Beiträge von Keine Ahnung im Thema „Aufsatz: Die Übertragung außerhalb der Schriften“

    Zitat

    Es sind nicht wir, die einen Zustand erreichen,
    Es ist der Zustand, der uns erreicht.

    Es sind nicht wir, die Stille erschaffen,
    Es ist Stille, die uns durchdringt.

    Lasst es uns erlauben, dass die Freiheit
    uns wieder auffrischt, sie in uns eindringt,
    in uns Platz nimmt für einige Momente,
    uns verlässt, zu uns zurückkommt …

    Dies ist das Schwierigste zu erreichen,
    die Akzeptanz der Freiheit der Bewegung,
    die Kreativität des Lebens –
    zu verstehen, dass ein unveränderlicher Zustand,
    so wundervoll er auch sein mag,
    mit dem Leben nicht vereinbar ist.

    Daniel Odier

    Es geht um nicht weniger als um die Frage: Wie kann ich Glück und Frieden erlangen und Leid vermeiden?

    Es ist aber die Frage, ist das eine wirklich so wesentliche Frage im Leben? Ist das nicht eher ein Irrweg des Ichs?
    Ich kann mich an eine Diskussion im alten Taoismus-Forum erinnern, eo Buddhisten mit ihren Lieblingsspruch kamen: Jeder will Glück erlangen und Leid vermeiden. Jemand antwortete: Ich nicht.
    Ich bin da ja eher bei Zhuangzi, der meinte: "nicht Initiator des (für das) Glück(s) sein, nicht Einführer des (für das) Unglück(s) sein." (Jullien sprach da von Abseits von Glück).
    Oder wie Goethe sagte: "Alles auf der Welt lässt sich ertragen, nur nicht eine Reihe von schönen Tagen." Dauerhaftes Glück wäre eine sehr fade Sache (das wussten schon die Hedonisten), dauerhaftes Ausschüttung von Glückshormonen nicht gut für den Körper.
    Und ewiger Frieden? Nun ja, es gibt ein Buch von Fabrice Midal über Meditation, das "Die innere Ruhe kann mich mal" heißt. Zudem wären beides nur (Geistes-)Zustände. Alle Zustände sind vergänglich. Letztlich, gerade weil du Glück willst, bist du unglücklich, weil du Frieden willst, bist du ohne Frieden, weil du Leid vermeiden willst, leidest du.
    Zudem ist die Vorstellung, dass es nur Sonne gebe, aber keinen Regen, nicht so eine schöne Vorstellung. Alles würde vertrocknen. So ist das auch mit Glück und Frieden. Ich denke, dass es für Resonanz immer beides braucht. Glück/Unglück. Frieden/Unfrieden. Leid/kein Leid. Es waren vielleicht sogar mehr die schwierigen Zustände, an denen ich wuchs.

    Zitat

    Das Leben


    wäre vielleicht einfacher wenn ich dich gar nicht getroffen hätte

    weniger Trauer jedes mal wenn wir uns trennen müssen

    weniger angst vor der nächsten und übernächsten Trennung

    und auch nicht soviel von dieser machtlosen Sehnsucht wenn du nicht da bist

    die nur das unmögliche will und das sofort im nächsten Augenblick

    und die dann weil sie nicht sein kann betroffen ist und schwer atmet


    das leben wäre vielleicht einfacher wenn ich dich nicht getroffen hätte

    es wäre nur nicht mein leben


    Erich Fried

    Zitat

    Was steht in Übereinstimmung mit der Soheit? Es ist das, was wir das Nicht-Denken nennen. Was ist das Nicht-Denken? Es bedeutet nicht an Sein oder Nicht-Sein zu denken, nicht an gut oder Böse zu denken, nicht an Grenzen oder Grenzenlosigkeit zu denken, nicht an Erwachen zu denken oder Erwachen für etwas zu halten, dass man denken könne. Nicht an Nirvana zu denken, oder Nirvana für etwas zu halten, was denkbar wäre. Darum ist es Nicht-Denken.



    Shenhui (mit einem Dank an Bebop)

    Dann erkläre doch mal, warum du glaubst, dass die Lehre Buddhas noch dualistisch war. Was meinst du denn, wenn du von Dualismus sprichst und inwieweit findest du deine Auffassung von Dualität in Buddhas Lehre?

    Der ganze Vinaya ist dualistisch. Tu dies, lasse dies. Nur wenn du diese Voraussetzungen erfüllst, darfst du beitreten. etc. Letztlich ist alle formale Ethik dualistisch.
    Leiden vs. Leidlosigkeit ist dualistisch.
    Samsara vs. Nirvana.
    (Samsara=Nirvana bzw. "Selbst der Gute wird erlöst, um so vielmehr der Böse" kamen ja sehr viel später).
    Weltlichkeit vs. Überweltlichkeit.
    Arya vs. gewöhnlich.
    Erwacht vs. Nicht erwacht.
    Das Bedingte vs. das Nicht-Bedingte.
    (Auch wenn die Vorstellung, dass es Bedingungen braucht, um das Nicht-Bedingte zu erlangen, zutiefst unlogisch ist).
    Das Wahre (der ganze 8-fache Pfad) vs. das Nicht wahre.
    Wissen vs. Nichtwissen.
    Da scheint mir Zen zum Teil andere Ansätze zu wählen.

    Der buddhistische Weg beginnt meines Wissens nicht mit wahrer Ethik, sondern mit wahren Sehen, das entspricht Kensho im Zen, und daraus entspringt dann das Handeln etc..
    Zum anderen hat aus meiner Sicht Zen auch Impulse des Taoismus in sich, und der ist eher kritisch, was einer formalen Ethik angeht. Eine Ethik, die ethisch sein will, ethischen Regeln (letztlich Vorstellungen) folgt, ist für ihn keine wahre Ethik.
    Eine andere Frage wäre, inwieweit Buddhas ursprüngliche Lehre nicht noch sehr dualistisch war, und das Mahayana sich immer mehr davon entfernt hat. (Und ich hab so meinen Zweifel, inwieweit das Vinaya ethisch und mitfühlend war/ist. Er grenzt zu viele Menschen aus.)