Untrennbarkeit von Samsara und Nirvana

  • Hallo,


    hab verständnis Probleme damit das Samsara und Nirvana untrennbar miteinander verknüpft sind.

    Ich orientiere mich oftmals auch an der Philosophie Schopenhauers. In seiner Philosophie ist es ein Entsscheidungsprozes, ob man sich für Samsara oder für den Weg um Nirvana zu erreichen entscheidet. Wie dieser Entscheidungsprozess abläuft bleibt allerdings im Dunkeln. Ist es eine Entscheidung der Vernunft oder des Herzens ? Man bräuchte irgendwie einen Vorgeschmack für Nirvana um sich auf den Weg zu machen, oder eben nicht.

    In seiner Philosophie schreibt er

    Zitat


    Die Buddhisten aber bezeichnen, mit voller Redlichkeit, die Sache bloß negativ, durch Nirwana, welches die Negation dieser Welt oder des Sansara ist. Wenn Nirwana als das Nichts definiert wird, so will dies nur sagen, dass der Sansara kein einziges Element, welches zur Definition oder Konstruktion des Nirwana dienen könnte.”


    sprich Nirwana und Samsara können nicht zusammenhängen.

    Gibt es was in den Schriften über den Zusammenhang von Nirwana und Samsara. Was ist eure Meinung dazu ?


    Vg Kaimann

  • sprich Nirwana und Samsara können nicht zusammenhängen.


    Man muss ja erstmal sagen, dass Schopenhauer kein Buddhist war, sondern eine Philosophie hervorgebracht hat, die buddh. Anleihen enthielt.


    Nirvana und Samsara müssen am Anfang strikt getrennt werden, um Motivation zu erschaffen - ich möchte Samsara überwinden. Irgendwann merkt man aber, dass "Stückchen" von Nirvana hier in Samsara erfahrbar sind, also hängen sie irgendwie zusammen - und so ist es auch tatsächlich.

  • Mir hat das mal der Lehrer Geshe Thubten Ngawang im tibetischen Zentrum in Hamburg-Berne gut erklärt.

    Leider kann ich das nicht wiedergeben.


    Aber für mich ist dadurch klargeworden, dass Nirvana und Samsara sich nur durch die Wahrnehmung unterscheiden. Ich kann nicht nach Nirvana streben, ohne mich in Samsara zu befinden. Wir verlassen Samsara niemals solange wir leben. Aber wir können uns innerlich so weit davon distanzieren, dass wir Samsara nicht mehr als unerträglichen Ort erleben.


    Ohne all das anzunehmen und zu akzeptieren, was uns umgibt, was uns beschäftigt und bedrückt, was letztendlich Leiden bedeutet, ist Nirvana gar nicht erreichbar. Auch ein Mönch im Waldkloster wird davon nicht verschont. Sei es durch Wetterkatastrophen, Kälte, Hitze, Hunger, Durst oder durch unwissende Menschen, die immer wieder dieselben Fragen stellen und dennoch nicht auf ihn hören.


    Das Ablehnen (Hass) ist ein Teil der Ursachen für unser Leiden, also für Samsara.


    Auch der Buddha war noch mit allem möglichen Unbill konfrontiert. "Er hatte Rücken". Das ist Samsara.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • hab verständnis Probleme damit das Samsara und Nirvana untrennbar miteinander verknüpft sind.


    Gibt es was in den Schriften über den Zusammenhang von Nirwana und Samsara. Was ist eure Meinung dazu ?

    Ganz spontan fällt mir da Gampopa ein, der im Juwelenschmuck der Befreiung davon spricht, dass Samsara und Nirvana die gleiche Grundlage haben.

    Wenn ich meine Lehrer richtig verstanden habe, ist damit der Geist gemeint.

  • Den Unterschied zwischen Samsara und Nirvana kann man meines Erachtens sehr gut an dem Unterschied zwischen den ersten beiden edlen Wahrheiten und den letzten beiden edlen Wahrheiten, die Buddha Sakyamuni in seiner ersten Lehrrede dargelegt hat, verstehen.


