Beiträge von mukti im Thema „Jesus? Aus der buddhistischen Sicht?“

    Aber ja, es muss etwas Gestaltendes geben das die Dinge zusammenfügt und Wesen entstehen lässt und das wäre wohl etwas Geistiges. So betrachtet werden die Unterschiede der beiden Anschauungen geringer.

    Aber nur dann, wenn man in dem "Geistigen" einen atta ausgräbt.

    Der Kreislauf beginnt mit Unwissenheit, Verblendung und die sind die Bedingung für sankhara, den Gestaltungen.

    Die Christen schließen von der Schöpfung auf einen Schöpfer, nach dem Palikanon läuft alles ohne Anfang unter bestimmten Bedingungen ab, sankhara bezieht sich dabei meines Wissens auf das willentliche Gestalten.

    Die Gemeinsamkeit ist meines Erachtens dass alles vom Geist ausgeht, der Unterschied dass einmal ein Selbst dahintersteckt und einmal nicht. Wobei es im Christentum auch unpersönliche Auffassungen von Gott gibt, er wäre jenseits aller Vorstellung und nicht mit dem Verstand erfassbar. Ebenso ist Parinibbana nicht erfassbar, das Höchste der Buddhisten.

    Nach der Bibel gibt es einen ewigen Schöpfergott, nach dem Palikanon gibt es keinen Anfang:

    Deine Beiträge sind immer sehr lesenswert, sie animieren mich zum Weiterdenken.

    Danke für die Rückmeldung, das finde ich erfreulich.


    "Ewiger Schöpfergott" und "ohne Anfang" ist für mich das Gleiche, denn wenn etwas ohne Anfang existiert, kann es nur ewig sein. Wenn man den Begriff Schöpfergott durch Schöpfergeist ersetzt, werden die Differenzen zwischen beiden religiösen Anschauungen kleiner und daß Gott Geist ist, steht sogar in der Bibel (Joh 4,24). Man darf nur nicht den Fehler machen, ein Wesen - oder gar ein persönliches Wesen darin zu sehen.

    Ja ein ewiger Schöpfergott ist eben auch ohne Anfang, aber nach der Bibel hat er der Welt die es vorher nicht gab einen Anfang gesetzt. Nach dem Buddha gibt es keinen Zeitpunkt an dem sie entstanden ist, es ist ein ewiger Kreislauf des Entstehens und Vergehens - Samsara.

    Aber ja, es muss etwas Gestaltendes geben das die Dinge zusammenfügt und Wesen entstehen lässt und das wäre wohl etwas Geistiges. So betrachtet werden die Unterschiede der beiden Anschauungen geringer.


    Jesus ist für mich ein erleuchteter Mensch von vielen gewesen, dem die Wahrheit aufgegangen war, wie dem Buddha. Nicht wenige solcher Propheten sind eines gewaltsamen Todes gestorben, denn Wahrheitsverkünder sind gefährlich für die jeweils Herrschenden.

    Ich sehe es ähnlich, auf eine Gleichsetzung mit dem Buddha lege ich mich aber nicht fest. Jedenfalls war er für mich ein ganz besonderer Mensch mit einer sehr hohen Erkenntnis. Und wie sagt doch Schopenhauer: "Wer die Wahrheit sagt muss in dieser Welt froh sein mit heiler Haut davonzukommen".

    Es gibt eine buddhistische Sicht auf Jesus die zumindest religionsgeschichtlich interessant sein dürfte, indem sie fernab modernen wissenschaftlichen Denkens ist.


    Nach der Bibel gibt es einen ewigen Schöpfergott, nach dem Palikanon gibt es keinen Anfang:


    Zitat

    Unbekannten Anfangs, ihr Bhikkhus, ist dieser Umlauf der Geburten; nicht kennt man einen ersten Beginn bei den Wesen, die, in dem Hemmnis des Nichtwissens, in der Fessel des Durstes gefangen, umherwandern und umherlaufen.

    Anamatagga Saṃyutta


    Ein Brahma hält sich und seine Welt allerdings für ewig:


    Zitat

    Zu jener Zeit aber war Baka dem Brahma solche üble Anschauung entstanden: Dies ist ständig, dies ist dauernd, dies ist ewig, dies ist absolut; dies ist nicht dem Gesetz des Schwindens unterworfen. Denn dies wird nicht geboren, vergeht nicht und stirbt nicht, schwindet nicht dahin und entsteht nicht wieder. Und ein anderes Entkommen als dieses gibt es nicht.

