Beiträge von Helmut im Thema „Zufluchtnahme“

    Was ist Zuflucht?


    Zuflucht ist das Vertrauen in Buddha, Dharma und Sangha, das sich aus der Gewissheit speist, dass Buddha der vollendete Lehrer der Zuflucht ist, dass der Dharma die eigentliche Zuflucht ist, die uns vor den Leiden und seinen Ursachen schützt, und dass die Geistige Gemeinschaft uns bei der Verwirklichung der 3. und 4.edlen Wahrheit unterstützt.


    Gruß Helmut

    Der einzig sichere Halt (so sehe ich das) für alle gesprochen können nur die Lehrreden oder ein möglicher Buddha sein. In Fällen wo gedeutet werden muss ist Hilfe eine gute Sache, da möchte ich dir beipflichten.

    Es ist auf jeden Fall sehr förderlich, sich bei der eigenen Geistesschulung auf die Lehrreden des Buddha zu stützen . Bei der Suche nach einer bestimmten Textstelle im Mahaparinirvanasutra habe ich eine Aussage des Buddha gefunden, die zu diesem Thema passt. Kurz zum Kontext des Sutra: Es ist das letzte Sutra, das der Buddha im Bewusstsein seines nahenden Todes gesprochen hat.


    Im Text heißt es:


    "Ich predige euch jetzt noch das Sutra vom Gesetzes-Spiegel. Hört es aufmerksam an und überlegt es wohl! Was ist der Gesetzes-Spiegel? Es sind der Buddha, die Lehre, die Gemeinde und die heiligen, reinen Gebote. Bringt diesen gegenüber zutiefst Hochachtung hervor, würdigt, verehrt, begrüßt und preist (sie), auf dass der rechte Glaube, das rechte Gedenken nie unterbrochen werden! Das heißt Gesetzes-Spiegel. So muss man es auffassen"
    (Mahaparinirvanasutra 9.21)


    Gruß Helmut

    Das mag massiv wirken, ja. Die Frage ist halt, in welche Richtung. Wie fühlt man sich dabei, wenn man sich dermaßen einschränkt? Ist das überhaupt möglich bei einem normalen Job mit Familie? Wird die BuddhaLehre also nur einer edlen Elite vorenthalten?


    Grüße

    Hallo PhenDe,


    muss dein letzter Satz nicht heißen: Wird die BuddhLehre also nur einer edlen Elite vorbehalten?


    Gruß Helmut

    Auch wenn der Buddha in dieser Textstelle die Zuflucht nicht definiert, denn das eigentliche Thema ist ein anderes, so kann man ihr doch entnehmen, dass der Buddha von Zuflucht gesprochen hat und diese etwas mit Vertrauen in Buddha, Dhamma und Sangha zu tun hat, Man nimmt Zuflucht zu den Drei Juwelen Buddha, Dhamma und Sangha, weil man Vertrauen in sie hat. Dann stellt sich die Frage, worin besteht denn dieses Vertrauen?


    Diese Sangha besteht nicht mehr. Deswegen kann man sich ihr auch nicht mehr anschliessen. Deswegen kann man einen Anschluss an diese auch nicht mehr empfehlen. Und das hat der Buddha auch nicht getan.

    Die Gemeinschaft der Ordinierten (Sangha) zur Zeit des Buddha, existiert natürlich nicht mehr,weil die Menschen, die ihr angehörten nicht mehr leben. Das bedeutet ja nicht, dass es nur zur Zeit des Buddha eine Sangha gab. Eine Sangha gibt es so lange es die Gemeinschaften der Mönche, Nonnen und Laien gibt, die den Dharma studieren und praktizieren und weitergeben. Weil es diese Gemeinschaften auch heutzutage gibt, gibt es eine Sangha zu der man Zuflucht nehmen kann.


    Zufluchtnahme bedeutet ja, einen Schutz vor den Leiden und deren Ursachen (1. und 2. edle Wahrheit) zu haben. Der eigentliche Schutz ist natürlich der Dharma, die 3. und 4. edle Wahrheit. Die wahren Beendigungen und die wahren Pfade muss man im eigenen Geisteskontinuum verwirklichen, um vor den Leiden und ihren Ursachen dauerhaft geschützt zu sein. Deshalb ist der Dharma die eigentliche Zuflucht, der eigentliche Schutz für diejenigen, denn die Verwirklichungen der wahren Beendigungen ist die Befreiung.


    Da man dies aber nicht immer allein aus eigener Kraft realisieren kann, sucht man man Hilfe und Unterstützung bei einer Sangha, die es jetzt gibt, aber ach bei Lehrern, die einem den Dharma erklären können, da nicht jede Lehrrede des Buddhas wortwörtlich genommen werden kann. Bevor man sich einer Sangha anschließt, muss man diese genauso gründlich prüfen wie einen spirituellen Lehrer, denn es gibt hierzulande sowohl problematische Sanghas als auch falsche Lehrer. Aber es gibt ja Kriterien anhand derer man Sangha und Lehrer prüfen kann.


