Beiträge von void im Thema „Die Irrlehre vom lieben was gerade ist“

    Void, es geht mir um diese Pauschalausage hier:

    Natürlich, so ist es von der Theologin Zölls gedacht. Hat bloß mit Buddhadharma nichts zu tun. Und ob das mit dem transformieren so klappt, wie Frau Zölls sich das evt. vorstellt, ist eine andere Frage. Du kannst eine Gefangniszelle hübsch tapezieren - die Zellentür öffnet das nicht.

    ..., denn der Buddhadharma ist ja wohl für alle Buddhisten eine wesentliche Referenz.

    Frau Zölls kommt ja aus der von Willig Jäger gegründeten Schule "Leere Wolke" die ja eben gerade nicht im Rahmen einer buddhistischen Orthodoxie bleiben will sondern eine "west-östliche Weisheit" anstrebt, die in der Eigensicht eine kongeniale Überschreitung hin auf eine die Religionen übersteigende Weisheit ist, aus der Sicht einer buddhistischen Orthodoxie aber als Abweichung und Vermischung mit christlichen Gedankengut aufscheint. Gerade Begriffe wie "Liebe" können da ja dem ersteren als Brücke willkommen sein und für den anderen ins Abseits führen. Dies bei bestem Willen und hehrsten Ansichten aller Beteiligten.

    Der Begriff "Liebe" schließt sicher Freundlichkeit und Mitgefühl mit ein, hat aber eben noch andere Bedeutunge

    Ja klar, aber es geht bei Doris Zölls und Thich Nath Hanh eben um eine bestimmte Form der Liebe, die auch entsprechend definiert wird. Dass es dabei nicht um Liebe geht, die einen wie auch immer gearteten Mangel kompensieren muss, ist in diesem Kontext wohl klar. Es ist das Gegenteil. Eine Liebe, die daraus resultiert, keinen Mangel mehr kompensieren zu müssen, weil die Versenkung in die Stille jeden Mangel beseitigt.

    Hier geht es ja nicht darum, wie dies im Sinne des Buddhismus insgesamt oder aus der Sicht des Zen - ebenfalls interessante Fragen - sondern wir es aus der Sicht der Thervada aussieht. Und da denke ich mir, zögert man eher "Liebe" als eine Metapher zu verwenden, weil man bei der Wahl seiner Mittel immer sehr darauf achtet, nicht auf solche zu verfallen, die im Sinne einer Anhaftung verstanden werden können. Während TNH ja eben nicht aus dem Thervada kommt und da in der Wahl seiner Ausdrucke freier ist.


    Die Idee von "Buddhanatur* würde ja im Thervada auch nicht viel Anklang finden was sie doch nicht daran hindern in anderen buddhistischen Richtungen eine tragende Rolle zu spielen.

    Thich Nath Hanh vertritt eine ähnliche Position wie Doris Zölls. Für ihn sind die Grundpfeiler der Liebe im Buddhismus: Wohlwollen, Mitgefühl, Freude und Freiheit. Liebe ist in diesem Kontext eine Gewalt, Angst und Gier transformierende Kraft und Grunddisposition, die zu Freude und Freiheit führt. Wohlwollen in Bezug auf andere Wesen und in Bezug mich selbst, Mitgefühl mit und Verständnis für das Leiden anderer Wesen und meiner eigenen Person als Voraussetzung für Liebe und tiefe Freude und Freiheit als unmittelbare Konsequenz dieser Form der Liebe. Aber wahrscheinlich hat er den Buddhadharma auch fehlinterpretiert.

    Metta und Karuna sind doch überall Bestandteile des Buddhismus und Buddha spricht davon, dass man der Welt mit einem breiteren und freundlichen Gemüt begegnen soll. Der Begriff "Liebe" schließt sicher Freundlichkeit und Mitgefühl mit ein, hat aber eben noch andere Bedeutungen


    Dies macht es schwer.

