Beiträge von Rudolf im Thema „Vermischung / Hauptpfeiler des Buddhismus“

    Hier ist z.B das Problem kein inhaltliches sondern, dass das Wort Realität


    1. für die subjektive Realität der Wesen und
    2. für das "erwickelte Netz des Abhängigen Bestehens" verwendet ist.


    natürlich ist klar, dass es sich um zwei verschiedene Sachen handelt, aber weil bedes so verschieden ist (und so eine Symmetrie suggeriert wird) würde ich da einfach zwei unterschiedliche Wörter verwenden ( auch wenn das nicht dem deutschen Sprachgebrauch entspricht)


    Hier möchte ich anmerken, dass ich 1. und 2. keinesfalls als "so verschieden" betrachte, eigentlich gar nicht. So wie ja auch die einzelnen Maschen eines Netzes nicht verschieden sind vom Netz.

    Die Wesen mit ihrer subjektiven Sicht auf andere Wesen und deren gemeinsame Objekte (das sage ich nun mal, dass wir hier ein (sogenanntes) Forum gemeinsam teilen) bilden ja zusammen die Welt und schaffen mit ihren Aktionen im Netz gemeinsam die zukünftige Welt oder Realität.


    Wie es dabei den Arhats im Nirvana ohne Überresten geht in diesem Netz, weiß ich natürlich nicht.

    So viel ich gehört habe gibt es im Theravada die Auffassung, dass ihr Bewusstsein und Karma völlig verschwindet, zu nichts wird.

    Das verneinen vehement die Mahayana-Buddhisten.

    Dann wären sie eine Zeit lang völlig inaktive Glieder in diesem Netz und stören auch keine anderen Glieder bis sie doch noch Bodhisattvas werden und wieder aktiv werden im Netz, aber mit anderen Motivationen als vorher.

    Alles Spekulation natürlich. 8)

    Also gibt es diese Parallelen, Überlappungen, Ebenen? Nein. Sie existieren überhaupt nicht.

    Sie existieren überhaupt nicht: also hast du die ganze Zeit über "Hasenhörner" geredet. Ja das sehe ich auch so. (Im Westen sind eher die "Luftschlösser" beliebt)

    Meine Illusionen existieren allerdings: nicht als inhärente Dinge, sondern als Illusionen. Auch für den Buddha. Und für Nagarjuna sowieso.


    Ich denke schon, dass ich deine Sicht verstehe. Ich stimme ihr aber nicht zu.

    Danke für deine Antwort.

    Nun sehe ich, dass wir ganz weit auseinanderliegen oder -stehen oder -sitzen.


    Nein, mit Sicherheit nicht, denn du oder ich nehmen niemals alles wahr, was um uns herum geschieht.


    Darauf kann ich und jeder antworten: du bist ja nicht der einzige, der etwas wahrnimmt.

    Usw. d.h. ich stimme keiner deiner Aussagen zu. So weit ist es gekommen. Gut, dass wir nicht verheiratet sind. :)


    Aber doch noch eine Antwort:

    Nein eben nicht. Wenn die Dinge jetzt schon real für UNS leer wären, dann wären wir Buddhas, zumindest Bodhisattvas. Übrigens wären nach deiner Logik alle Menschen Buddhas, da es keine andere Realität gibt, auch nicht die, dass Menschen Dinge für inhärent existierend halten und aufgrund dieser falschen Vorstellung eine Realität erschaffen (!), welche sie leiden lässt.


    Die Dinge sind für UNS leer ! es gibt keine nicht-leeren Dinge.

    Das beste was man von Nagarjuna lernen kann ist, dass nicht-leere, d. unabhängig existierende Dinge, gar nichts machen könnten, auch nicht für UNS. Sie ständen völlig abseits von unserer erfahrbaren Realität.

    Die einzige Realität, die "wir erschaffen", ist die Ursache-Wirkung-Realität, d.h. die leeren Dinge und Ereignisse. Eine andere Realität schaffen wir nicht, vor allem keine inhärente.