    Gruß Helmut

    In AN 9:20 vergleicht der Buddha wie verdienstvoll bestimmte Handlungen in Bezug zu anderen Handlungen sind. Daraus ein kurzer Auszug:


    "...es wäre bei weitem verdienstvoller, wenn man die Sangha der Mönche mit dem Buddha an der Spitze verköstigen würde und dem Sangha der vier Himmelsrichtungen zuliebe ein Kloster errichten würde ... es wäre sogar noch viel verdienstvoller, wenn man aus vollem Vertrauen zum Buddha, zum Dhamma und zum Sangha Zuflucht nehmen und die fünf Übungsregeln befolgen würde..." (1)


    Anschließend schildert der Buddha Handlungen, die noch verdienstvoller sind als das Zuflucht nehmen zu Buddha, Dhamma und Sangha.


    Auch wenn der Buddha in dieser Textstelle die Zuflucht nicht definiert, denn das eigentliche Thema ist ein anderes, so kann man ihr doch entnehmen, dass der Buddha von Zuflucht gesprochen hat und diese etwas mit Vertrauen in Buddha, Dhamma und Sangha zu tun hat, Man nimmt Zuflucht zu den Drei Juwelen Buddha, Dhamma und Sangha, weil man Vertrauen in sie hat. Dann stellt sich die Frage, worin besteht denn dieses Vertrauen?


    Das Vertrauen beruht doch auf der Einsicht in die Qualitäten des Buddha, des Dhamma und der Sangha. Der Buddha lehrt uns die vier edlen Wahrheiten aufgrund seiner eigenen Erfahrung und aus seinem Mitgefühl heraus. Die edle Wahrheit von der Beendigung der Leidensursachen und edle Wahrheit vom Weg, der zur Beendigung der Leidensursachen führt, sind der Dhamma. Die Sangha ist die Gemeinschaft der Heiligen, also derjenigen, die eine unmittelbare Einsicht in die Selbstlosigkeit erlangt haben.


    Wir haben Vertrauen in den Buddha, weil er uns den Weg lehrt durch den wir uns durch unsere eigene Praxis von den Leidensursachen befreien können. Wir haben Vertrauen in den Dhamma, weil wir die Leidensursachen überwinden können, wenn wir ihn in unserem eigenen Geisteskontinuum verwirklichen. Wir haben Vertrauen in die Sangha, weil die Sanghamitlieder den Dhamma bereits in einem Maße verwirklicht haben, so dass sie in der Lage sind, uns in unserer Praxis zu unterstützen.


    So wie man den spirituellen Lehrer gründlich prüfen muss bevor man ihn als persönlichen Lehrer annimmt, so muss man genauso gründlich die Sangha prüfen der man sich anschließen möchte.


    Gruß Helmut



    (1) zit. nach Bhikkhu Bodhi, In den Worten des Buddha, Stammbach 2011, S.167

    Ich beziehe mich jetzt auf den Beitrag Vedanas in Antwort 41 ohne daraus zu zitieren. Aus dem letzten Absatz des Zitates, in dem Vedana Text fett markiert hat, geht es ja um die Zeit nach dem Verscheiden des Buddha. Woran sollen sich die Ordinierten dann orientieren? Die Frage stellt sich auch für uns heute, seien wir Ordinierte oder Laien.


    Sich selber eine Zuflucht zu sein, bedeutet ja, dass man im eigenen Geist / Bewusstsein alle Leidensursachen (2.edle Wahrheit) vollständig überwunden hat. Man ist dann sich selber eine Zuflucht, weil man durch die Aufgabe aller Leidensursachen nie wieder Leiden erfahren wird. Darum geht es im Dharma.


    Um aber sich selbst eine Zuflucht zu sein, braucht man zunächst einen äußeren Lehrer wie den Buddha, denn nur dadurch, dass er uns seine Lehre, den Dharma, darlegt und wir sie dann kontinuierlich praktizieren, werden wir uns selbst zu einer Zuflucht, weil wir den Dharma im eigenen Geisteskontinuum verwirklichen.


    Der Buddha und seine Lehre sind also ein ursächliches Zufluchtsobjekt und der Geisteszustand, den wir durch die Dharmapraxis verwirklicht haben, ist die resultierende Zuflucht, die durch das ursächliche Zufluchtsobjekt bewirkt worden ist.


    Gruß Helmut

    Ich habe diesen Thread zum Thema Zuflucht eröffnet, aber nicht um Verbundenheit zu debattieren. Mein Beitrag 18 war nur eine Erwiderung auf Beitrag 16. Das sollte eigentlich deutlich gewesen sein. Ich will bei meinem Thema bleiben. Zuflucht hängt mit den vier edlen Wahrheiten, der ersten Lehrrede des Buddha zusammen.


    In SN 56.11 heißt die dritte edle Wahrheit: "Die edle Wahrheit von der Leidensauflösung". Die vierte edle Wahrheit heißt dort:"Die edle Wahrheit von dem zur Leidensauflösung führenden Vorgehen". Wahre Beendigungen und wahre Pfade fassen dies nur kurz zusammen. Es geht nicht um die Worte, sondern um die Bedeutung der Worte, und zwar um ihre tiefgründige Bedeutung.


