Beiträge von Hendrik im Thema „Aufsatz: Die Übertragung außerhalb der Schriften“


    Aber genau das ist doch die Arroganz. Es gibt mehr Katholiken im Sinne des Bauen aus Franken, als Theologen, die kompetente Auskunft über die Bergpredigt geben könnten. Ist der fränkische Bauer deshalb weniger Katholik oder weniger authentischer Christ? Wohl eher im Gegenteil. Das, was wir hier diskutieren, ist verkopfter westlich-säkularer Buddhismus, der bereits in einer säkularisierten Form in den Westen kam, egal ob Zen drauf steht oder Vajrayana. Weltweit sieht Buddhismus völlig anders aus, als wir meinen, was Buddhismus sei.


    "(...) Aber wenn man praktiziert, dann erkennt man doch nach relativ kurzer Zeit, was für einen selbst Dukkha ist, wenn man offen genug für Hinschauen und Erfahrung ist. Und umgekehrt, was nicht. Um diese Geistesschulung kommt man doch überhaupt nicht herum, da sind die Schriften oder Lehren der jeweiligen Tradition nur ein Anhaltspunkt. Und es ist überhaupt nicht nötig, das sofort trennscharf entscheiden zu können. Das merkt man dann mit der Zeit schon, ob man auf dem richtigen Dampfer ist." Auch das ist völlig falsch. Es ist die irrtümliche Annahme, dass Wahrheit irgendwie in der Praxis, in der Versenkung, in der Meditation zu finden sei aus der dann Dogma und Philosophie entstehen. Wenn das so wäre, gäbe es die verschiedenen bud. Traditionen nicht, ja vielleicht nicht einmal verschiedene Religionen.


    Viellmehr schafft die Religion den Rahmen, in dem die meditative Erfahrung gedeutet wird. Das Unaussprechliche nimmt innerhalb der Leitplanken der Religion und Kultur des Praktizierenden Gestalt an. Nicht umgekehrt. Das hätten manche Buddhisten nur gern. Nicht umsonst heißt die gleiche Erfahrung im Zen Kenshō in der christlichen Mystik Unio Mystica: Die Vereinigung des Menschen mit Gott.

    Frag mal demnächst die Thai, die Dich massiert, oder den Vietnamesen, dessen Restaurant Du besuchst. 🙂

    Da frag ich lieber meinen Lehrer, der in einer burmesischen Linie ausgebildet wurde und lehrt... ;)


    Das, was im Westen als Buddhismus gelehrt wird, auch von Deinem burmesischen Lehrer, ist bereits eine modernisierte Fassung des Dharma, die im 19. Jahrhundert als Antwort auf die kolonialisierenden Christen geschaffen wurde. Also schon säkularisiert. Und es verändert sich weiter. Sich abzugrenzen: Das da ist nur dummer Volksbuddhismus und nicht das wahre Dharma der authentischen Linie XYZ ist problematisch.

    Mit diesen Einsichten bist du aber bereits weit weg von den Traditionen und asiatischem Buddhismus. Manchmal ist man säkularer, als man denkt. 😉

    Ich meine schon lange, dass das, was Erwachen ist, das Heilsziel also, in den verschiedenen bud. Traditionen völlig unterschiedlich - und inkompatibel - gesehen wird.

    Kannst du dies mal anhand von zwei oder drei buddhistische Traditionen näher erläutern was du damit meinst?

    Alle Traditionen sind sich darin einig, dass es darum gehe, Dukkha zu überwinden. Was aber Dukkha im Detail ist, da ist man sich überhaupt nicht einig.


    Verkürzt: Der Theravadin möchte so schnell wir möglich aus dem Wiedergeburtskreislauf treten. Samsara ist Dukkha. Der Zenni strebt eine nicht-dualistische Sichtweise der Wirklichkeit an. Dualismus ist Dukkha. Ein tib. Buddhist strebt danach, alle Wesen zu befreien und erscheint so lange wieder, bis dies gelungen ist . Das kann dauern, weshalb diese Sicht im Grunde dazu führt, dass man sich quasi auf ein ewiges Leben freut. Der Amitabha-Buddhist will ins reine Land (dem christlichen Himmel ähnlich). In den frühsten Schichten der klassichen Texte, scheint noch eine anderes Heilsziel auf, das zeitgemässe Deutungen wieder aufnehmen: das gelingende Leben im Hier und Jetzt.


    Man kann nun einwenden, dass dies lediglich eine phänomenologische Sichtweise auf das Thema darstelle. Philosophisch sei man sich über die Grenzen der Traditionen einig, was Dukkha ist und was die Befreiung von Dukkha bedeute. Das ist erstens nicht ganz so und zweitens: Zählt nicht die gelebte Religion mindestens so viel, wie die Theologie?

    b) Und wie kontrovers darf es hier werden?

    …schieß mal los. Im Zweifel verschieben wir das Thema in Kontrovers.


    Ich meine schon lange, dass das, was Erwachen ist, das Heilsziel also, in den verschiedenen bud. Traditionen völlig unterschiedlich - und inkompatibel - gesehen wird. Wobei ich das gar nicht, wie Bebop, bewerten will. Das ist einfach so.