    Für dich ist es wohl zu einfach, zu denken: ob man mit dem Schleier der Unwissenheit auf die eine Realität schaut oder ohne, dass macht den Unterschied zum Buddha aus.

    Alle Wahrnehmungen (auch vom Buddha - der wird's mir verzeihen, wenn ich mich irre, dir auch) sind aber immer nur die Dinge, von denen Nagarjuna sagt, dass sie wie Illusionen existieren.


    Was ist eigentlich verkehrt daran, wenn wir eine Fata Morgana sehen und wissen, dass es eine Fata Morgana ist?

    In dieser Weise sieht der Buddha alle Dinge.

    Wenn andere Menschen nicht wissen, dass es eine Fata Morgana ist, sehen sie trotzdem dieselbe Fata Morgana wie der Buddha.


    Ich sage halt, völlig korrekt, dass es 2 Parallelen gibt - wenn ich neben einem Erwachten stehen würden, dann würden wir 2 unterschiedliche Realitäten wahrnehmen, einmal die gebundene (ich) und einmal die freie (Erwachter).


    Wenn du es endlich mal genau nehmen würdest, könntest du formulieren: jedes Lebewesen nimmt aufgrund seiner unterschiedlich subjektiven Eigenschaften eine andere Realität wahr. Es gibt also unzählig viele Parallelen.

    Aber diese sind nicht unabhängig voneinander. Diese in wechselseitiger Beziehung stehenden Parallelen, dieses verwickelte Netz des Abhängigen Bestehens ist die Realität. Und das ist nur eine, ein Netz.

    Danke auch für Rudolf s Ausführungen zum Seil / zur Schlange. Wobei ein Motiv, das sich hier gezeigt hat, schon etwas mit Schlangen zu tun hat.

    "Die falsch aufgefasste Leerheit richtet den, der von schwacher Einsicht ist, zugrunde - wie eine schlecht ergriffene Schlange oder falsch angewandte Magie" - wie es unter Studenten des Madhyamaka / 三論宗 so schön heisst ...


    Na ja, solange wir hier nur diskutieren oder unsere schlauen Einsichten zum besten geben, ist die Gefahr nicht so groß. ich denke Nagarjuna hat die Warnung ausgesprochen in Bezug auf das Handeln.

    Bei mir jedenfalls, und ich sehe auch keine anderen buddhistischen Freunde in Gefahr, ist es so, dass ich im Alltag bestimmt nicht nihilistisch handle. Da ist überall Realität angesagt. Von wegen bloß Illusionen …..

    Bei mir sind eher die angeblichen Illusionen die Parallelwelt. ;)


    Übrigens fühle ich mich verkannt von dir (aber nimm diesen Ausdruck nicht zu ernst);


    wegen seiner undifferenzierten Verwendung des Begriffs 'Wiedergeburt' …….


    Bin ich doch derjenige der mehrmals in diesem Thread auf die unterschiedliche Bedeutung von "Wiedergeburt" hingewiesen hat, dass sie nicht nur als "Seelenwanderung" zu verstehen ist und habe explizit auf die Zwölf Glieder hingewiesen.

    Das ist meine Sicht, das das so war.

    So unterschiedlich können Sichtweisen sein.

    (Aber deswegen leben wir nicht gleich in Parallelwelten, würde ich sagen. Die eine Realität könnte jemand in diesem langen Thread nachforschen)

    Soll das heißen, während Samsara existiert die Person und bei "Erreichen" von Nirvana wird die Person vernichtet, ausgelöscht?


    Ja genau.


