Beiträge von Leonie im Thema „Soto-Zen: Kontemplation/analytische Vorgehensweisen beim Zazen?“

    Besänftigt und gefasst

    Lasst uns erwachen zum wahren Selbst,

    Völlig Erbarmende werden,

    Völlig unsere Fähigkeiten nutzen,

    Wie immer es unserer Berufung entspricht;

    Das Leiden erkennen

    Von Mensch und Gesellschaft

    Und die Wurzel des Leidens;

    Die richtige Richtung erfassen,

    Wohin die Geschichte gehen soll.

    Wir reichen einander die Hände,

    Miteinander verwandt,

    Weit jenseits der Unterschiede

    Von Rasse, Nation und Klasse.

    Lasst uns voll Mitgefühl geloben,

    Dass wir unser tiefes Verlangen

    Nach Befreiung verwirklichen

    Und eine Welt gestalten,

    In der alle leben können

    In Wahrheit und Fülle.


    (Shin’ichi Hisamatsu 1889 – 1980)

    Wenn es so ist, dass ein Koan nicht mittels dualistischem Denken zu erfassen ist, gibt es auch keine Aufzeichnung irgendeines Koan. Dann ist die gesamte Koanarbeit nur ein geschicktes Mittel, das man auch weglassen kann und aufs Feldgehen und tausende Setzlinge pflanzen, dann hat man wenigstens irgendwann was im Magen. Die Arbeit die ganz wegen der Arbeit gemacht wird, ist dann wertvoller. Sich auch noch die "Zeit mit Koan" zu vertreiben, anstatt das zu tun, was jetzt wichtig ist, ist dann wirklich nur eine Anstrengung, die keinen Wert hat außer ein Ablenken von der Arbeit fürs Leben.

    Dann lieber Soto vor der Wand und die Welt/Geist und den Körper abfallen lassen.

    Auch heute noch meine Sicht.

    Auch wenn du bei der Arbeit auf dem Feld bist oder gerade was kochst - ist das nichts anderes als vor der Wand sitzen und Körper-Geist abfallen lassen. Genauso ist das mit dem Koan-Studium: nichts anderes als die Arbeit in der einer ganz aufgeht.


    Es mag anfangs ein Mittel sein, um den Geist in eine Art Enge zu treiben und den Zweifel, den großen Zweifel aufsteigen zu lassen. Schon die Frage nach dem Sinn der Arbeit, wenn die Umstände deine Setzlinge auf dem Feld vernichtet haben und du nichts im Magen haben wirst, ist auch bloß ein Koan. Niemand, der ernsthaft Zen praktiziert, vertreibt sich die Zeit mit Koans. Es gibt nichts wichtigeres als das, was im gegenwärtigen Moment zu tun ist, ganz gleich, was es ist.

    Wenn es so ist, dass ein Koan nicht mittels dualistischem Denken zu erfassen ist, gibt es auch keine Aufzeichnung irgendeines Koan.

    Dogen hat ja auch 300 Koan gesammelt - das ist aber immer Sekundärliteratur. Allein von Bedeutung ist die Frage, die du dir selbst stellst und die dich vor die Wand bringt. Buddha hatte so eine Frage, Dogen hatte so eine und dieses ganze Koan-Studium ist uninteressant, wenn du dein Lebenskoan, deine Frage, nicht gefunden hast und sie nicht auflöst. Weil die chinesischen Meister das wussten, verbrannten sie gelegentlich die Sammlungen - aber das nützt ja nichts. Die Leute wollen lieber was zum Spielen und Ablenken. Und die Meister und Traditionen auch.

    Gut, aber woher weiß der Meister, dass ich es nun so "durchdrungen" habe, dass er "zufrieden" sein kann und mir ein nächtes Koan gibt, weil dieses nun "abgeschlossen" ist? Das ist mir alles sehr rätselhaft...

    Wenn du jahrelang mit dem Meister das übliche Anfangskoan "Mu" bei regelmäßigen Treffen durchgekaut hast, also die Frage vorgebracht und deine Antwort präsentiert hast, die natürlich jahrelang abgewiesen wurde, dann weiß man schon eine Menge voneinander und das ist dann keine spontane Antwort mal so, sondern die Antwort kommt aus dem Samadhi, wie es im Herzsutra heißt. Oder sie kommt aus dem Anfängergeist. Du wirst also erst lange mit diese Frage "schwanger" gehen, mit ihr verschmelzen, eins werden und dann, kommt es evtl. zu einer Erkenntnis, die ist dann zweifelsfrei. Und das erkennt dann auch dein Meister, weil diese Erkenntnis dich verändert. Und wenn du das dann erkennst, dann kannst du diese Erkenntnis auch zeigen, entweder ohne oder mit Worten. Denn auch ein Wort kann Antwort sein auf die Frage "was ist dies?" - da gibt es den schönen Dialog zwischen dem jungen Dogen in China und dem alten Koch, der ihm erklärte, was das ist - das DIES. Der Dialog findet sich im "Anweisungen an den Koch" - von Uchiyama kommentiert.

    Ansonsten gibt es bei mir in der Stadt noch folgende Schule:

    Sanbo-Kyodan-Schule.

    Das ist wohl ein Mix zwischen Soto und Rinzai. Kennt diese Richtung zufällig Jemand von euch?

    Die nennt sich seit langem Sanbo Zen und ist eine Integration von Soto und Rinzai, was immer das sein soll. D.h. es wird nach Dogen Shikantaza praktiziert und für Interessierte ein Koan-Studium angeboten. ausführlich ist das bei Kapleau, Die drei Pfeiler des Zen, dargestellt.

    Kannst du mal einen Link setzen, wer das denn da ist?


    Die anerkannten Lehrer der Sanbo Zen sind hier

    http://www.sanbo-zen.org/master_d.html: