Beiträge von Anandasa im Thema „Sich von Anhaftungen befreien“

    Kürzlich habe ich mich mit einem Nachbar unterhalten. Wir sprachen auch über eine andere Nachbarin, die schon merklich an Alzheimer leidet. Sie ist erst gerade 60. Wie man mit Alzheimer immer mehr sein Gedächtnis verliert und am Ende stirbt ist schon ein wirklich schweres Schicksal. Dass Alzheimer nicht so selten ist, ändert daran nichts.


    Wenn mir das gleiche Schicksal zustoßen würde, hätte ich jetzt 9 Jahre zu leben bei gutem Gedächtnis und normal klarem Geist bis ich auch 60 Jahre alt wäre wie die Nachbarin. Das hat mich echt erschrocken. Es ist mir ziemlich eingefahren und mir wurde so klar wie noch nie wie völlig unsinnig meine wiederkehrenden Anhaftungen sind und was ich alles noch erlebt haben möchte und noch haben möchte. Das alles ist völliger Quatsch! Das ist wirklich das erste Mal, dass ich selbst das Gefühl habe ich könnte mit dem fiktiven Bild von drohender Alzheimer vor Augen die Vergangenheit streichen und nicht immer wieder an irgendwelche nicht erreichten Dinge denken.


    Werde mir in Zukunft diese Alzheimer-Thematik periodisch immer wieder vor Augen halten. Ist einfach enorm hilfreich um mich wieder zurückzuholen in die reale Welt und meine Zeit weise zu verwenden. Und ich muss sehr aufpassen, dass nicht wierder das ständige Irgendwas-Haben-Wollen langsam und schleichend in mich hineinkriecht ;)

    Und wenn man dann, wenn Gedankenstille geherrscht hat mit Gedankenspielen anfängt kommen einem die besten Lösungen wenn man nicht sofort danach greift und hektisch wird das jetzt zu tun. Dann hat das Hirn endlich Freiraum in dem es spielen kann ohne diese drängende Person.

    Habe mich schon immer gefragt, ob ich in Mathematik besser gewesen wäre, wenn ich früher gewusst hätte, dass ich an einem freien Geist arbeiten muss :lol::lol:

    (...) und dann kommt das Ich und ergreift die ach so schönen Träume und entwickelt, wenn man Pech hat, Anstrengungen zu unternehmen um die Anhaftung in Wirklichkeit zu wirken. Haut die Verwirklichung nicht hin ist man unglücklich, gelingt es ist man glücklich und beides verwehrt beim ersten Hauch der Erkenntnis von Anhaftung.

    Ich denke es gibt viele Leute mit Doktortiteln oder sonst großer Laufbahn, die die Energie um all dies zu erreichen aus dieser Täuschung bezogen haben. Für eine Zeit macht es glücklich bis es irgendwann nicht mehr funktioniert und dann eine Krise beginnt, deren Bewältigung hoffentlich einige Erkenntnisse bringt :-).


    Vorgestern war ich in der 60 km entfernten Großstadt wegen eines Termins. Ich lief an ein paar modernen Häusern vorbei mit ganz großen Fenstern und dachte bei mir, dass so ein Leben in der Großstadt mit so einer netten Hütte auch ganz nett wäre. Und da war es wieder da: die Lebensgier, der ich lange hintergerannt bin. Erst mit knapp 50 bin ich nur durch Zufall ganz in die Nähe meines Heimatortes gezogen, weil dies eines der wenigen Gebiete war, wo noch die Immobilienpreise machbar waren und wir was tun mussten, damit wir im Alter von Mietzahlungen entlastet sind. Erst dann zufällig nahe an meinem Heimatort wohnend habe ich begriffen, dass es mir hier genau gut geht und ich die Großstadt gar nicht brauche. Oh Mann! Aber besser spät als nie ;-).

    Wenn Du jetzt noch die Khandha zum Angleich nimmst wird es interessant. 1. das Körperlich, irgendwie muss Du ja in die Kirche kommen. 2: die Wahrnehmung des Christus. 3: die Gefühle die sich mit anderen 4. Gestaltungen durch den 5. Bewusstseinssuchlauf zu anderen Erinnerungen durchschlängeln

    Noreply: Danke für den HInweis auf die Skandhas. Das gibt mir den Zusammenhang zu Buddhas Lehre :-).


