Beiträge von Sudhana im Thema „Was versteht man im Buddhismus unter Unwissenheit“

    Das und deutet für mich eher darauf hin, dass im Theravada moha und avijja nicht gleichgesetzt werden.

    Eine schwer zu widerlegende Deutung. Wobei wir da ja sogar (mit 'Nichtwissen') eine Triade haben und mir jetzt auf Anhieb der Unterschied zwischen 'Unwissen' und 'Nichtwissen' im Theravada-Kontext nicht auf Anhieb klar ist. Muss mir das mal im größeren Kontext anschauen - Danke für den interessanten Hinweis. Vorerst bin ich mal noch auf der Schiene, dass wir hier dann wohl über drei (und nicht nur zwei) Aspekte desselben dharma reden.


    Unter diesem Vorbehalt: avidya als Ignoranz hinsichtlich der aryasatya umfasst ja eigentlich schon den kompletten empirischen Bereich, wobei ich unter 'Empirie' die achtsame Wahrnehmung und Auswertung / Einordnung sensueller Daten im buddhistischen Sinn verstehe - also einschließlich unserer Sensitivität für ideelle Konstrukte, 'Zusammengesetztes' (saṃskāra). Wesen, die avidya (Ignoranz hinsichtlich der aryasatya) unterliegen, ergreifen die saṃskāra, was sie in duhkha führt. Das sich im Bewusstsein ereignende Ergreifen der saṃskāra wäre dann das aktive Gegenstück zum passiven Nicht-Wissen: das avidya ergänzende moha. In Mahāyāna-Traditionen spricht man da idR an Yogācāra anknüpfend von kleśa (煩惱 fannao / bonnō).


    Wie gesagt, der dritte Aspekt war mir bislang nie aufgefallen - mal in Ruhe schaun, ob sich das da irgendwie einordnen lässt.

    Während 'Unwissen' ein Bewusstseinsobjekt (das viṣaya des manoāyatana) negativ begreift, also durch die Abwesenheit korrekten Wissens, ist 'Verblendung' das positive Gegenstück / Komplement dazu - also das wissensfreie Bewusstseinsobjekt. Es sind lediglich zwei sich ergänzende Aspekte derselben Sache, insofern sind die Begriffe auch synonym.


    Die eigentlich interessante Frage taucht natürlich erst auf, wenn klar ist, um welches spezielle Wissen es hier geht: wie man es erwirbt - mithin, welche Quellen der Erkenntnis gültiges Wissen vermitteln. Der buddhistische Ansatz ist da ziemlich rigoros sensualistisch.

    Ich finde es intellektuell gesehen eine schöne Aufgabe, für mich selber zu entscheiden, wo mir Wikipedia weiterhilft und wo nicht.

    Natürlich. Das bleibt Dir ja unbenommen, auch wenn man sich natürlich fragen kann, inwiefern Falschinformationen weiterhelfen, wenn sie nicht korrigiert werden. Problematisch wird es halt, wenn diese Falschinformationen dann hier im Forum weiter verbreitet werden. Aber vielleicht magst Du ja näher erläutern, was man unter "nature of metaphysical reality" verstehen soll. Klingt für mich zunächst mal nach dem Horn eines Hasen.

    Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Wikipedia ist keine zuverlässige Quelle für solche Fragen.


    Locus classicus ist hier das Vibhaṅga Sutta (SN12.2 im Thai Tipitaka bzw. 12.4 im burmesischen):


    Zitat

    Was aber, ihr Bhikkhus, ist Nichtwissen?


    Die Unkenntnis, ihr Bhikkhus, vom Leiden,

    die Unkenntnis von der Entstehung des Leidens,

    die Unkenntnis von der Aufhebung des Leidens,

    die Unkenntnis von dem Weg, der zur Aufhebung des Leidens führt:


    das, ihr Bhikkhus, heißt Nichtwissen.

    Dieselbe Aussage wie im schon genannten MN.9