Beiträge von Helmut im Thema „Vermischung / Hauptpfeiler des Buddhismus“

    Diese Welt der Produkte unsereres Geistes - ist das was ich "unsere Realität" nennen würde. Auch unser "ich" gehört natürlich zu den Produkten des Geistes uns wird beständig neu generiert.

    Meinst du dies im Sinne einer kausalen Ursache-Wirkungs-Beziehung? Der Geist ist die Ursache der Produkte so wie ein Gerstenkorn die Ursache für eine Gerstenpflanze ist?

    ARYA DHARMA:


    Das kommt drauf an wie du den Begriff Essenz auffasst. Da du dich ja als Prasangika Madhyamika Student verstehst, gehe ich mal davon aus, dass du weißt wie die Prasangikas Leerheit (sunyata) auffassen.


    Wenn die Essenz oder die letztliche Bestehensweise der Phänomene ihre Leerheit ist, weil sie in Abhängigkeit bestehen, dann ist die Aussage, in ihrer Essenz unterscheiden sich die Phänomene, also auch Samsara und Nirvana, nicht, keine falsche Aussage.


    Die Prasangikas verneinen jede Form von inhärenter Existenz. Deshalb ist auch die Essenz oder die Leerheit der Phänomene selbst auch leer von inhärenter Existenz und besteht nicht aus sich selbst heraus.


    Die Essenz aller Phänomene und somit auch von Samsara und Nirvana besteht in ihrer Leerheit von inhärenter Existenz. Diese Leerheit ist somit Eigenschaft eines jeglichen Phänomens und existiert auch nur in Abhängigkeit von diesem Phänomen und ist somit auch selbst leer von inhärenter Existenz.

    Dein Zitat aus dem Juwelenschmuck der Befreiung von Gampopa Sönam Rinchen bestätigt meine Aussage in Beitrag 390. In ihrer Natur, in ihrem eigentlichen Wesen sind sie gleich. Sie sind beide frei von inhärenter Existenz. Aber Samsara ist mit suffering verbinden, Nirvana aber nicht. So steht es in dem von dir genannten Zitat. Obwohl Samsara und Nirvana frei von inhärentem Wesen sind, gibt es eben doch auch einen Unterschied zwischen ihnen.


    Aus der Perspektive der letztlichen Wahrheit sind Samsara und Nirvana gleich, weil sie beide leer sind von inhärenter Existenz. Aus der Perspektive der konventionellen Wahrheit unterscheiden sie sich, da sie unterschiedliche Charakteristika und unterschiedlichen Funktionen haben.

    Aber wenn ich hier sagen würde, dass Samsara und Nirvana Eins sind und dass nicht der geringste Unterschied besteht, ...

    ... dann ist das schlicht und ergreifend eine falsche Aussage für die du in den Schriften keinen stichhaltigen Beleg finden wirst.


    Nirvana und Samsara unterscheiden sich ganz klar von einander. Wenn sie eins, also identisch wären, bräuchte man Samsara nicht mittels der wahren Pfade überwinden und die vier edlen Wahrheiten, die der Buddha gelehrt hat, hätten keine Bedeutung. Aus der Perspektive der vier edlen Wahrheiten sind Samsara und Nirvana logische Widersprüche, die sich gegenseitig ausschließen.


    Aus der Perspektive der letztlichen Bestehensweise der Phänomene gibt es zwischen Samsara und Nirvana keinen Unterschied, denn beide gleichen sich darin, dass sie leer von inhärenter Existenz sind, da sie beide abhängig existierende Phänomene sind. Dies hebt aber den Widerspruch den ich ich vorherigen Absatz formuliert habe nicht auf.

    Ob man eine Vorstellung von Wiedergeburt hat, ist ja nicht an eine bestimmte Religion gebunden. Um eine personale Wiedergeburt anzunehmen muss man nicht von verschiedenen Religionen beeinflusst sei. Personale Wiedergeburt bedeutet ja zunächst erst einmal nur, dass Lebewesen wiedergeboren werden. Materielle Gegenstände werden nicht wiedergeboren.


