Alles anzeigenZrebna . Man braucht den Verstand , die Lehre oder den Konzept, aber nur als das Sprungbrett, um darüber hinaus zu gehen. Das war die Sackgasse des Existenzionalismus.
Du spielst hier auf Sartre und Co an? Konzeptuell kann ich auch viele Paralellen zwischen dieser westlichen Philosophieströmung und dem Buddhismus sehen. Immer wieder interessant, wie sich in vielen Kernpunkten die verschiedensten Philosophien punktuell ähneln bzw. eine gemeinsame Schnittmenge an Konzepten und Schlussfolgerungen haben.
Man braucht also das Floss, oder das geschickte Mittel, aber man sollte so wie im Hinterkopf halten, dass es nur das Vehikel ist, nichts mehr.
Diese Metapher finde ich gut und leuchtet mir auch ein.
Aber wenn man den "Geschmack" vom anderem Ufer verspürt hatte, man geht weiter, es koste , was es wolle, man besucht keine Foren, und manchmal sogar fast nicht liest, denn man spürt die innere ( ihm unne-wohende ) Weisheit des "Herzens" .
Eben deswegen ist es komisch zu beobachten, dass sogar Leute, die sehr tief seit 20,30,... Jahren praktizieren oftmals noch so rege und teils leidenschaftlich in Foren hitzig mitdiskutieren - sogar Bikkhus finden mittlerweile oftmals ihren Weg in Theravada-Internet-Foren.
Aber zugegeben, letztere seltener, punktueller und dann meistens nicht leidenschaftlich, sondern sachlich und gut strukturiert sowie oftmals hilfreich.
Selbsthilfe-/Psychologie-/Perönlichkeitsentwicklungs-Bücher und Zen - kontraproduktiv?
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Zrebna : Chan / Zen war von Anbeginn an ein ganzheitlicher Ansatz, eine integrale Praxis - was wiederum Integration des dreifachen Studiums von Prajńā, Śīla und Samādhi bedeutet. Über diese 'integrale Praxis', deren 'Kern' / Zentrum das zuochan / zazen ist, hinaus speziell Prajńā zu studieren, dient der Dharmaübertragung mit dem Wort - und die ist nicht wirklich getrennt von der Dharmaübertragung mit dem Körper oder mit dem Geist. Sie sollte es zumindest nicht sein. Jedenfalls - die Tore des Dharma sind ohne Zahl; ich gelobe, sie alle zu durchschreiten. Das dritte der vier großen Bodhisattva-Gelübde des Zen, shi gu sei gan.
Wenn ich Japaner und in Japan ordiniert wäre, hätte ich wohl im Rahmen meiner Ausbildung einen Ph.D. oder zumindest Master der Buddhologie an der Komazawa-Universität gemacht - ist da so üblich wie hierzulande ein Theologie-Studium für einen Pfarrer. Auch im Rinzai, nur studieren die idR an der Hanazono.
Damit habe ich auch schon oft geliebäugelt (das wäre sicher hochinteressant) - hierzulande bin ich dann leider nur in einem Informatik-Studium geendet - evtl. im nächstem Leben dann
Habe mir vor meinem Informatikstudium sogar überlegt, zumindest Philosophie zu studieren, aber gem. dem Modulhandbuch ist da einfach zu vieles dabei, was mich nicht interessieren würde und generell zu breit gestreut - also das wäre kein ebenbürtiges "Pendant" für Buddhologie oder gar speziellere Studiengänge Richtung Zen.
Außerdem habe ich leider nicht das Privileg, finanziell frei/unabhängig zu sein (wie wohl die Meisten nicht) und mit einem Master oder angehängtem Doktor in Philosophie ist man jetzt am Arbeitsmarkt auch nur bedingt und oft unbefriedigend (Beispiel: Ethik-Lehrer an der Berufsschule) gefragt - das ist dann aus pragmatischer Sicht leider auch nicht so prickelnd. Informatik war zwar nicht mein Lebenstraum, aber überraschenderweise macht mir die Arbeit durchaus Spaß und hat was für sich - bin in der Fullstack Softwareentwicklung gelandet und mag das benötigte methodische, strukturierte und konzentrierte Arbeiten in diesem Bereich - daher kann ich mich nicht beklagen.
Aber ja, in einem anderem Leben wäre Buddhologie schon ein interessanter (akademischer) Lebensweg.
So hat's bei mir nur zu etwas autodidaktisch erworbenenem Halbwissen gereicht ...
