Ach, Noreply - manchmal übertreibst Du es mit dieser Hofnarren-Attitude. Was Du da mit Hingabe machst, finde ich nicht in Ordnung. Aber okay, Hingabe muss selbst wissen, was sie/er sucht und ob sie/er es Polenski findet. Wenn ja - warum nicht, ist doch okay. Aber diesen Proselyteneifer bei einer durchaus fragwürdigen Sache auch noch zu befeuern ist eine andere Sache.
Zunächst einmal: wir diskutieren hier einen Fall von - nach meiner Einschätzung - Etikettenschwindel. Oder sagen wir: den Vorwurf. Was auch immer da verkauft wird - Zen ist es wohl eher nicht.
Zen heißt ja Meditation. Also er lehrt Meditation, bringt sie bei, aber das reicht nicht, um sich Zen- Lehrer zu nennen.
Nein, das reicht nur dazu, sich 'Meditationslehrer' zu nennen. Ein typisches Anfängermissverständnis - das soll jetzt nicht werten, sondern nur deutlich sein. Es lässt auf Unkenntnis der Chan-/Zentradition schließen, in der genau dieser Auffassung immer wieder widersprochen wurde. Am unmissverständlichsten von Dōgen im 'Zazen-Handbuch' Fukan Zazen Gi (Kōroku - Fassung):
Zitat Zazen ist nicht die Übung von dhyāna: es ist nur das Dharma-Tor der Leichtigkeit und Freude. Es ist die Übung und Verifizierung restlosen Erwachens. [Es ist] das verwirklichte Kōan, Körbe und Käfige können es nicht umfassen.
Mal abgesehen davon ist die Übung von dhyāna (Pali: jhana), von deren Bezeichnung sich 'Chan' und davon wiederum 'Zen' ableitet, nur eine bestimmte Form von Meditation - und zwar konzentrative. Wenn man den Begriff in einen Korb oder Käfig packt
- der nicht unerhebliche Aspekt von Achtsamkeitsmeditation passt da nicht mit hinein, das wäre dann wieder ein anderer Korb ... Da hat es also schon in China bei der Entstehung der Chan-Tradition einen erheblichen Bedeutungswandel von dhyāna zu chan[na] 禪[那] gegeben.
Edit : Wobei es ja auch heißt, man kann Zen nicht beibringen. Das Üben, die Methoden kann man aber beibringen. Es gibt keinen Zen- Lehrer, sagen manche Lehrer.
Die drei Sätze der Reihe nach. Erstens: sicher, Zen muss man sich schon selbst beibringen. Dabei ist die Unterstützung und der Rat durch eine*n Wegbegleiter*in eine enorme Hilfe. Wenn der oder die weiss, worum es bei Zen geht. Ein nicht unerhebliches caveat - und deswegen diskutieren wir das hier so ausführlich.
Zweitens: ja. Dafür genügt allerdings auch schon (gute) Literatur; das Zitat oben war da ein Beispiel dafür. Was man mit diesen "Methoden" dann anfängt oder anfangen sollte - das ist individuell recht verschieden. Weswegen man es auch nicht von Büchern oder Videos lernen kann.
Drittens: das sagen nicht nur irgendwelche Lehrer, das sagte vor allem Huangbo / Ōbaku. Übrigens gemeinsam mit seinem Schüler Linji Begründer der Rinzai-Tradition, in der sich Herr Polenski verortet sehen möchte. Wobei (dies nur nebenbei) ich ihn für mich (es sei mir nachgesehen) unter "Tresterlecker" abgelegt habe. Gut, es macht bei den gegebenen Voraussetzungen wohl wenig Sinn, die Diskussion auf einem hossen - Level zu führen aber ich möchte doch anmerken, dass Huangbo ein wenig gesprächiger war:
Zitat Ich sage nicht, es gibt kein Zen; nur: es gibt keinen Meister.
Darüber - und über das Tresterlecken - lohnt es sich, mal nachzudenken. 'Klassische' Fundstelle Präzedenzfall 11 des Biyan Lu / Hekigan Roku.
Geht es um das Klosterleben, das jemand lange in so einem gelebt haben muss und gelernt haben ? Oder um seine Lehrer, dass sie für dich keine Zen- Lehrer waren / sind ?
Nein. Es geht wie bei jedem Lehrer um das, was man von ihm lernen kann und was nicht. Um seine Qualifikation. Was die "Lehrer" (Mehrzahl) angeht - es ist bedauerlich, dass Du Dir den anderen Thread, auf den ich verwiesen hatte, anscheinend nicht angeschaut hast (was mich offen gesagt auch nicht groß überrascht). Möglicherweise (sogar wahrscheinlich) hat Herr Polenski mal mit Ōi Saidan Rōshi gesessen, vielleicht auch mehrmals; das heisst noch lange nicht, dass er sein Schüler war. Ich gehe davon aus, dass im Rinzai wie im Sōtō eine Schülerannahme eine formelle, mit einem Initiationsritus eingeleitete Beziehung ist, die auch beurkundet wird. Die drei in Deutschland lehrenden, von Ōi Saidan Rōshi anerkannten und zum Lehren autorisierten Schüler sind bekannt, Herr Polenski gehört nicht dazu. Der arbeitet da (Öffentlichkeitsarbeit) gerne mit vagen und schwammigen Formulierungen, um potentieller uninformierter Kundschaft etwas zu suggerieren, was nicht der Fall ist. Hausierermethoden. Also zumindest hinsichtlich Marketing kann er seinen Führungskräften wohl tatsächlich das eine oder andere beibringen.