    S.6.4. Bakabrahma Sutta


    Das verneint der Buddha:


    Zitat

    In Nichtwissen wahrlich bist du, Baka Brahman, geraten; in Nichtwissen, wahrlich bist du, Baka Brahman, geraten, wenn du das, was gerade nicht ständig ist, ständig nennst - das, was gerade nicht dauernd ist, dauernd nennst - das, was gerade nicht ewig ist, ewig nennst - das was gerade nicht absolut ist, absolut nennst - das, was gerade dem Gesetz des Schwindens unterworfen ist, etwas was dem Gesetz des Schwindens nicht unterworfen ist, nennst, - und wenn du, was geboren wird und vergeht und stirbt und hinschwindet und wieder entsteht, so nennst: dies wird nicht geboren, vergeht nicht und stirbt nicht, schwindet nicht dahin und entsteht nicht wieder - und wenn du, wiewohl es doch ein anderes Entkommen gibt, sagst: ein anderes Entkommen als dieses gibt es nicht.


    Das Leben eines Brahma dauert so lange dass es ewig erscheint, viele Kappa. Die Länge eines Kappa beschreibt der Buddha in S.15.5. Pabbata Sutta:



    Zitat

    Das ist gerade so, o Bhikkhu, wie wenn da ein großer Felsenberg wäre, eine Meile lang, eine Meile breit, eine Meile hoch, ohne Spalt, ohne Riß, lauter feste Masse; und es streifte immer nach Ablauf eines Jahrhunderts je einmal ein Mann daran mit einem Gewand aus Benaresseide: schneller ja würde, o Bhikkhu, der große Felsenberg durch solches Verfahren aufgebraucht und ginge zu Ende, als ein Kappa.


    In D.24. Patika Sutta erklärt der Buddha dem Asketen Bhaggava wie es zu einem Gottglauben kommen kann (wie ihn die Christen haben):


    Zweites Kapitel

    Zitat

    14. Es gibt, Bhaggava, einige Asketen und Brahmanen die erklären (den Anfang) der Vorzeit mit der Lehre von der Schöpfung eines Gottes oder eines Brahmas. Zu denen ging ich und sprach: ‚Ist es wahr, ihr Ehrwürdigen, dass ihr (den Anfang) der Vorzeit mit der Lehre von der Schöpfung eines Gottes oder eines Brahmas erklärt?' Von mir so befragt, antworteten sie: ‚Jawohl.' Dann sagte ich ihnen Folgendes: ‚Worauf stützt ihr euch, wenn ihr (den Anfang) der Vorzeit mit der Lehre von der Schöpfung eines Gottes oder eines Brahmas erklärt?' Von mir so befragt konnten sie nicht antworten. Ohne Antwort fragten sie zurück, befragt, sagte ich Folgendes:


    15. Es gibt eine Zeit, Brüder, wo irgendwann, irgendwie, nach langer Zeit diese Welt vergeht. Wenn die Welt vergeht werden zahlreiche Wesen im Bereich der Abhassarā-Götter wiedergeboren. Sie leben dort mit einem Geisterzeugten Körper, ernähren sich von Freude, aus sich selbst strahlend, bewegen sich ständig im Himmelsraum, sind beständig im Schönen, bestehen eine außerordentlich lange Zeit. Es gibt eine Zeit, Brüder, wo irgendwann, irgendwie nach langer Zeit diese Welt entsteht. Wenn die Welt entsteht erscheint eine leere Brahma-Hemisphäre. Dann scheidet irgendein Lebewesen, wenn die Lebenskraft oder die positive (Energie) vergangen ist, aus dem Abhassarā Himmel ab und erscheint im leeren Brahmapalast. Es lebt dort mit einem Geisterzeugten Körper, ernährt sich von Freude, aus sich selbst strahlend, bewegt sich ständig im Himmelsraum, ist beständig im Schönen, besteht eine außerordentlich lange Zeit. Dort, bei ihm, der so allein ist, entsteht nach einer langen Zeit aufgrund von Unruhe, Monotonie und Besorgnis: 'Mögen doch auch andere Wesen hierher kommen.' Dann scheiden auch andere Lebewesen, wenn die Lebenskraft oder die positive (Energie) vergangen ist, aus dem Abhassarā Himmel ab und erscheinen in der Brahma-Hemisphäre in Gemeinschaft mit jenem Wesen. Auch die leben dort mit einem Geisterzeugten Körper, ernähren sich von Freude, aus sich selbst strahlend, bewegen sich ständig im Himmelsraum, sind beständig im Schönen, bestehen eine außerordentlich lange Zeit.