    Wir nehmen Zuflucht zu Buddha, Dharma und Sangha, um uns vor einer Wiedergeburt in einem niederen leidvollen Bereich zu schützen. Zum Buddha nehmen wir Zuflucht, weil er der unübertroffene Lehrer ist, der uns aufzeigen kann wie wir die Ursachen für eine derartige Wiedergeburt, die in unserem Geist liegen, vollständig überwinden können. Zum Dharma nehmen wir Zuflucht, weil wir durch unsere eigene Dharmapraxis die Leidensursachen in unserem Geist überwinden müssen.


    Wir nehmen natürlich nicht nur deshalb Zuflucht, um nicht in einem niederen leidvollen Daseinsbereich wiedergeboren zu werden, sondern auch, um Arhatschaft oder Buddhaschaft zu erlangen.


    Gruß Helmut

    Buddha hat ja nicht gelehrt, erkennt die Leiden und deren Ursachen und gut ist. Vielmehr hat er gelehrt, erkennt die Leiden und überwindet die Leidensursachen mittels der wahren Pfade.


    Buddha hat nicht von wahren Pfaden gesprochen. Das lehrt wohl ein anderer. Zum Beispiel auch du. Bitte (und im Sinne der anderen, denen geholfen werden kann/die man unterstützen kann): sprich doch nicht so. Auch hat der Buddha nicht gelehrt: "erkennt das Leiden". Er hat erklärt, dass alles vergänglich und damit direkt Leid ist.

    Dann lese mal SN 56.11 in ganz genau.


    Gruß Helmut

    Die Erkenntnis, dass Personen und Phänomene in vielschichtiger Weise in gegenseitiger Abhängigkeit bestehen, ist wichtig und notwendig. Diese Erkenntnis allein reicht aber nicht aus, um uns von unseren Leiden zu befreien.


    Buddha hat ja nicht gelehrt, erkennt die Leiden und deren Ursachen und gut ist. Vielmehr hat er gelehrt, erkennt die Leiden und überwindet die Leidensursachen mittels der wahren Pfade.


    Die Erkenntnis der gegenseitigen Verbundenheit allein hilft nicht, um absoluten Frieden zu erlangen. So lange unser Geist / Bewusstsein von Egoismus / Selbstsucht beherrscht wird, wird es keinen absoluten Frieden geben, selbst wenn wir die vielschichtige gegenseitige Verbundenheit erkannt haben.


    Notwendig ist dafür, dass jeder seinen Egoismus, seine Selbstsucht überwindet. Dann stellt sich die Frage, wie ist dies zu erreichen? Und diese Frage muss sich jeder selbst stellen; auch ob er / sie seinen / ihren Egoismus überhaupt überwinden will. Eine Antwort findet man im Dharma.


    Gruß Helmut

    Dieser von Losang Lhamo angesprochenen Prozess wird ja auch sehr schön mit ursprünglichem und resultierendem Zufluchtsobjekt ausgedrückt:

    1. ursprüngliches und resultierendes Buddhajuwel
    2. ursprüngliches und resultierendes Dharmajuwel
    3. ursprüngliches und resultierendes Sanghajuwel

    Gruß Helmut

    Diesen Prozess drückt Matthieu Ricard sehr schön in seinem Buch "Weisheit" aus.


    "Wenn wir Zuflucht zur Weisheit des Erwachens nehmen, ist dies nach buddhistischer Auffassung die erste und unerlässliche Etappe in Richtung Befreiung. Es ist der Ausgangspunkt des Weges."(1)


    Er charakterisiert die Zuflucht dadurch, dass er sagt:" Die höchste bzw. innere Zuflucht ist nichts anderes als unser eigener Geist. Indem wir seine Natur erkennen, das leuchtend klare reine Gewahrsein, das kontinuierlich hinter den Wolken der geistigen Verwirrung scheint, sind wir ganz natürlich vor den eigentlichen Ursachen des Leidens geschützt."(1)


    Um diese höchste bzw. innere Zuflucht entwickeln zu können, müssen wir uns der Quelle unserer Leiden, der Unwissenheit, bewusst werden und dann die wahren Pfade praktizieren.


    Gruß Helmut


    1 Matthieu Ricard, Weisheit, München 2011, S.101

    Wir nehmen als Buddhisten / Buddhistinnen Zuflucht zu den drei Juwelen Buddha, Dharma und Sangha, um uns vor den Leiden zu schützen. Wenn wir Zuflucht nehmen zum Dharma, nehmen wir dann nicht Zuflucht zu den Wahren Beendigungen und den Wahren Pfaden mit denen wir diese verwirklicht werden? Nehmen wir mit der Zuflucht zum Dharma nicht Zuflucht zu den Verwirklichungen in unserem eigenen Geist, die wir durch unsere Praxis realisieren, weil nur diese uns vor den Leiden Samsaras schützen können?


    Gruß Helmut