Beiträge von Aravind im Thema „Tätige Nächstenliebe im Buddhismus“

    Ich grätsch mal mit meinen eigenen Gedanken hier rein ,weil ich zufällig gerade Zeit habe. :)


    die aktive Nächstenliebe hat. Im Christentum gibt es ja die caritas als eine zentrale Tugend,

    Das finde ich, unabhängig vom Buddhismus, eine wichtige Frage. Die Rolle der Kirchen wird sich in den nächsten Jahren weiter abschwächen. Es muss sekulären Ersatz geben. Weil: Der Bedarf nach Caritas, Nächstenliebe, bleibt auf der gesellschaftlichen Ebene ja da.


    Im Bereich der Kinderbetreuung hat das schon ziemlich gut geklappt, da kenn ich mich ein wenig aus. In anderen Bereichen weiß ich nicht, wo wir da stehen.


    Meine Frau arbeitet ehrenamtlich ein bis zweimal pro Woche in einer Spätschicht als Anlaufstelle für psychisch Notleidende. Diese wird von der evangelischen Kirche getragen. Sie hasst diesen Umstand, nimmt es aber in Kauf, weil sie die Tätigkeit wichtig findet.


    Um die Rolle der christlichen Kirchen zu übernehmen, gibts es IMHO in Europa viel zu wenige Buddhisten. Das ist aber auch gar nicht nötig.


    dass die Motivation zur eigenen Erleuchtung, dem Beenden des Daseinskreislaufs, so im Mittelpunkt steht, dass die aktive Nächstenliebe gar nicht so eine große Rolle spielt.

    Das ist mir sehr rätselhat, in welcher Tradition jemand praktizieren würde, für den Nächstenliebe verzichtbar wäre.


    Gibt es im Buddhismus etwas vergleichbares?

    Ich kenne keine Tradition, in der Dana nicht eine wichtige Rolle spielen würde.


    Die Freigebigkeit ist die geistige Einstellung, für das Wohl anderer Menschen zu wirken. Diese Einstellung muss man aber erst einmal im eigenen Geist hervorbringen. Hat man also auf sich selber achtend diese Einstellung entwickelt, wirkt man für das Wohl der Anderen, weil man auf sie achtet.


    Für mich selbst sind Metta und Dana so wichtig wie Achtsamkeit. (Karuna, Mudita und Upekkha nicht zu vergessen)


    Beide verbinden mich mit der Welt, und helfen mir, mich zu öffnen und mich weniger wichtig zu nehmen.


    Wenn ich freigiebig bin, dann fühle ich mich tatsächlich wohlhabender, materiell und sprituell. Und kann mehr teilen.



    Und Dana ist für mich ein guter Test, um Anhaftungen zu testen.


    Dazu eine kleine Anektode: Ich bin mit meiner Frau durch die Fußgängerzne gelaufen, und um die Ecke war ein Straßenmusiker, den ich nicht ausstehen kann. Insgesamt gebe ich sehr gerne, aber da dachte ich mir nur: Oh nein, nicht der schon wieder mit seiner (wirklich schrecklichen) Musik. Dem geb ich bestimmt nichts.


    Glücklicherweise wurde mir dieser Gedanke bewusst, und ich habe ihm absichtlich etwas gegeben, aber eben un-bedingt, nicht für seine Musik. Wenn ich ihm nur gebe, wenn er mir gefällt, dann ist das bestimmt nicht Dana.


    Meine Frau kam aus dem Grinsen nicht mehr raus, weil sie genau wusste, dass ich ihn nicht ausstehen kann.Und ohne Worte wusste sie, was gerade in mir abgelaufen war. Sehr unterhaltsam!


    Wie gesagt, wie man praktiieren kann ohne Dana, dass kann ich mir nicht vorstellen. Und Dana ist ja nicht an buddhistische Gruppen gebunden. Man kann überall großzügig sein.


    Wie man die heutige Rolle der Kirchen ersetzt, weiß ich auch noch nicht.


    Liebe Grüße,

    Aravind.