Ich hatte neulich wohl zum dritten Mal im Leben den Satz auf den Lippen: "Das bin nicht ich." Beim ersten Mal wurde er durch die Migräne-Prophylaxe mit einem Antidepressivum ausgelöst, vor gut 10 Jahren. Ich fühlte mich schon bei der Einstiegsdosis (die nochmal um das Vierfache aufdosiert werden sollte) wie ein Zombie und sagte meiner Neurologin: "Damit bin ich nicht mehr ich selbst. Das nehme ich nicht." Da ich meines Wissens nie unter echten Depressionen gelitten hatte, machte dieses Medikament nix Gutes mit mir, so erklärte ich mir das.
Das zweite Mal war nach einem Haschkeks, der bei mir schlechte Gefühlslage triggerte.
Und kürzlich hatte ich bei einer Grippe das Tamiflu in Verdacht, weiß aber letztlich nicht, ob es nicht doch emotionale Verstrickungen waren.
Jedenfalls klingt das aus dem Mund eines Zen-Praktizierenden komisch, weil ja eigentlich genau wie die wesentliche Erkenntnis: "Das bin nicht ich." In diesem Fall drückt es jedoch ein Leiden aus, nämlich das, aus der eigenen Ich-Wahrnehmung und -Definition herauszufallen. Daraus schließe ich, dass wir eben doch so etwas wie eine Ich-Konstante zu unserer eigenen Sicherheit wollen. Wir sind Nicht-Ich, aber das andere da, das wollen wir dann doch nicht sein, sondern lieber das gewohnte Ich.