Beiträge von Helmut im Thema „Was ist Religion?“

    Religionen sind von den Menschen geschaffene Narrative ...

    Soll diese Aussage etwa sinnstiftend sein? Ich kann nichts Narratives daran finden, die Aussage ist bequemlich und bleibt nur sehr oberflächlich.

    Wenn du eine Religion nicht als Narrativ erkennen kannst oder willst, dann das nur dein Ding.


    Nur weil du eine Religion nicht als Narrativ erkennen willst, heißt dies ja nicht, dass eine Religion kein Narrativ ist.

    In einem Vortrag, den der Religionswissenschaftler Michael von Brück 2010 auf dem Kongress Buddhismus im Westen - Ein Dialog zwischen Religion und Wissenschaft gehalten hat, weist er darauf hin, dass es schwierig ist, Religion als Singular zu definieren, weil es Religionen nur im Plural gibt.


    Da es rund um den Erdball sehr verschiedene Religionen gibt, die sich in wesentlichen Punkten deutlich unterscheiden, ist es wahrscheinlich zielführender zu fragen, was ist das Religionsverständnis der einzelnen Religionen. Das Religionsverständnis des Christentums ist ein anderes als das des Buddha-Dharma. Und das Religionsverständnis des Christentums und des Islam sind sicherlich auch nicht identisch. Dann kann man die unterschiedlichen Religionsverständnis aber auch miteinander vergleichen.


    Religion ist immer auch eine Antwort auf unsere Leiderfahrung und wie wir dieses Leiden überwinden können, um Glück zu erleben. Die weltlichen Angebote haben sich oft sehr schnell als wenig hilfreich erwiesen.


    Vergleicht man nur die die acht großen Weltreligionen unter diesem Aspekt, dann wird deutlich, dass die Menschen unterschiedliche Antworten gefunden haben, weil sie die Ursachen der Leiderfahrung unterschiedlich bestimmen.

    Auch wenn es Religionen gibt in denen vom Himmel und den Verheißungen, die man dort erleben kann, sprechen, bedeutet dies nicht, dass die Religionen einfach so vom Himmel fallen, einfach so da sind, von einer übermächtigen Kraft auf uns geworfen wurden..


    Religionen sind von den Menschen geschaffene Narrative, die sehr unterschiedlich ausfallen können. Sie sind abhängige Phänomene und unterliegen deshalb dem Wandel. Religionen sind dynamische Systeme.

    Religionen fallen nicht einfach so vom Himmel und sie entstehen auch nicht in einem luftleeren Raum. Sie sind vielmehr das Resultat eines komplexen abhängigen historischen Prozesses. Eine wichtige Rolle beim Entstehen der israelitischen Jahwe-Religion hat das Zusammentreffen der nomadischen Religion der Israeliten mit der kanaanäischen Religion gespielt.


    Zur Bedeutung Moses schreibt Georg Fohrer:

    Zitat
    Mose ist wie die sog. Patriarchen die Gestalt einer Frühkultur, in der das gesamte politische, rechtliche, soziale und kultische Handeln weder spezialisiert und auf verschiedene Personen aufgeteilt noch von der unmittelbaren Eingebung und der enthusiastischen Tat des von der Gottheit Ergriffenen getrennt ist. Wie die Patriarchen ist Mose als Offenbarungsempfänger, Kultstifter und inspirierter Führer einer nomadischen (oder halbnomadischen) Gruppe zu verstehen. Also solcher hat er eine Religion begründet, die in ihren Anfängen den frühisraelitischen Sippenreligionen glich.

    Quelle: Geschichte der israelitischen Religion, Herder Spektrum, 1992, S.63

    Natürlich ist eine Religion nur wirksam, wenn sie sich auf das weltliche Denken der Menschen einer Kultur bezieht und dieses aufnimmt. Aber dabei darf sie es nicht bewenden lassen. Religion muss uns zu tieferen Einsichten, die über unser normales weltliches Denken hinaus gehen, befähigen. Da spielen eben auch Mystiker eine wichtige Rolle, weil sie zu einer unmittelbaren, unbegrifflichen Einsicht in die Realität gelangt sind und diese uns auch vermitteln.


    Auch Jesus Bergpredigt hat mystische Aspekte, weil er in ihr auch Dinge erklärt, die uns mit unserem normalen weltlichen Verständnis nicht direkt zugänglich sind.


    Auch die Mahayana-Erklärungen zu den zwei Wahrheiten haben mystische Aspekte, insbesondere die Darlegung der letztgültigen Wahrheit, die in der Leerheit (Sunyata) aller Phänomene von inhärenter Existenz besteht.

