Beiträge von void im Thema „Wie funktioniert Mantra Praxis“

    Magisches Denken ist als Welterklärung sehr defizitär und führt schnell in Aberglaube, Vorurteil und Verschwörungsthrorie.


    Dies bedeutet aber nicht, dass es in anderer Hinsicht nicht "wirksam" sein kann. Es ist ja so, dass gerade die tiefen Schichten des menschlichen Denkens - wie man ja in Märchen und Träumen sieht - durchaus archaisch sind und es deswegen so ist, dass man, wenn man an dieser archaischen Ebene ansetzt, einen enormen Hebel hat:


    Der Gedanke daran, dass der größte Teil von einem nicht rational ist, und von daher vielleicht mit nicht rationalen Mitteln angegangen werden muß, ist etwas was einen aus mehreren Gründen stört. In der Kindererziehung, Marketing und Politik sind wir ja allem, was einen nicht als mündiges Individuum anspricht, sondern an den "Elefanten" appelliert gegenüber skeptisch.


    Aber trotzdem hat Haidt natürlich Recht. Und ich denke es gibt sogar stellen wo Buddha den Geist mit einem wilden Elefanten vergleicht, den es zu zähmen gilt.


    In vielen Kulturen spielen ja Rituale eine große Rolle. Bei uns verbindet man ja den Begriff "Ritual" einerseits mit "leerem Ritual" also einer Form die nicht mit Inhalt gefüllt ist und zweitens eben weil da Symbole mit Macht aufgeladen werden, dadurch dem Reflerierten enthoben sind.


    Aber diese beiden Punkte berühren ja den Punkt der Wirksamkeit nicht. Initiationsriten können Knaben zu Männern transformieren, Krönungsriten Normalsterbliche in Könige und auch Initiationsriten können transformieren.

    Während mir das Schlusssatz des Herzsutra - das "Gate gate paragate parasamgate bodhi svaha" sehr wichtig ist, erscheinen mir das "Om mani padme hum" von einer anderen Qualität.


    Der "Om" Laut ("ॐ") soll dem tiefen Ton des Scheckenhorn nachbilden - eine tiefe alles durchdringenden Grundton des Universums. Während man bei vielen anderen Lauten das Gefühl hat "ich bringe diesen Laut hervor" oder "ich höre diesen Laut" ist das nahe an so einer tiefen Vibration das es nahe an einem "ich bin dieser Laut" . Es führt einen also akkustisch an einen Punkt wo Ich und Welt ein Stück weit aufhören auseinanderzuklaffen. Vielleicht ähnlich wie das beim schamanischen Trommeln oder bei Künstlern wie Z'EV ist.

    Wenn Töne so mächtig sein können den Unterschied zwischen Welt und Ich brüchig zu machen, dann bedeutet das, dass sich so ein Laut ein perfektes Meditationsobjekt anbietet. Und es ist naheliegend, dass es Buddhisten dies als Ausdrucksform für Leerheit - den stillen Grundton der Welt sehen und benutzten.


    Und wenn man erst einmal so weit ist, ein Mantra als Ausdrucksform von Leerheit/Buddhaschaft zu sehen, dann ist es nachvollziehbar dass sich dass systematisiert, und verschiedene Buddhaspekte verschiedenen Mantren zugeordnet werden.


    Aber während mir dieser Aspekt zugänglich ist, liegt darin auch so eine Gefahr der Verdinglichung, wo man anfängt bestimmte Worte als "Zaubersprüche" zu sehen.


    Dazu braucht es aber natürlich kein Mantras und Sanskrit. Auch im Thervada kristallisierten sich, wie man im

    Milinda Pañha nachlesen kann "heilende Schutztexte" für bestimmte Gelegenheiten ( z.b Schlangen) heraus.


    Ist von daher die Vorstellung von beenden Worten und heilenden Frequenzen nur ein esoterischer Wunschtraum und irrationaler Glaube?


    Auch das ist vielleicht zu einfach gedacht Es gibt tatsächlich Forscher die im Schnurren von Katzen si etwas sehen. Katzen schnurren ja - entgegen landläufigen Meinung nicht nur wenn sie glücklich sind sondern auch wenn sie Schmerzen haben oder sogar wenn sie im Sterben liegen. Vor einiger Zeit war eine Studie in den Medien nach der Katzen auf einer Frequenz schnurren, die der Wundheilung zuträglich ist und eine andere Studie fand sogar heraus, dass dies für die Herzgesundheit zuträglich ist, eine schnurrende Katze zu haben.

    Auch schon vor dem Vajrayana wendete man sich in Mantras an wichtige Bodhisattvas wie Amitābha, Vajrasattva oder Manjushri.