    Samsara und Nirvana sind zwei gegensätzliche Daseinszustände. Entweder man ist im Samsara oder im Nirvana. Man kann sich nicht gleichzeitig in beiden Daseinszuständen befinden, weil sie in einem direkten logischen Widerspruch zueinander stehen.


    Die vierte edle Wahrheit zeigt den Weg auf mittels dem man sich vollständig aus Samsara befreien kann. Das ist der edle achtfache Pfad.


    Samsara ist die Gesamtheit aller Leiden und deren Ursachen. Nirvana ist der Zustand in dem man alle Leiden samt ihren Ursachen vollständig aufgegeben hat. Sie können dann nicht wieder entstehen.


    Wenn man den edlen achtfachen Pfad übt, ist man noch nicht im Nirvana. Aber durch die Übung, die Schulung dieses Pfades nähert man sich dem Nirvana schrittweise an, aber verwirklicht hat man das Nirvana erst wenn man ein Arhat (p. Arahant) ist.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Es wird in verschiedenen buddhistischen Traditionen und Philosophien anders ausgedrückt, daher wirst Du vermutlich dazu keine einheitliche Antwort bekommen. Aus dem Blickwinkel von Dzogchen oder Mahamudra unterscheidet sich Samsara von Nirvana NUR durch die Wahrnehmung. Es ist der gleiche Ort, es sind die gleichen Phänomene, die entstehen und vergehen, aber sie werden durch den erleuchteten Geist unterschiedlich wahrgenommen. Ob man Samsara und Nirvana nun als "nicht trennbar, ohne Unterscheidung" bezeichnet, oder ob man sagt: "sie sind gegensätzlich, es ist entweder das Eine oder das Andere" - hängt davon ab, worauf sich diese Aussage bezieht: auf das Objekt der Betrachtung, oder auf die Wahrnehmung des Betrachtenden.


    Wenn gesagt wird, sie haben die gleiche Grundlage, dann kann gemeint sein, dass es sich um die gleichen Objekte handelt, oder sogar dass die Objekte, ihr Charakter als samsarisch, ihr Charakter als Ausdruck von Erleuchtung UND der beobachtende Geist alle von der gleichen Grundnatur sind, d.h. aus der gleichen Quelle stammen. Für diese "Quelle" gibt es unterschiedlichste Begriffe und viele von diesen Begriffen sind bewusst paradox... - weil es um etwas geht, dass die Dualität übersteigt und das mit dem Verstand nicht zu erfassen ist. Es ist ebenso "nichts" wie "alles" aber auch beides nicht. Man könnte sagen, dass es ohne jegliche Eigenschaften ist, keinerlei Ausdruck hat, aber dennoch das Potenzial beinhaltet, dass alles daraus und darin entstehen und wieder vergehen kann.


    Ein weiterer Aspekt ist, dass der Begriff "Nirvana" teilweise unterschiedlich benutzt wird. Was in einigen Traditionen Nirvana heisst, bezeichnet das letztendliche Verlöschen des individuellen Bewusstseinsstroms in diesem Nichts/Alles. Das ist eine Form von Eingehen in das Nirvana, die nur möglich ist, wenn man den Körper hinter sich läßt. Also zum Zeitpunkt des Todes. Dafür muss man aber entsprechend schon eine hohe Verwirklichung im Leben erreicht haben, denn ansonsten wird man zum Zeitpunkt des Todes unweigerlich durch Gewohnheiten von dieser Ebene abgelenkt und fortgezogen.

    In anderen Traditionen bezeichnet Nirvana das Erreichen des Bewusstseins, dass alles bereits Ausdruck von Erleuchtung ist, während der Lebenszeit. Inklusive der eigenen persönlichen Anteile und Ausdrucksweisen. Das Eingehen in die "namenlose" Ebene, das erst nach dem Tod möglich ist, nennt man dann "Parinirvana". Wenn diese Philosophie Teil des Mahayana ist, gibt es das Bodhisattva-Ideal: Man verspricht, erst dann ins Parinirvana einzugehen, wenn alle Wesen vom Leid befreit sind. Man stellt die eigene vollständige Erleuchtung also zurück und läßt sich unter Umständen mit voller Absicht wieder in den Kreislauf von Geburt und Tod ziehen. Jemand der aufgrund eigener Wünsche für das Wohl der Wesen inkarniert und nicht aufgrund von Gewohnheiten, nennt man im tibetischen Buddhismus "Tulku". Also eine Geburt, die Mitgefühl als Grundlage hat und nicht karmische Verstrickungen und samsarische Gewohnheiten.


