Beiträge von Mabli im Thema „Wie funktioniert Mantra Praxis“

    Wichtig wäre vielleicht noch anzumerken, dass es einen Unterschied zwischen Trance und Meditation gibt. Als ich in den Neunzigern an einem Meditationskurs teilnahm, hörte ich das von dem leitenden Lehrer, der hauptberuflich Neurologe war. Er hatte mit einer umfangreichen Arbeit über diesen Unterschied promoviert. Fand ich interessant, auch im Nachhinein angesichts der Tatsache, dass es damals noch kein MRT gab, zumindest nicht allgemein verfügbar. In demselben Meditationskurs stellte sich ein Teilnehmer vor und erklärte, er falle regelmäßig in eine Art meditativen oder Trance-Zustand beim Skiwandern, dadurch sei er auf die Idee gekommen, an diesem Kurs teilzunehmen.

    Mir hat mal jemand erzählt, dass er in seiner Bundeswehr Ausbildung gelernt habe sich in Trance-Zustände zu versetzen um mit den körperlichen Strapazen bei Gewaltmärschen besser klar zu kommen. Anscheinend gehört das dort zur Grundausbildung. :)

    Ich glaube der Unterscheid ist, dass man sich bei Trance eher wie in einer wohligen Blase fühlt und bei Meditation eher wach und klar.

    Man kann das mit bildgebenden Verfahren zeigen: Betest Du einen Rosenkranz, das Herzensgebet der Wüstenväter, ein buddhistisches Mantra oder wiederhlost du einfach immer nur "Coca Cola", du katapultierst dich immer in die gleichen Geisteszustände, denen gewisse Hirnaktiviäten zu Grunde liegen.

    Die bildgebenden Verfahren zeigen eben nur eine Hirnaktivität und keine (Sinn-)Bedeutung. Sie zeigen die materielle Seite und nicht die geistige. Das ist kein vollständiges Bild der Realität und zudem eine Momentaufnahme. Es sei den man verneint die Existenz von geistigen Phänomenen.

    Im koreanischen Zen wird teils mit Mantras gearbeitet. Bei Interesse kann ich dazu etwas raussuchen, von Seung Sahn. Der in dem Zusammenhang auch geschrieben hat, man könne auch mit "ColaCola" arbeiten...

    Ja gerne. Das würde mich interessieren wie Mantren im koreanischen Zen gesehen werden.


    Mir ist noch der Gedanke gekommen, dass man kürzere Mantren, die nicht unbedingt syntaktisch sinnvolle Sätze bilden, unterscheiden kann von längeren Mantren oder Dharanis, die das schon tun und daher auch auf der Sinnebene verstehbar sind. Bei letzteren würde es ja möglicherweise schon hilfreich sein, zu wissen was der Inhalt ist.

    Ich habe mich gerade gefragt, warum Mantras in Sanskrit rezitiert werden und nicht etwa in Deutsch oder Englisch. Hat das etwas mit einer "magischen" Vorstellung von Sprache zu tun. Ich könnte mir vorstellen, dass man bestimmte Silben oder auch Wörter wahrscheinlich schlecht übersetzen kann. Es gibt ja anscheinend auch Übersetzungen von Mantras ins Tibetische.

    Entgegen der allgemeinen (typisch deutschen?) Annahme, man müsse unbedingt jedes Wort übersetzt kennen, beim Rezitieren dringend diesen Hintergrund immer präsent haben und außerdem alles partout exakt genau richtig aussprechen, ist meine persönliche Erfahrung ganz anders: man braucht nur Vertrauen - und eine Übertragung (Lung) von einem guten Vajra Meister ist auch überaus hilfreich, wenn ich sogar essentiell.

    Ich persönlich habe Schwierigkeiten etwas zu rezitieren, ohne zu verstehen, was ich rezitiere. Da macht mein Kopf nicht mit. (: Da ist meine Verstand gegenüber dem Gefühl vielleicht zu stark ausgeprägt. Aber ich sehe in Sprache eben auch eine Funktion der Übermittlung von Inhalten.

    In einem rituellen Kontext ist das Verständnis oft ein anderes. Wenn die Queen sagt: "Ich schlage dich zum Ritter", dann macht sie damit keine Aussage sondern sie schlägt GENAU DADURCH jemand zum Ritter.

    Spielt nicht selbst bei solchen performativen Akten der Inhalt eine Rolle? Es kommt doch auch darauf an, was die Queen in dem Moment sagt, oder?