Beiträge von Aravind im Thema „Aufsatz: Die Übertragung außerhalb der Schriften“

    Ich halte dagegen: Tatsächlich erwacht man, wenn man auf seine eigene Weise zum Buddha wird. Nicht als Kopie, sondern als Original.

    Da sehe ich keinerlei Widerspruch zu dem, was Helmut geschrieben hat. Weder Praxis noch Verständnis der Lehre sind etwas statisches. Aber vielleicht hast Du Erfahrungen mit Leuten gemacht, die das anders sehen?


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Ist der fränkische Bauer deshalb weniger Katholik oder weniger authentischer Christ?

    Das hab ich ja ausgeführt, und Du legst mir wieder eine Bewertung und Arroganz in den Mund, das nervt mich. Ich nehme eine solche Bewertung nicht vor, sie ist für mich völlig irrelevant.


    Mich interessiert ausschließlich: Sind Dinge nützlich für meinen Pfad. Mehr oder weniger buddhistisch, authentisch oder nicht-authentisch ist mir dabei völlig gleichmütig. Gerade bei dem Beispiel mit meinem bäuerlich Nachbarn habe ich das sogar explizit erläutert.

    Es ist die irrtümliche Annahme, dass Wahrheit irgendwie in der Praxis, in der Versenkung, in der Meditation zu finden sei aus der dann Dogma und Philosophie entstehen.

    Hab ich weder geschrieben noch gemeint.


    Ansonsten: Wo sollte denn sonst die Wahrheit liegen, wenn man den Pfad des Buddha geht, wenn nicht in der Praxis? Dort und nur dort kann man überprüfen, ob dieser Krams, den sich Buddha ausgedacht hat, und den andere aussortiert und aufgeschrieben haben, zu etwas taugt.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Sich abzugrenzen: Das da ist nur dummer Volksbuddhismus und nicht das wahre Dharma der authentischen Linie XYZ ist problematisch.

    Diese Abgrenzung und die Adjektive "dumm" und "volks" entspringen rein Deiner Phantasie.


    Allerdings interessiert mich das, was Du hier Volksbuddhismus nennst, nicht, wenn er nicht Praxis beinhaltet. Interessiert nicht, im Sinne von "völlig gleichmütig". Ich habe keinerlei Bedürfnis, das zu bewerten.


    Ich würde auch keinen katholischen Bauern aus Franken nach seinem Verständnis der Bergpredigt fragen, außer, er hat da ein besonderes Interesse und entsprechende Kenntnisse.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Mit diesen Einsichten bist du aber bereits weit weg von den Traditionen und asiatischem Buddhismus.

    Ich würde sagen, das hängt davon ab, ob man von asiatischen oder wo-auch-immer "Nur-Gläubigen" oder von praktizierenden Buddhisten spricht. Natürlich gibt es in Asien Buddhisten, die praktizieren. Und das sind nicht nur Mönche.


    Was Du mit "weit weg von den Traditionen" meinst, müsstest Du erläutern.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    PS Bebop : Hier entwickelt sich gerade eine Nebendiskussion. Wenn Dich das stört, sag bitte Bescheid!

    Ich weiß, ich bin ein One-Trick-Pony, aber mal wieder mein Senf aus praktischer Sicht:


    Alle Traditionen sind sich darin einig, dass es darum gehe, Dukkha zu überwinden. Was aber Dukkha im Detail ist, da ist man sich überhaupt nicht einig.

    Das erschient mir richtig. Aber wenn man praktiziert, dann erkennt man doch nach relativ kurzer Zeit, was für einen selbst Dukkha ist, wenn man offen genug für Hinschauen und Erfahrung ist. Und umgekehrt, was nicht. Um diese Geistesschulung kommt man doch überhaupt nicht herum, da sind die Schriften oder Lehren der jeweiligen Tradition nur ein Anhaltspunkt. Und es ist überhaupt nicht nötig, das sofort trennscharf entscheiden zu können. Das merkt man dann mit der Zeit schon, ob man auf dem richtigen Dampfer ist.


    Verkürzt: Der Theravadin möchte so schnell wir möglich aus dem Wiedergeburtskreislauf treten. Samsara ist Dukkha. Der Zenni strebt eine nicht-dualistische Sichtweise der Wirklichkeit an. Dualismus ist Dukkha.

    Auch diesen scheinbaren Widerspruch, der hier konstuiert wurde (nicht in Deinem Post, Hendrik), halte ich für, äh, konstruiert. Ich kann mir eine Theravadapraxis ohne Überwindung von Dualität überhaupt nicht vorstellen. Auch das passiert IMHO mit der Zeit von alleine. Auch Dukkha, Anhaftung, Gier, Hass und Verblendung sind Konzepte. Und natürlich lässt man die mit der Zeit hinter sich, so wie alle anderen Konzepte auch. Nicht, weil man meint, das tun zu müssen, um zu erwachen, sondern weil man sie einfach nicht mehr braucht.


    Wenn das Floß ausgedient hat, lässt man es selbstverständlich zurück. Und ich denke, man merkt das nicht einmal bewusst.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Der buddhistische Weg beginnt meines Wissens nicht mit wahrer Ethik, sondern mit wahren Sehen, das entspricht Kensho im Zen, und daraus entspringt dann das Handeln etc..

    Das wäre eben ein Weg, bei mir der des Vipassana-Systems.


    Und gleichzeitig:

    Letztlich ist es ja entscheidend, welchen Weg man selber einschlägt.


    Man muss eben den Ansatz finden, mit dem gut einen langen steinigen und schönen Weg gehen kann.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Eine Ethik, die ethisch sein will, ethischen Regeln (letztlich Vorstellungen) folgt, ist für ihn keine wahre Ethik.

    Yep. Deshalb ist praktizierte buddhistische Ethik für Nicht-Mönche ja auch ein Übungsfeld, und keine normative Vorschrift. (*) Für normative Vorschriften in Klöstern gibt es sicher viele Gründe.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    PS: (*) Und es bringt einen nicht weiter, wenn man den Regeln blind folgt, ohne sie zu erforschen.