    Das war jetzt vielleicht etwas viel auf einmal, aber man muss ja nicht alles auf Anhieb verstehen. Ich kenne das so, dass manchmal Aussagen die man mal gesehen hat, sozusagen "schlafend" im Bewusstsein bleiben und dann irgendwann verständlich werden, wenn man mehr Kontext dazu bekommen hat, oder vielleicht sogar eine Erfahrung. :)

  • Ich orientiere mich oftmals auch an der Philosophie Schopenhauers. In seiner Philosophie ist es ein Entsscheidungsprozes, ob man sich für Samsara oder für den Weg um Nirvana zu erreichen entscheidet.

    Die Aussage, dass es zwischen Samsara und Nirvana letztlich keinen Unterschied gibt, stammt aus dem Mahayana-Buddhismus. Die wirst du so bei Schopenhauer nicht finden. Seine Philosophie steht in dieser Hinsicht eher dem Theravada nahe, der eine klare Trennlinie zwischen Samsara und Nirvana zieht (auch wenn Schopenhauer selbst den Buddhismus nur aus sehr spärlichen Mahayana-Quellen kannte). Schopenhauer sagt über das Nirvana nicht sehr viel, außer dass es ein "relatives Nichts" sei, dem man keine Eigenschaften zuschreiben könne, die in unserem konventionellen Sprachgebrauch Sinn machen würden (was den frühbuddhistischen Aussagen wohl ziemlich nahe kommt). Auch die Beschreibung des durch Lebensdurst immer wieder befeuerten Samsara steht dem frühen Buddhismus sehr nahe, der dies mit seiner Kette des bedingten Entstehens freilich etwas detaillierter ausgearbeitet hat als Schopenhauer mit dem Willen als "Ding an sich".

  • sprich Nirwana und Samsara können nicht zusammenhängen.


    Man muss ja erstmal sagen, dass Schopenhauer kein Buddhist war, sondern eine Philosophie hervorgebracht hat, die buddh. Anleihen enthielt.

    Er hat sich in seinen späten Jahren jedenfalls selbst als ein solcher bezeichnet (höchst wahrscheinlich als erster Abendländer überhaupt). Für mich steckt in Schopenhauers Philosophie jedenfalls mehr vom wahren Geist des Dharma als in vielem was heutzutage so als "Buddhismus" verkauft wird.

  • Er hat sich in seinen späten Jahren jedenfalls selbst als ein solcher bezeichnet (höchst wahrscheinlich als erster Abendländer überhaupt). Für mich steckt in Schopenhauers Philosophie jedenfalls mehr vom wahren Geist des Dharma als in vielem was heutzutage so als "Buddhismus" verkauft wird.


    Ja, darüber lässt sich natürlich streiten. Überschriften wie: " Zur Lehre von der Unzerstörbarkeit unseres wahren Wesens durch den Tod" klingen für mich nicht sehr nach buddh. Lehre. Auch hat er eine verdrehte Ansicht über Askese, ähnlich dem Christentum, dass man stets "Leiden" sollte oder aber das Leiden vorziehen sollte - doch wenn man stets Leidet, raubt das dem Körper-Geist seine Kräfte und wir können nicht mehr positiv im Sinne der Wesen handeln. Gäbe noch zig andere Punkte, aber das führt nirgendwo hin, wer mit Schopenhauer arbeiten kann, der soll es tun - aber seine Schriften als "buddhistisch" zu verkaufen finde ich ein wenig weit hergeholt.

  • Was ist eure Meinung dazu ?


    Vg Kaimann

    Ganz einfach, ganz ehrliche Frage: Welche Relevanz sollte Schopenhauers Meinung, der ja offensichtlich kein buddhistischer Lehrer war, in Bezug auf buddhistische Fragestellungen haben?


    Aus buddhistischer Sicht hat Helmut IMHO das wesentliche gesagt.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    • Offizieller Beitrag

    Samsara und Nirvana sind nicht so sehr das Gleiche sondern eher zwei Seiten einer Münze.