    Die Grundlage dafür ist die Trikāya-Lehre. Ich denke, diese stammt daher, dass nach dem Tod des Erhabenn die Frage nach der Beziehung zwischen der konkreten Person eines Buddhas - also z.B Siddharta Gatuama - mit seinen ganz konkreten vergänglichen Besonderheiten (Geburtsort, Beruf der Eltern, Name) und Buddhaschaft als einem abstrakten Prinzip aufkam. (Der Begriff Dhammakāya - also dass der Tathāgata eine Verköperung des Dharmas in der Welt ist, kommt ja sogar schon im Palikanon vor)


    Was aber erst später geschah war, dass man zwischen "abstrakten Buddha"(Dharmakāya) und dem konkreten, maifestierten Buddha (Nirmaṇakāya) eine Zwischenebene (Sambhogakāya) einfügte. Es ist eine Ebene der "Buddha-Wirkung" und sehr eng mit dem Bodhisattva-Gelübte verknüpft.


    The Sambhogakāya is the reward/enjoyment body, whereby a bodhisattva completes his vows and becomes a Buddha. Amitābha, Vajrasattva and Manjushri are examples of Buddhas with the Sambhogakaya body.

    Indem der Bodhisattva verspricht- seine entgültige Befreiung aufzugeben und bekommt dafür eine Möglichkeit direkt, an diejenigen die sich an ihn wenden, "auszutrahlen" und ihnen so zu helfen. Und diese Austrahlung- das Wirkungsfeld eines Bodhisattvas ist das was man unter Sambhogakāya fasst.


    Im Bezug auf Amitābha ist das urspüngliche Gelübte folgendermaßen:


    Zitat

    "Falls wenn ich Buddhschaft erlange , die fühlenden Wesen der zehn Richtungen die mit aufrichtigen herzen und in Hoffnungsfrohem Vertrauen Geburt in meinem Land wünschend, bis zu zehnmal meiner Gedenken, nicht in meinem Land geboren werden, weill ich nicht die Wahre Erleuchtung annhemen"


    Indem man sich mit "aufrichtigen Herzen und in Hoffnungsfrohem Vertrauen" an Amitābha wendet, ermöglicht dieser einem Kraft seines Gelübtes eine Wiedergeburt in seinem reinen Land Sukhavati. Indem man sich vertrauensvoll und aufrichtig öffnet, gewinnt man Zugang.


    Schon vor dem Vajrayana hatte man den Schritt gemacht bestimmte Bodhisattvas nicht rein als Noch-Nicht-Buddhas zu sehen, sondern sie zusätzlich als Buddhaspekte zu deuten. Also Manjushri als die Wesiehit aller Buddhas und Avalokitehsvar als das Mitgefühl aller Buddhas zu sehen. Diese Systematisierung fand dann im Vajaranya (und seinen Mandalas) seine Ausgestaltung. Ein "reines Land" ist hier nicht so sehr ein Ort an dem man sich Widergeburt wünscht sondern ist ein Buddhafeld dieses Buddhas. Eine Austrahlung der Energie des Buddhas. So wie auch das Mantra nicht einfach etwas ist, was Zugang ermöglicht, sondern etwas was Audruck dieses Buddhafelds ist.


    Und im Yajrana hat sich also die Mantra-Praxis mit anderen Elementen (Visualsierung, Einweihungen ) zu einer Yidam-Praxis verbunden.


    Während es ja sehr wichtige buddhistische Schulen (Amida-Buddhismus, Nichiren-Buddhsimus) gibt, wo ein Mantra eine herausragende Rolle speilt, ohne dass man von einer Yidam-Praxis sprechen konnte. Und im Thervada sieht man ja, dass es ein Mantra-Praxis sogar außerhalb des Mahayna gibt.


    Von daher könnte man ein paar Schritte zurück gehen und in einem Mantra einfach eine Varinte der Zufluchtnahme sehen. Mit "Buddho" nehme ich Zuflucht zu Buddha und ein Avalokiteshavra greift daraus einfach den Apekt des Mitgefühls heraus.


    Villeicht kann man ncoh weiter zurücktreten: Bei Thich Nhat Hanh gibt es ja so "Gathas" - Sprüche mit denen man sich selbst bei allen möglichen Gelegenheiten an den Dharma erinnert. Vielleicht ist ein Mantra einfach nur ein Wort, dass einen an den Dharma erinnert. Damit möchte ich jetzt nichts gegen die ausgefeilten Systeme der Yidam-Praxis sagen. Sondern eher dass diese komplexe Ausgetaltungen eines einfachen Themas sind. So wie ein Palast eigentlich auch nur ein große und prächtige Hütte ist

    void ja, das mit dem Ritterschlag ist eigentlich ein schöner Vergleich. Ich selbst bin sehr vorsichtig / zurückhaltend sobald es in einer Praxis um Dinge wie "Segen" geht. Während ein Ritterschlag für mich noch direkter zu fassen ist, geht so etwas wie ein "Segen" auf einer anderen Ebene ab für die ich nicht so Empfänglich bin.

