In der Realität mögen wir alle ja noch sehr weit entfernt von der Verwirklichung dieses Bodhisattva-Ideals sein. Das liegt dann aber vielleicht auch oft an einem falschen Verständnis der buddhistischen Lehre.
Und wie ist das richtige Verständnis der Lehre, egal welcher? Der Bodhisattva im Mahayana ist nicht dasselbe wie im Theravada. Sie jonglieren mit dem Begriff der "Leerheit", der in späteren Traditionen anders interpretiert wird als in früheren. Wer bestimmt dann, was korrekt ist? Nach welchen Kriterien?
Ein Beispiel: Es geht sogar bis in die alten Texte. In den Veden und Upanishaden gab es bereits Konzepte wie Karma und Wiedergeburt. Viele Sutras im Pali-Kanon betonen den Tod und die Vergänglichkeit. Es könnte sein, dass der Buddha einfach das alte Muster übernommen hat, wie viele Forscher argumentieren. Denn wer sollte wiedergeboren werden, wenn es doch dem Prinzip von Anatta widerspricht?
Auch die Buddha-Natur gibt es im Mahayana, im Theravada hingegen, so weit ich weiß, wird nicht davon gesprochen.
Und so weiter und so fort. Es gibt keinen "Buddhismus", wie es provokativ Michael Zimmermann ausgedrückt hat. Eine gute Frage, oder? 
Später hinzugefügt:
Differences Between Theravada and Mahayana Buddhism