    Ellviral:

    und dann kommt das Ich und ergreift die ach so schönen Träume und entwickelt, wenn man Pech hat, Anstrengungen zu unternehmen um die Anhaftung in Wirklichkeit zu wirken. Haut die Verwirklichung nicht hin ist man unglücklich, gelingt es ist man glücklich und beides verwehrt beim ersten Hauch der Erkenntnis von Anhaftung.

    und wenn man Pech hat ... Genauso ist es. Mir kam damals schon der Gedanke einen Portugiesisch-Kurs zu nehmen wegen Bossa Nova und Rio. War nur ein Gedanke, aber ich hätte ihm erliegen können.


    Für mich ist statt ‚Akzeptanz‘ der Gedanke/ die Erfahrung näher, dass ‚ich‘ die Dinge nicht besitze, sie in Ruhe lasse. Dadurch entsteht eine Trennung von Problem und Person bzw. die Identifikation entfällt.

    Man besitzt die Dinge gar nicht. "Das bin ich nicht, das ist nicht mein selbst.". Das kenne ich zwar, habe es aber nie so wirklich angewandt. Das muss ich in Zukunft machen. Anhaftungen abwehren ist das Naheliegende und die normale Abwehrreaktion. Sich immer wieder zu sage, dass einem das nicht gehört, muss man sich immer wieder ins Bewusstsein holen, und ist daher wohl schwieriger. Aber das werde ich mir aufgreifen. Danke!


    So nach dem Motto "Wenn ich jetzt auf dem Kissen säße würde mich das viel weniger aufkratzen was ich im Moment erlebe" und irgendwann wird die Erinnerung dauerhaft und relativiert den aufwühlenden Einfluss des Erlebten während es geschieht.

    Niemand: Du meinst den Zustand während der Meditation versuchen nachher weiterzutragen und in diesem gedanklichen Zustand zu bleiben? Sobald ich morgens ins Büro komme schalte ich in einen anderen Modus (ohne es zu merken oder merke es viel zu spät). Sollte ich mal versuchen diesen Zustand bewusst zu halten :-).

    Einen habe ich noch: Es ist sehr wichtig zu wissen wie der Mechanismus funktioniert, der zu Anhaftungen führt. Wenn man das versteht, sieht man es viel früher kommen und bessere Chancen nicht darauf einzugehen. Ich hatte mal ein Erlebnis, das zu ständig weiterer Anhaftung führte. Damals wusste ich über die Lehre Buddhas schon ganz gut Bescheid und konnte das Entstehen sehr gut beobachten.


    An einem Sonntagsausfluig besichtigten wir ein Kloster. In der Klosterkirche war hinter dem Altar an der Wand ein übergroßes Jesus-Bild als Mosaik angebracht mit Jesus mit ausgebreiteten Armen statt am Kreuz wie meistens. Das Bild mit den ausgebreiteten Armen hat mich irgendwie berührt. Es erinnerte mich an die Christus-Statue in Rio de Janeiro, die auch weit ausgebreitete Arme hat. Im Internet sah ich mir Bilder von Rio an. Landschaftlich einfach traumhaft gelegen. Ich mochte schon immer Bossa Nova, der ursprünglich aus Rio stammt. Also hörte ich wieder Bossa Nova. Dadurch begann ich dann so wirklich zu träumen. Schließlich erinnerte ich mich an eine brasilianische Arbeitskollegin von früher und die Träume drehten sich eine Runde weiter.


    Im Gehirn bilden sich sozusagen regelrechte Autobahnen, auf denen die Neuronen runterrasen und die Anhaftung immer weiter aufbauen. Die Autobahnen werden breiter, die Neigung nimmt zu. Es wird immer schwerer aus der Anhaftung auszusteigen. Das Wissen durch diese Beobachtung um die Spirale, die sich immer weiter dreht, hilft mir jetzt sehr Anhaftungen früh zu erkennen und auszusteigen.


    Dieses Christus-Bild mit den ausgebreiteten Armen hat mich am Anfang sehr berührt. Denke, man muss hier auf die Gefühlswelt sehr aufpassen. Gefühle öffnen die Pforte zu den Gestaltungen und zu den Begierden. Wichtig sich an die positiven Emotionen zu halten wie Güte, Mitgefühl, Freundlichkeit, usw. Metta entwickelt dagegen das Herz.


