Beiträge von void im Thema „Frage nach Gleichnis, bzw. Begebenheit (Buddha-Belehrung)“

    Es gibt ja im Palikanon die Frage des Hauptmanns.

    Hab' ich dir nicht ausdrücklich gesagt: 'Laß es gut sein, Hauptmann, frage mich das nicht?' Doch ich will es dir erklären: Wer da als Soldat in die Schlacht zieht und mutig kämpft, dessen Herz ist schon vorher niedrig, auf schlechter Fährte, schlecht gerichtet: 'Diese Wesen sollen geschlagen werden, umgebracht werden, zerstört und vertilgt werden, sie dürfen nicht mehr da sein'. Während er so mutig kämpft, wird er erschlagen, hingestreckt, und bei der Auflösung des Körpers nach dem Tode wird er der Siegreichen Hölle, wie sie genannt wird, anheimfallen. Wenn er aber etwa die Ansicht hat: 'Wer da als Soldat in die Schlacht zieht und mutig kämpft, und er wird erschlagen, hingestreckt, der gelangt bei der Auflösung des Körpers nach dem Tode zur Gemeinschaft der Siegreichen Götter empor', so ist das seine falsche Ansicht. Mit falscher Ansicht aber, Hauptmann, stehen ihm zwei Fährten bevor, sag ich: Hölle oder Tierreich".


    Auf diese Worte weinte der Hauptmann laut und brach in Tränen aus.

    Im Prinzip behandeln wir hier eine Fußnote dazu und fragen,ob das

    "'Diese Wesen sollen geschlagen werden, umgebracht werden, zerstört und vertilgt werden, sie dürfen nicht mehr da sein" angemessen ist, wenn es um jemand wirklich bösen und gefährlichen geht.


    Ein sehr üblicher Einwand ist, dass hier eine Haltung der Wut ( soll vernichtet werden) geschildert wird, und ob nicht alles gut ist, wenn man statt aus Wut mit dem Täter von Mitgefühl mit den Opfern erfüllt ist. Aber denkt man da nicht auch: "'Diese Wesen sollen geschlagen werden, umgebracht werden, zerstört und vertilgt werden, sie dürfen nicht mehr da sein" auch wenn sie halt nicht mehr da sein sollen, damit sie anderen nicht schaden?

    Eine ethische Herangehensweise ist die, dass man das tun soll, was allen Beteiligten am meisten Leiden erspart. Das Problem ist, dass die meisten Situationen unglaublich komplex sind und man von daher nicht gut abschätzen kann, was passieren wird. Wenn alles zu komplex wird, dann wird man häufig auf sein eigenes Naturell zurückgeworfen.


    Und dieses kann einem sagen, dass man da einem Diktator kompromisslos und entschlossen vorschieben muss. Oder umgekehrt, dass man besonnen sein sollte und niemand in die Ecke drängen sollte, weil das extrem Risiken hat. Oder sogar dass man um des lieben Friedens Zugeständnisse machen soll.


    Das alles so komplex ist, bedeutet dass es ganz unterschiedliche Situationen gibt, bei denen sich sich je eine der Strategien im Nachhinein als die richtige herausstellt, die das meiste Leid vermeidet. Aber wir wissen es nicht - wir können nicht im die Zukunft schauen und in diesem Nicht-Wissen und der damit verbundenen Ohnmacht können wir uns ja treffen. Auch der Dalai Lama und sein Bruder waren sich überhaupt nicht sicher welche Maßnahmen die richtigen sind.


    Ein Narrativ von "Alles wird gut wenn der böse Mann tot ist" ist zu einfach um der Komplexität und der Sprunghaftigkeit der Welt gerecht zu werden.

    Wahrscheinlich steckt in der Geschichte aber auch noch eine ganze Menge mehr,als du hier jetzt einfach mal hingepackt hast.;)

    Für viele buddhistische Kräfte war der Punkt einfach der, dass mit Longdarma jemand an die Macht kam, der statt des Buddhismus wieder Bön förderte. Und während - so dachten sie sich - die Tötung eines Menschen sicher verwerflich ist, ist das Bestehen des Dharma in Tibet etwas - was für die viele Menschen so unendlich heilsam ist, dass es so ganz natürlich die "Linzenz zum Töten" für 0-0-Dorje mit sich bringt.


