So ähnlich sehe ich das auch.
Buddhanatur ist vielleicht etwas, das im Hintergrund mitschwingt, aber nicht so richtig zur Blüte kommt, weil zu viel Verblendung immer wieder die Sicht vernebelt. Sie blitzt aber vielleicht gelegentlich auf und gewährt einen "Geschmack" von dem, was als Potenzial da ist. Zusätzlich lädt sie dazu ein, die Vernebelung zu erkennen und den Wunsch zu entwickeln, den Nebel zu beseitigen.
Kenshō ist für mich eher ein konkretes Ereignis, das einen Teil des Nebels aufklart. Da kann sich zwar erneut Nebel ansammeln, aber der kann dann leichter / schneller als solcher erkannt werden – jedenfalls besteht die Möglichkeit.
Mir ging es darum, welche Rolle diese Konzepte hin auf das Thema "Samsara<->Nibbāna" spielen. Man kann ja einerseits Nibbāna als Endziel des Pfades sehr in die Ferne setzten. Als Punkt wo alle Verblendung komplett verloschen ist. Etwas was höchstens für extreme Praktizierende erreichbar und für den Normalmenschen weit außerhalb der Reichweite ist. Dies kann aber natürlich entmutigen. Wesegen es Sinn machen kann, innerhalb von Samsara etwas zu installieren, was Nibbāna näherrückt. Man gesteht Nibbāna z.B mit Buddahnatur eine Präsenz als Potential zu. Oder man gibt mit Kenshō (einer Form von 'Nibbāna als Frucht') einen Vorgeschmack - einen Moment in dem vieles mal kurz zur Ruhe kommt, bevor die neuen Wellen über einen hereinbrechen. Und welche extremere Methode gibt es , Nibbāna von der Ferne in die Nähe zu rücken, als zu betonen, dass Samsara und Nibbāna nicht untrennbar sind.
Die Idee, dass man "die Frucht mit in den Pfad" nimmt und den Weg quasi vom Endpunkt beginnt, kann man sich ja auch im Bezug auf weltliche Ziele vorstellen, oder? Bei den Amerikanern gibt es ja das Prinzip "Fake it till you make it". Dem Aspiranten für weltlichen Erfolg wird geraten sich jetzt schon wie ein erfolgreicher Geschäftsmann zu fühlen. Das Aufreten zu haben, die Sprache, die Vibes. Und langsam sickert das ein, wird zum Wesen. Auch andere sehen in einem den zukünftigen Boss und Macher und vertrauen einem Aufträge und Geld an. Und ehe man es sich recht versehen hat, ist man wirklich der erfolgreiche Geschäftsmann, als der man sich imaginiert hat. Die Illusion ist wahrgeworden indem man seine eigene "Geschäftsmann-Natur" entdeckt und genährt hat. Indem man Einblicke (Kenshō) hatte wo man für einen kurzen Moment wußte, dass man genau wie die Großen agiert und dieser Schwingungen dann sukzessiv immer weitere Teile seines Leben geöffenet hat. Ich nehme an, dass so ein Vorgehen bei manchen Leuten hilft, während es z.B bei Donald Trump dazu führte, dass "Faken" und "Maken" total verschwimmen und man sich darauf konzentriert eine Illusion von Erfolg zu generieren. Ich denke, dass es auch im auch im spirituellen Bereich zu ähnlichen Kollateralschäden kommen kann.