    In Majjhima Nikāya 63

    (wurde in diesem Thread von mka' schon zitiert :) )

    sagt der Buddha:


    Zitat

    4. "Wie ist das, Māluṅkyāputta, habe ich jemals zu dir gesagt: 'Komm, Māluṅkyāputta, führe das heilige Leben unter mir und ich werde dir verkünden


    >die Welt ist ewig< oder

    >die Welt ist nicht ewig<;

    >die Welt ist endlich< oder

    >die Welt ist unendlich<;

    >die Seele ist das gleiche wie der Körper< oder

    >die Seele ist eine Sache und der Körper eine andere<;

    >ein Tathāgata existiert nach dem Tode< oder >ein Tathāgata existiert nach dem Tode nicht<

    ………………………...

    ………………………...


    du hast diesen Einwand ja schon an Punk beantwortet:

    Ja, natürlich. "Verlöschen" oder "Sterben" wird ja nicht literarisch zutreffen, wenn man Nirvana erreicht hat. Alles geistig, ja.


    Alles geistig, ja.


    ich werde mal schauen, ob ich diese Antwort auch irgendwann gebrauchen kann. :)

    (War nur ein Scherz)

    Hier verstehe ich nicht warum die komplette Welt als Illusion bezeichnet wird und du in deinem "verbinden" dann auf einmal die "Realität" einführst.


    Weil die Realität parallel existiert, aber nicht wahrgenommen wird, sondern was wahrgenommen wird, ist die Illusion. Der Erleuchtete sieht beides.


    Abgesehen von deinem wieder mal privaten Begriff "parallele Existenz" ist es mir völlig schleierhaft warum gerade die Realität nicht wahrgenommen wird. Was soll denn sonst wahrgenommen werden? Etwas was nicht real ist? Wie soll das funktionieren?

    Selbst die Halluzinationen im Gehirn eine Irren sind real. (für den Irren und für dich auch, wenn er dich angreift)

    Das "was wahrgenommen wird" ist synonym mit "das was existiert". Tatsächlich sind diese Illusionen die Realität. Es gibt keine anderen Dinge oder Realität. Es gibt nicht irgendein Ding an sich hinter den Erscheinungen oder eine zweite Realität.

    So jedenfalls bei den Madhyamikas. Allen voran bei Nagarjuna.


    Ch. 7

    34. Like a dream, like a magician’s illusion, like a city of gandharvas, likewise birth and likewise remaining, likewise perishing are taught.

    Ch.17

    33. Afflictions, actions and bodies and agents and fruits are like a city of gandharvas, a mirage, a dream.

    Ch. 23

    8. Colour/shape, sound, taste, tactile sensation, smell and dharmas: these are like gandharva-cities and similar to mirages, dreams.

    Verses from the Center


    Das ist die Realität, die Nagarjuna beschreibt. beschreibt Nagarjuna noch eine andere Parallel-Realität?

    Das muss ich überlesen haben. Könnt ihr anderen mir mal helfen?


    Zu sagen, dass Farben, Geschmäcker usw. zwar Illusionen sind, aber nicht die Realität, finde ich absurd. Wir kennen keine andere Realität.

    Auch im Herz Sutra sieht Avalokiteshvara dieselbe Realität. Er sieht halt zusätzlich, dass diese Formen leer sind, was wir nicht sehen.

    Das ist aber keine andere Realität, denn die Dinge sind ja jetzt schon real auch für uns leer. Sonst würden die Dinge (und wir) ja gar nicht funktionieren, sagt Nagarjuna.


    Wie soll man mit dem Konzept einer Parallel-Realität (die nicht wahrgenommen wird) Nirvana=Samsara einsehen können? (wenn das für jemanden wichtig ist)

    Du schreibst, dass Hu Neng die Befreiung schon erreicht hat, es für ihn also keinen Staub mehr gibt.

    Aber tatsächlich sagt das Gedicht, dass es zunächst keinen klaren Spiegel mehr gibt. (Und dann keinen Staub mehr auf den nicht vorhandenen Spiegel, klar)

    Wer oder was hat denn Befreiung erreicht, wenn Hui Neng Befteiung erreicht hat?

    Wo hast du diese Klammer (ist ihre persönliche Existenz) im Herz Sutra her?

