Wenn es so ist, dass ein Koan nicht mittels dualistischem Denken zu erfassen ist, gibt es auch keine Aufzeichnung irgendeines Koan. Dann ist die gesamte Koanarbeit nur ein geschicktes Mittel, das man auch weglassen kann und aufs Feldgehen und tausende Setzlinge pflanzen, dann hat man wenigstens irgendwann was im Magen. Die Arbeit die ganz wegen der Arbeit gemacht wird, ist dann wertvoller. Sich auch noch die "Zeit mit Koan" zu vertreiben, anstatt das zu tun, was jetzt wichtig ist, ist dann wirklich nur eine Anstrengung, die keinen Wert hat außer ein Ablenken von der Arbeit fürs Leben.
Dann lieber Soto vor der Wand und die Welt/Geist und den Körper abfallen lassen.
Was ist wertvoller, Koanpraxis oder Arbeit, die ganz wegen Arbeit gemacht wird? Wer mag, darf solchen Gedanken und dem Spiel des begrifflichen Denkens folgen. Den ganzen Rattenschwanz von Vorlieben, Abneigungen, bedingtem Enstehen und dem daraus erwachsenden Leiden gibt's gratis mit dazu.
Deswegen ist die Koanfrage ja gerade eine, an der das dualistische Denken nicht andocken kann - wenn die Frage denn konsequent und konstant genug gestellt wird. Das ist so ein Augenblick, wo all deine Ängste da sind, Leiden, Verzweiflung an der Vergänglichkeit, alle Gefühle und alles wird im großen Zweifel des "Was ist dies?" in Frage gestellt. Es heißt nur genau solange "Was ist dies?" oder "Mu", solange du die Koanfrage in begrifflichem Denken verstehst. Gelingt es dir jedoch das begriffliche Denken in der ätzenden, alles zersetzenden (Koan-)Frage aufzulösen (loszulassen), dann trittst du in die nonverbale Hwadu-Praxis ein. Dann gibt es tatsächlich keine Aufzeichnungen der Koans mehr. In einem solchen namenlosen Zustand kannst du aufs Feld gehen und tausend Setzlinge pflanzen ohne je das Koan, das du selbst geworden bist, aus den Augen zu verlieren oder aus dem Herz.
All dies gilt auch für die vielen Koans der Aufzeichnungen, denn sie sind nicht verschieden vom "Was ist dies?" und auch nicht verschieden von demjenigen, das sich die Frage stellt. Gerade weil es kein Koan gibt, wenn du es nicht erleuchtest, kann ein befreiter Mensch die vielen Koans als geschickte Mittel einsetzen, ohne von ihnen in den Dreck gezogen zu werden.