    Anhaftungen geht auch ein Mangeldenken voraus. Es gibt ein Defizit. Etwas muss nachgeholt werden. Ich denke das Betrachten der Lotusblume, die Buddha in dieser Lehrrede hochhielt, mit einem Lächeln und der daraus folgenden Geisteshaltung ist das Beste, was man erreichen kann. "Danach" kümmert man sich um andere Menschen, Tiere, etc.

    "Es hat ja eh keinen Zweck" führt zu einem Gefühl der Ausweglosigkeit. Das ist oft der Anfang von Depressionen. Ich hatte auch dieses Gefühl der Ausweglosigkeit. Hatte dann später Glück gehabt und gemerkt, dass es nicht ausweglos ist und mein Glück noch gefunden. Hätte ich es sofort akzeptiert, hätte ich es nicht mehr geschafft. Vielleicht akzeptieren ohne aufzugeben.

    Bin jetzt nicht mehr dieser Meinung ... :-). Hätte ich die Dinge akzeptiert, hätte ich wohl gar nicht die Gestaltung eines Rückstandes aufgebaut und damit auch gar keine Aversion entwickelt, die mir nur das Leben schwer gemacht hat und nur ständig weiter aufgebaut hat.


    Viele Gedanken zu analysieren hätte es trotzdem gegeben, denn was mir an falschen Sachen als Kind alles eingeredet worden ist, muss durch hinterfragen validiert und rausgeschmissen werden. Pubertät hat schon seinen Sinn.


    Um Anhaftungen zu vermeiden finde ich es hilfreich sich periodisch mehrmals am Tag zu unterbrechen. Ich habe z.B. an der Arbeit einen Alarm in Outlook, der periodisch hochgeht. Dann schaue ich auf eine selbst angefertige Collage mit Bildern aus meiner schönen Jugendzeit. Dadurch werde ich gedanklich zurückversetzt, ich habe wieder den geistigen Modus von früher im Kopf ohne die vielen später entwickelten Anhaftungen. Ich sehe vor dem geistigen Auge die Diskrepanz und was sich seit der letzten Unterbrechung wieder herangebildet hat, womit ich dann versuche wieder aufzuhören.

    das seh ich auch so. Die Herausforderung bei spirituellen Menschen ist halt, diese Freude trotz oder sogar wegen der Vergänglichkeit wahr zu nehmen und nicht wieder zu versuchen, etwas Festes daraus zu zimmern.

    Ich dachte und denke auch immer wieder mal "wozu das alles, wo es doch eh nichts gibt, an das man sich halten kann". Da stehen dann Resignation gegen Anhaftung und Beides sind Extreme denen was fehlt. Wahrscheinlich ist Resignation eigentlich auch Anhaftung, aber schwerer als solche zu erkennen

    In der Resignation wird die Psyche lätschig und in der Anhaftung an Schönem wird sie hibbelig. Das kann dann zum Ping-Pong-Spiel werden. Bei der "echten Freude", wie Du schreibst ist es eher so eine "aktive Ruhe".

    Die letzten 7 Jahre habe ich damit verbracht das "Feste" aus meinem Kopf wieder rauszubekommen, weil so ab 40 fängt es an ein Problem zu werden. Davor habe ich 30 Jahre damit verbracht das "Feste" schrittweise immer weiter aufzubauen. Irgendwann danach habe ich gemerkt, dass es nicht funktioniert. Aus Verzweiflung dann wie wild was "Festes" aufgebaut. Nicht logisch, aber psychisch die Folge, wenn man nicht Bescheid weiß. Wenn ich nicht mal zufällig auf ein buddhistisches Buch gestoßen wäre, wüsste ich nicht, in welchem Zustand ich jetzt im Kopf wäre und wieviele Jahre noch vergeudet worden wären ...


    Die Lehrrede von Buddha, in der er nur die Blume hochhält, habe ich nur so aufgeführt, weil ich eine bildhafte Beschreibung brauchte und dadurch auf eine Blume kam. Jetzt im Nachhinein würde ich sagen, dass diese Lehrrede mit der Blume wohl viel wichtiger ist als ich bisher gedacht habe. Das sollte ich weiter untersuchen ;-).


    Zitat

    Ich denke, Resignation ist mit einem Gefühl des "Gescheitertseins" und Hoffnungslosigkeit verbunden, also eher ein "es hat ja eh keinen Zweck", wohingegen Akzeptanz den Raum öffnet.


