Man sollte Medizin (Antidepressiva, Psychopharmaka) und Drogenmissbrauch (und es ist auch sicher sinnvoll, zwischen Drogengebrauch und Drogenmissbrauch zu unterscheiden) nicht gleichsetzen.
Wenn Leute mit Psychose Verbrechen begehen, ist es wahrscheinlich, dass sie auch medikamentös behandelt werden. Ich glaube weniger, dass die Verbrechen primär auf die Medikamente zurückzuführen sind. Und vielen Menschen (die große Masse) helfen diese Mittel und sie werden nicht zu Massenmördern.
Wenn in buddh. Ländern Genozide verübt werden (wie in Myanmar), laste ich das ja auch nicht der Meditation an.
Bei Drogen scheint es vielen Menschen (nicht allen) um angenehme Zustände zu gehen. Meditation sucht oft dagegen eher einen Weg raus aus den Zuständen. Bei beiden können allerdings Einheitserfahrungen auftreten. Es ist nur die Frage, ob man sie so wichtig nehmen sollte. (In den Worten von Nagarjuna: weder Einheit noch Vielheit).
Beiträge von Keine Ahnung im Thema „Buddhismus und psychedelische Drogen“
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Die wissenschaftliche Forschung hat ja einen ganz anderen Background als die buddh. Sichtweisen zur Meditation (Anatman kann ihr je erstmal egal sein, wobei anzumerken ist, dass atman nicht Ego heißt). Zudem Meditation letztlich nicht buddh. Meditation heißen muss. (Aus wissenschaftlicher Sicht würde ich sogar vermuten: heißen darf). Und in Bezug auf Drogen auch eine größere Differenzierung. Was nützt wann und wie. Was schadet wann und wie. Kritische Aspekte von Meditation werden ja nur wenig bis jetzt erforscht (Es gab aber eine Studie, die eine sinkende Empathie nahelegte - oder anders gesagt: eine größere Gleichmut).
Ich denke, man sollte da nicht zuviel von der Meditationsforschung erwarten. Und es gibt sicher auch einige Punkte, die aus buddh. Sicht einen nicht so passen. (Z.B. das man eine Einheitserfahrung mit der richtigen "Verdrahtung" produzieren kann, sie also da nichts mit Meditation zu tun haben muss). Und die Frage ist sicher auch immer, was man untersucht und wie man es untersucht (und warum). Und wie man die Ergebnisse interpretiert.
Was ich amüsant finde: der Ursprung der Meditationsforschung stammt meines Wissens eher aus der TM-Ecke. Hatte da also ne ganz andere Funktion. (Und führte dann auch zu solch seltsamen Ansätzen wie die Mindmachines - aber die scheinen gar keine Rolle inzwischen mehr zu spielen).
Was ich ganz amüsant fand, dass laut den Gehirnwellen im Westen bei Meditierenden ganz andere Wellen eine Rolle spielen, als unter asiatischen Meditierenden. (Wenn ich mich recht erinnere im Westen eher Theta-Wellen, in Asien eher Alpha-Wellen). -
Bei LSD ist es aber sicher ein Unterschied, ob es in einem therapeutischen Setting (da würde ich auch einige schamanistische Ansätze mit Peyote ähnlich gelagert sehen) benutze, oder ob ich mich berauschen will. Da ist auch die Integration in den Alltag eine andere. (Ich hab aber selber damit keine Erfahrungen).
Bei psychotischen Menschen hab ich die Erfahrung gemacht, dass da auch intensive Meditation einen Schub auslösen kann. Railex hat ja was ähnliches schon bemerkt): Dafür sollte man aber psychisch stabil sein.)
Wenn man schon vergleichen will, dann sollte man Psychedelika und Meditation bei psychotischen Menschen bzw. Psychedelika (in einem therapeutischen Setting) und Meditation (in einem Lehrer-Schüler-Setting) bei nichtpsychotischen Menschen miteinander vergleichen, sonst kommt man zu einer schiefen Sicht. -
Das Risiko, dass sich das Krankheitsbild unter Psychedelika verschlimmert ist einfach zu groß.
In Deutschland geht man jährlich von ca. 3-5000 Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis aus, die veranlagt sind,aber durch Psychedelika erst zum Ausbruch kommen. Das sind oft lebenslange chronische Behinderungen.
Psychopharmaka sind oft auch nicht die optimale Lösung,klar,aber lösen z.b.nicht noch zusätzliche Halluzinationen aus.
Im low Dose Bereich wird ja geforscht, warten wir die Ergebnisse dazu ab.