    Ich glaube, dass "Segen" und "Fluch" eine ganz archische Ebene unseres Geistes abbilden. prinzipiell drücken sie aus, inweiweit uns die Leute übelwollen (maledicere) oder wohlwollen (maledicere). Und es gibt ja zahlreiche Forschungen, dass wir eben nicht der individuelle Fels in der Brandung sind- sondern dass es Leute zutiefst fertigmachen und krankmachen kann, wenn sie alle gegen sich wissen und dass es Leute geradezu eheben und verwandeln kann, wenn sie sich von anderen unterstützt und geboren und getragen fühlen. Wenn jemand anderes hoffnungslos n uns verliebt ist, lieben wir uns gleich auch. Aber weil wir uns meistens so als Individuen sehen, wissen wir nicht, dass wir eigentlich - in einem anderen Winkel des Geistes all die Liebe und Güte, die wir so vermissen in uns tragen, und uns lediglich der Zugang fehlt.


    Im Lotussutra gibt es eine Passage, die von einem Bettler erzählt, der nicht wiß das in sein Gewand, das er täglich benutzt, eigentlich sagenhaft wertvoll Juwelen eingenährt sind. Er müsste einfach nur in seine tasche greifen und wäre ein reicher Mann, der keinerlei Not und Sorgen leiden müsste. Nur aus der Begrenztheit heraus - weil er eben keinen Zugriff hat, erlebt er sich als arm, verloren und erfolglos. Ein Wechsel der Perspektive - ein richtiger Grifff in die Tasche würde alles verwandeln.


    Und da ist es doch zunächst wichtig, dass es diese so ganz andere Perspektive gibt, dass sie als Möglichkeit da ist und es einen Zugang zu ihr gibt.


    Natürlich klingt die Idee von "wirkmächtigen Formeln" die so eine andere Perspektive verköpern - wie etwas aus einem Märchen - so nach "Sesam öffne dich" Aber die symbolische Welt, wie sie sich in Märchen darstellt, bildet ja villeicht genau die archische Struktur unseres Geistes ab.


    Nun unterscheiden sich die unterschielichen Menschen und auch die unterschielichen budditischen Schulen darin, inwieweit man dieser Ebene des Unterbewußte und Archischen zutiefst mißtraut und es als tiefe Verblendungen sieht, oder inwiewiet man es zu heilsamen Zwecken zu nutzen versucht.


    Normalerweise denken wir, dass Worte einen Inhalt transportieren, also z.B eine Nachricht übermittelt oder eine Aussage macht.


    In einem rituellen Kontext ist das Verständnis oft ein anderes. Wenn die Queen sagt: "Ich schlage dich zum Ritter", dann macht sie damit keine Aussage sondern sie schlägt GENAU DADURCH jemand zum Ritter. Vorher ist er keiner, danach ist er einer und alle müssen ihn mir "Sir" ansprechen. Die Sprache verweist also nicht auf einen Sachverhalt, sondern es ist eine mächtige Sprache die einen (sozialen) Sachverhalt erst schafft. Einige Forscher meinen, dass die ersten tantrischen Rituale von weltlichen Ritualen stammen, bei denen jemand als Herrscher eingesetzt wird. Wo er vor der Einsetzung einfach nur ein normaler Mensch war, steht nach der Eisetzung die Macht des ganzen Reichs hinter ihm und jeder seiner Worte wird Gesetz. Und es ist das Einsetzungsritual das den Übergang von dem einen zu dem anderen Zustand bewirkt und ihn in das Machtfeld katapuliert hat.


    Das "Einsetzungsritual" und die Formeln die da gesprochen wurde, sind also das sympolische Kondesat des ganzen Reichs. Die mächtigsten Männer des Reichs kommen und verneigen sich und in einem Ritual wird der neue Herrscher mit Wasser aus den wichtigen Flüssen gewaschen. Auch die Flüsse werden ihm smbolisch untertan gemacht und das Waschen macht ihn Herr nicht nur über Menschen sondern auch über die Natur.


    Wenn man das Reich, das hier betreten und übernommen werden soll bestimmte Geistesqualitäten nimmt, dann hat man ja zu ziemlich die Funktionsweise eine Matras.