Beiträge von Leonie im Thema „Was Psychotherapie und Buddhismus verbindet“

    Ergänzend noch dazu - das Bhavataṇhā Sutta gibt die Bedingungen an, die es braucht, damit Unwissenheit avijja erscheint - es gilt ja die Formel "wenn dieses, dann jenes" und wenn dieses nicht, dann jenes nicht -

    Anguttara Nikaya X.61-70


    Diese Kette, die letztlich zur Unwissenheit/Verblendung führt beginnt mit dem Umgang mit schlechten Menschen.

    Zitat

    Der Umgang mit schlechten Menschen also, ihr Mönche, einmal zustande gekommen, führt zum Hören falscher Lehren. Das Hören falscher Lehren, einmal zustande gekommen, führt zur Vertrauenslosigkeit. Die Vertrauenslosigkeit, einmal zustande gekommen, führt zu unweisem Nachdenken. Unweises Nachdenken, einmal zustande gekommen, führt zu Unachtsamkeit und Unbesonnenheit. Unachtsamkeit und Unbesonnenheit, einmal zustande gekommen, führen zum Ungezügeltsein der Sinne. Das Ungezügeltsein der Sinne, einmal zustande gekommen, führt zum dreifach üblen Wandel. Der dreifach üble Wandel, einmal zustande gekommen, führt zum Auftreten der fünf Hemmungen. Die fünf Hemmungen, wenn aufgetreten, führen zur Unwissenheit.

    (62:) Die Unwissenheit, wenn aufgetreten, führt zum Daseinsdurst. Das also ist die ernährende Bedingung dieses Daseinsdurstes, und so kommt er zustande.

    Anguttara Nikaya X.61-70


    Und analog dürfte dies auch für die brahmavihara gelten.

    Wie man diese entfaltet ist im Visuddhi magga ausführlich dargelegt.

    Visuddhi Magga IX

    An dieser Stelle möchte ich zitieren. " Mit dieser Annahme von grundlegender Gesundheit und Gutheit unterscheiden sich der Buddhismus und die buddhistische Psychotherapie erheblich von den westlichen Krankheitsmodellen und Menschenbildern. Die BPT sieht sich selbst als eine Art Navigationssystem, mit dessen Hilfe wir den Weg aus den Verirrungen zu unserem wahren, heilen Wesen, dem Inneren edlen Kern" wiederfinden können."

    Tja - da hat der Dr. Ennenbach was falsch verstanden. Es gibt im Buddhismus keine grundlegende Gesundheit oder Gutheit. Das Menschenbild des Buddhismus kennt keinen Kern, der da so was wie Essenz wäre oder das wahre, heile Wesen - das sind Vorstellungen aus dem Neuplatonismus und die finden sich natürlich in der Psychologie, da der Seelenbegriff aus dem Platonismus kommt.

    Es gibt aber den Begriff des Kernholzes des Bodhibaumes - vielleicht hat Ennenbach das im Gedächtnis gehabt? Wir wissen es nicht.

    Ich empfehle dir Buddhadasa Bhikkhu

    Buddhadasa_Bhikkhu-Kernholz_des_Bodhibaums.pdf


    Das war auch schon mal hier Thema und daher übernehme ich da ein paar Zitate:

    Zitat

    Etwas ein "grundlegendes Prinzip des Buddhismus" zu nennen ist nur dann richtig, wenn es sich hierbei zum einen um ein Prinzip handelt, das auf das Erlöschen von dukkha (Schmerz, Verzweiflung, Leid) abzielt und zum anderen, wenn es eine Logik besitzt, die man selbst erkennen kann ohne anderen glauben zu müssen. (16)

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    Die Wurzel von dukkha ist die Illusion, das falsche Verständnis, dass es "Ich" und "Mein" gibt. Die Sache mit dem "Ich" und dem "Mein", mit dem Ego und der Selbstsucht ist das eine vorrangige Thema im Buddhismus. (18)

