Inwieweit ist euch Erleuchtung ein Thema?
Gibt es ein „bisschen“ Erleuchtung?
Kenne die Aussage eines langjährigen Mönchs, der nicht erleuchtet ist, obwohl der natürlich viel „macht“.
Ich habe darüber sehr lange nicht nachgedacht.
Internet und Bücher hatte ich nicht zur Verfügung.
Ich habe sehr lange mit berühmten Lehrern in Thailand verbracht, und irgendetwas war an diesen Menschen anders.
Sie waren komplett anders als die Leute in meiner katholischen Kleinstadt.
Ich habe mal als Diener mit meinem Abt in einer Höhle gelebt .
Und manchmal hatte ich das Gefühl, dass er der glücklichste Mensch auf der Welt war.
Später wurde er nach Bangkok in ein Krankenhaus gebracht, weil er einen Schaden am Herzen hatte.
Obwohl es ihm körperlich immer noch sehr schlecht ging, war er zumindest für mich immer noch der glücklichste Mensch im Zimmer.
Ich habe an seinem Bett geweint, und er legte seine Hand auf meinen Kopf und sagte folgendes : Matin (das r haben die thailänder oft unterschlagen), ich habe dir alles beigebracht und trotzdem weinst du hier um mich. Du glaubst immer noch das ich sterbe. Du hast alles nötige in deinem Herzen, aber den letzten Schritt musst du alleine machen.
Hast du nicht schon ganze Ozeane mit deinen Tränen gefüllt?
Wenn du mich wirklich glücklich machen willst, dann mach den letzten Schritt.
Gegen die Prognosen der Ärzte hat er sich übrigens wieder erholt.
Erleuchtung ist ein dehnbarer Begriff.
Jemand der den Stromeintritt verwirklicht hat, ist im Grunde auch schon erleuchtet.
Es gibt kein Zurück für ihn.
Das ist ungefähr so wie wenn man im Schwimmbad vom 10 Meter Turm ins Becken springt.
Da ist noch ein wenig Angst und der Aufprall im Wasser tut noch ein wenig weh, aber sobald man gesprungen ist, gibt es kein Zurück mehr.
Man wird das kühlende Wasser der Freiheit erreichen.
Dann gibt es noch den einmalwiederkehrer oder den Anagami.
Der springt vom 1 Meter Brett und kann schon vor dem Absprung das kühle Wasser fühlen.
Sein Sprung tut auch nicht mehr so weh.
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Dann gibt es noch diese Aha-Momente im Alltag, die aber nichts mit der Erleuchtung zu tun haben.
Die Erleuchtung ist im ersten Moment, wenn der Pfad zur Frucht führt, ein Moment der Zerstörung.
Deine ganze bisherige Welt bricht zusammen. Alles was Du durch Erziehung, Umfeld, Bildung usw gelernt hast, stellt sich als Täuschung heraus.
Für einen kurzen Moment hat man furchtbar Angst und ist schockiert, weil die Welt dann nie mehr die selbe sein wird.
Aber dann entsteht auch ziemlich schnell ein Gefühl der Erleichterung und Freude.
Man weiß dass man diesen Kreislauf des Leidens hinter sich lassen wird.
Auch wenn es noch dunkle Flecken auf dem Herzen gibt, sieht und fühlt man das grenzenlose Licht der Freiheit hinter allen Erscheinung, die man zuvor noch als mein Leben, Universum betrachtet hat.
Auf dieser Ebene passiert noch etwas anderes.
Man sieht (fühlt) andere Wesen und Ebenen, wo man Hilfe, Belehrungen, und teilweise auch ein wenig Schutz erhält.
Man ist nicht mehr abhängig von Lehrer, Büchern, Tempel, was aber nicht bedeutet, dass man diese Lehrer, Bücher, Tempel nicht besucht.
Dhamma schützt bis zu einem gewissen Grad vor den Gefahren der Dunkelheit, sofern man Sila, Samadhi zum glänzen bringt.
Ich würde darüber gar nicht so viel nachdenken und einfach die Praxis machen, weil man in Wirklichkeit nicht mal ansatzweise erfassen kann, was Erleuchtung bedeutet.
Alles Gute für dich!
Martin