Beiträge von Helmut im Thema „Karma im Buddhismus“

    Das Wesen unseres Geistes ist ja nicht, ein kleiner Krämergeist zu sein. Dass uns dies so vorkommt, hängt damit zusammen , dass unser Geist unter der Macht unserer Leidenschaften (Klesas) steht. Dies macht unseren Geist eng und dann erleben wir ihn eben klein und eng.


    Überwinden wir unsere Leidenschaften mittels des achtfachen Pfades, dann werden wir erleben, dass den Qualitäten unseres Geistes keine Grenzen gesetzt sind. Grenzen werden unserem Geist nur durch die Leidenschaften gesetzt, so lange wir ihren Umtrieben in unserem Geist nicht entgegensetzen.

    Karma ist das universelle Schicksalsgesetz von Ursache und Wirkung und besagt, dass jede von einem Wesen ausgehende physische, seelische oder geistige Wirkung, die die geistig-kosmische Ordnung stört, auf dieses selbst zurückschlägt und auch dessen eigene innere seelisch-astrale Ordnung stört, es in Disharmonie zur geistigen Weltordnung bringt und dadurch sein Schicksal bestimmt.

    Du kannst natürlich Karma so für dich auffassen. Auch wenn es in den indischen Philosophien und Religionen Auffassungen gibt, die dieser Vorstellung mehr oder weniger ähneln, so ist dies keine allgemeingültige Auffassung von Karma.


    Der Karmalehre des Buddha entspricht diese Auffassung jedenfalls nicht.

    Da man den Handelnden mit gültiger Erkenntnis erfassen kann, ist er keine Illusion. Wenn Buddha Sakyamuni den Atman verneint, dann verneint er eine bestimmte Auffassung über die Bestehensweise des Ichs, aber nicht das Ich generell. Man muss also unterscheiden zwischen dem was Buddha Sakyamuni mit Anatman verneint und was er mit Anatman nicht verneint.

    Das gefällt mir. Atman ist ja, so weit ich weiß, das Konzept von Seele im Hinduismus. Und da der Buddhismus ja starke Verbindungen zum Hinduismus hat, wäre es doch sinnvoll, dieses Seelenkonzept nicht völlig zu negieren, sondern es in Form von dem buddhistischen Karma einfach nur weiterzuentwickeln. Könnte man deshalb nicht sagen, dass dieses Karma einen Hauch von Atman hat, also schon ein bisschen so was wie eine Seele ist?

    Im Buddhismus wird die hinduistische Auffassung von Atman negiert und Anatman gelehrt, weil die Lehre vom Atman dem abhängigen Entstehen widerspricht.


    Karma hat nicht den geringsten Hauch von Atman. Karma hat nichts mit Seelenvorstellung zu tun. Wie in früheren Beiträgen von Usern gesagt wurde, bedeutet Karma (pali: Kamma) Handlung, Tat. Im Kontext des Buddhadharma hat Karma aber eine spezifische Bedeutung, denn Buddha erklärt:

    Zitat
    Zitat

    »Den Willen ihr Mönche, bezeichne ich als die Tat, denn mit dem Willen wirkt man die Tat in Werken, Worten und Gedanken . . .

    Aber der Geistesfaktor Wille, den der Buddha als die Tat bezeichnet, hat nun gar nichts mit irgendwelchen Seelenvorstellungen zu tun.

    Zwischen Handeln und Handelndem besteht eine gegenseitige Abhängigkeit, aber keine Ursache-Wirkungs-Beziehung. Bei einer Ursache-Wirkungs-Beziehung gibt es eine zeitliche Abfolge: Zuerst gibt es die Ursache und dann zeitlich später die Wirkung. Zur Zeit der Ursache besteht die Wirkung noch nicht und zur Zeit der Wirkung besteht die Ursache nicht mehr. Bestünde zwischen Handeln und Handelndem eine solche kausale Beziehung, dann gäbe es zur Zeit des Handelns noch keinen Handelnden und zur Zeit des Handelnden keine Handlung mehr. Es gäbe in der Konsequenz also ein Handeln ohne Handelnden und einen Handelnden ohne Handlung. Das ist aber nicht der Fall.


