Ich bin noch nie mit einem Lehrer wirklich zurechtgekommen.
Es ist, wie es immer ist: man muss sich gegenseitig außerordentlich gut kennen, ja hervorragend kennen, und das geht einfach nicht. Das geht nur unter ganz dicken Freunden, vielleicht Sandkastenkumpels, aber es funktioniert einfach nicht, wenn man sich erst im fortgeschrittenen Lebensalter kennenlernt. Auch haben die Lehrer immer viele Schüler, und da bin ich selbst keinesfalls der Nabel der Welt.
Ich habe auch oft die Erfahrung gemacht dass man an einen Lehrer nicht recht herankommt, weil er nicht die Zeit hat auf jeden einzelnen Schüler persönlich einzugehen. Er trägt vor und alle hören zu, er beantwortet Fragen aber es reicht nicht aus um etwas das man auf dem Herzen hat vollends zu klären - die Zeit läuft ab und der Unterricht ist zu Ende. Wenn er nachher noch zur Verfügung steht scharen sich die Schüler um ihn und man kann wieder nichts ausführlich besprechen.
Aber ich hatte Glück, im zwanzigsten Lebensjahr konnte ich ein halbes Jahr mit einem Lehrer zusammenwohnen. Der war Hinduist, aber ich hatte ein zweites Mal Glück, im sechzigsten Lebensjahr. Diesen buddhistischen Lehrer suche ich nun schon um die fünf Jahre regelmäßig auf. Da mache ich die Erfahrung dass man sich auch im fortgeschrittenen Alter gut kennenlernen kann und dass es dazu keiner dicken Freundschaft bedarf. Echte Freundschaft ist sowieso etwas seltenes, es ist schon viel wenn man einander trotz aller Eigenheiten durchgehend annehmen und respektieren kann. In einem buddhistischen Rahmen ist das eben von Metta getragen, aufrichtigem Wohlwollen.
Wenn man zu einer überzeugenden Lehre gefunden hat stellt sich immer wieder die Frage wie man sie gemäß seiner individuellen äußeren und inneren Umstände praktizieren kann. Da kann jemand der viel Erfahrung hat schon helfen Probleme zu lösen. Weil Probleme aufgrund geistiger Verstrickung entstehen, habe ich mir einfach vom hiesigen buddhistischen Zentrum eine Liste der buddhistischen Psychotherapeuten angesehen. Zwei schienen interessant, der eine hatte keine Zeit, der zweite war viele Jahre Mönch gewesen. Weil es um den buddhistischen Weg geht läuft die Bezahlung als Dana. Auf diese Art nach einem persönlichen Lehrer zu suchen kann ich nur empfehlen.