Beiträge von Himmelsbaum im Thema „Selbsthilfe-/Psychologie-/Perönlichkeitsentwicklungs-Bücher und Zen - kontraproduktiv?“

    Es ist kein Zufall, dass bei der Stufe, über die wir sprechen, die Metapher des 'Stroms' (sota) bzw. 'Stromeintritts' (sotāpanna) als Begriff benutzt wird. Nach diesem 'Eintritt' trägt der 'Strom' weiter, nicht persönliche Absicht. Der Prozess des Erwachens hat eine unaufhaltsame Dynamik erreicht; die Bedingungen für die Lösung der weiteren saṁyojana sind unumkehrbar gesetzt.


    Nach dem Theravada ist der Strom der Achtpfad der Edlen. Der Pfad wird zum edlen Pfad durch das Erlangen der ersten Stufe der Heiligkeit. Davor ist es der Wurzel- und der vorbereitende Pfad (u.a. mula und pubb(h)a magga).


    Sarah Allan schreibt in The Great One, Water and the Laozi über die, ihrer Meinung nach, ursprüngliche Metapher von dao 道:


    Zitat

    The most important concept in Chinese philosophical discourse is dao, the “Way.” In my argument, the focal meaning of dao is not a roadway, as many scholars have supposed (though roads are a type of dao), but a waterway, and this is the root metaphor of the philosophical concept. Philosophically, dao is a natural course or way, grounded in the imagery of the stream of a river or of the water bubbling up unceasingly from a natural spring. One of the characteristics of water is that it flows in channels and always moves downward. From this idea of the dao, modeled on the image of a stream with a spring as its source, its channel acting as a conduit that guides people in their actions, the concept was extended to encompass a condition in which everything in the world follows its natural course. (S. 282)


    Hier findet sich auch wieder das Bild einer gewissen "Bestimmung". Auf einem Erdweg muss ich Kraft aufwenden, um vorwärts zu kommen. Kann mich auch verlaufen. In einem Wasserweg, falls er sich nicht gabelt, kann ich mich eigentlich nicht verschwimmen, und müsste Kraft aufwenden, um nicht mitgetrieben zu werden. Bin ich erstmal im Strom/Dao, dann fließe ich innerhalb der vorgegeben Bahn - rechte Ansicht und rechtes Tun ist wie von selbst gegeben - in Richtung nach unten, dem Nirvana.

    Es ist kein Zufall, dass bei der Stufe, über die wir sprechen, die Metapher des 'Stroms' (sota) bzw. 'Stromeintritts' (sotāpanna) als Begriff benutzt wird. Nach diesem 'Eintritt' trägt der 'Strom' weiter, nicht persönliche Absicht. Der Prozess des Erwachens hat eine unaufhaltsame Dynamik erreicht; die Bedingungen für die Lösung der weiteren saṁyojana sind unumkehrbar gesetzt.


    Nach dem Theravada ist der Strom der Achtpfad der Edlen. Der Pfad wird zum edlen Pfad durch das Erlangen der ersten Stufe der Heiligkeit. Davor ist es der Wurzel- und der vorbereitende Pfad (u.a. mula und pubb(h)a magga).

    Um aber auf den theravadischen "edlen achtfache Pfad" zu sprechen zu kommen: dieser ist nach meinem Dafürhalten sowieso inhärent inkonsistent, weil er zwar zur Überwindung der Selbst-Identifikation führen soll (bereits auf der ersten Erleuchtungsstufe sotapanna), aber ohne Selbst-Identifikation mit der Doktrin gar nicht zu Ende praktiziert werden kann.


    Das ist für mich in Bezug auf den Theravada falsch (ausgedrückt). Die Selbstidentifikation wird nicht bereits beim Stromeintritt überwunden, sondern erst mit der Heiligkeit. Mit dem Stromeintritt fällt der "Persönlichkeitsglaube" (sakkāyaditthi), nicht aber die Identifikation in toto. Dies wird in SN 12.68, die hier in den letzten Tagen diskutiert wurde, deutlich.


    Ich erkläre diese Distanz Glaube-Identifikation mit dem Phantomschmerz. Natürlich weiß derjenige, dass da kein Arm mehr ist, aber manchmal schmerzt er halt dennoch. Der Stromeingetretene weiß, dass da kein Atman ist, aber immer wieder mal taucht "es" dennoch auf und leitet das Denken, Fühlen und Handeln. Der Ich-Dünkel (māna) fällt erst mit der Heiligkeit.