    Man kann geteilter Meinung sein, ob es im Christentum die Auffassung einer Wiedergeburt gibt. Auf jeden Fall gibt es die Vorstellung, dass man am Tag des Jüngsten Gerichtes aus den Gräbern auferstehen und dann gerichtet wird.


    Die buddhistische Auffassung von Wiedergeburt unterscheidet sich von dieser Vorstellung sehr stark. Sie ist verbunden mit der Frage, was geschieht mit uns nach unserem individuellen Tod.


    Man kann sich der Frage ob es Wiedergeburt gibt gut annähern indem man sich fragt: Woher kommt das Bewusstsein, das sich zum Zeitpunkt der Empfängnis mit den elterlichen Keimzellen verbindet.

    Liebe @mkha'


    zwischen den verschiedenen Phänomenen bestehen ja unterschiedliche Beziehungen. Eine ist der direkte logische Widerspruch. Das heißt Phänomen A und Phänomen B schließen sich gegenseitig aus. Entweder ist etwas das Phänomen A oder etwas ist das Phänomen B. Phänomen A ist Unbeständigkeit. Phänomen B ist Beständigkeit. Beide schließen sich gegenseitig aus, denn es gibt kein Phänomen, das sowohl unbeständig als auch beständig wäre.


    Eine andere Beziehung besteht darin, dass zwei Phänomene immer gleichzeitig existieren obwohl zwischen ihnen keine kausale Ursache-Wirkungs-Beziehung besteht. Zum Beispiel existiert die Form und die Farbe einer Blume immer gleichzeitig. Man kann aber nicht sagen, die Form der Blume wäre die Ursache ihrer Farbe und umgekehrt.


    In den Studienunterlagen findest du die Aussagen zur Logik im 2.Semester zur Sautrantika-Lehrmeinung von Lehrgang VI.

    Diese beiden Positionen schließen sich gegenseitig logisch aus. Deshalb gibt es kein sowohl als auch. Entweder ist das Ich verloschen, dann existiert es nicht weiter. Oder es existiert irgendwie weiter, dann ist es nicht verloschen. Es gibt keine weitere dritte Möglichkeit.

    Wie ist das zu verstehen, @Helmut? Was ist mit dem, was ich hier schrieb: Vermischung / Hauptpfeiler des Buddhismus (180) ?

    Liebe @mkha'.


    ich denke, dass was du in Beitrag 180 geschrieben hast und dass was ich in Beitrag 191 geschrieben habe, sind unterschiedliche Aspekte, die aber nicht im Widerspruch zueinander stehen.


    Du sagst, dass man kein Heiliger sein muss, um zu erkennen, dass das Ich lediglich in Abhängigkeit von Körper und Geist existiert. Damit schließt du ja logisch aus, dass es unabhängig existiert. Das ist die Perspektive wie existiert das Ich, die Person. Das eine schließt das andere aus, weil zwischen Abhängigkeit und Unabhängigkeit ein direkter logischer Widerspruch besteht.


    Verloschen sein und in irgendeiner Weise weiter existieren stehen genauso in einem direkten logischen Widerspruch zueinander. Entweder das eine oder das andere. Weiteres gibt es nicht.

    Das ist die große Frage, entweder ist es verloschen oder es existiert in anderer Form weiter.

    Und was ist mit: Sowohl, als auch?

    Diese beiden Positionen schließen sich gegenseitig logisch aus. Deshalb gibt es kein sowohl als auch. Entweder ist das Ich verloschen, dann existiert es nicht weiter. Oder es existiert irgendwie weiter, dann ist es nicht verloschen. Es gibt keine weitere dritte Möglichkeit.