    16. Da, Brüder, kommt dem als erstes erschienenen Wesen folgender Gedanke auf: Ich bin der Brahma, der große Brahma, der Bezwinger, der Unbezwungene, der alles Sehende, der Allmächtige, der Herr, der Schöpfer, der Erschaffer, der Erste, der Bewirkende, der Lenkende, der Vater des Gewordenen und Werdenden. Von mir wurden diese Wesen erschaffen. Aus welchem Grund? Mir kam zuerst dieser Gedanke: Mögen doch auch andere Wesen hierher kommen. Dies war mein Vorsatz und diese Wesen sind hierher gekommen.


    Somit hält sich Brahma nicht nur für ewig sondern auch für den allmächtigen, allwissenden Schöpfer, Eigenschaften die dem christlichen Gott zugeschrieben werden. Die anderen Wesen in dieser Welt sind ebenfalls davon überzeugt:


    Zitat

    Den Lebewesen, die nachher entstanden sind, kam folgender Gedanke: Dies ist der Herr Brahma, der große Brahma, der Bezwinger, der Unbezwungene, der alles Sehende, der Allmächtige, der Herr, der Schöpfer, der Erschaffer, der Erste, der Bewirkende, der Lenkende, der Vater des Gewordenen und Werdenden. Von diesem Herrn Brahma wurden wir erschaffen. Aus welchem Grund? Dieser war, wie wir sahen, als Erster hier entstanden, wir sind nach ihm entstanden.


    Nun mag sich ein wahrheitssuchender Mensch, der im vorigen Leben ein solches Wesen war, daran erinnern:


    Zitat

    17. Es ist möglich, ihr Mönche, dass ein gewisses Wesen dort abgeschieden, hierher kommt und hierher gekommen vom Haus in die Hauslosigkeit geht. Vom Haus in die Hauslosigkeit gegangen, hat es durch Bemühung, durch Anstrengung, durch Hingabe, durch Strebsamkeit, durch rechtes geistiges Ausrichten solche Konzentration des Geistes erreicht, dass, wenn das Gemüt konzentriert ist, es sich an diese frühere Existenz erinnert, doch weiter erinnert es sich nicht. Es sagt sich so: 'Der der Herr Brahma ist, der große Brahma, der Bezwinger, der Unbezwungene, der alles Sehende, der Allmächtige, der Herr, der Schöpfer, der Erschaffer, der Erste, der Bewirkende, der Lenkende, der Vater des Gewordenen und Werdenden, von jenem Herrn Brahma sind wir erschaffen worden. Er ist unvergänglich, beständig, ewig, unveränderlich, bleibt ewig gleich und bleibt ewig dort. Aber wir, die wir von Brahma geschaffen wurden, wir sind vergänglich und unbeständig, von kurzer Lebensdauer, haben die Natur des Sterbens, sind hierher gekommen.

    Darauf stützt ihr euch, wenn ihr (den Anfang) der Vorzeit mit der Lehre von der Schöpfung eines Gottes oder eines Brahmas erklärt.


    Als sich der Buddha beim Erwachen unter dem Bodhibaum an seine vorigen Leben erinnerte, konnte er keinen Zeitpunkt finden an dem das Samsara begonnen hat: "Unbekannten Anfangs, ihr Bhikkhus, ist dieser Umlauf der Geburten." Als er alle Formen des Daseins als unbeständig und leer von einem Selbst erkannte, war er vollständig erwacht:


    Zitat

    17. Ich kenne, Bhaggava, die Vorzeiten, ich kenne auch das Davor. Das kennend halte ich mich nicht daran fest. Nicht festhaltend erkenne ich bei mir den Herzensfrieden. Den kennend hat der Vollendete die völlige Sicherheit erlangt.


    Jesus Christus hat so eine Anstrengung als Hausloser unternommen, indem er 40 Tage in der Wüste gefastet hat bevor er seine Mission begonnen hat. Was er die Jahre davor getan hat ist nicht überliefert, aber es wird wohl etwas gewesen sein das ihn bis zu diesem Punkt gebracht hat. Danach behauptete er dass er vom Reich Gottes auf die Erde gekommen war, dass er sich also an sein voriges Dasein erinnern konnte. Was nach dem Palikanon eben bedeutet dass er an diesem Dasein als an dem vermeintlich ewigen Reich Gottes festgehalten hat, weil er darüber hinaus keine Erinnerung und keine Erkenntnis hatte.