    Es ist eben nicht so, dass Religion mit Gottesglaube identisch ist.

    Es lässt sich nicht einfach aussuchen, was höhere Wahrheit ist und was nicht - sonst wären wir beim Wunschkonzert, wo nach persönlichem Belieben und persönlichen Abneigungen ausgewählt wird.

    Wenn man sich in der Welt umschaut, wird man feststellen, dass es verschiedene Religionen gibt. Sie stimmen in manchen Dingen überein, in anderen unterscheiden sie sich zum Teil sehr deutlich. Höhere Wahrheit wird im Buddhismus eben nicht mit Gottesglauben verbunden wie in theistischen Religionen.


    Einer Religion zu folgen ist eine bewusste Entscheidung und hat nichts mit Beliebigkeit zu tun, da man diese Entscheidung nicht alle paar Tage ändert.


    Man sollte akzeptieren, dass es in den Religionen unterschiedliche Auffassungen darüber gibt, was eine höhere Wahrheit ist; diese Unterschiede nebeneinander stehen lassen ohne die eigene Position aufzugeben.


    Über die inhaltlichen Unterschiede dieser verschiedenen Auffassungen von höherer Wahrheit kann man in einen Dialog eintreten und so kann auch ein interreligiöser Dialog entstehen, der zum Religionsfrieden beitragen kann.

    Als "Gott" nennt der Mensch das höchst Ehrfürchtige, woran seine Seele aufsehen kann.

    Das ist deine Gottesvorstellung und es gibt sicherlich viele Menschen, die sie genauso teilen wie du; aber eben nicht alle. Deshalb ist diese Verallgemeinerung nichtpassend.


    Es ist eben nicht so, dass Religion mit Gottesglaube identisch ist. Dies trifft nur für einen Teil der Weltreligionen zu.


    Wenn du nicht akzeptieren kannst, dass es Religionen ohne Glauben an Gott gibt, dann ist es erst einmal dein Problem. Auf die Beiträge in denen du diejenigen, die deiner Gottesvorstellung nicht folgen, herabwürdigst, gehe ich nicht weiter ein, da dies zu nichts führt. Schlimm ist auch, dass du mit diesen Herabwürdigungen auch Kinder pauschal herabwürdigst.

    Die theistischen Religionen sind nicht falsch.

    Dann ist eben der Buddhismus falsch.

    Es geht doch nicht darum, ob eine Religion falsch ist oder nicht oder ob es eine einzige richtige Religion gibt.


    Der Punkt um denn es gehen sollte ist doch, welche Religion ist für mich am besten geeignet, wenn mich an einer Religion orientieren will. Das entscheidet sich doch entsprechend meiner geistigen Entwicklung und meinen spirituellen Wünschen. Da diese bei den Menschen sehr unterschiedlich sind, gibt es eben auch verschiedene Religionen; theistische und nicht-theistische, die zum Teil sehr rational sein können, bei anderen überwiegt der Glaube.


    Die Frage ist meines Erachtens nicht: welche Religion ist richtig, sondern mit welcher Religion kann ich meine spirituellen Wünsche am besten verwirklichen.

    Die theistischen Religionen sind nicht falsch. Es gibt aber auch nicht-theistische Religionen. Der Buddhismus ist eine nicht-theistische Religion. Sie ist eine rationale Religion, deren Aussagen auf dem abhängigen Entstehen beruhen. Das abhängige Entstehen schließt aber die Vorstellung eines Schöpfergottes aus.


    Wem der Buddhismus zu rational ist, der kann sich ja an einer der bestehenden theistischen Weltreligionen orientieren. Wer mit der theistischen Vorstellung eines Schöpfergottes nicht recht was anfangen kann, der kann sich ja an einer der anderen nicht-theistischen Weltreligionen orientieren. Und derjenige, der sich auch von diesen nicht-theistischen Religionen nicht angesprochen fühlt, kann sich ja immer noch am Atheismus oder dem Humanismus orientieren.

    „Religionen sind umfassende Deutungen der Stellung des Menschen in der Welt, verbunden mit kultischen Praktiken und moralischen Elementen“, sagt der Religionsphilosoph Hans Schelkshorn.


    Ist das so? Trifft das auf alle Traditionen des Buddhismus auch zu?

    Ich denke, diese drei Aspekte treffen auf die Religionen dieser Welt zu, sind aber nicht ausreichend für ihre Charakterisierung.