    Soll das heißen, während Samsara existiert die Person und bei "Erreichen" von Nirvana wird die Person vernichtet, ausgelöscht?

    Da müsste mir jemand mal erklären wie das zum Herz-Sutra passt. ich meine nicht vorrangig das mit Brahman, sondern das: Die Welt, so wie wir sie sehen, ist eine Einbildung. Sie existiert nicht wirklich in der Form, wie wir sie wahrnehmen.


    Im Vedanta wird die komplette Welt als Illusion bezeichnet - der Buddhist scheut sich davor, darum nimmt er Leerheit und vermeidet Extreme. Trotzdem kann man dies verbinden, wenn wir es psychologisch betrachten - denn die Welt ist tatsächlich maya, Illusion, weil wir die Realität durch unsere persönlichen Filter wahrnehmen, die wiederum unser persönliches Samsara und Karma erschaffen. Nirvana wäre dementsprechend der Wegfall der persönlichen Filter, welche die Realität überlappen (!).

    Hier verstehe ich nicht warum die komplette Welt als Illusion bezeichnet wird und du in deinem "verbinden" dann auf einmal die "Realität" einführst. Die Realität (vor unserem Filter) ist keine Illusion, nehme ich an. Die Realität ist aber doch die Welt - und die Illusion ist nur in deinem Kopf, in deinem Filter, oder nicht?

    Wieso soll die komplette Welt so wie sie ist eine Illusion sein?

    Ist die komplette Welt etwa nur in den Köpfen, die noch Filter vorgebaut haben? Und die Erleuchteten sind außerhalb der kompletten Welt?

    Zitat

    "Darum also, Malunkyaputto, mögt ihr was ich nicht mitgeteilt als nicht mitgeteilt, und was ich mitgeteilt als mitgeteilt halten."

    Also sprach der Erhabene. Zufrieden freute sich der ehrwürdige Malunkyaputto über das Wort des Erhabenen.


    :):)


    Das ist wirklich zufrieden stellend, was uns mkha' und Schmu da herausgesucht haben: "mögt ihr … was ich mitgeteilt als mitgeteilt halten".


    Karma und Wiedergeburt hat uns der Buddha auch mitgeteilt.

    Nun müsste noch jemand eine Stelle raussuchen wo der Buddha sagt, dass er es auch immer ernst meine damit, was er uns mitteilt. ;)

    Die Schlange existiert nicht. Dort liegt ein Seil. Aufgrund von Unwissenheit, wird aus dem Seil eine Schlange, …...

    Ich kenne das Beispiel, übrigens ist es ursprünglich aus dem Hinduismus. Die Hindus, die Brahmanen kannten nicht die "Leerheit" wie sie vom Buddha gelehrt wurde. "Form ist Leerheit, Leerheit ist Form" kommt in der hinduistischen Philosophie, den Upanischaden, vor dem Buddha nicht vor - es sei denn mir zeigt jemand was anderes.

    Hier ist übrigens eine schöne ausführliche Erzählung, mit Schlangenbiss:

    Yoga - Die Schlange und das Seil


    Aber der Kommentar dazu ist eher nicht buddhistisch:

    "Brahman entspricht dem Seil, es ist immer da. Die Welt, so wie wir sie sehen, ist eine Einbildung. Sie existiert nicht wirklich in der Form, wie wir sie wahrnehmen. Wir legen die Vorstellung einer Welt über das reine Bewusstsein. Das Seil ist niemals zur Schlange geworden, Brahman ist niemals zur Welt geworden. Brahman existiert immer weiter als reines Bewusstsein."


    Da müsste mir jemand mal erklären wie das zum Herz-Sutra passt. ich meine nicht vorrangig das mit Brahman, sondern das: Die Welt, so wie wir sie sehen, ist eine Einbildung. Sie existiert nicht wirklich in der Form, wie wir sie wahrnehmen.