    Für viele ist Pelgyi Dorje bestimmt eine Heldengestalt und eine Manifestation von Buddhaspekten und die würden die Geschichte nach dem Motto "die böse Hexe ist tot" erzählen und dann weitererzählen, wie seine Tat zur Machtergreifung eines guten buddhistischen Herrschers und zu einem Zeitalter von Friede und Prosperitat führte. Und dass die buddhistische Binsenweisheit dass Mord zu noch mehr Mord und Blutvergießen führt hier nicht gilt.

    Also zur Klarstellung, hier geht es um die Legende von Pelgyi Dorje von Lhalung und die habe ich richtig verstanden.

    Pelgyi Dorje dachte vermutlich ganz einfach. Er dachte sich dass da ein "böser" König ist der den Buddhismus unterdrückt und dass es deswegen gut ist, ihn daran zu hindern. Ihm war nicht klar dass er

    damit einen Bürgerkrieg auslöste

    der das tibetische Reich vernichtete so dass dann für Jahrhunderte Warlordsblutig gegeneinander kämpften.


    Wahrscheinlich hat er gehofft, dass durch seinen

    Mord irgendwie ein "guter Herrscher" an die Macht kommt und alles gut wird. Er konnte sich nicht vorstellen, dass er da am Ende mehr Blutvergiessen ausgelöst hat als das Opfer seines Attentats.

    Da du eine Frage über Buddha und den Piraten gestellt hast, ging ich davon aus, dass es um die ethische Rechtfertigung des "Tyrannen Mordes" geht. Von daher bin ich jetzt etwas verwirrt.


    Wenn es dir um die Machbarkeit geht, macht so eine Frage keinen Sinn. Ich finde so etwas sehr machtbar. Im Moment gibt es doch 50 Oligarchen deren Reichtum eingefroren ist, die deswegen vielleicht unglaublich sauer sind, die eng mit den zahlreichen Geheimdiensten verbunden sind und die keine Skrupel haben. Putin ist von Leuten seines Schlages umgeben - von Putins und muss jeden Tag Angst um sein Leben haben.

    Vielen Dank Euch allen!

    Und da sieht man mal, wie verschwommen ich die zwei

    Nun kam meine Freundin auf den Gedanken: man müsste Putin ermorden.

    In der Ethik gibt es ja einerseits immer die Strömung die vom grundsätzlichen ausgeht z.B "Du soll grundsätzlich nicht töten" und Strömungen wo man sich fragt, was jeweils die schlimmere Auswirkung hat. Die Geschichte mit dem Pirat geht in die letztere Richtung. Dies hat das Problem, dass es dazu führt dass man sich Situationen hinbiegt und dann z.B das wertvolle buddhistische Gebot der Gewaltlosigkeit aushebelt.


    Aber auch eine Ethik die von Grundsätze ausgeht, bringt ihre ganz eigenen Probleme mit sich. In dem Text "der zerbrochene Buddha" wird von Mönchen gesprochen, denen ihr Gelöbnis keine Frau zu berühren so wichtig ist, dass keiner die ertrinkende Prinzessin retten. Sowohl das starre Festhalten als auch das flexible Interpretieren haben also ihr Probleme.


    Auch wenn jemand den Tod von Putin als positive Vorstellung empfindet ist die Frage was eine Akzeptanz der Idee dass man Leute die einem nicht passen ermorden können sollte, für eine Barbarisierung auslösen würde. Wollen wir eine Welt im der der politische Mord ein legitimes Mittel wird?


    Und fürchten wir in Putin nicht gerade einen Mensch der seine Feinde rücksichtlos vergiften und beseitigen läßt? Sollen wir also zum Unmenschen werden um einen Unmenschen loszuwerden?