Beiträge von Arthur1788 im Thema „LGTB+ und Buddhismus“

    Lieber Arthur, wenn du offen bist, deine bisherige Position zum Thema zumindest in Frage zu stellen, dann schicke mir eine PN mit deiner Postadresse. Ich lasse dir ein kostenloses Exemplar der Ausgabe zusenden. Mir haben die Berichte der qeeren Autoren zu ganz neue Einsichten verholfen. :)

    Es ist gerade etwas passiert was ein bisschen unheimlich ist: Ich komme von einem Wochenend-Trip zurück und finde in meinem Briefkasten - die neueste Ausgabe von "Ursache & Wirkung". :lol: Die habe ich noch nie bekommen und auch nie bestellt, normalerweise beziehe ich nur "Buddhismus Aktuell". Ist das irgendeine Sonderaktion - oder wirken da nur die unergründlichen Tiefen des Karma? :P


    Wie auch immer, ich werde sie mir auf jeden Fall durchlesen und mich ernsthaft damit auseinandersetzen. Ich bin immer bereit, meine eigenen Positionen zu hinterfragen, alles andere wäre ja auch hochgradig ignorant. Aber ich schrecke auch nicht davor zurück, Positionen zu vertreten, die ich nach meinem derzeitigen Wissen und Empfinden für richtig halte, auch wenn sie mir nicht den Applaus der Mehrheit bringen. ;)Schauen wir mal!


    Viele Grüße, Arthur1788

    Meine Gedanken dazu:


    Im Ideal bräuchte es so eine Gruppe nicht. Allerdings ist das Ideal eben selten in der Realität anzufinden. Ein Beispiel: das Leiden eine Transperson schließt Punkte mit ein, die ein Nicht-Trans ("Cis") Mensch nicht aus eigener Erfahrung nachvollziehen können wird. Die Themen sind selten einfach, weder für die Betroffenen, noch für das Umfeld oder gar Fremde (Packer, Binder, Ops, Hormone, Toiletten/Umkleide-Wahl, Dysphorie im Allgemeinen, .. ). Es geht dadurch also in meinen Augen eher darum, dass man über gewisse Probleme im Kontext der Praxis sprechen kann, die für andere nicht Erfahrbar sind.

    Hat man eine Gemeinschaft in der man offen über solche Dinge sprechen kann, dann ist eine "gesonderte" LGBTQ Gemeinschaft nicht nötig.

    Ich kann mir durchaus vorstellen dass das für die Betroffenen wichtige Themen sind. Aber gehört die Diskussion über die Toilettenwahl einer Transperson wirklich in eine Sangha? Da gibt es doch mit Sicherheit Selbsthilfe- oder Beratungsgruppen für genau diese Themen. Ich sehe da überhaupt keine Beziehung zum Buddhismus. Einer alleinerziehenden Mutter mit drei Kindern, der Mitte des Monats das Geld ausgeht, würde ich schließlich auch nicht empfehlen, erstmal dringend eine Sangha aufzusuchen. Das sind rein weltliche Probleme die nicht durch das Dharma gelöst werden können.


    Zum Argument der unterschiedlichen Arten des Leidens: Ja, ich kann nicht aus eigener Erfahrung nachvollziehen wie sich eine Transperson im Alltag fühlt. Ich kann auch nicht aus eigener Erfahrung nachvollziehen, wie sich ein Kleinwüchsiger, ein Alkoholiker, eine Person of Color oder ein alleinerziehender Vater fühlt. Aber nur weil die Ausprägungen von Dukkha unterschiedlich sein mögen, ändert dass doch nichts daran, dass die Erfahrung von Dukkha selbst universell ist. Wenn es cis-dukkha, trans-dukkha und PoC-dukkha gibt, macht der ganze Buddhismus keinen Sinn mehr.

    Ich würde gerne eine provokante Frage stellen: Warum ist das wichtig? Oder präziser: Warum ist LGBTQ im Kontext des Buddhismus wichtig? Nichts gegen die LGBTQ-Bewegung an sich, ich halte von der "Norm" abweichende sexuelle Orientierungen keineswegs für unethischer oder "unnatürlicher" als Heterosexualität. Aber warum muss man damit im Kontext des Dharma hausieren gehen? Warum sollte man eine queere Sub-Community schaffen, wo das Dharma doch universell ist? Und: warum dann nicht auch Sub-Communities für People of Color, Behinderte und andere marginalisierte Gruppen?


    Kurz: Brauchen wir die identitätspolitisch motivierte Zerfaserung der Gesellschaft wirklich auch in den Sanghas?