    Lieber @mukti,

    ist es nicht möglich, verinnerlicht zu haben, dass dieses "Ich" keineswegs etwas Eigenständiges, Unabhängiges, und/ oder Unwandelbares ist, sondern dass es dieses "Ich" lediglich in Abhängigkeit von Körper und Geist gibt, ohne bereits ein Erwachter zu sein? LG mkha'

    Ist das nicht die weit verbreitete Auffassung "Ich bin Körper/Geist" oder verstehe ich dich falsch?

    Das ist eine weit verbreitete Auffassung, die auch in buddhistischen Schulen zu finden ist. So gibt es die Auffassung, die fünf Skandhas seien die Person, das Ich. Es gibt auch die Auffassung, das geistige Bewusstsein sei die Person, das Ich.

    Die Person, das Ich gibt es natürlich. Das hat Buddha Sakyamuni auch nicht geleugnet. Er hat nur gesagt, dass es kein unabhängiges, teileloses und beständiges Ich gibt wie es in den hinduistischen Religionen und Philosophien seiner Zeit vertreten wurde. Er hat bestimmte Auffassungen über die Bestehensweise des Ichs, der Person verneint. Damit hat er aber nicht die Person, das Ich grundsätzlich verneint.

    Das klingt wunderschön. Nur mit den Gemeinsamkeiten aller spirituellen Richtungen kommt man nicht weit. Da bleibt man immer auf der Ebene der gemeinsamen breiten Grundlage: "Liebt euch alle wie Brüder und Schwestern." Gibt es noch Gemeinsamkeiten? Die Leerheit aller Phänomene sieht man dadurch nicht ein.

    Ja, und nun?


    Es geht um religiöse Toleranz, die darin besteht, die anderen Religionen durch den gemeinsamen Dialog besser zu verstehen ohne seine eigene Religion zu verwässern oder aufzugeben. Dazu gehört auch, andere Religionen nicht lächerlich zu machen, nur weil sie Positionen vertreten, die man selbst nicht akzeptiert.


    Die Ansicht, dass alle Phänomene leer von inhärenter Existenz sind, muss ich ja aufgrund des interreligiösen Dialoges nicht aufgeben. Sie wird kaum Thema dieses Dialoges sein. Was die Leerheit aller Phänomene ist, muss ich im Kontext der Lehre des Buddha erarbeiten und verstehen.

    Das klingt wunderschön. Nur mit den Gemeinsamkeiten aller spirituellen Richtungen kommt man nicht weit. Da bleibt man immer auf der Ebene der gemeinsamen breiten Grundlage: "Liebt euch alle wie Brüder und Schwestern." Gibt es noch Gemeinsamkeiten? Die Leerheit aller Phänomene sieht man dadurch nicht ein.

    Sich die Gemeinsamkeiten der spirituellen Richtungen bewusst zu werden ist ja der Sinn des interreligiösen Dialoges. Darum geht es ja bei diesem Dialog und dies dient dem besseren gegenseitigen Verständnis und so auch einem vorurteilsfreierem Zusammenleben.


    Es geht beim interreligiösen Dialog nicht um das Vertuschen der Unterschiede und Gegensätze. Die bleiben weiter bestehen. Sie bestehen hauptsächlich in der Ansicht. Der interreligiöse Dialog dient auch nicht dazu, die Leerheit aller Phänomene einzusehen.


    Es ist auch nicht das Ziel des interreligiösen Dialoges zu einer Einheitsreligion zu kommen. Es geht darum, sich mit seiner Religion in einen gemeinsamen religiösen Dialog einzubringen ohne die eigene Religion aufzugeben. Das gilt natürlich für alle Beteiligtem am Dialog. Es geht in diesem Dialog auch nicht darum, Patchwork-Religionen zu kreieren und verbindlich zu machen.

    und denke Buddha wurde von Gott erschaffen oder ist Gott, um die Leute zu lehren,

    Buddha Sakyamuni wurde genauso wie jeder andere Mensch durch seine Eltern gezeugt. Er ist auch kein Gott, sondern ein Mensch, der besondere Fähigkeiten und Erkenntnisse erlangt hat. Deshalb kann er uns den Weg lehren wie wir uns von unseren Leiden und deren Ursachen befreien können. Dies hat er in seiner ersten Lehrrede von den vier Wahrheiten dargelegt.

