Beiträge von Thorsten Hallscheidt im Thema „Dalai Lama entschuldigt sich…“

    Lady Gaga trägt eine Jeans mit großen Löchern. Er piekt mit einem Finger in eines dieser Löcher. Bei der Zungen-Geschichte sehe ich keinen Spielraum. Hier macht er nur einen Spaß.

    So unterschiedlich können die Bewertungen sein. (:

    Verblendungen aufgrund von karmischen Dispositionen: Je nach Vergangenheit, Charakter, Peergroup, Sozialisation oder Umfeld wird man getriggert – oder eben nicht. Und entsprechend verzerrt erscheint die Wirklichkeit.


    Darum:


    Wer sich erbittern läßt vom Leben
    dieser Welt der treibenden Sorgen,
    quält sich selbst, verstört seinen Geist
    und brütet dumpf über leeren Träumen.


    [...]


    Du denkst: Gut
    heißt das Böse hassen.
    Böse ist nur
    der hassende Geist.


    Du sagst: Gut
    ist das Gute tun.
    Böse ist nur
    der redende Geist.


    Gut und Böse zusammen
    rolle zu einer Kugel.
    Wickle sie in Papier und
    fort damit und vergessen!


    Quelle


    Wenn mir das nur selbst gelingen würde... :(


    :lol:


    Nebenbei: Wer von den vielen kinderlieben Kritikern des Dalai Lama ist radikaler Klimaschützer?

    Hier feiner Off-Topic aus einer anderen Zeit, als noch Menschen wie Otto Mühl für handfeste Skandale gesorgt haben... Zur Entspannnnnnnnnung... und dann gerne löschen. :P


    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    Na ja, wenn selbst hier – unter Buddhisten – dieser "Skandal" auf so fruchtbaren Boden fällt, muss man sich über die Hasskommentare unter diversen Medien nicht wundern. Mich ermüdet das zusehends.


    Deutlich wird, dass, wenn ein Verdacht erst einmal gefasst ist, wenn die Medien ein Urteil vorgeben und gefällt haben, es entsetzlich schwer wird, das entstandene negative Bild wieder zu revidieren. Das erinnert mich an den Roman: die verlorene Ehre der Katharina Blum, den der eine oder die andere vielleicht kennt. Der Roman zeigt sehr anschaulich, wie ein Person medial Schritt für Schritt dekonstruiert und vernichtet wird.


    Ich habe den Dalai Lama nie für einen Heiligen gehalten. Dennoch hat mich seine Person seit meiner Jugend begleitet. In Hamburg habe ich ihn einmal live gesehen, viele Bücher von ihm gelesen und Vorträge von ihm angeschaut oder gehört. Es erfüllt mich in diesen dunklen Zeiten mit Hoffnung, dass seine Botschaften auch bei vielen Nicht-Buddhisten so viel Aufmerksamkeit gefunden haben. Seine Unermüdlichkeit, diese Botschaften zu vermitteln, macht mir Mut.


    Um so mehr schmerzt es mich, dass er wegen so einer Sache derart durch den Kakao gezogen wird – und damit auch das, wofür er steht. Dass eine Person, die so sehr für all das steht, was ich für sinnvoll und zukunftsfähig halte, binnen kürzester Zeit derart vernichtet werden kann, lässt auch nichts Gutes hoffen für andere Menschen, die zukünftig den Mächtigen dieser Tage mit ihren Botschaften oder Taten im Weg stehen.


    Es ist offenbar sehr einfach geworden, einen Menschen (inkl. Lebenswerk) zu diskreditieren und medial mundtot zu machen, indem man schlicht eine virale Empörungskultur nutzt, die nach geschehenem Skandal nicht weiter daran interessiert ist, was wirklich geschehen, was wahr oder falsch ist. Der mediale Skandal selbst hat maximale Aufmerksamkeit. Die Richtigstellung oder Relativierung findet kaum Beachtung – zu mühsam ist der sorgfältige Blick, das Abwägen und Durchdringen der Informationen und Fehlinformationen. Das ist wirklich frustrierend.


    Zudem ist es scheinbar auch lustvoll, gerade die "guten" oder "konstruktiven" Persönlichkeiten aus Umweltschutz, Politik, Religion oder Kultur (die "Gutmenschen") stürzen zu sehen. So zumindest scheint es, wenn man die Kommentare zu solchen Skandalen liest. Eine Freude am Zynismus, an der gerechten Wut, an der Empörung, eine Freude daran, das, was einem höher, mutiger, engagierter, feier, besser als man selbst erscheint, herunterzureißen, zu egalisieren oder besser noch sich darüber zu erheben. Und dann dieser Hass auf alles Religiöse ...


    Mir ist der Dalai Lama wichtig geworden in meinem Leben. Ich schätze ihn sehr für alles, was ich von ihm bekommen habe. Er hat mir etwas vom Kostbarsten vermittelt, das mir in meinem Leben begegnet ist. Darum bewerte ich dieses Geschehnis auch im Vertrauen auf seine Person. Das mag naiv erscheinen, doch ist dieses Vertrauen nicht blind, sondern gewachsen durch all die unzähligen Informationen, Worte und Geschichten, die ich in den letzten 35 Jahren von ihm und durch ihn erfahren habe.