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    Lasst uns das Wissen erlangen, wie man den wahren Buddhismus von den Dingen unterscheiden kann, die einfach nur mit ihm verbunden wurden und unter demselben Namen laufen. Sogar in den Lehrreden selbst müssen wir wissen, wie man die Grundprinzipien, die essentiellen Punkte herausfiltern kann. (19)

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    Die spirituelle Krankheit ist eine Krankheit, deren Erreger in dem Gefühl von "wir" und "unser", von "Ich" und "Mein" steckt, das regelmässig im Geist auftaucht. Der bereits im Geist vorhandene Krankheitskeim, entwickelt sich zu dem Gefühl von "Ich" und "Mein". Daraus wird dann Gier, Hass und Verblendung, indem aufgrund des Einflusses dieser Selbstzentriertheit gehandelt wird. Dabei werden Schwierigkeiten sowohl für uns selbst als auch für andere verursacht. (22)

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    Nibbana ist absolut leer von "Ich" und-"Mein" auf jede mögliche Art, ohne jeglichen Rückstand. Solcherart ist nibbana das Ende der spirituellen Krankheit. (23)

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    Es gibt eine Stelle in der Majjhima-Nika-ya, wo jemand an den Buddha herantrat und ihn fragte, ob er seine Lehre in einem Satz zusammenfassen könne und wie dieser dann lauten würde. Der Buddha erwiderte, er könne das tun und er sagte, "Sabbe dhamma- na-lam. abhinivesa-ya".10 "Sabbe dhamma-" heisst, "alle Dinge", "na-lam. " heisst, "sollte nicht" und "abhinivesa-ya" heisst "etwas festhalten, an etwas anhaften".11 Nichts sollte festgehalten werden. (25)

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    Dies ist also das Herz des Buddhismus, der Kern allen Dhammas. Nichts, was immer es auch sei, sollte festgehalten werden: "Sabbe dhamma- na-lam. abhinivesa-ya". (25)

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    Wir können die Herzenstrübungen (kilesa) in Gier, Hass und Verblendung (lobha, dosa und moha) unterteilen, sie in sechzehn Typen gruppieren oder sie in beliebig viele Kategorien aufteilen. Im Endeffekt sind sie alle in den Bezeichnungen Gier, Hass und Verblendung enthalten. Aber auch diese drei kann man zu einem Begriff zusammenfassen: das "Ich-Mein-Gefühl". Das "Ich-Mein-Gefühl" ist der innerste Kern, der Gier, Hass und Verblendung gebiert. (26)

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    Da viele Menschen die Lehre Buddhas in bezug auf dukkha nicht vollständig untersucht haben und sie deshalb nicht richtig einschätzen können, wird sie häufig missverstanden. Manche glauben Geburt, Alter, Krankheit, Tod und so weiter, wären an sich dukkha. Tatsächlich sind diese nur die charakteristischen Träger von dukkha. Der Buddha fasste seine Erklärung von dukkha zusammen, indem er sagte: "Kurz gesagt, dukkha sind die fünf Zusammenhäufungen (khandha) in denen sich Anhaften (upa-da-na) findet." Auf Pali heisst das: "Sankhittena pañcupa- da- nakkhanda- -dukkha- ". Das bedeutet, dass alles, was anhaftet oder woran als "Ich" oder "Mein" angehaftet wird, dukkha ist. Alles, wobei es kein Anhaften an "Ich" oder "Mein" gibt, ist nicht dukkha. Folglich können auch Geburt, Alter, Krankheit, Tod und so weiter, nicht dukkha sein, wenn an ihnen nicht als "Ich" oder "Mein" angehaftet wird. Nur wenn Geburt, Alter, Krankheit und Tod, als "meine" Geburt, "ich" altere, "meine" Krankheit, "ich" sterbe und so weiter, festgehalten werden, sind sie dukkha. (27)

    Was mich am Autor verwundert sind die fehlenden Angaben zur buddhistischen Praxis. Seit wann und mit wem und auch wo hat denn der Autor seinen Erfahrungen gesammelt, die er dann in seinen Büchern vermarktet? Hat er sich das evtl. alles angelesen?