Ansonsten hast du sicher recht - theoretisches und konzeptuelles Wissen schafft Assoziationen und im Nachgang oft tieferes Verständnis bzw. kann dieses zumindest fördern. Dementsprechend ist dagegen nichts einzuwenden und vermutlich benötigt man es auch. Evtl. ist dann eher die Falle, dass man irgendwie Stolz bzgl. diesem Wissen entwickelt und dann in seiner Komfortzone bleibt (z.B. nur noch Leute belehrt) statt im Selbststudium und/oder mit Hilfe (die weiter als man selbst ist) weiterzugehen.
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Auch, wenn beides nicht grundsätzlich voneinander zu trennen ist, so ist doch das Erkennen Bedingung für das Begreifen, nicht umgekehrt. So ist die Warnung vor zu großem Engagement in begrifflichem Denken zu verstehen - wenn die unmittelbare Anschauung vernachlässigt wird (erst recht, wenn sie ganz fehlt), begreifen wir nur Begriffe. Die klassische Metapher dafür ist der Mond und der Finger, der auf ihn zeigt - man sollte das nicht verwechseln.
Die Zen-Polemik gegen das 'Schriftenstudium' hat in aller Regel etwas Augenzwinkerndes. Wenn man sich (etwa in den Berichten von der 'Weitergabe der Leuchte') die kurzen Biographien - oder meinetwegen Hagiographien - der großen Dharmavorfahren anschaut, so wird dort häufig auf deren zu Beginn ihrer 'Laufbahn' erworbene gründliche und tiefe Kenntnis der Schiften verwiesen. Linji / Rinzai ist ein typisches Beispiel dafür. Es wird dabei allerdings auch sehr deutlich, dass dieses Schriftstudium alleine keine hinreichende Bedingung für Einsicht / Erkennen ist. Es kann allenfalls die Praxis des Weges inspirieren - wenn der oder die Studierende gewillt und entschlossen ist, über die Begriffe und das begriffliche Denken hinaus zu gehen.
Die Gefahr beim 'Schriftenstudium' ist, sich im Begreifen zu verlieren. Und eben dies war während der Entstehung des Chan ein generelles Problem der etablierten Schulen Chinas. Da wurde das 'dreifache Studium' von Prajńā, Śīla und Samādhi häufig auf Studium der Śastras bzw. des Abhidharma (Prajńā), des Vinaya (Śīla) und der Sūtras (Samādhi) reduziert, also des Tripitaka. Dem setzte Huineng explizit eine andere Auffassung von 'dreifachem Studium' entgegen: die unmittelbare Manifestation des Geistgrundes (das āśraya der Cittamātrin) ohne Irrtum (Śīla), ohne Torheit (Prajńā) und ohne Verwirrung (Samādhi). Was implizit einen Verzicht auf das Begreifen bedeutet. Ironie der Geschichte - Huineng selbst erfuhr sein initiales Erwachen anläßlich eines Zitates aus dem Diamantsutra. Aber das hat er wohl nicht begriffen - nur verstanden.
ZitatDu solltest wissen, dass du durch Erwecken der Übung inmitten des Wahnes Verwirklichung erlangst, noch bevor du sie erkennst. Da weisst du als Erstes, dass das Floß des Diskurses wie der Traum von gestern ist und schließlich schneidest du dein altes Verständnis, das in den Schlingen und Schlangen von Wörtern gefangen ist, ab. Nicht Buddha lässt dies geschehen, sondern es wird durch deine allumfassende Anstrengung vollendet.
Darüber hinaus – das, was die Übung hervorruft, ist Erwachen; dein Schatzhaus kommt nicht von außen. Übung ist die Funktion des Erwachens, wie könnte das Handeln des Geistgrundes irre gehen?
Dōgen, Gakudō yōjinshū ('Hinweise zum Studium des Weges')
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Die Zen-Polemik gegen das 'Schriftenstudium' hat in aller Regel etwas Augenzwinkerndes. Wenn man sich (etwa in den Berichten von der 'Weitergabe der Leuchte') die kurzen Biographien - oder meinetwegen Hagiographien - der großen Dharmavorfahren anschaut, so wird dort häufig auf deren zu Beginn ihrer 'Laufbahn' erworbene gründliche und tiefe Kenntnis der Schiften verwiesen. Linji / Rinzai ist ein typisches Beispiel dafür.
Erstmal danke für den interessanten Post in seiner Gesamtheit oben.
