Beiträge von void im Thema „Gebete im Buddhismus“

    Okay, void , so wird ein Schuh draus ... Hoffe, ich war mit meiner Kritik nicht zu harsch.;)

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    Kein Problem.Ich frage mich an welcher Stelle sich da ein Spalt zum christlichen Verständnis von Gebet auftut. Letzteres ist ja auch vielfältig: Da gibt es ja das "Gebet als Dialog" ( das klassische Abendgebet), dann gibt es noch das Vater Unser, das gleichzeitig Lobpreis, Bekenntnis und Bitte ist. Und dann noch sowas wie das "Ave Maria" das gleichzeitig Lobpreis und Bitte ist aber auch meditative Elemente hat und zudem "Verdienste" generieren soll.


    Wenn ich mir jetzt ( um das Problem nicht als Mahayana- Sache abzutun) eine Puja im Theravada ansehe, dann gibt es da etliche ähnliche Elemente:. Auch hier gibt es Verehrung, gute Wünsche, Bekenntis/Zufluchtsnahme und sogar Opfer:


    Von daher scheint mir das einzige Element das da ganz fehlt, der persönliche Dialog zu sein. Der Christ hat im Gebet einen privaten Draht - eine vertrauliche Beziehung zur göttlichen Person. Ich muss da an Don Camillo denken, wie er mit seinem Jesus in Dialog tritt.


    So ein Maß an Vertraulichkeit kann man sich im Buddhismus kaum vorstellen. Oder gibt es das doch in irgendeiner Ecke einen buddhistischen DonCamillo?

    Nein, macht es nicht - weil es absolut nichts bringt. Du verwechselst buddhānusmṛti mit 'Anrufung'. Wie schon der Name sagt, handelt es sich um eine Achtsamkeitsübung - und genau diese spezielle Form der Achtsamkeit (smṛti ) soll dann bei dem, der sie praktiziert, etwas bewirken; soll ihn transformieren. Das tut nicht der, dessen Name rezitiert wird - der hat seinen Job bereits erledigt. Statt vieler Worte ein Beispiel: medbudsutra.pdf - findest Du in diesem Sutra eine "Anrufung" des Medizinbuddha? Gar eine Anbetung?

    Ich bereue es, da mit dem Christentum verglichen zu haben.

    Die im Monotheismus gängige Vorstellung in der der einzelne mit Gott als einer Person in Dialog tritt um ihn zu bitten ist ja ein Spezialfall.


    In vielen vorachsenzeitlicher dienten religiöse Rituale dazu die für den Menschen negativen Kräften - das was Krankheit, Unfrieden, Erdbeben bringt ( das Unheil) entgegenzuwirken und durch Heilbringende ( heilige) Rituale das Positive und Heilbringende zu fördern.


    Bevor der Buddhismus nach Japan kam, wurden derartige Aufgaben vom (Proto-) Shintoismus erfüllt.


    Als der Buddhismus nach Japan kam, stand die Frage im Raum, ob er als neuartige State-Of-The-Art Religion aus China und Korea

    diese Aufgabe ( Heil bringen) besser erfüllt als die traditionelle Religion.


    Aber wie sollt er das tun?Buddhismus scheint mit dieser Zielsetzung wenig Gemeinsamkeiten zu haben. Im edlen achtfachen Pfad stehen nicht weltliche Belange wie Krankheiten, Erdbeben oder materielles Glück im Vordergrund sondern die Arbeit an heilsamen Geisteszuständen und heilsamen Taten.


    Das Gelenk zwischen diesen beiden nahezu unvereinbar wirkenden Ideen bildete das Konzept von Verdiensten, die man ansammeln kann. Als Bodhidharma mit Kaiser Wu sprach, betonte letzter ja genau, dass er viel für den Buddhismus getan und Mönche und Nonnen ausgebildet, Klöster gebaut und heilige Schriften übersetzt hatte und fragte, wass er dadurch für Verdienste angesammelt hätte.


    Die Idee dahinter ist doch dass Ordination gutes Karma und gutes Karma erzeugt, das sich wiederum auf das Wohl der Gesellschaft auswirkt und gegen Seuchen und Erdbeben hilft.


    Daraus ergibt sich so etwas wie eine doppelte Kodierung. Für einen buddhistischen Mönch kann die Rezitation eines Mantras oder eines Sutra eine tiefe Achtsamkeitübung sein, die ihn der Befreiung nahebringt, während es für denjenigen der ihn dafür beauftragt hat, er eben dadurch Verdienste generiert um bestimmte Zwecke zu erreichen. Diese Mobilisierung für positive Zwecke entspricht funktional einer Anrufung in traditionelleren Religionen.

    Gerade im Mahayana gibt es aber auch ein Denken, bei dem sich Buddhas Gottheiten und Rezitationwn Gebeten im Sinne von Bitten annähern.


    Die Brücke dahin ist der Bodhisattva Gedanken. Die Idee ist die das jemand , der kurz davon steht Befreiung zu erlangen ( z.B der Amida Buddha) ein Gelübte ablegte. "Ich werde nicht eher Befreiung erlangen, als jeder der sich an mich wendet, in einem besonders heilsamen Ort ( einem reinen Land) wiedergeboren wird" . Die Idee dahinter ist, dass dieses "reine Land" - hier Sukhavati sich eine Manifestation der großen Verdienste des Fast-Buddhas auftut. Und indem sich jemand als Verehrender vertrauensvoll an Amida wendet hat er dann eine Chance an der Macht des Gelübtes teilzuhaben.


    Von da aus kann man dann weitergehen. Wenn ein Bodhisattva gelobt hat alle von Gier, Hass und Verblendung zu befreien und Ter, Krankheit und Unglück die Folge von Gier, Hass und Verblendung sind, macht es dann nicht Sinn ihn bei Krankheiten anzurufen um von den in sein Gelübte geflossenen Verdienste zu profitieren?


    Auch wenn dies im Mahayana weit verbreitet ist, gibt es auch in vielen Thervada-Ländern Elemente von Volksreligion, in denen man das buddhistisch heilsame ebenfalls als heilsvoll und glücksbringend in allen Bereichen des Lebens ansieht.

    Der Begriff "Gebet" ist nicht sehr passend, weil "beten ja von bitten kommt". Aber schau dir doch mal die genannten Beispiele an:


    Durch die Rezitation dieser Worte bestärkt der Rezitierende in sich die Motivation und die Entschlossenheit, Buddhismus zu praktizieren. Es soll also damit ein bestimmte geistige Haltung gefördert werden.


    Es gibt Menschen, denen es hilft sich ihre Ziele zu vergegenwärtigen und zu bekräftigen um sie zu erreichen. Während anderen das nichts bringt und es sie eher befremdet.



    Auch hier geht es darum, eine Geisteshaltung des Wohlwollens und der Freundlichkeit zu entwickeln. Die Worte sind also eher etwas, was eine bestimmte geistige Haltung begleitet und unterstützt.


    Es gibt da ja in manchen Traditionen detaillierte Anleitungen. Also dass man z.B erstmal an die Eltern denkt und versucht auf eine Haltung der Freundlichkeit und Dankbarkeit und des Wohlwollens kommt. Und man diese dann Schritt für Schritt auf andere ausdehnt. Die Worte sind dann eher das Gerüst für geistige Haltungen.