Beiträge von sigala im Thema „Ich empfinde den Buddhismus als trost- und hoffnungslos“

    Wobei ich ziehe auch solche Menschen wohl an, die immer wieder mit ihren Problemen zu mir kommen. Die kommen nicht mal um über irgendwas zu reden, was Neutrales oder Positives sondern es geht immer um Probleme, wobei das deshalb ist, weil einige wissen, dass ich zuhöre und Mitgefühl habe, aber es saugt mir halt die Energie, auch nicht toll.

    Das kenne ich gut.


    Auf der anderen Seite ist es natürlich positiv, ein offenes Ohr für andere zu haben, aber ich denke mir immer mehr, dass das nicht nur viel Energie kostet, sondern letztendlich nicht einmal wirklich hilft. Manche jammern jahrelang über im Prinzip immer dasselbe und es scheint völlig egal zu sein, was man sagt. Es scheint mehr um das Jammern an sich zu gehen als um das Lösen der Probleme.


    Es kann gut sein, dass oft ein stärkeres Sich-Abgrenzen hilfreicher sein kann (nämlich nicht nur für sich selber) als gut gemeinte, aber letztendlich vergebliche Geduld. Es ist nur die Weisheit nötig zu beurteilen, was in konkreten Fällen das geschicktere Mittel ist.

    Dass eine Geburt als Mensch etwas Besonderes ist, ist der Hybris der Menschen geschuldet. Darüber kann man nur den Kopf schütteln. Ein Hinweis, wie tief ein Mensch fallen kann.

    Dass Dein Pudel ein glückliches Leben hat, bezweifle ich doch gar nicht! Aber was ist mit Amöben, Ratten und Kakerlaken?


    Wir sind jedoch in einem buddhistischen Forum und gemäß der buddhistischen Lehre kann nur ein Mensch ins Nirvana eingehen und das ist etwas Besonderes. Ob man nun Dein glücklicher Pudel ist oder ein Gott, letztendlich bleibt man dem Samsara unterworfen.

    irgendein verblendeter "Verstandesverehrer"

    Das Problem an Paul Williams ist, dass er nicht irgendein, sondern sehr wohl ein angesehener (inzwischen emeritierter) Buddhismus-Forscher ist, der eines der Standardwerke über den Mahayana verfasst hat. Ein entsprechendes Aufsehen hat seine Bekehrung bzw. Rückkehr zum Christentum gemacht und eine entsprechende Wirkung auf christliche Leser kann daher vermutet werden.


    Aufgrund seiner Kompetenz, die er als angesehener Forscher hat bzw. haben sollte, habe ich ein interessantes Buch erwartet. Ich wurde enttäuscht, umso mehr, als ich damals bereits eines seiner akademischen Bücher über den Buddhismus bereits gelesen hatte.


    Andererseits war mir klar, dass es eher für den Buddhismus spricht, wenn so jemand auf solche Art von Argumenten zurückgreifen muss, zum Beispiel auf Wunschdenken und Zirkelschlüssen (also in etwa so: "Als Christen sind wir berechtigt zu sagen, dass wir theologisch wissen, dass der christliche Glaube wahr ist. Was mit der Wahrheit unvereinbar ist, ist falsch. Daher ist die buddhistische Lehre X falsch, weil sie mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar ist.").


    Von Bhikkhu Sujato gibt es eine gute Rezension zum Buch: Zufriedenheit und Hoffnung - oder: Warum Paul Williams den Buddhismus falsch sieht. Er beschreibt sehr gut die Argumentation von Paul Williams. Was allerdings Bhikkhu Sujato über das Verständnis des Begriffs "Wiedergeburt" in der Bibel schreibt, halte ich für falsch, denn Jesus meinte mit "Wiedergeburt" ganz sicher nicht die Wiedergeburt im buddhistischen Sinn.

    Hier schreibt ein ehemaliger Buddhist über das Thema

    Er hat damals ein Buch darüber geschrieben, das ich zu einer Zeit gelesen habe, in der ich mich zwar schon intensiver mit damit beschäftigt, mich ihm jedoch noch nicht dem Buddhismus zugehörig gefühlt habe. Es hat mich gar nicht beeindruckt.


    Sein Hauptargument, das er immer und immer wieder wiederholt ist das, dass die Person, die wiedergeboren wird, nicht Paul Williams ist, und im Christentum bleibt Paul Williams nach seinem Tod Paul Williams.


    Davon abgesehen beschreibt er selbst in dem verlinkten Artikel, wenn man den Kontext beachtet, nicht den Buddhismus ganz allgemein als hoffnungslos, sondern nur auf eine gewisse Weise, also in dem Sinne, dass man in dem aktuellen Leben kaum Hoffnung hat, zur Erleuchtung zu gelangen, und es mit dem Tod mit der eigenen Person aus ist und man geliebte Menschen danach nicht wiedersehen wird.


    Selbstverständlich gibt es auch im Buddhismus Missstände, die zurecht kritisiert werden können, aber die gibt es selbstverständlich auch in seiner neuen Religion, dem Katholizismus. Ich weiß gar nicht, was er erwartet hat – etwa, dass alle Buddhisten Heilige sind?

    Letzten Endes, also in letzter Konsequenz, ist alles irgendwie dem Leiden unterworfen oder unbefriedigend. Nämlich deshalb, weil wir bestimmten Illusionen unterworfen sind, zum Beispiel dass alles beständig ist und wir ein permanentes Selbst haben. Wir klammern uns an Dinge, als ob sie beständig wären, und wenn wir irgendwann erkennen sollten, dass dem nicht so ist, dann leiden wir. Oder wir verlangen nach unerreichbaren Dingen und leiden, wenn wir sie nicht kriegen. Oder wir wollen Unvermeidbares vermeiden und leiden, wenn es eintritt. Das alles ist Alltag, jeder Mensch erfährt irgendetwas dieser Art.


    Es geht darum, dieses Leiden zu beenden. Wir erfahren dann zwar immer noch die Ereignisse, unter denen vorher wir gelitten haben, aber wir leiden nicht mehr darunter. Und es ist schließlich auch nicht so, dass alles im Leben nur ein Jammertal wäre und wir uns permanent schmerzgepeinigt auf dem Boden krümmen würden.


    Als trost- und hoffnungslos empfinde ich die Lehre Buddhas nicht, denn sie beschreibt ja gerade den Ausweg aus dem Leiden. Mit Buddha ist es so wie beim Arzt, der feststellt, dass Du krank bist und welche Krankheit Du hast, und dann die Behandlung verordnet, damit Du gesund wirst. Würde der Buddha meinen, es gäbe keine Lösung, dann wäre seine Lehre irgendwie hoffnungslos, aber zum Glück ist dem nicht so.