Beiträge von Ratio im Thema „Nirvana und Nicht-Selbst, geht das zusammen?“

    Das habe ich befürchtet dass du dies nicht verstehst, deshalb habe ich die Frage zuerst nicht beantwortet. Wir denken zu verschieden, was dem Einen klar erscheint bleibt dem Anderen unklar.


    Na du kannst ja dann Klarheit reinbringen, musst mir einfach nur sagen wo ich über diesen Geistkörper etwas in Erfahrung bringen kann, ich lese mir die Sachen durch, ich meine im tib. Buddhismus ist das klar wegen Bardo usw. aber im Palikanon Kontext hab ich das noch nie gehört.


    Ich verstehe dies tatsächlich nicht. Wieso ist da kein Widerspruch? Ein Geistkörper wie du sagst, löst sich ja aktiv von den Gruppen, denn der Mensch ist begraben oder verbrannt. In wie fern soll das dann keine Seele sein? Im Viveka Chudamani wird das ja gelehrt, weil ja auch atman und brahman gelehrt wird, da ist das nur logisch.

    Nachdem das Ich etwas Geistiges ist, kann es auch ohne Körper existieren, eben in Abhängigkeit von Geist. Und in einem neuen Leben ist es immer noch dabei.


    :?


    Also das Ich ist ein Gedanke, etwas Geistiges. Dann sagst du, dieses Ich kann auch ohne Körper existieren, in Abhängigkeit von Geist. Aber wenn ich mir das so anschaue, dann kann das nicht sein (nach buddh. Doktrin, die du ja vertretest), weil:


    Ein Gedanke ist abhängig von Geist - korrekt. Aber wovon ist der Geist abhängig? Vom Körper (wegen der abhängigen Entstehung). Somit kann das Ich nicht unabhängig vom Körper existieren, weil eben der Geist, der das Ich hervorbringt, nicht unabhängig vom Körper existieren kann.


    Denn du sagst ja selbst:

    Das Prinzip ist dass alles Körperliche und Geistige aufgrund bestimmter Ursachen und Bedingungen existiert und nicht unabhängig und aus sich selbst heraus, das bedeutet für mich "leer", keine inhärente Existenz.


    Wie soll ich das denn verstehen?

    Die einfachste Erklärung wäre dass der Geist beim Tod den Körper verlässt und in das nächste Dasein eingeht.


    Ok, dann verbessere mich wenn ich falsch liegen sollte, aber es werden doch die Anhaftungsgruppen (inkl. Geist) als leer gekennzeichnet, abhängig entstanden, keine inhärente Existenz, kein Ich, kein Selbst usw.


    Wenn jetzt aber der Geist nach dem Tode unabhängig von den Gruppen (Körper usw.) besteht und sogar neue Leben annehmen kann, wie kann man dann noch von leer bzw. "besitzt keine inhärente Existenz" sprechen?


    Und wenn man sagt er hätte inhärente Existenz, in wie fern ist dies dann kein atman?

    Eigentlich suchte ich nur nach Bestätigung meiner Erfahrung, wurde aber nur bei einem User fündig. Die präzisen Fragen wurden mir fast nie beantwortet.

    In meiner Wahrnehmung war es eine Darstellung deiner Ansicht und Erfahrung und darauf bin ich mit meiner Ansicht und Erfahrung eingegangen.


    Ja bist du ja auch und das Gespräch ist ja auch angenehm, nur manche Fragen wurden einfach nicht beantwortet, wie meine Frage an dich, wie es aus materialistischer Sicht möglich ist, dass der Buddha seine ganzen Inkarnationen sehen konnte. Das sind eben Dinge, die für mich nicht nachvollziehbar sind, darum schreibe ich die auch hier rein weil mich da die Ansicht interessiert, wie man das unter einen Hut bekommt.

    Ok und was ist jetzt das Ziel, gibt es irgendwas anzustreben?


    Ja, das Ziel ist natürlich Einsicht vertiefen, der Lehre gemäß leben und die Praxis verbessern. Ich persönlich habe nicht das Ziel Nirvana oder mit "Brahman verschmelzen". Im Grunde möchte ich mich nur entwickeln, ganz weltlich gesehen - da spielen Anhaftungen verringern usw. natürlich auch eine große Rolle, so wie besseres Verständnis von Leerheit. Von Analysen meiner "Vertiefungszustände" bin ich ganz abgekommen, wie auch davon, eben nur Geistesruhe zu manifestieren.




    Ich denke, dass sich tantrischen Hinduismus und tantrischen Buddhismus sehr nahe kommen können. Gerade in Nepal gibt es ja da richtige Mischformen , wo Buddhaspekte und Hindugötter parallel gesetzt werden.


    Ja sehe ich auch so, ich hab da vielleicht auch einen "indischen Geist", ich hab da nicht so das Bedürfnis nach klaren Abtrennungen, auch wenn man das natürlich erwähnen sollte, wo Unterschiede statt finden.