    Lieber mkha', soweit ich dass da verstanden habe, ist Buddhismus totales loslassen, auch alles und wirklich alles, und die Verantwortung und Erlösung wird i deine Hände gelegt? Berichtige mich wenn ich das falsch verstehe. Und wenn, das macht mir etwas Angst. Dann fühle ich mich allein und verlassen, ohne Halt. Im christlichen da legst du alles Jesus Hände und somit in Gott, alle Sorgen und Nöte und Ängste und Beschwerden und du fühlst dich frei, im esoterischen hast du noch extra Geister und Götter die dir helfen.
    Wenn das im Buddhismus nicht gibt, und nur du, kannst das tun, ist das nicht Gottverlassenheit und die Hölle. Ich habe irgendwie das Gefühl ich schaffe das nicht.

    Im Kontext der Lehre des Buddha sind Worte wie total oder absolut völlig unangemessen, weil sie im Widerspruch zum abhängigen Entstehen stehen.


    Loslassen ist auch so ein Begriff, der hier im Forum sehr unterschiedlich aufgefasst und dargestellt wird. Der Buddha hat in seiner ersten Lehrrede dargelegt, dass wir die Leidensursachen überwinden müssen, wenn wir Befreiung erlangen wollen. Die tatsächlichen Leidensursachen bestehen in falschen Ansichten über die Realität. Wir glauben, dass die Phänomene so existieren wie sie uns erscheinen, aber dies ist nicht der Fall.


    Diese Ansicht müssen wir aufgeben, überwinden, das Festhalten an ihr müssen loslassen. Das reicht völlig, auch wenn es nicht leicht zu verwirklichen ist.


    Der Buddha wirft uns auf uns selbst zurück.Warum? Weil wir es selbst sind, die aufgrund von Unwissenheit und Verblendungen die Ursachen für Leiden in unserem Bewusstsein ansammeln. Wir haben aber das Potenzial, die Fähigkeit, die Leidensursachen vollständig zu überwinden. Aufgrund unserer Unwissenheit, unserer Verblendungen erkennen wir zur Zeit aber selbst noch nicht Weg, der zur Überwindung der Leidensursachen führt. Der Buddha lehrt ihn uns deshalb.

    Liebe Licentia ,


    wenn man die verschiedenen Religionen betrachtet, wird man sowohl Übereinstimmungen als auch klare Unterschiede feststellen.


    Die Übereinstimmungen beziehen sich hauptsächlich auf die Verhaltensweisen wie zum Beispiel Freigebigkeit, Ethik, Disziplin usw. auch wenn sie vielleicht nicht immer auf die gleiche Art und Weise verstanden, aufgefasst werden.


    Die Unterschiede, die oft dann auch im Gegensatz zueinander stehen, zeigen sich auf der Ebene der Ansicht. Während in monotheistischen Religionen ein Schöpfergott oder ein abstraktes Schöpfungsprinzip angenommen wird, gibt es diese Ansicht in der Lehre des Buddha nicht.


    Die Lehre des Buddha lehrt auch nicht, dass alles in Eins zusammenfällt, dass die Welt ein Einheitsbrei wäre in dem nichts voneinander unterschieden werden könnte. Die Phänomene können voneinander unterschieden werden. Wir können Tische, Autos, Wolken, Häuser usw. voneinander unterscheiden und es ist auch wichtig dies zu tun.


    Eine grundlegende Lehre des Buddha ist das abhängige Entstehen. Das heißt kein Phänomen existiert unabhängig oder losgelöst von anderen Phänomen, von denen es aber jeweils verschieden ist.