    Handeln und Handelnder existieren, da sie mit gültiger Erkenntnis erfasst werden können. Sie bedingen sich gegenseitig, dass heißt sie existieren gleichzeitig. Kein Handeln ohne Handelnden und kein Handelnder ohne Handlung. Jemand ist ein Handelnder, weil er eine Handlung durchführt; und eine Handlung gibt es nur, wenn jemand handelt.


    Genauso ist es mit Karma. Es ist eine Handlung einer konkreten Person mit der sie sich auf eine andere Person bezieht. Die karmische Handlung hat, wie jede Handlung, also immer ein Objekt. Freigebigkeit zum Beispiel kann man nur gegenüber einer anderen Person ausüben. Diese Handlung der Freigebigkeit hat zwei Auswirkungen: zum einen erfährt die andere Person Glück / Zufriedenheit; zum anderen sammelt man selbst karmische Prägungen im eigenen Bewusstseinskontinuum an, die später, wenn sie mit geeigneten äußeren Umständen zusammentreffen, zur eigenen Erfahrung von Glück heranreifen.


    Da man den Handelnden mit gültiger Erkenntnis erfassen kann, ist er keine Illusion. Wenn Buddha Sakyamuni den Atman verneint, dann verneint er eine bestimmte Auffassung über die Bestehensweise des Ichs, aber nicht das Ich generell. Man muss also unterscheiden zwischen dem was Buddha Sakyamuni mit Anatman verneint und was er mit Anatman nicht verneint.

    Also mindestes ein Teil, den man individuell unserer Persönlichkeit (oder wie du es sagst, unserem Bewusstseinskontinuum) zuordnen kann, überdauert den Tod und wird wiedergeboren. Das ist dann doch so eine Art Seelenkern.

    Warum ist das was in die nächste Existenz übergeht ein Seelenkern?

    Genau das meine ich, einerseits verneint Buddha die Seele, aber andererseits hat Karma Eigenschaften, die typisch für eine Seele sind: Karma ist für jeden Menschen individuell/persönlich, Karma überdauert den Tod, Karma beeinflusst die Wiedergeburt des Menschen.

    Das Sanskritwort Karma (Pali: Kamma) bedeutet Tat oder Handlung. Natürlich ist jede Handlung zunächst einmal individuell, aber sie geschieht stets in einem gesellschaftlichen Kontext.


    In der Karmalehre des Buddha geht es darum, auf welche Art und Weise unsere eigenen Handlungen die Ursachen für unsere eigenen Erfahrungen von Glück und Leid sind. Dies wird als Prozess beschrieben:

    • Wir führen geistige, sprachliche und körperliche Handlungen durch
    • Diese Handlungen hinterlassen karmische Prägungen in unserem eigenen Geist / Bewusstsein.
    • Wenn diese karmischen Prägungen mit geeigneten äußeren Umständen zusammen treffen, dann entsteht für uns die Erfahrung von Glück oder Leid.

    Hierzulande besteht oftmals das Problem, dass diese drei Aspekte immer mit demselben Begriff, nämlich Karma, bezeichnet werden ohne die Unterschiede zu verdeutlichen.. Dies führt zu vielen Irritationen und Fehlauffassungen der Karmalehre, die Buddha Sakyamuni gelehrt hat.


    Wenn wir eine unheilsame Handlung wie zum Beispiel Lügen durchführen, so erleben wir nicht zwangsläufig gleich nach Beendigung des Lügens die negativen Auswirkungen dieses Handelns. Sie kann sich zwar durchaus noch zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Leben auswirken indem wir das entsprechende Leid erleben. Es kann aber durchaus möglich sein, dass wir die Wirkungen dieser unheilsamen Handlung erst in zukünftigen Leben erfahren werden.


    Nicht jedes karmische Potenzial, das wir in diesem Leben angesammelt haben, überdauert unseren Tod. Nur die karmischen Prägungen, die in diesem Leben nicht zur Erfahrung von Glück oder Leid heranreifen und erfahren werden, gehen mit unserem Bewusstseinskontinuum in die nächste Existenz über.