    Weil diese Lücken mir schon auffallend sind, habe ich mich also nach den beruflichen Daten mal umgesehen. Der Autor hat eine Praxis in Berlin-Tegel - Startseite

    Da findet man unter "Qualifikation" nichts buddhistisches - sondern das übliche für eine Psychotherapeuten-Praxis:


    Zitat

    Dr. Matthias Ennenbach

    25 Jahre Berufserfahrung als Psychotherapeut

    Diplom Psychologe, psychol. Fakultät Bielefeld

    Promotion medizin. Fakultät München

    Gastreferent Humboldt-Universität zu Berlin

    Appr. Psychol. Psychotherapeut TP

    Tiefenpsychologe (Fachkunde)

    Verhaltenstherapie

    Gesprächstherapeut (Rogers)

    Hypnotherapeut (M.E.G.)

    Tiefenpsychologischer Gruppentherapeut (D.A.P.)

    Achtsamkeitstrainer - Ausbilder (ASST)

    Therapeuten - Ausbilder (BPT)

    Fachbuchautor


    Bei dem Pkt Promotion medizinische Fakultät könnte man denken - ah, ein Mediziner - aber nein, weit gefehlt - die LMU gibt natürlich auch Promotionen an Psychologen, die z.B. an der Uniklinik tätig sind.


    Sucht man die Promotionen an der LMU München Medizinische Fakultät findet man dann die Arbeit von Ennebach:

    Identifikation von pathogenem Alkoholkonsum im betrieblichen Kontext einer Rehabilitationsklinik


    Zitat

    Ergebnisse einer Mitarbeiterbefragung als Datenbasis für die Konzeption eines Präventionsprogramms

    Zum Erwerb eines Doktors der Humanbiologie - nicht der Medizin!


    Die Arbeit kann sich jeder runterladen und dort findet sich dann auch der sehr genaue Lebenslauf.

    Die LMU München hat an der medizinischen Fakultät fünf Promotionsmöglichkeiten und -titel im Angebot:

    Promotionsmöglichkeiten - Medizinische Fakultät - LMU München


    Nun könnte man sagen, das ist doch pille-palle - aber leider vermarktet der Windpferd Verlag den Autor als promovierten Mediziner.


    Ach ja - Ennebach ist auch bei ursache/wirkung als Autor -

    Autor Dr. Matthias Ennenbach

    Ich überlege noch, ob ich mir die Mühe mache und hier immer mal wieder Aspekte der buddhistischen Psychotherapie aus M.Ennenbachs Buch vorstelle und dann könnte man bei Interesse die einzelnen Aspekte konkreter diskutieren, inwieweit dies "buddhistisch korrekt" ist.

    Über den Autor Ennebach wurde hier schon mal diskutiert.

    Einfach mal seine Angebote ansehen - www.info-bpt.de - buddhistischer Therapeut darf sich ja jeder nennen. Da braucht es keine 10tägige "Ausbildung" für 4200 Euro.

    Die Sache kann allerdings für Nutzer zum Problem werden, wenn sie die Bezeichnung BPT verwenden, da hier gefragt wird, was denn das "P" meint.


    [lz]Am letzten Ausbildungstag erfolgt die Ausgabe der Zertifikate. Die Teilnehmer können sich nun als „Buddhistische Therapeuten BPT®“ betiteln.
    Nach der Ausbildung werden Sie in der Lage sein, eigenständig BPT-Behandlungen und Beratungen, sowie BPT-Seminare und Achtsamkeitskurse der ASST® durchzuführen.
    Natürlich können Sie als Teilnehmer die BPT-Methoden auch für Ihre eigene Weiterentwicklung nutzen.[/lz]


    _BPT INFO-Papier.pdf


    Ansonsten ist es für einen erfahrenen Buddhisten und Psychotherapeuten kein Problem beides miteinander zu verbinden.

    Da empfiehlt sich z.B. Mark Epstein.