Beiträge von void im Thema „Buddhismus und Evolution“

    Ich empfinde es als problematisch, Dukkha und die Befreiung von Dukkha rein auf der Ebene von Ideen zu sehen.

    Im Kontext dieses Themas hier: duhkha ist der Evolutionsdruck.

    Erwin Schrödinger hat ja in seinem Buch "was ist Leben" das Leben mit dem Begriff Negenthropie bezeichnet. Während das Universum im Großen und Ganzen in Richtung von mehr Unordnung strebt, gibt es im Speziellen Systeme die in einem Rückkopplung an ihrer eigenen Ordnung festhalten. Geisterfahren der Vergänglichkeit.


    Es ist interessant, wie sehr das - buddhistisch gelesen - einer Aussage über die Daseinsmerkmale gleichkommt. Während die Welt durch anicca und anatta gekennzeichnet ist, gibt es dennoch Gegenbewegungen des Aufrechterhalten von Ordnung - Kräfte die Nicca und Atta generieten suchen - denen dieses aber immer nur sehr temporär gelingt. Und dies Diskrepanz ist ja dukkha.


    Der Evolutionsdruck ist also ein Druck des Zerfallens von Ordnung.

    Ich empfinde es als problematisch, Dukkha und die Befreiung von Dukkha rein auf der Ebene von Ideen zu sehen.


    So als ging es um die Befreiung von einem Konzept und wenn man dieses Konzept nicht mehr hat, ist alles gut. Befreiung auf intellektuelle Erkenntnis zu reduzieren ist eine Verkürzung.


    Für Buddha ist Nibbana grob das Versiegen von Gier und Hass. Sowohl Gier als auch Hass bringen immer eine ( wenn auch noch so rudimentäre Ich-Illusion) mit sich, als der Bezugspunkt zu dem hingezogen oder von dem angestoßen werden soll.


    Gier selbst ( etwas soll da ist , was es nicht ist) und Hass ( etwas soll weg sein, obwohl es das ist) tragen in ihrem Zwiespalt von Soll und Ist schon selbst Leid und Ich und die ganze "Geschichte von Samsara".


    Und von daher ist eine Katze natürlich ein samsarisches Wesen - sie hat Gier nach Essen, nach Sex , nach Zuwendung - und ist frustriert wenn Selbiges ausbleibt. Und sie hat Abneigungen -gegen Hunde, gegen Leute die ihr mal auf den Schwanz getreten sind u.s.w. Was sie nicht hat ist eine raffinierte Konzeption von sich selbst.


    Der Mensch hat oft eine so raffinierte Konzeption von sich selbst, dass er sich mit allem möglichen identifizieren kann. Sagen wir mal mit der "marxistischen Weltrevolution" und mit so einem abgedrehten Ich kann er dann die Bedürfnisse der Revolution sogar über sein Leben stellen. Wahrend die Katze kein so raffiniertes Ich-Konzept hat.


    Aber weil es ja nicht um Konzepte geht - raffiniert oder primitiv - sondern um die Kräfte von Gier und Hass, die sich eben genauso gut an die Weltrevolution heften können wir den Lachs am Tisch, ist das vielleicht egal.


    Und der wichtige Unterschied ist nicht, dass eine Katze nicht in Samsara wäre sondern dass sie nicht die Anlage hat, zu der Freheit von ihren Trieben zu gelangen.

    Evolution,Mensch, Tier , fair und unfair, gut und böse usw sind Erfindungen der Menschen.

    In Wirklichkeit gibt es weder Mensch noch Tier, Geburt und Tod ,Himmel und Hölle usw.

    Wir suchen im Sinne der Kommunikation nach Worten, die das unvorstellbare verständlich machen sollen.

    Unwissenheit und leiden ist das einzige was wiedergeboren wird.

    Unwissenheit und leiden ist das einzige was Geburt und Tod erlebt.

    Was es gibt ist eine Ausdiffenzierung geistiger Zustände. Bei dem einfachsten Wesen bei dem etwas wie ein Tun möglich ist - sagen wir einem Geißeltier das nur die Zustand "Geißel an - wegbewegen" und "Geißel aus - da bleiben" gibt braucht es nicht Sinneswahrnehmung die dieses Verhalten auslößen. Sagen wir einen Sensor der sagt, ob die Nährstoffe ausreichend sind oder nicht. Dies ist das minimale Set an Zutaten um die Zustände "angenehm" und "unangenehm" zu haben und darauf basierend eine Möglichkeit der Spannung zwischen "Sein" und "Soll".


    Während dann ja schon eine Katze Myriaden innerer Zustände hat -Vorlieben und Abneigungen, Sinneswahrnehmungen und Habdlungsmöglichkeiten, Gefühle und Empfindungen, Pläne und Erinnerungen, Neugierde und Niedergeschlagenheit, Ekel und Vorfreude, Vorstellungen von Objekten, Natur und anderen Wesen. Aber im Prinzip ein gleiches "Dukkha" - einen gleichen Spalt zwischen Ist und Soll.


    Der Mechanismus warum die Anzahl der geistigen Zustände über die Jahrmillionen zunahm war wohl, dass man mit mehr Zuständen flexibler reagieren kann. So haben sich im Laufe der Jahrmillionen eben auch viele Wesen mit vielen inneren Zuständen entwickelt. Obwohl natürlich die meisten Wesen eher eine überschaubare Anzahl innerer Zustände haben.


    Diese Flexibilität der inneren Zustände ist doch genau das was Freheit ermöglicht. Eben auch Freheit auf bestimmte Trigger auf bestimmte Art und Weise zu reagieren.

    Wie soll sich aus Tieren, die sich nur nach ihren Instinkten verhalten können der Aufstieg ins Menschendasein

    möglich sein?

    Im buddhistischen Denken ist das, was für Wiederentstehen zentral ist das skandha "Samskāra also " Willensregungen, Sehnsüchte und Tatabsichten". Wer "Wollen"" kann schafft Karma.


    Jetzt ist die Frage was "Wille" auf der Ebene des Verhaltens von Tieren ist. Denn nicht jedes gerichtete Verhalten ist Wille. So richten sich z.B Geißeltierchen sehr mechanisch nach der Richtung des größten Nährstoffunterschieds aus. Dies ist zielgerichtet aber nicht "Wille"


    Ich denke von Wille kann man dann sprechen, wenn ein Tier dazu fähig ist Willensregungen auch zu unterdrücken. Wenn also z.B ein Affe Hunger hat aber sich nicht raustraut, weil da ein Löwe ist.


    Aber während ein Mensch sein Wollen gut steuern kann und es von daher Sinn macht moralisch an ihn zu appellieren, ist die Kontrolle des Willens sogar bei vielen Säugetiere nur in Ansätzen vorhanden.


    Wenn die Willensimpulse nicht unter Kontrolle sind, dann ist jedes draus folgende Karma ziemlich erratisch - wie ein wogender Fuß dessen Strömungen einen hierhin oder dorthin tragen und an diesen oder jenen Strand werfen können. Der Aufstieg zum Menschen kann von daher als glücklicher Zufall gesehen werden.