    "Lieben was gerade ist" ist für mich ein Pfad der Bejahung. Statt die polarisierende Begriff des "Irrlehre" zu verwenden, kann man fragen, warum im Thervada so konsequent ein Pfad der Verneinung ( von Gier, von Hass, von Samsara) beschritten wird - welche Risiken und Nebenwirkungen bei einer Sucht der Bejahung gesehen werden.


    Ich denke es ist so , dass im Thervada alle Ideen einer " Buddhanatur" deswegen gemieden werden weil man in ihnen nicht so das Potential sondern die Gefahr einer Anhaftung - der Konstruktion des Atman sieht. Von daher verwirft man das im Thervada.

    Der Theravada lehrt, dass die bedingten Dinge immer mit Leid verbunden sind, aber er lehrt nicht, dass sie immer nur mit Leid verbunden sind.

    Die Dinge erzeugen kein Leid, das machen die Geistesgifte, die Formen einer Relation zu den Dingen darstellen. Das ist die Art der Verbindung, wie Dinge mit Leid verbunden sind – oder mit bedingtem Glück.

    Himmelsbaum bezieht sich hier auf das Daseinsmerkmal Dukkha sagt Buddha.

    "sabbe dhamma dukkha" sagt Buddha. Und da ist "bedingte Dinge" ja eine nicht so unübliche Übersetzung für Dhamma. Wobei ich das Wort "Phänomene" besser finde. Also ein "Alle Phänomene sind letztlich frustrierend, leidhaft".


    Ich finde es gut hier für "Dhamma" "Phänomen" zu benutzten - weil man Buddha bei der Frage wie leid entsteht eine phänomenologische Haltung einnimmt, bei der wichtig ist was im Geist auftaucht - und nicht "Ding" wo man ja gleich an "Objektive Dinge"denkt - an irrelevante Felsen.


    Und die Phänomene im Geist sind ja etwas, was schon befleckt und mit den Geistesgiften verwoben ist.

    Wenn mit "Liebe" hier einfach ein freundliches, gleichmütiges Annehmen gemeint ist, dann wäre das - auch wenn Buddha nicht so ausgedrückt hätte - kein Problem.


    Aber bei einer Theologin schwingen auch die zahlreichen anderen, theologischen Bedeutungen des Begriffs "Liebe" mit.

    Das"Gott ist Liebe", die Nächstenliebe, und dann auch die zahlreichen Beispielen wo Hingabe an Gott mit romantischer Liebe parallel gesetzt wird.


    So eine Zweideutigkeit wird da manchmal nicht als Dissonanz - etwas was Ungleiches

    unter das Joch des selben Begriffes zwingt - verstanden, sondern im Gegenteil als ein Brückenschlag der verschiedene Denkwelten zusammenbringt.

    Im Guinessbuch der Rekorde wird das Wort "Läufer" als das deutsche Wort mit den meisten Bedeutungen geführt.Neben dem Athleten und der Schachfigur hat es noch 22 andere Bedeutungen - unter anderem ein schmaler, langer Teppich, ein junges Hausschwein oder ein Rotationskolben an einem Wankelmotor.


    Wenn ein Wort zu viele Bedeutungen hat,

    wird unklar, was da gemeint ist. Bei dem Wort "Liebe" geht es mir ähnlich. Mir kommt vor kann alles bedeuten - von Begehren ( "Lass uns Liebe machen" ) über Anhaftung ( "Verliebt sein") bis hin zu ganz hehren Sachen ( Nächstenliebe"). Zu letzteren gehört ein Konzept von Liebe bei dem man aufhört den anderen nach eigenen Zuneigung und Abneigungen zu beurteilen. Von Dingen die Buddha als Quelle des Leidens bezeichnet reicht es zu Dingen, die Buddha mit der Befreiung vom Leid verbindet.


    Es ist wie ne alte Orgel wo man auf keine Taste drücken kann ohne eine Polyphonie an unbeabsichtigten Unter- und Öbertönen auszulösen.


    Von daher ist es am Besten man benutzt das Wort nur wenn es unbedingt sein muss und dich kein Treffenderes findet.


    Aber ich habe das Gefühl es wird auch verwendet um gezielt Unterschiede zu vernebeln.