    Die Formen existieren so wie wir sie wahrnehmen, sonst würde es eine nihilistische Ansicht sein (gemäß den Madhyamikas!). Wir sehen nur die Leerheit dieser Formen nicht, d.h. das abhängige Entstehen und Bestehen dieser Formen sehen wir nicht.

    Nochmal: die Leerheit der Nase hebt die Form der Nase nicht auf.

    Im Gegenteil: gäbe es die Form der Nase nicht, gäbe es auch kein Leerheit der Nase (gemäß den Madhyamikas).

    So wird es doch gesagt:

    "Form ist Leerheit, Leerheit ist Form"



    Was überlappt ist immer Samsara, was überlappt wird ist immer Nirvana.


    Wie kann Leiden das Nicht-Leiden überlappen? ?

    Mag sein, dass wir dasselbe meinen, die Wortverständigung wäre dann das Problem. Also wollen wir uns mal "austauschen":


    Die Zustände sind leer und keine Sachen, die man erreichen könnte, da sie schon sind, ganz natürlich.


    Meinst du jetzt mit "Zuständen" die verschiedenen Sachen, die es "gibt", z.B. Auge, Ohr, Nase...….?

    Oder was meinst du mit Zuständen (im Plural)?

    Denn ansonsten gibt es nur einen Zustand: das ist die Realität wie sie ist oder "da sie schon sind, ganz natürlich."


    Man könnte (nach meinem Verständnis) höchstens von zwei Zuständen reden bei: Unwissenheit und nicht Unwissenheit. Das betrifft aber nicht die Realität wie sie ist.


    Daher würde ich auch da nicht von Überlappung sprechen:

    Die Schlange überlappt auch das Seil, um mal ein traditionelles Beispiel zu nehmen.

    Denn die Schlange (in diesem Beispiel) gibt es ja gar nicht, weder als Form, noch als leer sein einer Schlange. Wie kann eine völlig nicht-existente Schlange etwas überlappen?

    Dies gibt es aber: "Die Form des Seils ist nichts anderes als die Leerheit des Seils, Die Leerheit des Seils ist nichts anderes als die Form des Seils."

    So jedenfalls im Herz-Sutra.


    Wir gewöhnlichen Menschen erkennen nur die Form des Seils, und nicht die Leerheit. Da ist also keine Überlappung.

    Der Buddha erkennt beides gleichzeitig als untrennbare Einheit. Da ist auch keine Überlappung.


    --------------------------

    Statt des Seils und der Schlange kann man auch Wasser und eine Fata Morgana nehmen. Eine Fata Morgana überlappt kein Wasser, weil da gar kein Wasser ist. Eine Fata Morgana sieht auch nicht so aus wie Wasser. Eine Fata Morgana sieht so aus wie eine Fata Morgana.

    Oder du denkst: das ist eine dicke Eisdecke, die mein Gewicht tragen wird, und dann brichst du ein …. und ähnliche Fehlurteile.

    Ich denke nicht, dass mit unserer grundlegenden Unwissenheit (1.Glied der Zwölf) gemeint ist, dass wir uns irren in unseren Urteilen "was ist das?" bei Wahrnehmungen.

    Sie ist vielmehr der Irrtum, dass wir mit der Form eines Objekts nicht gleichzeitig die Leerheit des Objekts sehen, ob es nun ein Seil oder eine Schlange ist.


    Das ist alles ohne Gewähr - soll nur ein Austausch sein. ;)

    Doch wie soll dies gehen bei Fragen von Wiedergeburt und Reinkarnation die kein Geist von uns erlebt hat um davon zu berichten, sich mit mit uns darüber auszutauschen und dadurch Vertrauen und Ermutigung zu schaffen?...


    Dann hast du also auch kein Vertrauen darauf, dass es Nirvana gibt, und dass der Buddha den rechten Weg dorthin gezeigt hat?

    Das endgültige Nirvana hat auch noch kein Geist von uns erlebt.