    Ich denke der Punkt ist der, dass das was wir um uns sehen eben keine solide, verblendete Welt ist die ganz getrennt von Befreiung ist, sondern dass alles - gerade dadurch dass es Illusion ist, wenn man genauer hinschaut, von der Aufhebung der Illusion kündet. Wenn man Wut genau ansieht, sieht man die Bedingtheit der Wut und damit deren Aufhebung.


    Im Mahayana ist der der "Shunyata"-Begriff die gemeinsame Drehachse. Shunyata bedeutet ja, dass alles leer von Eigenexistenz - d.h bedingt entstanden ist.


    Von daher ist Sunyata eng mit Nirvana verbunden. In Nirvana ist einem die Bedingtheit von allem ( d.h Shunyata ) vollkommen klar


    Aber auf der anderen Seite ist auch die Welt der Illusion ( Samsara) leer von inhärenter Existenz - jede Illusion weist auf ihr Entstehen, und damit auf ihre Bedingtheit und damit ihre Übrwindung.


    Von daher kann man sagen, dass sich Samsara und Nirvana sich in Shunyata treffen.

  • Von daher kann man sagen, dass sich Samsara und Nirvana sich in Shunyata treffen.


    Eben. Und da Schopenhauer wahrscheinlich Shunyata nicht kannte, oder einfach ignorierte, um statt dessen seinen "Weltwillen" zu formulieren. ist er auch ein schlechter Lehrer, um solche Sachen zu verstehen.

    • Offizieller Beitrag

    Eben. Und da Schopenhauer wahrscheinlich Shunyata nicht kannte, oder einfach ignorierte, um statt dessen seinen "Weltwillen" zu formulieren. ist er auch ein schlechter Lehrer, um solche Sachen zu verstehen.

    Es sind doch die vier edlen Wahheiten selbst, die von Dukkha als einem Daseinmerkmal der Welt ausgehen und von dort aus einem Ausweg in Richtung Nibbana aufzeigen. Die Welt ist leidhaft und ihr muss entsagt werden. Samsaras und Nibbana klaffen unvereinbar auseinander. Es gibt zahlreiche Stellen wo Buddha Skayamuni das so lehrt und Schopenhauer hat es von da übernommen.

  • Schopenhauer hat es von da übernommen.

    Schopenhauer hat größtenteils seine Philosophie ohne Buddhistische Schriften entwickelt und erst anschließend übereinstimmungen gefunden.

  • Es gibt zahlreiche Stellen wo Buddha Skayamuni das so lehrt und Schopenhauer hat es von da übernommen.


    Schopenhauer hat größtenteils seine Philosophie ohne Buddhistische Schriften entwickelt und erst anschließend übereinstimmungen gefunden.


    Also...mmh, wie soll ich das sagen...


    Schopenhauer hat rein gar nichts mit der Lehre Buddhas gemeinsam!


    Buddha wies den Weg aus dem Leiden, bei S. gibt es da keinen Ausweg.

    Buddha zeigte Nirvana, bei S. gibt es so etwas nicht.

    Nirvana ist das höchste Glück, bei S. existiert überhaupt kein Glück, nur Leiden, unentrinnbar

    Befreiung aus Samsara kann es nach S. nie geben, da der Weltwille diktiert, dass man nur leidet, immer und ständig.

    usw.


    Gerade im historischen Kontext des Buddhismus in Deutschland habe wir wohl S. zu "verdanken", dass es diese Phrase gibt:


    "Alles Leben ist Leiden"


    was so auch immer dem Buddha untergeschoben wird. Buddha hat aber einen Weg aus dem Leiden gezeigt, für S. ist dies ein

    Axiom, heißt, "Alles Leben ist Leiden" ist der ultimative Zustand, man könnte sagen, der absolute Zustand des Weltwillens, den

    er durch die Menschen auslebt.

    • Offizieller Beitrag

    Schopenhauer war ja Philsoph. Und Philsophen versuche ja die Welt zu erklären. Von daher ist es doch nicht sehr verwunderlich, dass in einem philsophischen Werk nicht die praktische Frage wie sie die überwindung des Leides ist, angegeangen wird. Aber Schopenhauer war doch vom Buddhmus beinflusst.