    Ich denke, hier werden dem Dharmakaya durchaus ähnliche Attribute zugestanden wie Brahman im Hinduismus.


    Ja auf jeden Fall.




    Aber auch wenn Dharmakaya die ursprüngliche Natur des Geistes repräsentiert, ist damit keine "Weltseele" gemeint.


    Nun, die Weltseele gibt es ja auch, das ist paramatman. Dharmakaya ist natürlich kein paramatman, weil man ja buddhistisch lehrt und ohne Gott muss man das eben auf transzendente Buddhakörper beziehen - auch hier ist das für mich persönlich eigentlich genau das Gleiche, ob ich jetzt von Buddha rede oder von Narayana macht da keinen Unterschied - kommt halt auf die Vorliebe an, Buddha hat ja vor allem (nach Aussagen von Hinduisten) für Atheisten gelehrt. Da ist es eben konsequent keine Götter, kein Atman usw. aktiv reinzubringen. Aber man kann halt doch da "raus kommen". Das ist alles ein bischen "geheim", Shankarcarya hat ja auch die Leute abgeholt, die Gott geleugnet haben, hat sie aber dann doch zum Dienst an Gott gebracht, eben weil sie Unpersönlichkeitsanhänger waren. Aber das sind nur meine Erfahrungen und Karma spielt ja auch eine wesentliche Rolle.

    Der Schluss dass es etwa Brahman gibt ergibt sich halt aus dem Sein an sich, ...

    Na dann hast du ja das Brahman gefunden.


    Nein, weil man Brahman ja nicht finden kann und atman auch nicht.



    Das hab ich bei all deinen Beiträgen nicht gefunden, obwohl immer gesucht.


    Eben, er soll mal eine genau Doktrin nennen und dann kann man auch drüber reden.



    Von daher verstehe ich nicht ganz, wie du wenn du an solche Gedanken hängst einer buddhistischen Praxis folgen kannst, wo es ja beständigt darum geht nichts als ein Selbst zu betrachten.


    Weil ich die Technik für korrekt befunden habe und auch damit Erfolge erzielt habe. Ich weiß nicht genau welche Vorstellungen kursieren, aber man macht diese Sachen auch im "hinduistischen" Kontext.




    Was für einer buddhistischen Praxis folgst du denn?


    Ich mache tantrische Praktiken, habe aber zuvor mich nur auf den Palikanon bezogen und dort halt die Übungen gemacht. Da der Buddha ja auch "Hinduismus" gemacht hat finde ich es nicht abträglich oder ungewöhnlich, sich auch damit zu beschäftigen. Für mich sind das wie gesagt letztlich keine Widersprüche, aber da muss ja keiner zustimmen. Wenn wir aber von 3 Raddrehungen sprechen, dann ist solche ein Gedankengut auch innerhalb des Buddhismus präsent, aber so weit wollte ich erstmal nicht gehen, da hier ja wahrscheinlich auch eher wenige Tantriker sind bzw. es ist mir noch nicht aufgefallen (von 2,3 Ausnahmen mal abgesehen)

    Da muss dann nichts interpretiert werden, denn man liest objektiv, an nichts glaubend und kein persönliches Interesse am Gelesenen habend.


    Das denkst du dir vielleicht so, aber das geht ja nun mal nicht, bei einem Menschen ist eine 100% Objektivität nie gegeben (was ja auch der bekannte "Beobachtereffekt" zeigt). Weiter geht es ja mit Wissen, Verständnis, Erfahrung. Wenn man z.B. schon eine gute Kenntnis der vedischen Schriften besitzt und allgemein in indischer Philosophie eingelesen ist, dann kann man den Palikanon z.B. besser verstehen als etwa ein unbedarfter Mensch der zum ersten mal so was liest.


    Man kann natürlich die Emotionalität usw. so weit herunterschrauben, dass der Text "besser wirken kann", aber etwas Dünkel wird wohl immer dabei sein, bei jedem von uns.

    Die Vorstellung das jemand Nirvana erlangt... Da hakt es schon


    Was hakt denn da? Im Palikanon ist immer die Rede von "Nirvana erlangen". Aber wenn man sich selbst (!) als Nicht-Ich sieht, dann kann natürlich niemand etwas erlangen, aber so spreche ich nicht und de Buddha auch nicht.



    Den logischen Teil gibt es bei allen Lehren, aber lässt sich damit letztlich etwas beweisen? Die Logik stützt sich ja auf eine Prämisse die selber logisch nicht erfassbar ist, etwa es gibt ein unbedingtes Selbst oder das Unbedingte ist kein Selbst, oder etwas Unbedingtes gibt es überhaupt nicht.


    Es lässt sich nicht alles beweisen, das ist genau so als wenn man glauben würde, nur das was man anfassen kann ist real (was hier scherzhaft ausgedrückt habe in ein paar Posts davor).


    Der Buddha beweist ja viel und über unbeweisbare Sachen sagt er nichts, schweigt usw. Dies ist eine Art der Belehrung, aber nicht gleichbedeutend mit "das gibt es nicht", das ist ja wieder ein Schluss, den man selbst zieht, aus pragmatischen, realistischen oder materialistischen Standpunkten.