    Wenn man nur dem glaubt, was man sieht und selber weiß, ist das gar kein Vertrauen, sondern Wissen oder eigene Erfahrung.

    Ich weiß, es gibt eine Menge Menschen (besonders im Westen ;) ), die beharren nur auf ihren eigenen Erfahrung, das ist sogar "in", das geht so weit, dass sie sogar (als Buddhisten) explizit und vehement alles "Übersinnliche", "Metaphysische" in der Lehre des Buddha verneinen, teilweise als "plump" (Stephen Batchelor) bezeichnen.


    Religion aber geht nicht ohne Vertrauen.

    Das Überlappen ist lediglich mein persönliches Wort für etwas, dass allgemein bekannt sein sollte.


    in philosophischen (oder in allen?) Diskussionen "persönliche Wörter" zu benutzen ist nicht die beste Methode, finde ich, selbst wenn man das Wort (vorher am besten) definiert. Das ist unnötig. Der Palikanon, das Herzsutra usw. sind reich genug an Wörtern.

    Bei anderen Wörten, die dort nicht zu finden sind, sollte man sich an den Duden halten.

    Da wird als Definition angegeben: in bestimmten Bereichen teilweise überdecken, überlagern, als Beispiel: ein Teil überlappt den anderen.


    Und das ist halt sehr schwer zu sehen bei dem Statement: "Form ist Leere, Leere ist Form"

    Es findet da eine Identifikation ("ist") statt, ein Irrtum wäre es anzunehmen, zwei Sachen oder Zustände überlagern sich teilweise.


    Das Wort "überlappen" ladet hier ja geradezu zu einem Missverständnis ein. (:


    die Zustände sind weder getrennt, noch das Gleiche


    Auch hier sehe ich keine zwei Zustände ("Zustände" ist Plural). Die Madhyamikas sagen nie - so viel ich weiß - dass die Leerheit der Nase ein anderer Zustand ist als die Nase (getrennt oder nicht getrennt). Oder wer sagt das?


    ..... auf der parallelen Ebene der Überlappung. Weil du auf der unteren Wortebene .....


    Verstehe ich dich richtig? Von zwei "Ebenen" (oder gibt es mehr?) im Herzsutra ist eine Ebene die Wortebene?

    Warum man dieses problemlos mit "Wiederwerden" übersetzbare Wort nun unbedingt mit "Wiedergeburt" übersetzen zu müssen meint, dafür finde ich eigentlich nur zwei einleuchtende Erklärungen. Entweder nimmt man da auf Wunschdenken des Publikums Rücksicht oder man ist Opfer eigenen Wunschdenkens.


    "Warum man dieses problemlos mit "Wiederwerden" übersetzbare Wort nun unbedingt mit "Wiedergeburt" übersetzen zu müssen meint, ...."


    Das liegt am Buddha selbst. Denn in den zwölf Gliedern kommt nun mal nach bhava "Werden" (nicht "Wiederwerden") noch extra eingeschoben jati "Geburt"vor.

    Das "wieder" kommt ins Spiel, wenn beim Tod die Unwissenheit als grundlegende Bedingung noch vorhanden ist, dann fängt diese bedingte Entstehung wieder an. Das wieder gilt für alle Glieder.

    Wenn also jati Geburt wieder vorkommt, warum sollte man da nicht Wiedergeburt übersetzten wie es die Übersetzer-Tradition im Westen macht? Das wäre mir unverständlich.


    Bei "eine Person wird wiedergeboren" oder "eine Person erlebt wieder eine Geburt" kommt es darauf an, was man unter "Person" versteht.

    Und da kann man sich ja auch an die Erklärungen Buddhas im Palikanon oder den Mahayana-Sutren halten, warum an andere Erklärungen oder Behauptungen oder Glaubensrichtungen?

