Zrebna
Die Frage ist aber nun, ob man sich um eine ernsthafte Beziehung zu einem lebenden Dharma-Lehrer bemühen soll und ob das für die Zen-Praxis notwendig sei?
Hilfreich sicherlich - ob notwendig, dass erscheint mir zumindest diskutabel. Gerade im digitalem Zeitalter. Evtl. muss man Heute auch den Begriff "Lehrer" anders definieren und ihn nicht an eine Person festmachen. Es gibt einfach so viele Ressourcen Heute und wann man sich etwas um Selektion und Filterung durch Recherche bemüht, dann scheint mir das schon Heute generell eine gute Situation zu sein.
Zunächst mal ist das der Weg, den jeder selbst gehen muss - da ist niemand, der das an deiner Stelle tut oder tun kann. Auch die Erfahrung eines alten Meisters ist keine Autorität und befreit nicht davon selbst zu erfahren.
Es ist also eher so, wie ein Berater oder Coach, der sieht, wenn man sich verheddert hat oder irgendwie fest steckt. Was man annehmen sollte, ist, dass man sich helfen lassen kann und es geht nicht um Belehrung, sondern um Begleitung oder Hilfe, wenn sie gewünscht ist.
Allerdings kann man das auch nicht hervor zaubern, sondern sie ergeben sich, wenn man sich auf den Weg macht - man kommt dann mit Sicherheit an eine Stelle, wo es hakt. Und es hakt vor allem deshalb, weil man seine Haltung/ Einstellung nicht selbst erkennt und nicht selbst korrigieren kann. Das kann man vielleicht, wenn man diese ständige Korrektur eingeübt hat, aber dazu braucht es eben anfangs jemanden, der auf einen von außen guckt und einem zeigt, WIE es geht. Und zwar face-to-face - Auge in Auge. Das sieht einer nämlich, wie es um einen steht. Schon wenn man ins dokusan rein kommt. Das hat man dann eben nicht, wenn man sich im Netz nur bewegt. Zen ist körperlich. Es wird verkörpert. Im Sitzen, gehen und so weiter.
Buddha hat das am klarsten im Kalamer-Sutta ausgeführt:
Zitat Geht Kálámer, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters!
Wenn ihr aber, Kálámer, selber erkennt: ›Diese Dinge sind unheilsam, sind verwerflich, werden von Verständigen getadelt, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Unheil und Leiden‹, dann o Kálámer, möget ihr sie aufgeben….
Wenn ihr aber, Kālāmer, selber erkennt: ‚Diese Dinge sind heilsam, sind untadelig, werden von den Verständigen gepriesen, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Segen und Wohl‘, dann, o Kālāmer, möget ihr sie euch zu eigen machen.
Es geht also um das selbst erkennen, was heilsam ist UND um den Abgleich mit Verständigen und dann noch mit dem Abgleich zur Praxis - .
Und deshalb gehört eben auch ganz wesentlich für das Verständnis auf dem Weg die Praxis selbst - das meinte Kosho Uchiyama, wenn er vom Zazen als wahren Lehrer sprach.