In der Einleitung / Anleitung zum Fragebogen heißt es:
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Beim vorliegenden Fragebogen geht es um alle Erlebniszustände, in denen ein Gewahrsein des Gewahrseins selbst oder ein Bewusstsein des Bewusstseins selbst auftritt. Wir wollen also das subjektive Erleben der „Bewusstheit als solcher“ erfassen. Manchmal werden diese Zustände auch als „reines Gewahrsein“ oder „reines Bewusstsein“ bezeichnet.
Es geht uns dabei nicht in erster Linie um mystische Erlebnisse oder dramatische spirituelle Gipfelerfahrungen, sondern vielmehr um alle Zustände, die durch eine Erlebnisqualität des„reinen Gewahrseins“ oder der „Bewusstheit selbst“ charakterisiert sind. Das bedeutet, dass in uns – unabhängig von dem Vorhandensein oder Nicht-Vorhandensein andererBewusstseinsinhalte – auch ein „Gewahrsein des Gewahrseins“ entstanden ist, dass also die Qualität der „Bewusstheit“ selbst noch einmal klar und deutlich erlebt wird
Es geht also um eine Art selbstreflexiver Bewusstheit, aber eben gerade kein Selbstbewusstsein. Vielleicht könnte man auch von einer Wahrnehmung der "Natur des Geistes" sprechen?
Weiter steht in der Einleitung, das solche Erfahrungen in verschiedenen Praktiken gemacht werden können, darunter:
Zitat
In klaren und entspannten Zuständen ruhevoller Wachheit ohne jede gedankliche Aktivität (z.B. in der klassischen Sitzmeditation mit geschlossenen Augen);
als eine natürliche Form von Achtsamkeit, die gemeinsam mit
Wahrnehmungserlebnissen entsteht (z.B. in der Praxis des ruhevollen Verweilens bei fokussierter Aufmerksamkeit, in der Shamata-Praxis oder beim body scan);
als eine natürliche Form von Achtsamkeit, die gemeinsam mit körperlicher Bewegung auftritt (z.B. in der Gehmeditation (Kinhin), beim Tai-Chi, der Feldenkrais-Methode oder beim Hatha-Yoga);
zusammen mit spontan auftretenden Gedanken, Gefühlen und Sinnesempfindungen, also in allen Phasen der formalen Praxis, in denen kein Anhaften oder Ergreifen solcher geistigen Inhalte und somit auch keine Identifikation mit ihnen stattfindet, in denen die Qualität der Bewusstheit nicht von bestimmten Inhalten gestört oder überlagert wird (z.B. in der Vipassana-Praxis oder beim „Offenen Gewahrsein“);
als eine globale und anstrengungslose Form von Achtsamkeit in „nicht-dualen“ Zuständen, in denen die Unterscheidung zwischen Subjekt und Objekt oder von Meditierendem und Meditationsgegenstand nicht mehr gegeben ist (z.B. in der
Mahamudra-Praxis und im DzogChen);
in „leeren“ Zuständen tiefer meditativer Versenkung und hoher Sammlung (hier ist das „reine Bewusstsein“ oder das „reine Gewahrsein“ dann oft das Einzige, über das später
berichtet werden kann);
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Als sechs notwendige Bedingungen einer Erfahrung des "reinen Bewusstseins" nennt Metzinger (Minimal phenomenal experience. Meditation, tonic alertness, and the phenomenology of“pure” consciousness, S.7):
- Wakefulness (Wachheit)
- low-complexity (Einfachheit)
- self-luminosity (Eigen-Leuchtkraft)
- introspective availibility (Zugänglichkeit durch Innenschau)
- Epistemicity (Qualität von Vertrauen und Wissen ohne Subjekt / Objekt-Struktur)
- transparency / opacity (Spektrum von Undurchsichtigkeit und Transparenz)
Die notwendigen Kriterien verstehe ich zum Teil noch nicht so ganz, insbesondere Self-Luminosity und Epistemicity erscheinen mir erstmal eher rätselhaft. Auch Transparenz und Undurchsichtigkeit finde ich in dem Zusammenhang keine besonders intuitiv zugängliche Beschreibung.
In Bezug auf die ersten beiden Kriterien, Wachheit und Einfachheit, macht Metzinger eine Typologie auf. Bei angenommener maximaler Wachheit könnte man Erfahrungen anhand unterschiedlicher Grade von Einfachheit unterscheiden (also maximale, hohe und keine Einfachheit der Erfahrung). Wobei er mit Einfachheit vor allem eine negative Definition meint. Die Abwesenheit von sinnlicher Wahrnehmung eines Objekts, von motorischer Aktivität, von zeitlicher Erfahrung, von symbolischen oder nicht-symbolischen Denkprozessen, von Selbstlokalisierung in Raum und Zeit und von der Erfahrung von absichtsvoller Handlung.
Bei maximaler Einfachheit und maximaler Wachheit spricht Metzinger von Full-Absorption Episodes, die er explizit auch mit der jhana praxis in Verbindung bringt. Im Gegensatz zu mystischen Erfahrungen spricht er der Minimal Phenomenal Experience aufgrund ihrer Inhaltslosigkeit die Qualitäten "fundamental unity, certainty about objective reference, paradoxicality, and bliss/beatitude/joy" ab. Ich habe mich nun gefragt wie es verstanden werden kann, dass in der Erfahrung mit meditativer Klarheit und Ruhe in der z.B. in der jhana Praxis ja durchaus auch Erfahrung von Freude und Glückseligkeit in der Literatur erwähnt werden. z.B. hier
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