    Nach dem Buddha ist eine Person ja gerade nicht etwas Essentielles, etwas Extra, was in den Zwölf Gliedern oder den Fünf Aggregaten zu finden ist, sondern viel sinnvoller wäre die Definition, dass die Person die Zwölf Glieder selbst ist, oder - worauf manche bestehen: die Benennung der Zwölf Glieder.

    Und nun kommt es darauf an, ob man meint, ob das erste Glied, die Unwissenheit, in derselben Zwölferkette beim nächsten Mal eine ganz andere Person hervorbringt, die mit den vorherigen Handlungen dann nichts zu tun hat.

    Das nicht genau dieselbe Person sich noch mal entwickelt ist schon deswegen klar, weil wir ja in diesem Leben schon auch nicht genau dieselbe Person bleiben im Lebenslauf. Genau dieselbe Person gibt es ja gar nicht. Trotzdem sind wir ein "ich" in diesem Leben, zweifellos.


    Und der Buddha sagt "ich war der und der" sogar von all seinen Leben, an die er sich erinnern konnte.

    Die monistische Interpretation (die wiederum eng mit der Prajñāpāramitā-Literatur, deren Essenz das Herzsutra ist, zusammenhängt) wiederum ist theoretisches Allgemeingut im gesamten Mahāyāna und damit eine der 'Bruchstellen' zur theravadischen (Abhidhamma-)Interpretation.


    Wenn ich mal eine Zwischenfrage stellen darf:

    Warum ist die monistische Interpretation gemäß Nagarjuna MMK XXV,19 eine der 'Bruchstellen' zur theravadischen (Abhidhamma-) Interpretation?

    Nagarjuna hat doch nichts anderes gemacht als das Kaccayanagotta-Sutta SN 12.15 zu interpretieren, dass er als einziges Sutta in MMK erwähnt.

    Er hat also seine Basis im Theravada. Und seine Interpretation ist nichts anders als was der Buddha verstreut im Palikanon erklärt: Nirvana und Samsara sind keine zwei Welten, keine zwei Substanzen oder irgendwas anderes Duales. (Ist das im theravadischen Abhidhamma anders?) Denn es kommt allein auf die Beseitigung der Unwissenheit an oder nicht, ob man "Samsara" oder "Nirvana" erlebt. Dazu ist das Kaccayanagotta-Sutta eine prima Zusammenfassung dieses Aspekts.

    Was anderes lehren die Mahayana-Sutren auch nicht.


    Das kann man als einzige Dualität gelten lassen: Unwissenheit oder nicht. Das ist aber gleich in Theravada und Mahayana.

    Oder: Leiden oder nicht. (Ansonsten sind Samsara und Nirvana gleich, MMK XXV,19) Das ist auch gleich in Theravada und Mahayana.

    Da stellt sich mir die Frage, nicht aus Anmaßung, sondern aus Unwissenheit: Was ist das für eine absolute Ebene wo so etwas wie Reinkarnation nicht zu finden ist, vielleicht die Ebene des vollkommenen Erwachtseins? Für den Buddha war aber Wiedergeburt in den ersten beiden Phasen seines Erwachens zu finden, indem er zuerst seine eigenen vergangenen Leben gesehen hat und dann die Wiedergeburt bei anderen Wesen.

    Vielleicht ist diese "absolute Ebene" was anderes, oder die Überlieferungen werden nicht wörtlich aufgefasst.


    Nach meinem Verständnis handelt es sich um die "absolute Ebene", wenn man die Erscheinungen, unsere getäuschten Wahrnehmungen, die Welt, die wir spontan erleben ohne genauer zu untersuchen, ohne innezuhalten usw. ... wenn man diese Erscheinungen analysiert mit unerbittlicher Logik und Forschen und in der tiefen Meditation (Fachbegriff: yogische direkte Wahrnehmung) "sieht", dann ist man auf der sogenannten "absoluten Ebene". Und dann sprechen die Yogis von "Leerheit" des Ichs und natürlich auch von "Leerheit" der Wiedergeburt. Weil ein Ich in dieser Meditation nicht zu finden ist.

