sind zu streben.»

    Satipatthana Schlussworte

    es so zu sehen wie James Low: "Sieh den Lehrer als Buddha, aber vergiß nicht, daß er auch ein Arschloch ist."


    Du meinst, es wäre dann sinnvoll, einen Menschen sowohl als erwacht und wissend zugleich aber auch als nicht erwacht, also nicht wissend zu betrachten?


    Man sollte sich keine Vorstellungen über den anderen machen. Noch falscher ist es aber, sich falsche Vorstellungen zu machen.

    Ein Interview mit dem Soziologen Werner Vogd zu der Frage, ob das buddhistische Lehrer-Schüler-Konzept für den Westen taugt.


    Es ist eigentlich kein buddhistisches Konzept, also kein Konzept, was jetzt von Buddha erdacht und vorgeschlagen wurde (eher im Gegenteil).


    Es waren westliche Forscher, die den Buddhismus und damit die Verwirrung und Vermischung verschiedenster Lehren erfunden haben. Und die nun mit ihren eigenen falschen Prämissen beschäftigt sind.


    Was sagte der Buddha nun? (darum geht es doch wohl)


    Nehmt zu euch selbst und zu der Lehre Zuflucht.


    Und dieses Verständnis: sich um sich selbst zu sorgen, auf sich zu achten, das liegt "dem Westen" schon. Kritisch sein, die Vernunft ausbilden, sich nicht von Aberglauben und Vorurteilen leiten zu lassen.

    Zitat

    Das Menschenbild, das dem Buddha-Dharma zugrunde liegt, muss sich nicht hinter den Auffassungen der Aufklärung verstecken, fällt nicht hinter das Menschenbild der Aufklärung zurück. Im Grunde unterscheiden sie sich nicht grundsätzlich


    Ich bin die Verallgemeinerung "Menschenbild der Aufklärung" einmal mitgegangen, obwohl man davon sicher gar nicht reden kann. Helmut nennt in seinem Post auch Kant, also den Bereiter und Vordenker der Aufklärung (so sagen das die Schulmeister an den Unis und den Gymnasien). Der steht mit seinem "Menschenbild" (ich denke, ebenso ein Begriff der Schulmeister) ja schon abseitig vieler weiterer Vorstellungen (nicht nur dieser Epoche) über "das Wesen des Menschen", möchte ich einmal so formulieren. Diese Vorstellungskomplexe/Lehren kann man sich nun im Einzelnen anschauen und sehen, dass Einheitlichkeit bedingt (wie man sich das eben hinlegen will) herrscht, zumindest Einheitlichkeit in dem Sinne, in dem sie unbewusst ihrer Schwierigkeiten sind (ist ein grosses Thema, wenn man das will. Ich will es nicht, weil es eigentlich wirklich sehr einfach ist. Das ist mehr oder weniger tieferes Nichtwissen).


    In wie fern soll das Menschenbild Buddhas dem der Aufklärung überlegen sein, Vedana?


    Ich hatte gemeint und geschrieben, dass die hier produzierten Vorstellungen und Lehren im Vergleich zu der Klarsicht Buddhas weit weit abfallen. "Überlegenheit" der Urteile des Buddha im Sinne der Richtigkeit der gemachten Urteile und der Urteile über die Urteile würde ich aber auch zugestehen.

    Der Guru, der spirituelle Lehrer, ist und bleibt zeitgemäß. Warum sollen wir denn auf einen spirituellen Lehrer verzichten, wenn wir ja schon Lehrer brauchen, nur um Schreiben. Lesen und Rechnen zu erlernen? Wir brauchen ja auch einen Lehrer, um das Autofahren zu erlernen.


    Dafür braucht es keinen Lehrer, sondern einen aufmerksamen und willigen Geist und dazu jemanden, der das selber kann und sich einfühlen, also auch angemessen erklären kann.


    Zuallererst braucht es den Willen, sich verbessern zu wollen. Und dann kommt ein möglicher jemand, der das was man selber erlernen will, am besten in und auswendig kennt. Aber auch ohne den kann man sich verbessern und lernen. Nicht selten auch besser (es gibt so viele schlechte Lehrer ..., so viele Menschen die vorgeben etwas zu können).


    Und das Menschenbild der Aufklärung das fällt weit weit hinter den Blick zurück, der vor 2500 Jahren hervorgekommen ist.