Beiträge von void im Thema „Diskussion zu "Was ist säk. Buddhismus"“

    Objektivierung bedeutet ja, dass man versucht jegliche subjektive Bewertung wegzunehmen.


    Im Bezug auf den Buddhismus ist das zwiespältig. Denn einerseits ist ja "Dukkha" etwas ganz und gar Subjektives. Buddhismus hat als seinen Hauptgegenstand etwas, was mit dem von allen subjektiven befreiten Objekt nichts gemeinsam hat.


    Auf der anderen Seite nähert man sich aber dadurch fast an. Wenn der Wissenschaftler die Welt jenseits von "ich und mein" von "Wohl und Wehe" von "Hier und Hass" betrachten will dann könnte der Buddhisr sagen, dass dies auch sein Ziel ist.


    Aber der große Unterschied ist, dass der Wissenschaftler die Subjektive Ebene eher "ausblendet" indem er sich ganz auf das Objekt konzentriert. Während der Buddhist nach Innen schaut und sich intensiv mit der subjektiven Ebene die zu demontieren er und sich anschickt beschäftigt. Und dies zwar systematisch und nachvollziehbar machen kann, aber sich eben nicht mit Objekten und den Wissen um sie beschäftigen muß.


    Säkularisierung kann ja genau bedeuten, dass sich auf den Geist und seine Logik gerichtete Aktivitäten und auf die Welt und ihre Logik gerichtete Aktivitäten trennen.


    Und man diese Logiken nicht so sehr vermischt und aus einer spirituellen Wahrheit gleich eine kosmologischen oder physikalische Wahrheit machen muß.

    Das stimmt,

    aber!

    der "säkulare" Buddhismus erkennt einige Sachen einfach nichts an, nur weil er sie nichts rein objektiv ( nach der Regeln der strengen Wissenschaft) so verifizieren und wiederholen kann.

    Wir sind alle ein wenig säkuläre Buddhisten. Das fängt mit alle denen an die überhaupt nicht an den Berg Meru glauben. Oder die Leute die nicht an Baumgeister glauben. Oder diejenigen die nicht glauben, dass eine Person an mehreren Orten gleichzeitig sein können. Auch die traditionellen körperlichen Merkmale eines Buddhas verweisen viele ins Reich des Symbolischen.


    Es gibt also vieles was auch viele Gläubige Buddhisten als zu fantastisch abtun - aber dann macht man für sich irgendwo einen Schnitt und sagt, dass man z.B an Höllen und Pretas glaubt. Oder man nimmt auch das symbolisch aber glaubt durchaus an Karma und Wiedergeburt.


    Oder man könnte alle die nicht an den Berg Meru glauben sondern an Galaxien und Kugelgestalt glauben statt den traditionellen buddhistischen Kosmologie Glauben schenken als säkular abtun.


    Wo ist da die Grenzlinie?

    Ist aber das selbe: Leiden = Leben. Das ist ja das Radikale beim Buddha, dass er einem alles unter den Füßen wegzieht. Warum er meiner Meinung nach auch nicht lehren wollte, weil es eben zu radikal ist.

    MIr gefiel das erste Buch ( "Mit anderen allein. Eine existentialistische Annäherung an den Buddhismus") von Stephen Bachelor sehr gut. Eben weil es existentialistisch war. Auch der Existentialismus hat ja was radikales - etwas die Normalität nicht als Bezugspunkt nimmt sondern sehr weit in Frage stellt. Das "Absurde" bei Camus oder der "Ekel" bei Sartre ist ja etwas, von dem aus man eine Brücke zu Dukkha schlagen kann. Von daher denke ich, dass es auch so etwas wie einen säkukaren und gleichzeitig radikalen und subervsiven Buddhismus geben kann.


    Aber so wie viele Politiker die einst in K-Gruppen "das System" in Frage stellten bürgerlich geworden sind und Dreiteiler tragen ( Joschka Fischer ist da der Paradefall ) , so kann man von einem ätzenden Buddhimus der radikal in Frage stellt zu einem pragmatischen "konstruktiven Buddhismus" gelangen, bei dem man sich fragt wie er Menschen und Gesellschaft helfen kann. Wie er Leute mit Depressionen ganz konkret wieder Stabilität verleiht, Manager zu besseren Managern macht und entfremdete Stadtmenschen zu mehr Achtsamkeit verhilft. Darauf rein als Verwässerung der buddhistischen Zielstellung herabzuschauen - kann als arrogant, verstaubt rüberkommen.


    Weil ja der Buddhismus in seiner langen Geschichte eben nicht nur weltabgewand war, sondern wahrscheinlich sogar die meiste Zeit auch ein "konstruktiver Buddhismus" der auf diverse Weise half.

    z.B den Frieden im Ashoka Reich zu fördern, als Wat das soziale Dorfzentrum stellt oder sich für die Aufrechterhaltung der Moral zuständig sah.


    Aber diese Unterstützung der Normalität kann ja auch immer kippen, wenn sich die Normalität selber als monströs erweist. Da ist es dann gut wenn der Buddhismus in sich die Kraft trägt Normalität nicht nur zu stützten sondern auch zu transzendieren.

    Nein. Die Existenz selbst, mit all ihren Freuden, ist dukkha.:


    Das fällt aus meiner Sicht in die Kategorie „Haarspalterei“. ;)

    Haarspalterei" bedeutet auf einem Unterschied zu bestehen, der irrelevant ist.

    Das menschliche Leben hat ja eine bestimmte Bandbreite an Leid und Freude und da kann man dann eine Nullinie des durchschnittlichen Zustand setzten. Ärzte und Therapeuten versuchen, den Menschen von Zuständen des besonderen Leidens wieder zu diesem Normalzustand zurückzuholen.


    Während für der Buddhismus schon der Normalzustand etwas fragwürdiges ist. Statt 50 % der Skala als problematisch zu sehen sieht er 99,999 % als zu überwinden an.


    Wenn man Buddhismus so undefiniert dass er einer Psychotherapie gleichkommt, die von einem Zustand besonderen Leidens zu einem normalen Zustand führt, dann ist das ein großer Unterschied.