    Die oft erwähnte Warnung vor dem nihilistischen Verständnis der Leerheit hat damit zu tun, wenn man die im tib.Buddhismus sogenannte konventionelle Wahrheit (unser Erleben und Verstehen wie es gerade ist) nicht mit der Erkenntnis der Leerheit verbindet. Wenn man meint (in der Theorie) diese beiden Wahrheiten haben nichts miteinander zu tun. Das wäre dann ein grobes Missverständnis und würde zeigen, dass man die Herleitung, die Schlussfolgerung zur Leerheit überhaupt nicht verstanden hat.


    Dzongsar Jamyang Khyentse Rinpoche spricht deshalb gleich am Anfang des ersten Videos von der Wichtigkeit der "union" dieser beiden Wahrheiten.


    Der Buddha hat diese Verbindung natürlich gehabt und deshalb hat er auch noch nach seiner Erleuchtung von seinen Wiedergeburten gesprochen, genauso wie sie waren.


    Das Missverständnis, dass unsere konventionelle Wahrheit, unser Erleben als gewöhnliche Wesen seit anfangsloser Zeit gar keine Wahrheit ist, wäre die größte Monstruosität von Missverständnis, die man sich vorstellen kann.

    Obwohl, wie er sagt, auf absoluter Ebene so etwas wie reincarnation nicht zu finden ist, ist es dennoch falsch, sie wegzulassen aus den Belehrungen.


    Hier sollte man sich aber daran erinnern, dass auf "absoluter Ebene" (besser: ultimate truth, letztliche Wahrheit) auch in diesem Leben schon kein Ich zu finden ist. Daher ist es auf dieser Ebene gleich: weder in diesem noch in anderen Leben gibt es "Ich". ;)


    Vermischung / Hauptpfeiler des Buddhismus (330) 2.Video oder Part 5:


    35:00 - 36:00:

    "because there is nothing that is not faith"

    "ultimate truth can be only understood through the devotion of faith"


    40:50 - 41:20:

    "sometimes culture and habit hijacks the truth of the Buddha dharma"

    Der Unterschied bei den Menschen ist, ob sie sich das Ich beständig oder unbeständig vorstellen.


    Wenn ich heute noch existiere, liegt das daran, dass ich in den letzten Tagen gegessen und getrunken habe. In den letzten Tagen war ich aber nicht genau derselbe wie heute. Und doch ernte ich die Ergebnisse meines Handelns. Das ist korrekt ausgedrückt.


    So ist das auch bei der Wiedergeburt.

    Der Buddha hat bestimmt kein beständiges Ich gelehrt.


    Übrigens: wer keine Anhaftung mehr an "ich" hat, wird ja gar nicht wiedergeboren. Wo ist das Problem?

    Ich behaupte jetzt, aufgrund meines Freiheitsgefühls, ich bin erleuchtet.

    Das halte ich für eine gewagte Aussage - sowohl von Buddha als auch meine Aussage.


    Der Buddha hat ja nicht behauptet, dass er fühlt erleuchtet zu sein, er wusste es.


    So fühle ich nicht nur, dass ich die deutsche Sprache reden kann, ich weiß es. Und ich weiß auch, dass ich kein Chinesisch kann, dazu brauche ich mich nicht auf irgendein Gefühl zu verlassen.

    "Also, ihr Bhikkhus, habe ich euch gezeigt, wie das Dhamma einem Floß ähnlich ist, indem es der Überfahrt dient, nicht dem Festhalten."

    So wie der Buddha es hier in MN 22 sagt, kann ich es nicht anders lesen, dass man sich während der Überfahrt am Floß festhält (sonst könnte man ins Wasser fallen und wird vom Strom der Welt mitgerissen) und dann: diese Überfahrt würde doch gar nicht erst beginnen, wenn man nicht die Intention hätte, das andere Ufer zu erreichen.

    :?