Hm, unter "Erdung" verstehe ich den Kontakt mit der Erde, dem Körperlichen, unter "Nichterdung" den Verlust dieses Kontakts. Etwa wenn ich in Gedanken versunken bin und nicht darauf achte dass ich gehe. Wenn ich dann an einem Laternenpfahl anrenne, bringt mich das sofort auf die Erde zurück - hoppla, das ist ja die Wirklichkeit in der ich mich befinde, hatte ich ganz vergessen.
So kann man auf mannigfaltige Art getrennt vom Körper im Geist herumschwirren, in Abstraktionen, Vorstellungen, Phantasien, irrationalen Ängsten, Erinnerungen an die Vergangenheit, Zukunftsplänen und was noch alles. Nur halt nicht oder zu wenig in der gesamten Wirklichkeit, in der man sich hier und jetzt nun mal befindet und das ist auf Dauer ungesund.
Naja, also es versteht unter Erdung wohl jeder ein bissl was anderes, abhängig von seinem Standpunkt, Erfahrung, Vergangenheit, Praxisjahre und Person ect.
Den Verlust des Kontaktes zum Körper, kommt mir etwas bekannt vor... aber gehts nicht darum, das zu erleben, vielleicht sogar zu festigen? Dann wäre ja Erleuchtung eine ständiges ungeerdet-sein... vielleicht muss man mit dem Ungeerdetsein halt dann nur klarkommen und seine Tolleranz erhöhen?
Es geht um den Verlust des Kontaktes zum Körper und zum Geist, im Sinne der Erkenntnis, dass man weder der Körper noch der Geist, bzw. nicht die Khandha ist. Mit der Erleuchtung ergreift man nicht die vergänglichen Sinnesobjekte und auch nicht die Geistobjekte mit Gier oder Hass und macht sie sich nicht zu eigen - 'das bin ich, das gehört mir'. Man haftet nirgends an, weil vollkommen klar ist, dass dies mit Leiden verbunden ist.
Wenn man unter "Erdung" versteht, dass man sich auf der Erde, also in der physischen Realität der Formen befindet, dann bedeutet nicht geerdet sein, dass man stattdessen im Geist ist, in Gedanken und Gefühlen.
Körper und Geist bilden eine Einheit, sind eng miteinander verbunden. Man kann sich z.B. im Winter einen Palmenstrand vorstellen, aber wenn man nur eine Badehose anzieht, wird man erfrieren. Oder wenn man in etwas schwelgt, das man in der Vergangenheit erlebt hat, ist man trotzdem hier und jetzt in der Gegenwart. Wenn man sich dauernd wegdenkt, verliert man den Kontakt zur Realität. Es ist auch die Realität eines Erleuchteten, aber er hängt nicht daran. Das ist der Unterschied, er sieht die Dinge wie sie sind, mit Leiden verbunden, vergänglich und nicht aus sich selbst heraus bestehend.
So verstehe ich das.