    Mein derzeitiges Gefühl ist mich vom Dalai Lama abzuwenden. Und mir fällt es schwer, die tibetische Lehre weiter zu verfolgen, wenn dieser Vorfall so behandelt bleibt, wie er gerade behandelt wird. Und das ist jetzt Eurozentrismus?

    Es gibt die Möglichkeit, zu prüfen, ob dieses Gefühl der Realität angemessen ist, wie sie sich jetzt Stück für Stück präsentiert. Mitnehmen können wir alle die Erkenntnis, dass Medien genutzt werden, um anhand niederer Triebe oder auch moralischer Reflexe Menschen zu manipulieren, bestimmte Dinge zu tun und zu denken. Daher ist meiner Ansicht nach Vorsicht angebracht bei Verurteilungen jeder Art.

    Ich finde das Verhalten respektlos ohne einen Missbrauchs-Stempel drauf hauen zu wollen. Weil es lehrt, dass die Wünsche vom Kind nichts zählen.

    Aus eigener Erinnerung weiß ich, dass die Interaktion zwischen Menschen weit komplexer ist, als dass sie sich auf so einfache Parameter begrenzen lassen. Von außen lässt sich nur schwer beurteilen, ob und warum dem Jungen Teile dieser Begegnung unangenehm waren. Viele Gefühle und Situationen sind ambivalent. So wahrscheinlich auch hier. Was aber nicht ambivalent ist, ist die ungeheuer schädigende Wirkung, die diese Sache entfaltet, und auch Hass, Wut, Verachtung, üble Nachrede, Unterstellungen, Verurteilungen, die damit einhergegangen sind, sind es nicht.

    Mutter und Sohn geben ein Statement ab zu dem Treffen mit dem Dalai Lama:


    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    Gonzi

    Es ist ein Spiel, das ältere Leute in Tibet mit Kindern machen, die Süßigkeiten oder Kleingeld von ihnen wollen. Das Kind will Süßigkeiten und der Erwachse sagt: Ok, aber vorher küsst Du mich auf die Wange. Und darauf: Jetzt mit Deiner Stirn an meine, jetzt einen Kuss, und jetzt beiß in meine Zunge.


    Der Kleine streckt dem Dalai Lama ja selbst kurz die Zunge raus. Also ich brauche schon eine besonders ausgeprägte Fantasie, um darin einen sexuell konnotierten Kindesmissbrauch zu sehen, und darum geht es hier.

    Es wird in dem Film klar gesagt, dass das, was der Dalai Lama mit dem Jungen gemacht hat, genau das ist, was Großeltern in Tibet mit ihren Enkeln machen, in genau der Reihenfolge – bis hin zu: Beiß in meine Zunge. Zudem wollte der Junge umarmt werden. Das hat nichts mit schönreden zu tun. Vielleicht fand der Kleine das schräge oder eklig, ebenso wie ich es eklig fand, wenn meine Großmutter mir einen feuchten Kuss auf die Wange oder mich an ihren Busen gedrückt hat. Aber das ist doch etwas ganz anderes als hier von Kindesmissbrauch zu reden. Zudem zeigt die komplette Sequenz meiner Ansicht nach auch einen anderen Kontext.

    Seit wann steht kultureller Brauch über der Körpersprache und dem Willen eines Kindes?

    Gonzi

    Nachdem eine Meinung erst einmal gefasst ist, scheint nicht einmal mehr der Wille zu existieren, eine andere Perspektive einzunehmen. Bitte schaut euch den Film einfach mal an, so lang ist er ja nicht. Auch die Körpersprache des Jungen erscheint dann in einem sehr anderen Licht, wie der ganze Vorfall insgesamt.

    Auf diesem Video sieht man wie er dem Jungen auf dem Mund küsst, mit dem Kind irgendwas mit der Zunge machen will und das Kind an sich zieht. Das sind keine Worte, sondern Taten.

    Ok, Du hast Dir den Film nicht angeschaut. Dir liegt also gar nicht daran, eine andere, zum Beispiel in diesem Fall eine tibetische Perspektive, wahrzunehmen. In dem Film geht es um eine kulturspezifische Einordnung und um Hintergründe zu dem Vorfall. Zudem ist in dem Film kein Zusammenschnitt, sondern die komplette Szene zu sehen, die ein sehr anderes Licht auf das ganze Geschehnis wirft.

    Was jedoch nichts daran ändert, dass das Verhalten übergriffig und unangemessen war. Wofür man sich ja auch öffentlich entschuldigt hat.

    Nein, man hat sich für eventuelle Verletzungen entschuldigt, die seine Worte ausgelöst haben könnten:


    Zitat

    His Holiness wishes to apologize to the boy and his family, as well as his many friends across the world, for the hurt his words may have caused.


    Das ist ein Unterschied

    Leider kann man hier scheinbar nicht mehr verlangen als in anderen Foren.

