Ne, Stolz ist in meinem Empfinden "kleiner".
Aber ich will mich nicht um Begriffe streiten, denn dann müsste ich ja noch mehr in die Tiefe gehen und von mir preisgeben
Ne, Stolz ist in meinem Empfinden "kleiner".
Aber ich will mich nicht um Begriffe streiten, denn dann müsste ich ja noch mehr in die Tiefe gehen und von mir preisgeben
Und was steckt hinter dem Bedürfnis nach Macht und Kontrolle?
Sicher Angst. Das muss eine sehr alte Angst sein, denn jetzt fühle ich sie nicht. Aber ich hatte früher oft das Gefühl, wegen meiner mangelnden Bildung, meines einfachen Zuhauses (Altbau in Hamburg-Eimsbüttel ohne Bad) usw. nicht respektiert zu werden, aber gleichzeitig immer die Gelegenheit, in "höheren Kreisen" zu sein - ich habe z.B. eine Lehre in der Dresdner Bank gemacht, wo ich zwangsläufig mit betuchten und gebildeteren Menschen zu tun hatte. Ich wurde oft von Jugendlichen meines Alters verspottet, weil ich nicht dieselbe schicke Kleidung hatte und naiv darauf antwortet "von C&A".
Im Laufe der Jahre habe ich dann festgestellt, dass ich trotz allem viel mehr wusste. Denn ich bildete mich autodidaktisch selbst, las viel gute Literatur und sah informative Fernsehsendungen. Außerdem habe ich eine schnelle Auffassungsgabe. Das machte mich dann arrogant. Mit Verachtung habe ich dann auf die geschaut, die zwar Abitur hatten, aber trotzdem zu blöd waren. Schon Mitte der 80er hatte ich dann einen Traum, der mich auf das Problem mit der Macht hinwies. Ich wurde von der Mafia verfolgt und - obwohl ich über das Geländer in die Tiefe sprang - wurde noch nach mir geschossen. Das gab mir zu denken, denn obwohl ich sowieso gestorben wäre, mussten sie mich noch zusätzlich erschießen.
Eine Freundin sagte damals zu mir: "Du wirkst allein schon durch Dein Auftreten, sobald Du einen Raum betrittst. Und trotzdem musst Du noch eins draufsetzen, um Dir Respekt zu verschaffen". Das konnte ich überhaupt nicht verstehen, aber ich habe das als Anlass genommen, mich ernsthaft mit diesem Machtbedürfnis auseinanderzusetzen.
Heute ist es nicht mehr in der Form vorhanden, aber sehen kann ich es noch.
Hallo dukkha,
das empfinde ich nicht so. Zorn ist die andere Seite der Medaille von Vitalität. Für mich ist sie verbunden mit Kontrollverhalten und Macht. Ich bin sehr schnell im verstehen und auch handeln - das ist meine vitale Seite.
Aber ich habe wenig Geduld mit anderen Menschen, die nicht so sind - und vorallem: die nicht tun, was ich will
Zu meinem und der anderen Glück weiß ich, dass ich mich da überschätze und andere doof finde. Deshalb - und das ist das Glück - arbeite ich seit Jahrzehnten erfolgreich an diesem Dünkel, der mich zum Zorn führt. Aber es gibt eben Zeiten, in denen ich in meiner Aufmerksamkeit nachlasse und diese negative Eigenschaft versucht, Fuß zu fassen. Sie ist also noch nicht erloschen, sonst wäre sie ja nicht mehr zu sehen.
Was ist den Unwissenheit für ein Gefühl? Inwiefern "stört" es?
Ja, das interessiert mich auch, cinnamon, denn Unwissenheit ist ja die Ursache für alles andere.
Es ist meines Erachtens kein Gefühl, das mich stört. Wenn, dann stört mich das Gefühl, dass ich offenbar unwissender bin als ich dachte. Und das wäre dann für mich Ich-Dünkel.
Stört mich aber die Unwissenheit nicht, dann kann ich etwas lernen und weitergehen. Denn ich weiß ja, dass ich noch viel zu begreifen habe, noch nicht alles verstehe, auch wenn der Verstand das meint. So weiß ich doch im Innern, dass ich im Vergleich zu Buddha und seinen fortgeschrittenen Schülern unwissend bin.
Ich bin aber sogar unwissend in Bezug auf die "Welt", denn wie will ich wissen, wie es sich anfühlt und was alles dahintersteckt, um richtige politische und gesellschaftliche Entscheidungen zu treffen.
Vielleicht bin ich blöd, aber mir hilft das Bekenntnis zum Zorn, weil er mir gerade in der letzten Zeit wieder des öfteren begegnet.