    Nach der Atmanlehre ist die höchste Wirklichkeit "Ich bin weil ich bin", also ohne Ursache und Bedingung. Die Erfahrung des "Ich" beruht aber immer auf etwas, das man nicht ist. Vornehmlich Körper und Geist, das sind Prozesse in bestimmten Zusammensetzungen, aber es entsteht der starke Eindruck "Ich bin Körper und Geist".


    Und dies wird ja auch genau so unterschieden in der atman Lehre. Du meinst immer das wäre ein Irrtum, wenn man ein Ich attestiert, aber Körper und Geist sind nun mal nicht Ich. Das sagt Buddha, das sagen die Shamkyas usw.


    Das sind schon sehr hohe Stufen der Meditation


    Auch hier: Die atman Lehre hat erstmal gar nichts mit Meditation oder meditativen Einsichten zu tun. Das sind logische Herleitungen bzw. Offenbarungen, welche man mit Logik stützen kann, dazu muss man noch nicht mal 1 Minute meditieren.

    Wenn wir den Gautama


    Es ging mir weniger um Erfahrung, sondern um das, was wir aus den Schriften raus lesen und das ist nun mal subjektiv - nimm alleine mal die Vertiefungsstufen - da wird jeder was anderes darunter verstehen, was der "Nichtsheit Bereich" z.B. ist. Das ist aber ein allgemeines Problem und betrifft nicht nur Buddha, darum ja Kommunikation, weil man dann erfahren kann, wie andere die Wörter deuten und was sie daraus lesen und mitnehmen.

    Deshalb ist die Dharmapraxis mit Mühe und Anstrengung verbunden und die Dharmapraxis, mit der man diese falschen Ansichten überwinden will, muss über einen langen Zeitraum durchgeführt werden.


    Ja anfangs.



    Dennoch.... was stellst du Dir unter Brahman vor ? Das ist ja nicht Teil unserer kollektiven Erfahrungswelt.


    Unter Brahman stelle ich mir gar nichts vor, aber es ist nunmal. So wie du auch bist, wenn die kollektive Erfahrungswelt weg ist (etwa im Tiefschlaf oder im Koma). Brahman ist nicht "so und so", sonst wäre es ja wieder ein Objekt, über welches man nachdenkt, genau so wie die Leere nicht leer ist, sonst wäre es die Leerheit der Leehrheit.

    Vor allem ist der Atman eins mit Brahman, was bedeutet ich muss wieder entdecken was ich im Grunde bin, also auf etwas Seiendes hinstreben. Dann habe ich wieder das Dilemma dass ich es nicht sein kann weil Sein nur dualistisch erfahrbar ist.


    Es ist eigtl. kein Streben, sondern ein Lassen/Loslassen, wie etwa mit Nagarjunas Methode oder Shunyata. Man muss sich Seiendes nicht vorstellen, da es ja ist - und wie es ist, sind ja nur "Pointer" - ich habe gelesen, dass du früher bei Ramesh Balsekar warst, das finde ich sehr interessant. Ramesh war halt jemand, dem die "Quelle" sehr wichtig war und der sieht ja auch jeden als Marionette von Gott an (grob ausgedrückt). Das geht für mich in die falsche Richtung, da man dann auch meinen könnte, die Anhaftungen wären von "Gott". Da muss man sich lösen.


    Atman ist auch nicht immer eins mit Brahman, z.B. der Philosoph Ramanuja hat das so formuliert, dass wir zwar "Splitter" von Brahman seien, aber trotzdem individuell - er hat aber auch einen persönlichen Gott formuliert. Nimmt man jedoch den persönlichen Gott (hier Vishnu) raus, wird das interessant. So wie es auch die "2 Wahrheiten" gibt: Wir "sind" die Khandas, aber auch wieder nicht, je nach Standpunkt - dort eine Erdung zu finden, finde ich wichtig - in der Mitte. Theravada Ansichten erscheinen mir zu krass auf eine Seite hin gerichtet - der absoluten Substanzlosigkeit von Selbst.


    Falsch, Brahman ein ist unpersönliches Konzept für Allbewusstheit. Brahma (ohne n) ist ein Gott, Teil des indischen Trimurti (Brahma, Shiva, Krishna)


    Kurzer Spaßfakt: Buddha war nach Selbstaussage (im Palikanon) selbst der Gott Brahma gewesen 8)

    Also "nibbana" ist ein "geisteszustand" neudeutsch ein "mindset", dass auf dem 8-fachen Pfad entwickelt wird.


    Wie kann es ein Mindset sein, wenn es überhaupt keinen Inhalt hat?



    "Brahman" ist ein erdachter Gott der Hindu.


    Falsch, Brahman ein ist unpersönliches Konzept für Allbewusstheit. Brahma (ohne n) ist ein Gott, Teil des indischen Trimurti (Brahma, Shiva, Krishna)