    Wenn Schopehauer sich als "Buddhaist" bezeichne und sich Statue besorgt, dann nehme ich an, dass er eben nicht nur perssimistisch die Idee der ersten edlen Wahrheit übernimmt sondern wohl auch den übrigen etwas abgewinnen konnte, oder?


    Ich denke, dass Schopenhauer sher versucht hat, das was ins einer Zeit über den Buddhismus bekannt war, aufzunehmen. Ich denke um 1845 war er da nahezu allen seinen westelichen Philsophenkollegen voraus.


    Diese Zeit ist aber schon lange vorbei. So wie man jemand der sich für moderne Chemie oder Physik interessiert, von eiem Werk von dringen 1835 abraten würde, ist es natürlich eine ganz und gar schlechte Idee sich im Bezug auf den Buddhismus aus Werken zu orintieren die aus einer Zeit stammen, wo man noch ganz nebulöse Vorstellungen hatte.

  • Wenn Schopehauer sich als "Buddhaist" bezeichne und sich Statue besorgt, dann nehme ich an, dass er eben nicht nur perssimistisch die Idee der ersten edlen Wahrheit übernimmt sondern wohl auch den übrigen etwas abgewinnen konnte, oder?


    Die Frage müsste man dann aber stellen: Warum eine Philosophie entwickeln, die gegen den eigenen Glauben geht?


    Ich möchte dem S. ja sein "Buddhistsein" nicht absprechen, sondern sage nur, dass sein Philosophie etwas anderes ist als buddh. Lehre. Aber manche Leute, auch Professoren usw. lesen da was von "Asket", also muss es ja Buddhismus sein. Oder hier ein schöner Satz aus deinem Zitat:


    Zitat

    Ab 1816 erwähnt der Philosoph das "Nieban" der Buddhisten und den Buddha mehrfach im Zusammenhang mit der Verneinung des Willens und istfasziniert vonder vorzüglichen Moral dieser atheistischen Religion sowie von ihrem Seelenwanderungsgedanken.


    Seelenwanderung ist denke ich mal klar, dass es unbuddhistischer nicht sein könnte (was aber auch klar ist, da er sich auf die Upanishaden und die Bhagavad Gita bezieht).


    Die Verneinung des Willens bei S. hat ja auch überhaupt nichts mit dem Dharma zu tun und ich finde es immer faszinierend, wie man sich das so zurecht legt, als ob es da Gemeinsamkeiten gäbe. Der Weltwille ist ein absolute Instanz, welche uns Menschen und Tieren zwingt, so zu handeln, wie der Weltwille sich das vorstellt - und der will nun mal, dass Leiden regiert (eher eine gnostische Vorstellung des Demiurgen). Der Mensch kann diesen Willen jedoch verneinen und dann leidet er halt, ohne Sinn und Ziel, weil es sowieso keinen Ausweg aus dem Weltwillen, dem großen Diktator gibt. S. schlägt auch Askese vor. Aber hat nicht Buddha gerade die Askese überwunden?


    Stoisches Verharren im Leiden, ohne Hoffnung auf eine bessere Zukunft oder gar eine Möglichkeit eines Ausweges - das ist S. Philosophie. Inwiefern würde solche eine Philosophie Leid beenden? Natürlich gar nicht, weil Leid immer der Bezugspunkt für S. war.

  • Buddha zeigte Nirvana, bei S. gibt es so etwas nicht.

    Nirvana ist gleichzusetzen mit dem "gebrochenen Willen" der in der Lage ist sich selbst aufzuheben

    Aber Schopenhauer war doch vom Buddhmus beinflusst.

    So schreibt er selbst



    Zitat

    Diese Übereinstimmung muß mir aber um so

    erfreulicher seyn, als ich, bei meinem Philosophiren, gewiß nicht unter ihrem Einfluß

    gestanden habe. Denn bis 1818, da mein Werk erschien, waren über den Buddhaismus

    nur sehr wenige, höchst unvollkommene und dürftige Berichte in Europa zu finden,

    welche sich fast gänzlich auf einige Aufsätze in den früheren Bänden der Asiaück

    Researches beschränkten und hauptsächlich den Buddhaismus der Birmanen betrafen.