Zum "Daishin Zen " ...
Anscheinend gibt es das. Wenn es das nicht gäbe, oder wenn sie nicht anerkannt wäre bei Rinzai- Schulen wieso wehren sie sich nicht dagegen ? Kann es sein, dass sie ihre Linie doch anerkennen ?
Zen sells. Ob man es als Markenname für ein Parfüm oder für Businesskasper - Selbstoptimierungskurse (Danke void für diese Bereicherung meines Wortschatzes) verwendet. Was "Shiseido Zen" und "Daishin Zen" schon mal gemeinsam haben ist, dass es gesetzlich geschützte Markennamen sind. Ob überall, wo 'Zen' draufsteht, auch Zen drin ist, ist allerdings eine andere Frage.
Nun ist der Punkt nicht, dass Herr Polenski Schüler eines Schülers von Ōi Saidan Rōshi ist, der wiederum ihn dazu autorisiert hat, sich auf ihn als Referenz für sein Unternehmen "Daishin Zen" zu berufen. Eine größere Rolle scheint er ja sonst nicht zu spielen; etwa, dass dort er lehren oder Sesshin leiten würde wie das Ōi Saidan Rōshi bis ins hohe Alter für seine Schüler in Deutschland getan hat. Mal ein telefonisches Teisho ... (ganz schön teures Ferngespräch). Der Punkt ist, wie weit dieses Geschäftsmodell "Daishin Zen" eigentlich noch etwas mit Rinzai - Zen allgemein und mit der Hōkōji - Linie speziell zu tun hat. Um mich (nochmals) aus dem Thread 'Geschäftstüchtigkeit im ZEN-Buddhismus' selbst zu zitieren:
Zitat Außerhalb von Japan (wo so etwas als Qualifikationsnachweis dient) braucht man für diese Art Coaching auch keine Ordination (die Herr Polenski wohl mal gekriegt hat) und Ausbildung als Priester. Ob Herr Polenski letzteres nachweisen kann, weiss ich nicht. Darüber, ob und wann er über den Rang eines Novizen (shami) hinaus kam, also suijishiki abgelegt hat und sich Lehrer (shoku) der Rinzai-shu nennen darf, liest man auf seiner Webseite jedenfalls nichts. Bis zum Meister (shike) sogar ist da noch ein recht weiter Weg.
Eränzend: der Titel Rōshi, mit dem Herr Polenski explizit seine 'Zen Leadership' Angebote anpreist - ist ein in der Rinzai shu sehr seltener Ehrentitel. Nur im Sōtō sieht man das etwas lockerer. Ich habe mir von jemandem aus dieser Schule sagen lassen, 'echte', noch lebende Rinzai Rōshi (wie Ōi Saidan einer war und Reiko Mukai seit 2000 ist) könne man an den Fingern zweier Hände zählen.
Das alles erweckt bei mir schlicht den Eindruck eines Bluffs. Oder Etikettenschwindel, wie eingangs geschrieben. Dass man über all das im Zitat genannte bei Herrn Polenski keine nähere Auskunft findet, während er sich ja andererseits (wenn auch ausgesprochen vage) gerne auf die Hōkōji-Linie beruft, schürt bei mir den Verdacht, dass das alles nicht vorhanden ist. Es bleibt nach den mir vorliegenden Informationen ein Mann, der von einem Priester der Hōkōji-Linie ordiniert(?) und als Schüler angenommen wurde - und dem sein Lehrer erlaubt, mit seinem Namen für sein Projekt hier zu werben. Der ihn sogar zum "Rōshi" ernannt hat - wenn auch nur einer in seiner eigenen Unternehmensgründung "Daishin Zen". Was auch immer das heißen mag.
Warum (und als was) sollte die Rinzai-shu das "anerkennen"? Noch dazu als Teil der eigenen Linie? Wenn da - was die fehlenden Angaben nahelegen - die Qualifikation nach den Standards dieser Schule fehlt, um in ihrer Tradition zu lehren?
Aber wenn da einer ist, der mit IHREN Idealen Geld verdient, persönlichen Erfolg hat, m
Mal abgesehen von der abwegigen Bezeichnung "Idealen" - wenn Dir selbst nicht auffällt, dass es hier nicht um Ideale, sondern um Business geht, habe ich Dich überschätzt. Was den impliziten Vorwurf des Neides an die Kritiker angeht - das ist schon unterirdisch, dazu hat sich selbst Hingabe nicht verstiegen. Falls darüber Unklarheit bestehen sollte - die Signatur unter meinen Beiträgen ist ironisch gemeint. Auch wenn es wahrscheinlich "vergebliche Liebesmüh" mit Hingabe ist - solches Coaching ist in meiner Tradition gebührenfrei.