Kurz zu dem kleinen zitierten Auszug:
Es gibt auf reddit einen subreddit '/Zen' rund um den illustren "Helden" innerhalb diesem sub, den User 'ewk' , der nicht nur das 'Schriftenstudium' ablehnt, sondern auch die meditative Praxis des Zen und das Paradox "Zen ist für nichts gut und durch Zen erreicht man nichts" ad absurdum führt - musste bei der oben zitierten kleinen Passage irgendwie daran denken.Kurz ein weiteres offtopic zu 'den Berichten von der 'Weitergabe der Leuchte', die du genannt hast - meinst du hiermit dieses Buch?
Zen: die Lehre der großen Meister nach der klassischen "Aufzeichnung von der Weitergabe der Leuchte"Zen: die Lehre der großen Meister nach der klassischen "Aufzeichnung von der Weitergabe der Leuchte"www.amazon.deFalls du es bereits gelesen hast: Wie ist es sprachlich geschrieben? Relativ poetisch oder eher "modern" bzw. begrifflich "leicht" zu verstehen? Oder anders gefragt, würdest du das Buch Zen-Interessierten empfehlen?
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Falls du es bereits gelesen hast: Wie ist es sprachlich geschrieben? Relativ poetisch oder eher "modern" bzw. begrifflich "leicht" zu verstehen? Oder anders gefragt, würdest du das Buch Zen-Interessierten empfehlen?
Ich gehe mal davon aus, dass diese Ausgabe inhaltlich identisch ist mit der amerikanischen (Pantheon, New York & San Francisco, 1969). Letztere hat ein paar Seiten weniger, liegt aber wahrscheinlich nur am Druck. "Poetisch" würde ich den Stil nun nicht nennen. Der 1988 verstorbene Übersetzer und Kommentator war Professor für Philosophie an der University of Hawai'i, "leichte Lektüre" ist das nicht
Er greift aus aus dem sehr viel umfangreicheren Original die Biographien von 19 Meistern heraus, geordnet in 7 Abschnitten, die jeweils an Hand von zwei oder drei Biographien verschiedene 'Ansätze' des Chan / Zen darstellen. Jedem Abschnitt ist ein ausführlicher Kommentar Changs vorangestellt, hinzu kommt ein Vorwort.
Das Buch ist insbesondere zu empfehlen, wenn man etwas über den Tellerrand der eigenen Linie / Schule hinaus schauen möchte - speziell auch zu den historischen 'Häusern', die es neben Caodong und Linji ja auch noch gab. Vielleicht nicht gerade für Einsteiger geeignet - aber empfehlenswert allemal.
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Es gibt auf reddit einen subreddit '/Zen' rund um den illustren "Helden" innerhalb diesem sub
Ich werd's mir nicht anschauen - mein spontaner Verdacht wäre 'byōdō mu funbetsu ken' - Fehlansicht hinsichtlich Gleichheit und Nichtunterscheidung; also eine einseitige Fehlinterpretation von Leere auschließlich unter dem Blickwinkel Gleichheit und Nichtunterscheidung bei Ignorieren konventioneller Unterschiede. Manchmal (! wenn echt und nicht einfach spitzfindig konstruiert) fällt das unter die Kategorie 'Gestank der Erleuchtung' - aber dann legt sich das auch wieder nach einer Weile ...
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Falls du es bereits gelesen hast: Wie ist es sprachlich geschrieben? Relativ poetisch oder eher "modern" bzw. begrifflich "leicht" zu verstehen? Oder anders gefragt, würdest du das Buch Zen-Interessierten empfehlen?
Ich gehe mal davon aus, dass diese Ausgabe inhaltlich identisch ist mit der amerikanischen (Pantheon, New York & San Francisco, 1969). Letztere hat ein paar Seiten weniger, liegt aber wahrscheinlich nur am Druck. "Poetisch" würde ich den Stil nun nicht nennen. Der 1988 verstorbene Übersetzer und Kommentator war Professor für Philosophie an der University of Hawai'i, "leichte Lektüre" ist das nicht
Er greift aus aus dem sehr viel umfangreicheren Original die Biographien von 19 Meistern heraus, geordnet in 7 Abschnitten, die jeweils an Hand von zwei oder drei Biographien verschiedene 'Ansätze' des Chan / Zen darstellen. Jedem Abschnitt ist ein ausführlicher Kommentar Changs vorangestellt, hinzu kommt ein Vorwort.
Das Buch ist insbesondere zu empfehlen, wenn man etwas über den Tellerrand der eigenen Linie / Schule hinaus schauen möchte - speziell auch zu den historischen 'Häusern', die es neben Caodong und Linji ja auch noch gab. Vielleicht nicht gerade für Einsteiger geeignet - aber empfehlenswert allemal.
Alles klar, danke für die Infos - ich habe es mir mal performa bestellt und werde mal reinlesen.
