Zitat Mettā bedeutet Wohlwollen
Ajaan Fuang – mein Lehrer, entdeckte einst, das eine Schlange in sein Zimmer gekrochen war. Jedes Mal, wenn er den Raum betrat, sah er wie sie sich an einen versteckten Platz, hinter einen Kasten, schlängelte. Selbst die Türe tagsüber offen zu lassen, brachte die Schlange nicht dazu, das Zimmer zu verlassen. So lebten sie für drei Tage miteinander. Er war sehr vorsichtig, durch seine Anwesenheit, die Schlange nicht zu erschrecken, oder ihr das Gefühl der Bedrohung zu vermitteln. Doch letztlich, am Abend des dritten Tages, als er in Meditation saß, wandte er sich still in seinem Geist an die Schlange. Er sagte: "Sieh, es ist nicht, daß ich dich nicht mag. Ich habe keinerlei schlechten Gefühle dir gegenüber. Aber unser Geist ist verschieden und dadurch könne schnell ein Missverständnis zwischen uns beiden entstehen. Nun, da ist genügend Platz in den Wäldern, wo du ohne dem Unbehagen, wie du es mit mir gerade hast, leben kannst." Und als er dort sitzend, Gedanken von Mettā gegenüber der Schlange ausströmte, verschwand die Schlange.
Als Ajaan Fuang mir die Geschichte zum ersten Mal erzählte, hielt ich inne und überdachte mein Verständnis von Mettā. Mettā ist ein Wunsch für Glück, wahres Glück, und Buddha hielt an, diesen Wunsch für sich selbst und für alle anderen zu entwickeln: "Mit Mettā für das gesamte Universum, kultiviere ein grenzenloses Herz" (Sn 1:8) Was ist jedoch die emotionale Qualität, die mit dem Wunsch einhergeht? Viele Leute definieren Mettā als "liebevolle Freundlichkeit", und fügen dem ein Verlangen hinzu, für andere da zu sein: sie in Ehren zu halten, sie mit Innigkeit zu versorgen, zu verpflegen und beschützen. Die Idee, Liebe für alle zu empfinden, klingt sehr nobel und emotional zufriedenstellend. Aber wenn Sie anhalten, und über alle Lebewesen in diesem Universum zu denken beginnen, sind da viele von ihnen, wie die Schlange, die mit Argwohn und Angst auf Ihre liebevolle Freundlichkeit reagieren würden. Anstelle sich nach Ihrer Liebe zu sehnen, würden sie lieber alleine gelassen werden. Andere mögen versuchen einen unfairen Vorteil aus Ihrer liebevollen Freundlichkeit zu ziehen, weil sie es vielleicht als ein Zeichen von Schwäche, oder als Einverständnis, für das was sie tun wollen, sehen. In keinem dieser Fälle würde Ihre liebevolle Freundlichkeit irgend jemanden zu wahrem Glück führen. Wenn dieses der Fall ist, sind Sie mit dem Zweifel, ob Buddhas Lehren über allumfassendes Mettā wirklich realistisch oder weise sind, zurückgelassen.
Aber wie ich von Ajaan Fuangs Begegnung mit der Schlange lernte, ist Mettā nicht notwendigerweise eine Haltung von liebevoller Freundlichkeit. Es ist mehr eine Haltung von Wohlwollen anderen Personen zu wünschen, daß es ihnen gut geht, und zugleich ein Einsehen, daß wahres Glück etwas ist, daß jeder von uns stets für sich selbst herausfinden muß, und es manchmal viel leichter ist, wenn man getrennte Wege geht.
Dieses Verständnis von Mettā ist aus dem Pali-Kanon geboren, vorrangig allem, durch das Wort selbst. Pali selbst hat ein anderes Wort für Liebe, Pema, wohingegen Mettā mit dem Wort Mitta, oder Freund, verwandt ist. Der Buddha empfahl niemals die Entwicklung von allumfassendem Pema, denn, so wie er bemerkte, kann Liebe leicht zu Haß führen, wenn die Leute die Sie lieben, schlecht von anderen behandelt werden. Er empfahl jedoch die Entwicklung von allumfassendem Mettā: Freundlichkeit gegenüber allen. Die Tatsache, daß diese Güte mit Wohlwollen gleichgestellt ist, zeigt sich in den vier Passagen im Kanon, wo Buddha Redewendungen empfiehlt, die man im Geist aufrecht erhalten sollte, um Gedanken von Mettā zu entwickeln. Diese Redewendungen beinhalten eine klare Anleitungen, nicht nur die emotionale Qualität, die Mettā zugrunde liegt. Sie tragen auch zum Verständnis des Glücks bei, daß erklären warum es weise und realistisch ist, Mettā für alle zu entwickeln.