    Erst seitdem ist nach und nach eine vollständigere Kunde von dieser Religion zu uns

    gelangt, hauptsächlich durch die gründlichen und lehrreichen Abhandlungen des verdienstvollen Petersburger Akademikus I.J. Schmidt, inden Denkschriften seiner Akademie, und sodann allmälig durch mehrere Englische und Französische Gelehrte, so

    daß ich habe ein ziemlich zahlreiches Verzeichniß der besten Schriften über diese

    Glaubenslehre liefernkönnen, inmeiner Schrift "Über den Willeninder Natur",

  • Wie sollte das denn praktisch aussehen

    Praktisch genau wie im Buddhimus ein nach innen gewendeter Wille der nichts mehr Will auf dieser Erde und so zur vollkommenden Ruhe kommt durch vollkommene Wunschlosigkeit . Dies zeigt sich in der Resignation , das es eben in der Welt nicht viel zu holen ist.

  • Dies zeigt sich in der Resignation , das es eben in der Welt nicht viel zu holen ist.

    Das ist ja nicht die Zielsetzung, die Buddha Sakyamuni mit den vier edlen Wahrheiten aufgezeigt hat. Es geht nur um die Überwindung des Leidens und seiner Ursachen, aber nicht um allgemeine Weltverachtung. Es geht auch nicht um Rückzug aus der Welt.


    In den vier edlen Wahrheiten zeigt Buddha Sakyamuni auf, dass alle Leiden und deren Ursachen vollständig aufgegeben werden können und dann auch nicht mehr im eigenen Geist entstehen, wenn man die dritte edle Wahrheit, die Wahrheit von der Leidauflösung, verwirklicht hat.


    Hat man diese dritte edle Wahrheit verwirklicht, dann fällt man nicht aus der Welt heraus, aber man wird eine ganz andere Qualität des Lebens erfahren. Das ist sicherlich schwer vorstellbar. Aber Nirvana ist ein gänzlich anderer Zustand als Samsara. Es ist das genaue Gegenteil von Samsara. Samsara und Nirvana sind unvereinbar wie ja void am Ende von Beitrag 13 schreibt.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Wie sollte das denn praktisch aussehen

    Praktisch genau wie im Buddhimus ein nach innen gewendeter Wille der nichts mehr Will auf dieser Erde und so zur vollkommenden Ruhe kommt durch vollkommene Wunschlosigkeit . Dies zeigt sich in der Resignation , das es eben in der Welt nicht viel zu holen ist.


    Und wenn du diese scheinbare Erkenntnis erlangt hast, was dann?

    • Offizieller Beitrag

    Wie sollte das denn praktisch aussehen

    Praktisch genau wie im Buddhimus ein nach innen gewendeter Wille der nichts mehr Will auf dieser Erde und so zur vollkommenden Ruhe kommt durch vollkommene Wunschlosigkeit . Dies zeigt sich in der Resignation , das es eben in der Welt nicht viel zu holen ist.


    Und wenn du diese scheinbare Erkenntnis erlangt hast, was dann?

    Das ist ein guter Punkt. Im Buddhismus spricht man ja von der Überwindung von Gier und Hass. Gier und Hass sind Formen des Willens. "Etwas soll sein". "Etwas soll nicht sein". Buddha spricht davon diesn Wünschen zu entsagen. Von daher ist das tehreotisch nahe an dem Gedanken der "Resignation".


    Der große Unterschied ist der, dass der Buddhismus sehr viel besser die Farge beantworten kann, wie man diese Entsagung die Praxis umsetzt. Während man da bei dem Philsophen mit der Erkenntnis zurückbleibt.


    Und es gibt auch Unterscheide im Temperament: Schopenhauer ist ja eher so ein vergeistigter Trauerkloss - jemand der die Gesellschaft von Pudeln der von Menschen vorzog und der gegen alles möglichen Spott und Widerwillen hatte. Während im Buddhismus Enstagung immer die andere Seite einer Freheit ist - und von daher mit einem heiteren, freundlichen, geduldigen Geisteshaltung kompatibel ist.