    Stimmt, manchmal sind die Wohlgefühle der scheinbar berechtigten Entrüstung und der moralischen Überlegenheit – vor allem, wenn der Fall so wunderbar unmissverständlich eindeutig ist wie hier, dass ein Schuft ist, wer anderes denkt (sei es Krieg oder Zunge oder Klima) – so verlockend, dass für differenziertere Sichtweisen, Mitgefühl und den Balken im eigenen Auge nicht mehr so viel Platz ist. Ich kenne das auch sehr gut... :|  :sunny:

    void

    Er ist ein alter Mann, fast neunzig Jahre alt. Da werden Leute wunderlich. Das ist doch völlig normal. Wie sollten Alter, Krankheit und Tod nicht immer das Bild zerstören, das wir uns von einem Menschen gemacht haben. Muss man in einem buddhistischen Forum wirklich darauf verweisen, dass Vorstellungen zu Enttäuschungen führen und dass Alter, Krankheit und Tod Menschen der Kontrolle, der Eloquenz, der Geschicklichkeit und Sensibilität berauben? Ist da nicht eher Mitgefühl angezeigt und Dankbarkeit, dass dieser Mensch noch immer, soweit es seine Kräfte und Fähigkeiten zulassen, Inspiration und Vermittler der Lehre ist? Muss man ihn da wegen solch einer Sache wie einen Verbrecher durch das Mediendorf treiben? Das finde ich skandalös.

    und nebenbei noch alle Menschen diskreditiert, die dieses Verhalten des DL nicht normal finden.

    Ich habe niemanden diskreditiert. Ich habe mich gewundert, dass in den Medien diesem Ereignis so viel Raum eingeräumt wird, während gravierende Menschenrechtsverletzungen, Skandale und Verbrechen, die millionenfaches, furchtbares Leid erzeugen und ganze Ökosysteme zerstören, unter die Schwelle geraten, wo sie nicht einmal annähernd solche Reaktionen auslösen wie die Zungengeschichte. An bestimmte Formen des Missbrauchs, der Ausbeutung und der Gewalt haben sich viele offenbar gewöhnt, sodass die knappe Ressource Aufmerksamkeit bei solchen Themen nicht mehr gewonnen werden kann.


    Ich finde das Verhalten des Dalai Lama auch nicht "normal". Vor allem in Hinsicht auf Metta, Karuna und Mudita ist, wenn man sein Lebenswerk betrachtet, sein Verhalten absolut nicht jener Normalität entsprechend, die wir als alltäglichen Irrsinn leben.


    Ich gehe durch die Straßen und endlose Kolonnen von SUVs rasen an mir vorbei. Auf reichweitenstarken YouTube-Kanälen sprechen 20-Jährige davon, dass sie keine Kinder mehr haben wollen, weil in 30 Jahren die Welt eh völlig zerstört sein wird. Vier von fünf Bäumen in Deutschland sind krank und geschädigt. Will noch jemand was von Kipppunkten, Klimaflüchtlingen, Verbrechen an den EU-Außengrenzen hören?


    Und da soll ich mich ernsthaft über diese Zungengeschichte aufregen?

    Du hast ERST kommentiert und DANN erst geschaut

    Ich habe Kommentare, Fotos, Texte und Beschreibungen in verschiedenen Zeitungen gelesen. Ich folge aber nicht sofort jedem Aufruf der Empörungsmaschine. Das erzeugt nur noch mehr Klicks und entsprechenden Wind.

    Mich interessiert auch ehrlich gesagt weniger, was der Dalai Lama getan hat, als eher, welche Reaktionen darauf folgen. Das ist für mich das wirklich befremdliche, nicht Zunge und auch nicht Kuss.

    Habe mir gerade das Video angeschaut... Puuuuh... Was soll man da noch sagen? Dass das überhaupt eine Schlagzeile Wert ist, ist schon sehr befremdlich. Noch befremdlicher ist für mich aber, dass eine solch ungeheure Sensibilität, die darin einen Skandal und eine Perversion vermuten muss, bei ersaufenden Flüchtlingen oder ähnlichem komplett versagt, denn das ist medial ja kaum mehr eine Schlagzeile wert.


    So. Jetzt habe ich dem Tatbestand der Relativierung noch die Unsäglichkeit des Whataboutism hinzugefügt. Wohl bekomms!


    Aber vielleicht ist es auch die Ohnmacht im Großen, die das Kleine umso unerträglicher macht, sodass Wut, Aktionismus und Verachtung sich da Bahn brechen, wo Stimmen noch gehört werden: Im Gossip.

    Wenn sich jemand mit Menschen wirklich beschäftigt hat, mit dem Menschen, der er oder sie selbst ist, ist er oder sie unfähig einen Stein zu werfen.


    Wie wir nach der Lehre des Buddha über den Körper meditieren, nicht um Schönheit oder Hässlichkeit, sondern Wirklichkeit darin zu finden, so ist es auch mit den Trieben und den Abgründen der Psyche. Ich habe "das obszöne Werk" von George Bataille mit Schrecken und Gewinn gelesen.