    "Es hat ja eh keinen Zweck" führt zu einem Gefühl der Ausweglosigkeit. Das ist oft der Anfang von Depressionen. Ich hatte auch dieses Gefühl der Ausweglosigkeit. Hatte dann später Glück gehabt und gemerkt, dass es nicht ausweglos ist und mein Glück noch gefunden. Hätte ich es sofort akzeptiert, hätte ich es nicht mehr geschafft. Vielleicht akzeptieren ohne aufzugeben.

    da wird halt Zen mit Psychologie gemischt. ...


    Gut, dass einmal das Thema angesprochen wird wie man Anhaftungen los wird, denn diese loszuwerden ist für die Entwicklung eines klaren Geistes enorm wichtig und für ein Beseitigen der geistigen Leiden. Ich finde den Text ähnlich wie Niemand eher allgemein und am Ende nicht so konkret.


    Ich habe zwei ganz große Anhaftungen gehabt. Die erste bin ich durch Analyse und Einsicht losgeworden, die zweite durch ein Erlebnis, das in mir große Freude auslöste.


    Bei der ersten Anhaftung habe ich sehr lange meine Gedanken betrachtet und überprüft, ob sie richtig sind. Manchmal war mir aufgrund eines wiedereingefallenen Erlebnisses völlig klar, dass ich mich täusche und das Objekt der Anhaftung gar nicht gut für mich ist. Dann kam mein Geist und wischte die Erkenntnis der Täuschung weg, damit ich wieder dieser Anhaftung frönen kann, weil mir da scheinbar etwas wichtiges entgangen ist. Und das tausende Male. Es war eine Analyse von verwickelten Einzelheiten über mehrere Jahre, die ohne einen klaren Geist schwer aus dem Ganzen herausgelöst und separat hätten betrachtet werden können. Die dieser Anhaftung zugrundeliegende Gier und Verzweiflung habe ich wohl durch Metta-Meditation abschwächen können und daraufhin konnte mein Geist die erkannten Täuschungen nicht mehr so einfach wegwischen. Mit der Zeit erkannte ich immer mehr Täuschungen und irgendwann konnte ich loslassen, denn bei so vielen Täuschungen, kann man an dem Anhaftungsobjekt selbst auch nichts mehr finden, was man haben will.


    Aufgrund dieser Erfahrung halte ich Beobachtung der Gedanken und deren Analyse für sehr wichtig um Täuschungen erkennen zu können. Runterarbeiten der Gier um loslassen zu können ist der weitere wichtige Schritt, damit der Geist nicht einfach alles wegwischt und sich wieder das greift was er haben möchte.


    Die andere schwere Anhaftung ging weg nachdem ich nach fast 20 Jahren im Ausland und einem Intermezzo von 10 Jahren noch anderswo wieder in meinen Heimatort zurückkam. In meinem Heimatort zurück kamen so viele schöne Erinnerungen von früher hoch. Ich hatte dort damals als Jugendlicher eine sehr sehr schöne Zeit. Ich hatte großes Glück liebe Menschen von damals wiederzutreffen. Das Wiederfinden der schönen Zeit von damals in meinem Heimatort nach vielen vielen psychisch anstrengenden Jahren im Ausland gab mir ein tiefes Gefühl der Freude und Dankbarkeit. Die guten Erinnerungen hatten eine große positive Kraft und es war alles noch da. Einige Menschen waren gestorben, aber vielen waren noch da. Ein eher zurückhaltender Mensch gewesen zu sein hat sehr beigetragen, dass man sich im Guten an mich erinnerte.


    Mir wurde klar, dass es das jetzt ist. Mehr als das brauche ich nicht. Diese zweite schwere Anhaftung brauche ich nicht mehr. Der freundliche Geist aus der Freude an die gute Zeit von damals und dass alles noch da ist, gibt mir Zufriedenheit und Freude. Aus dem Kontrast mit der wahren Freude meinen Heimatort und die Menschen von damals wiederzusehen habe ich die "Freude" aus der zweiten Anhaftung als unecht, kurzzeitig und nur leiderverschlimmern erkannt. Das konnte ich vorher nicht. Ich hatte nichts anderes. Man muss Dinge haben, an denen man echte Freude hat. Das ist enorm wichtig, sonst geht die Psyche auf den Zahnfleisch und findet in der Not als Ausweg nur Anhaftungen. Echte Freude bringen nie irgendwelche Dinge, die man haben kann. Es sind immer schöne Erlebnisse, die ein freundlicher Geist dankbar aufnimmt, und sei es einfach das Betrachten der Blume, die Buddha einmal in einer Lehrrede hochgehalten hat.