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Es gibt auf reddit einen subreddit '/Zen' rund um den illustren "Helden" innerhalb diesem sub
Ich werd's mir nicht anschauen - mein spontaner Verdacht wäre 'byōdō mu funbetsu ken' - Fehlansicht hinsichtlich Gleichheit und Nichtunterscheidung; also eine einseitige Fehlinterpretation von Leere auschließlich unter dem Blickwinkel Gleichheit und Nichtunterscheidung bei Ignorieren konventioneller Unterschiede. Manchmal (! wenn echt und nicht einfach spitzfindig konstruiert) fällt das unter die Kategorie 'Gestank der Erleuchtung' - aber dann legt sich das auch wieder nach einer Weile ...
Erspare es dir auf jeden Fall xD
Ansonsten auch hier Danke für die Einschätzung
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"Aufzeichnung von der Weitergabe der Leuchte"
Die Leuchte wird weitergegeben und dann müssen die Lichter umgestellt werden.
Der Empfänger der Leuchte hat keine eigene Leuchte entwickelt, die er weitergeben kann, er muss das Licht der empfangenen Leuchte mit seinem Licht tauschen.
Findet ein Umstellen der Lichter statt, ist das Licht in der empfangenen Leuchte, gleich dem in dem, der sie empfangen hat. Die Leuchte kann weitergegeben werden. Die Leuchte ist immer dieselbe und das Licht in der Leuchte auch.
Doch der Empfänger muss zur Weitergabe des Lichtes an die empfangene Leute ausführen können, sonst geht die empfangene Leuchte verloren und die Suche nach dem, der die Leuchte geben kann, geht weiter.
Auch wenn man weiß, dass der Meister das kann, fehlt noch die Fähigkeit der Weitergabe seines eigenen Lichtes an die vom Meister gegebenen Leuchte. Es bleibt nur das Betteln nach Anerkennung, doch keine Weitergabe des Dhamma findet statt.
Das Licht in mir, das Licht in meiner Leuchte, in der Leuchte des Meisters, das im Meister sind eins, aber alle sind anders.
Ein silberner schneebedeckter Eisspiegelsee im silbernen Mondlicht, ein silberner Kranich nur durch sein Bewegen erkennbar.
Das Silberne von Schnee, Eis, Mond, Kranich ist gleich, doch unterscheiden sie sich in ihrem Einssein.
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Es ist kein Zufall, dass bei der Stufe, über die wir sprechen, die Metapher des 'Stroms' (sota) bzw. 'Stromeintritts' (sotāpanna) als Begriff benutzt wird. Nach diesem 'Eintritt' trägt der 'Strom' weiter, nicht persönliche Absicht. Der Prozess des Erwachens hat eine unaufhaltsame Dynamik erreicht; die Bedingungen für die Lösung der weiteren saṁyojana sind unumkehrbar gesetzt.
Nach dem Theravada ist der Strom der Achtpfad der Edlen. Der Pfad wird zum edlen Pfad durch das Erlangen der ersten Stufe der Heiligkeit. Davor ist es der Wurzel- und der vorbereitende Pfad (u.a. mula und pubb(h)a magga).
Sarah Allan schreibt in The Great One, Water and the Laozi über die, ihrer Meinung nach, ursprüngliche Metapher von dao 道:
ZitatThe most important concept in Chinese philosophical discourse is dao, the “Way.” In my argument, the focal meaning of dao is not a roadway, as many scholars have supposed (though roads are a type of dao), but a waterway, and this is the root metaphor of the philosophical concept. Philosophically, dao is a natural course or way, grounded in the imagery of the stream of a river or of the water bubbling up unceasingly from a natural spring. One of the characteristics of water is that it flows in channels and always moves downward. From this idea of the dao, modeled on the image of a stream with a spring as its source, its channel acting as a conduit that guides people in their actions, the concept was extended to encompass a condition in which everything in the world follows its natural course. (S. 282)
Hier findet sich auch wieder das Bild einer gewissen "Bestimmung". Auf einem Erdweg muss ich Kraft aufwenden, um vorwärts zu kommen. Kann mich auch verlaufen. In einem Wasserweg, falls er sich nicht gabelt, kann ich mich eigentlich nicht verschwimmen, und müsste Kraft aufwenden, um nicht mitgetrieben zu werden. Bin ich erstmal im Strom/Dao, dann fließe ich innerhalb der vorgegeben Bahn - rechte Ansicht und rechtes Tun ist wie von selbst gegeben - in Richtung nach unten, dem Nirvana.