Ich finde, dass gut eingestellte Leute an Lebensqualität zurückgewinnen. (Das seh ich tagtäglich in meiner Arbeit bei Behinderten). Zudem hatte ich einen Bekannten, der an Schizophrenie litt, und seine Medikamente allein absetzte, sich dann in sein Auto setzte und viele Autos zu Klump fuhr. Er hatte das Glück, dass die Polizei rechtzeitig kam und er nicht gelyncht wurde. Ich würde die Einschätzung da eher Leuten überlassen, die davon Ahnung haben.
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Mehr muß zu dem Thema eigentlich gar nicht bedacht werden, scheint mir.
Tatsächlich? Bei solcher grundsätzlichen Unbedachtsamkeit fällt leicht etwas unter den Tisch. Die verlinkte Übersetzung ist ein Musterbeispiel dafür, wie ein Übersetzer seine persönlichen Sichtweisen als die Buddhas ausgibt. Machen wir zwar alle mehr oder weniger, aber bei etwas, das als Übersetzung daherkommt, erwarte ich da weniger - nämlich eine möglichst neutrale und textnahe Wiedergabe.
Ich hatte bereits darauf hingewiesen: in den Sutten wird ganz konkret von surāmeraya gesprochen, vergorenen Getränken*. Wobei das Gelübde nicht auf eine oder mehrere spezifische Rauschdrogen zielt, sondern sondern einen mentalen Zustand.
Das 'surāmeraya majjapamā daṭṭhānā veramaṇī sikkhāpadaṃ samādiyāmī' würde ich übersetzen mit 'ich nehme den Übungsweg (sikkhāpadaṃ) auf mich, den Geisteszustand (daṭṭhānā) von Trunkenheit (majjapamā, wörtl. etwa 'Behinderung durch Vergiftung) zu meiden, [wie] er von alkoholischen Getränken hervorgerufen wird.' Da einfach pauschal ein 'Rauschdrogen' daraus zu machen, mag ja eine legitime Interpretation sein. So oder so hätte dies einem seriösen Übersetzer zumindest eine Fußnote wert sein sollen. Da ist mit Nyanatiloka/Nyanaponika wohl etwas der Missionseifer durchgegangen.
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Gab es Cannabis eigentlich zu Buddhas Zeiten schon? Wenn ich mich recht erinnere, kommt es schon in den Veden vor, und spielt besonders bei Shiva-Anhängern eine bestimmte religiöse Rolle.
Zudem hab ich beim Vinaya oft den Eindruck, dass Buddha oft einfach Imageschaden von seinem Orden abwenden wollte.
Ich seh auch bei Alkohol einen großen Unterschied, ob man ein Glas Wein oder einen Whisky oder wie ich gerade einen Cidre genießt, oder ob man sich zusäuft und ausfällig wird. So pauschale Regeln finde ich eh nicht so überzeugend. -
Aber beginnt der Weg nicht mit rechtem Sehen, als einer Erfahrung, dass da kein Ich ist? Siehe Masefield.
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Nöh. Zudem es doch viele andere Theorien gibt: Wahrheit - Wikipedia
Am stimmigsten ist für mich folgende Aussage der Redundanztheorie:ZitatDer Begriff der Wahrheit wird nur aus stilistischen Gründen verwendet, oder um der eigenen Behauptung Nachdruck zu verleihen.
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Hier wird Bewusstsein als ein Wesen verstanden, dass sich eines biologischen Wirtes bedient. Das hat was Biblisches.
War ja auch grade Pfingsten, wo der Geist sich seiner Leute bemächtigt.
Interessanterweise hat Geist sowohl im Deutschen als auch im Chinesischen diese Doppelbedeutung.
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Ich poste das mal quer, da der Thread kurz danach geschlossen wurde.
Es ist ja auch die Frage, wie weit man den Begriff Droge zieht. Ein Freund von mir war ne Zeit lang bei Sant Mat und Schwarzer Tee für ihn eine schlimme Droge. Kaffee ebenso. Dagegen gibt es im Zen Teezeremonien. Und von einem hohen Dzogchen-Lehrer gabs ein Alkoholopferlied, was ein Lobpreis des Alkohols war. Auch Ikkyu und Ryokan mochte Alkohol sehr. Letztlich gibt es viele psychoaktive Substanzen, die ganz normal eingenommen werden. Wermuttee, frische Minze und Muskatnuss z.B. Und was ist mit den psychoaktiven Substanzen, die der Körper produziert? Und Zucker gilt als Glücksdroge.Ich würde ja sagen: Die Dosis macht das Gift.
Ansonsten ist es schwierig von "Der" Buddhismus zu reden. Zumal doch jeder selbst schauen kann, was für ihn heilsam und was nicht heilsam ist.
Wenn ich mich recht erinnere, gabs das Thema hier schon des öfteren.